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Sci-Fi / Fantasy Die Halblinge des ewigen Hains - Die Zerrissenen Reiche 3

Luzifer

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Anlässlich der Rezension der beiden Vorgänger „Die Zwerge von Amboss“ und „Die Ordenskrieger von Goldberg“ adaptierte ich den sehr besonderen Sprachgebrauch des Autors aus diesen Romanen und erklärte: Thomas Plischke – Deine Arbeit wird Bestand haben! Was soviel bedeutet, dass es sehr gute Arbeit war. Und sie hatte nun auch im wörtlichen Sinn Bestand, denn sie wurde in dem vorliegenden dritten Teil fortgesetzt und die Fantasyromanreihe mit dem Titel der „Zerrissenen Reiche“ geht weiter.


Die Bundessicherheit schickt ihren besten Halbling nach Stahlstadt, um dort den Mörder einer elitären Beamtin zu finden. Bei Befragungen und der Aufklärung von Sachverhalten, hat Anini 29-3 seine ganz eigenen Methoden und Vorgehensweisen, die meistens auch zum Ziel führen. Nur seinen letzten Auftrag konnte er nicht wirklich erfüllen: Garep Schmied und Sira von Wolfenfurt - beide Feinde des Bundes - nicht nur durch das halbe Land zu hatzen, sondern auch zu fangen. Den Beiden gelang es in die Menschenstadt Meerschaum zu gelangen. Dort kommen sie u.a. wieder mit Siris und Himek und zusammen, im Schlepptau Oji.

Gareps ehemalige Schülerin, Karu Schneider, hat es zusammen mit Rinul Plattenstemmer nach Stahlstadt verschlagen. Dort kommen sie bei Widerständlern unter, da Karu mittlerweile zu viel gesehen hat, als dass sie dem Obersten Vorarbeiter (Kanzler) noch dienen könnte. Der Tod der Verwaltungsbeamtin Eluki, deren Mord Anini aufklären soll, führt ihn direkt zu den Freibündlern, was lange nicht so zufällig ist, wie es anfangs erscheinen mag. Ein Aufeinandertreffen mit Karu und Rinul wird unvermeidlich. Ist durch das Auftreten des Agenten der Bundessicherheit ein Verräter in ihrer Mitte äußerst wahrscheinlich.

Währenddessen ist Sira von Wolfenfurt nahezu besessen eine Waffe der Herren zu finden mit dem wenig bescheidenen Namen "Auslöscher" - zum Einsatz im Krieg gegen die anmarschierenden Zwerge. Unglücklicherweise ist sie komplett abgebrannt, genauso wie ihr Bruder. Lediglich ihr Name hat noch einen guten Klang. Und die Rechte und die Stellung der Familie will auch mit anderen diskutiert werden. Allerdings erschwert die Familiengeschichte der von Wolfenfurts einen problemlosen Ausweg. Siras und Siris Mutter hat darüber hinaus eigene Pläne mit den Kindern, denen sie nach wie vor den Tod des Vaters nachträgt. Eine zusätzliche Erschwernis – aber auch eine Chance – stellt die Ankunft der Elfen dar, die unter anderem für ihre ganz eigenen, außergewöhnlichen Waffen bekannt sind. Wie sehr Schein und Sein sich voneinander unterscheiden kann, wird nicht nur im Umgang mit diesen sehr fremden Wesen deutlich.



Der Autor liebt es Handlungsstränge auseinander zu ziehen, sie zu verknoten und zu verknüpfen um sie dann wieder zu entzerren, wie die Nornen es in der germanischen Mythologie mit den Lebensfäden tun. Hier führt er einerseits die Fäden von den bereits bekannten Figuren Karu und Rinul, sowie den von Anini 29-3 und seiner Partnerin Ekela 30-9 nach Stahlstadt. Namensgeber der Stadt ist das – nicht nur für den Krieg – wichtigen Stahl. Der Stahl wird in diesen Tagen hauptsächlich für Waffen und Panzerungen verwendet. Die Esse des Bundes brodelt und zischt. Während brave Arbeiter dort ausgebeutet werden, werden reiche Zwerge an den richtigen Stellen noch mächtiger. Alles überwacht von der Bundessicherheit. Ihr größter Dorn im Auge: die Freibündler. Diese Widerständler, denen sich Karu und Rinul angeschlossen haben, sind trotz aller Freiheitsliebe und hehren Absichten ebenfalls mit Schuld beladen. Drogen, Schmuggel, Prostitution sind nur ein Teil ihrer dunklen Geheimnisse.

