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Sci-Fi / Fantasy Kalte Krieger

Integra

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Thomas Plischkes Roman setzt mit einer wilden Jagd auf eine junge Frau und deren Tod ein. Die Stimmung des actionreichen Prologs läßt er aber sofort wieder fallen, zugunsten zunächst harmloser Ferienidylle:
Es ist das Jahr 1999 - Die fünfzehnjährige Nina Walters fährt für drei Monate in ein Feriencamp, das in einer Broschüre mit den Worten “positive, persönlichkeitsfördernde Erfahrungen in einem kreativen Umfeld” beworben wird. Schon auf der Hinfahrt lernt sie Jewel, ein aufmüpfiges Gothic-Gör, kennen und freundet sich mit ihr an. Harmlose Teenie-Lästereien über die anderen Camp-Insassen und vornehmlich die beiden zwanghaft gutgelaunten Betreuer Alex und Melissa wechseln sich ab mit ebenso harmlosen, aber fürchterlich tragischen (kennen wir alle) Romanzen.

Ein zweiter, neun Jahre später spielender Handlungsstrang, dreht sich um die Psychologiestudentin Amy Marsten, die sich gerade um ein Praktikum in der Praxis des Therapeuten Michael Beaumont bewirbt, sich jedoch unversehens in den Ermittlungen um den Tod einer jungen Frau und der Suche nach oben genannter Nina Walters wiederfindet.

Die sich kapitelweise abwechselnden Handlungsebenen sind geschickt miteinander verflochten und offenbaren Stück für Stück ein Mosaik von Seltsamkeiten, die sich um das Camp, den merkwürdigen Betreuer Alex und seine Schützlinge ranken. Schnell wird dem Leser klar, dass einige Bewohner des Camps mit übernatürlichen Fähigkeiten gesegnet sind und die diversen Workshops nichts anderes als Tests, um diese Individuen auszusondern und zu trainieren. Obwohl mit anderem Hintergrund versehen, kann man hier deutliche Parallelen zu “Prof. Xavier's School for Gifted Youngsters” und den X-Men ziehen.
Dass jedoch irgendwas bei der Förderung der begabten Teenies schrecklich schief gegangen sein muss, ahnt man, wenn man den Ermittlungen von Amy und Mr. Beaumont folgt, die ein ziemlich verstörendes Bild von der nunmehr erwachsenen Nina zeichnen.

Im Umgang mit seinen Protagonisten, zeigt Hr. Plischke sehr viel Fingerspitzengefühl und modelliert wirklich vielschichtige und glaubhafte Charaktere, die – obwohl nicht immer Sympathieträger – den Leser um ihr Schicksal bangen lassen.

Die Handlung wird hauptsächlich in Dialogen voran getrieben, die nur häppchenweise Informationen preis geben. Dennoch baut Thomas Plischke sehr schnell Spannung auf, die das Buch zum regelrechten Pageturner macht. In bester Akte X-Manier ergeht er sich in Mutmaßungen und Andeutungen, läßt den Leser rätseln und puzzeln und lüftet erst ganz zum Schluss den Vorhang für den ganz großen Showdown. Der gerät ziemlich cineastisch, rasant und actionreich und ruft Erinnerungen an diverse Szenen in Genrefilmen und Comics wach.

Insgesamt ist “Kalte Krieger” ein sehr nettes Superhelden—Mysterykrimi-Potpourrie, das man so schnell nicht wieder aus der Hand legt, wenn man erstmal damit begonnen hat. Die fehlende Action in den ersten zwei Dritteln und die teilweise großspurigen Monologe einiger Charaktere, verzeiht man angesichts des wohlgelungenen Ganzen.


Zum Autor:

Thomas Plischke wurde 1975 in Ludwigshafen am Rhein geboren und studierte zunächst Psychologie sowie Sozialwissenschaften in Mannheim, absolvierte dann aber eine Ausbildung als Verlagskaufmann, um schließlich in Hamburg ein Studium der Amerikanistik, Anglistik und Medienkultur aufzunehmen.
Schon seit frühester Kindheit setzte er sich mit der Phantastik in all ihren Spielarten auseinander; mit dem Studium wurde diese Berufung schließlich auch zum Beruf. Er lebt als freier Autor gemeinsam mit Mann und Frau in der Hansestadt Hamburg.
Zu seinen bisherigen Werken zählen eine Reihe von Romanen, zwei preisgekrönte Kurzgeschichten und ein prämiertes Theaterstück.
Im Moment arbeitet er am dritten und vierten Band der Zerissenen Reiche.

Mein Dank geht an den Piper-Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.
 
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