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Horror / Mystery Die Zombies

Integra

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Lily Young ist Studentin der Anthropologie in London und schreibt an ihrer Doktorarbeit über die welweite Verbreitung von Mythen über menschenfleischfressende Untote. Einen Bezugspunkt zu diesem doch etwas abseitigen Thema liefert ihr der aus der Karibik stammende Grossvater, der dem Voodoo und Zombieglauben – sehr zum Missfallen der übrigen Familie – zuneigt.

Nach dessen Beerdigung wird sie noch auf dem Friedhof von dem mysteriösen und gut aussehenden Viktor angesprochen. Trotz der Warnungen ihrer WG-Mitbewohnerin, geht sie mit ihm aus. Wohl auch, um Gottlieb, ihrem langjährigen Freund, eins aus zu wischen. Der hat sie nämlich sitzen lassen.
Das erste Date mit Viktor beginnt stilvoll: Eine Limousine mit Chauffeur, Champagner und ein abgefahrener Club lassen Lily schnell alle Vorbehalte vergessen.
Schlecht für sie – denn schon am nächsten Tag ist sie kein Mensch mehr!

Gottlieb indessen ist weder der langweilige deutsche Soziologiestudent, noch hat er Lily mit einer anderen Frau betrogen: Er ist der Erbe einer Dynastie von Zombiejägern, die offenbar über soviel Geld und Einfluss wie der Vatikan und die militärischen Möglichkeiten einer kleinen Armee verfügen. Nach dem Tod seines Vaters hadert er ein wenig mit seinem Schicksal, fügt sich aber schliesslich und arbeitet sich ein: Indem er mal eben drei Zombies "tötet", die seine Untergebenen für ihn aufgetaut haben.

Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass sich die Wege der drei Hauptpersonen wieder kreuzen und dass es auf die alte Geschichte "Zwei-Männer-kämpfen-um-ein-Frau" hinausläuft.

Herr Plischke hat sich viel vorgenommen in diesem doch recht umfangreichen Buch, aber die Mischung stimmt diesmal irgendwie nicht so ganz. Im ersten Kapitel "Infektion" erzählt er von Lilys Verwandlung in eine lebende Tote und ihrer Romanze mit Viktor, der sehr an einen Edelvampir im Stile von Bela Lugosi erinnert. Das Kapitel wäre unerträglich kitschig, wenn es nicht immer von Auszügen aus Lilys Recherchen über Zombies unterbrochen wäre. Die sind wirklich lesenswert, bedauerlicherweise werden sie nicht durch das ganze Buch fortgesetzt, sondern enden im ersten Drittel.

Das zweite Drittel "Inkubation" widmet sich Gottlieb und seiner "Arbeit" als Zombiejäger und schlägt wieder einen ganz anderen Ton an: Mit einigen skurrilen Ideen gewinnt Herr Plischke hier dem Genre einige neue Facetten ab und unterlegt sie gleich mit einer eigens geschaffenen Mythologie. Das hat Witz und ist an manchen Stellen sogar spannend.

Im letzten Kapitel "Eruption" werden die Handlungsfäden wieder zusammengeführt und es kommt zu einem genregerechten, cineastischen Showdown, mit massenhaft Untoten, schweren Waffen und ein bischen Herzschmerz.

Insgesammt wirkt Plischkes zweiter Ausflug in die Urban Fantasy ein bischen arg konstruiert, sehr klischeebeladen und eine Spur zu routiniert geschrieben, um wirklich gut zu sein. Zu Gunsten einer 0815-Lovestory, die zuviel Raum einnimmt, vergibt er sich die Chance, die wirklich interessanten Charaktere im Umfeld von Gottlieb näher zu beleuchten und in eine spannungsreiche und actiongeladene Handlung zu verstricken.

Manche Szenen wirken unfreiwillig komisch – wenn Viktor seine Köpfe füttert, ruft das sofort Assoziationen mit Futurama hervor und lässt kaum Stimmung aufkommen (zumindest keine gruselige).

Der Showdown zeigt, was möglich gewesen wäre: Davon, Herr Plischke, hätte ich das nächste Mal gerne MEHR!!!! Das war nämlich exzellent.

Zum Autor:

Thomas Plischke wurde 1975 in Ludwigshafen am Rhein geboren und studierte zunächst Psychologie sowie Sozialwissenschaften in Mannheim, absolvierte dann aber eine Ausbildung als Verlagskaufmann, um schließlich in Hamburg ein Studium der Amerikanistik, Anglistik und Medienkultur aufzunehmen.
Schon seit frühester Kindheit setzte er sich mit der Phantastik in all ihren Spielarten auseinander; mit dem Studium wurde diese Berufung schließlich auch zum Beruf. Er lebt als freier Autor gemeinsam mit Mann und Frau in der Hansestadt Hamburg.
Zu seinen bisherigen Werken zählen eine Reihe von Romanen, zwei preisgekrönte Kurzgeschichten und ein prämiertes Theaterstück.
Im Moment arbeitet er am dritten und vierten Band der Zerissenen Reiche.

Mein Dank geht an den Piper-Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.
 
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