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Sci-Fi / Fantasy Lamento

sonic_hedgehog

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Deidre Monaghan ist sechzehn und eine begabte Harfespielerin, an ihrer Schule jedoch eine Außenseiterin und versteht sich eigentlich nur mit ihrem einen besten Freund, James, der selbst Dudelsack spielt. Obwohl sich auch Deidre ihres Talents bewusst ist, hat sie diese Tatsache noch nicht soweit verinnerlicht, dass sie über Nervosität erhaben wäre. Vor einem Auftritt im Rahmen eines Musikwettbewerbs tritt mit Luke Dillon plötzlich ein äußerst attraktiver Junge in ihr Leben, der sie versteht und für den Deidre sofort entflammt. Doch gleichzeitig mit Luke treten auch Seltsamkeiten in ihr Leben – seien es die vielen vierblättrigen Kleeblätter, die sie findet, seien seltsame Menschen (?), die ihr begegnen. Und auch Luke selbst umgibt ein Geheimnis, sei es dass er keine Vergangenheit und kein eigenes Leben zu haben scheint, sei es dass Deidres Großmutter mit spontaner und heftiger Ablehnung auf Luke reagiert. Deidre erfährt, dass ihre Familie immer wieder die Aufmerksamkeit des schönen Volkes, der Feen auf sich gezogen hat und auch Deidre nun in einem Alter ist, in dem die Feen ihre Spiele mit ihr treiben wollen. Doch diese Spiele sind mitnichten harmlos und auch Lukes Motive in Deidres Leben zu treten sind nicht lauter. So gerät Deidre in ein gefährliches Spiel um Macht und Liebe, aus dem einzig die Liebe, die zwischen ihr und Luke erwächst, Hoffnung auf ein gutes Ende gibt.

Lamento, Maggie Stiefvaters Debutroman, entwirft eine interessante Phantasiewelt. Das Motiv der Feen, die sich in das Leben Sterblicher einmischen und diese gefährden, ist zwar ebenso alt wie das Motiv des Dreiecks der Liebe eines jungen Mädchens zu einem Fabelwesen und der Beziehung zu ihrem besten Freund, Maggie Stiefvater schafft es aber, dies nicht altbekannt klingen zu lassen. Und das liegt an der Liebe, mit der sie ihre Figuren entwirft: Luke, der geheimnisvolle Gesandte aus de Feenwelt, der sich wider besseren Wissens in sein Opfer verliebt und zwischen dieser Liebe und seinem Überlebenswillen gefangen ist, James, der als treuer Freund seine Gefühle nicht auszusprechen wagt, obwohl sie jeder (außer Deidre natürlich) in seinem Gesicht lesen kann. Aber auch Deidre, die im Gegensatz zu anderen erfolgreichen Romanen des Genres nicht bereit ist, das Heft aus der Hand zu geben. Auch wenn sie, teenagertypisch, komplett für Luke entflammt ist, ist da doch noch die innere Stimme, die sie warnt, den Kopf vollständig zu verlieren und die ihr eine Selbstständigkeit gibt, die andere Heroinen vermissen lassen. Sehr dankbar ist man der Autorin auch, dass sie trotz einiger Zurückhaltung darauf verzichtet, ihre Protagonisten fast asexuell darzustellen – wie jeder Teenager verbinden sie mit Liebe auch Sehnsüchte, die nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Auch wenn man bei einigen Nebenfiguren wie Deidres Mutter oder Tante diese Liebe zum Detail vermisst, sind da andere (wie ihre Kollegin in der Eisdiele) die man, obwohl ihr Beitrag zur Geschichte eher gering ist, bildlich vor Augen hat und in sein Herz schließt.

Maggie Stiefvater gelingt es mit leichter Hand den Leser in eine Welt zu ziehen, in der irische Sagen mit Volksliedern, aber auch Alternativemusik zu einer Einheit verschmelzen und in der das Netz der Feen sich nahezu unmerklich immer enger um die Protagonisten schließt. Ein Netz, in dem Deidre Gefahr läuft sich zu verlieren und zu Entscheidungen gezwungen ist, die niemand treffen will.

Lamento ist ein gelungener Roman aus dem Genre der sogenannten Young Adults Fantasy. Seine Schwächen sind dabei ebenso offensichtlich wie seine Stärken. Die Geschichte, so schön sie erzählt wird, folgt den althergebrachten Mustern einer Dreiecksbeziehung unter Jugendlichen die auf ein bald vorhersehbares Ende zusteuert. Auch wenn es der Autorin gelingt aus den Mustern des jungen verliebten Mädchens, des geheimnisvollen Fremden und des besten Freundes faszinierende und vielschichtige Protagonisten zu schaffen, scheitert sie im selben Ansinnen bei den Antagonisten. Deren Motive bleiben teils nebulös und sie folgen den alten Fehlern, ihre Chancen nicht zu nutzen. Das Ziel jedoch, einen Roman zu schaffen, an dem nicht nur junge Mädchen, sondern auch erwachsene Leser auf der Suche nach einem leicht zu lesenden Fantasyroman ihre Freude haben werden, ist Stiefvater gelungen. Auch der PAN-Verlag (aus dem Verlagshaus Droemer-Knaur), der sich in Deutschland des Buches angenommen hat, soll an dieser Stelle lobend erwähnt werden – der Satz des Buches ist wunderschön (und hier in einer Leseprobe zu bewundern)!

Die Autorin, die vor kurzem auch den Nachfolger zu Lamento veröffentlicht hat (VÖ in Deutschland tba), lebt mit Mann und Kindern in Virginia und führt als Schriftstellerin und Künstlerin nach eigener Aussage ein „wildes Hippieleben“.

Mein Dank gilt dem PAN-Verlag, der mir die Möglichkeit gab, dieses Buch zu rezensieren.
 
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