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Horror / Mystery Neonomicon

Illister

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Aldo Sax, ein Undercover-FBI-Agent, untersucht scheinbar unzusammenhängende Mordserien. Die Täter weisen untereinander keinerlei Gemeinsamkeiten auf, die Morde selbst wurden dafür bis ins kleinste Detail identisch ausgeführt. Sax kommt mit Hilfe seiner Anomalie-Theorie der Klärung des Falls immer näher, bis er sich selbst zu sehr in die Geschehnisse verstrickt. Was er zuerst für die Folgen einer neuen Droge hält, entwickelt sich zu einem Trip, der weit über seine Vorstellungskraft reicht.

Alan Moore und Jacen Burrows fügen mit Neocomicon ein weiteres Werk in den Cthulhu-Mythos ein. Nur das wir diesmal nicht in die von H. P. Lovecraft erfundene Welt entführt werden, sondern dass Lovecrafts Welt in unsere gebracht wird. Die Geschichte beginnt mit einer Art Vorspann über Aldo Sax und wechselt dann zur Hauptgeschichte über Merril Brears und Gordon Lamper. Die beiden Handlungsstränge werden in der Hauptgeschichte zusammengebracht, ohne zu stark vorwegzuzunehmen, was mit Sax passierte und inwiefern er eine Schlüsselrolle zu ihrem Fall darstellt. Auch Brears und Lamper geraten tief in den von ihnen und ehemals von Sax untersuchten Fall herein und drohen genauso wie ihr Vorgänger darin zu versinken. In beiden Fällen unterschätzte das FBI die Quelle für die abnormen Mordserien, die bis in die 1920er Jahre zurückreichen.
Moore fügt die literarische Welt von Lovecraft als eben solche in seine Geschichte ein – Lovecrafts Werke werden in Moores Geschichte als Fiktion betrachtet, die in die Realität überzugreifen scheint. Damit schafft er es mit seiner Geschichte eine fesselnde Neuinterpretation des Mythos zu liefern, ohne ihn zu verfälschen.
Die deutsche Version ist diesmal auch gelungen. Die Übersetzung gibt den Inhalt dem Originals ebenbürtig wieder, so dass deutsche Leser ohne Angst zugreifen können.

Wie schon erwähnt, werden in diesem Comic zwei Handlungsstränge zusammengebracht, was zeichnerisch auch aufgegriffen wird. Die Seitenaufteilung für Sax verstärkt durch die länglichen Panels noch mehr den Eindruck eines Vorlaufes oder einer Vorgeschichte, während die Storyline um Brear herum horizontale und teils großflächigere Panels benutzt. Der Leser wird also schon durch die äußere Form gut durch die Geschichte geführt. Die von Jacen Burrows und Juan Mar geschaffene Bilderwelt passt ideal zum Cthulhu-Mythos, sie ist mal düster, mal psychedelisch bunt. Die Zeichnungen selbst sind fast schon verstörend detailreich und auch recht realistisch, was wesentlich zum Horror dieser Geschichte beiträgt. Auf dem Klappentext liest man, dass in diesem Comic gezeigt wird, was Lovecraft nicht zu beschreiben gewagt hat – und es stimmt. Schonungslos bekommt man die Bilder gezeigt, die man sich bei Lovecraft nur vage ausmalen wollte. Man kann sich diesen Bildern kaum entziehen, als Leser muss man weiterblättern und weiterlesen, auch wenn auf der nächsten Seite Übelkeit erregende Szenen lauern könnten.

Neben einer kniffligen und intelligenten Geschichte wird dem Leser eine Menge Action und Sex geboten. Beides von der eher unangenehmen Sorte, wohlgemerkt. Da wundert es wenig, dass die Altersempfehlung „ab 18“ ist; diese Graphic Novel ist nichts für schwache Nerven, sondern Horror pur. Da man die Welt Lovecrafts für diese Graphic Novel nicht kennen muss, kann ich sie uneingeschränkt an alle Fans des Horrorgenres empfehlen.

An dieser Stelle möchte ich dem Panini-Verlag danken, dass er diese Rezension ermöglichte.
 
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