Schleichend aber unaufhaltsam wird der Wind, welcher den Menschen im Bund, entgegenschlägt auch immer stärker und unnachgiebiger. Menschenlager werden eröffnet, von denen sich Reiche frei kaufen können. Wie lange das Netz aus Korruption – welche den gesamten Bund durchzieht - noch diese wenigen Ausnahmen unter den Menschen trägt, ist eine Frage der Zeit.

Die anderen Stränge verweben sich in Meerschaum, wo Sira sich ihrer Mutter entgegen stellen muss, welche ihr die Schuld an dem Tod ihres Vaters gibt, obwohl Siris ihn tötete – in einem Akt der Notwehr, als jener wiederum Sira ermorden wollte. Die Mutter plant aber Großes mit ihrem Sohn, weswegen die Wiederkehr der Tochter ein notwendiges und kalkulierbares Übel darstellt. Viel umstürzender ist das Erscheinen der undurchschaubaren Elfen, mit denen Sira verhandelt. Hat sie schließlich eine besondere Waffe gegen die Zwerge im Sinn. Aber die eleganten und dennoch angsteinflößenden Elfen haben auch ihre eigenen Pläne.


Hervorragend wie eh und je webt Thomas Plischke seine Gesellschaftskritik in den Roman ein, in dem man viele dunklen Stunden der Historie wieder findet. Ein Ausweg wird noch nicht gewiesen, aber lässt auf den (bzw. einen der) Nachfolger hoffen.


Wie schon in den beiden Teilen zuvor ist auch der Sprachgebrauch von Plischke derart einfach, wie gleichzeitig auch genial, um die Atmosphäre des Romans zu tragen. Und zwar dank einfachster Mittel und Bezeichnungen, die insgesamt manchmal auch etwas an eine Blumenwiese erinnern. "Kiesel", "Schutt", "Setzling", „den Acker pflügen“, etc., mögen an die Arbeit auf dem Felde erinnern, stehen hier aber für Zwergenkinder, Quatsch, Kinder von Halblingen und Geschlechtsverkehr.


Stilistisch bleibt der dritte Teil seiner Serie treu und baut auf der eigenen Fantasywelt auf, die Plischke in den Vorgängern baute und in diesem Teil verfeinert und mit noch mehr Leben und Details versieht. Einige Elemente – besondere an der Technik der Zwerge - erinnern an das Steampunk-Genre. Fest zuordnen lassen sich die „Zerrissenen Reiche“ allerdings nicht unter eine einzelne Schublade.


„Die Halblinge des ewigen Hains“ ist ein würdiger Nachfolger des zweiten Teils, der selbst einige Stränge offen ließ, welche der dritte Teil dankbar aufgriff. Klar ist aber auch, dass ein vierter kommen wird. Die Hauptcharaktere der Romane sind herangereift und haben sich mehr oder weniger entwickelt. Das bisherige Potential hat aber noch Raum um zu wachsen.


Neben einer Karte der Welt in welcher der Roman spielt befindet sich im Anhang ein „Dramatis Personae“, welches dringend notwendig erscheint ob der Vielzahl an neuer Protagonisten. Schön ist die einhergehende Beschreibung der Personen. Weniger schön ist der Wechsel des Layouts des Buches durch den Verlag, zumal er nicht notwendig erscheint. Nun stehen also in der Ersterscheinung unterschiedliche Buchrücken im Regal. Wichtiger ist aber natürlich, dass der Inhalt des Buches gut ist, und das hat der Autor geschafft.


In Hoffnung auf einen baldigen vierten Teil:


Thomas Plischke, deine Arbeit wird Bestand haben!


Vielen Dank an den Piper Verlag, welcher diese Rezension ermöglichte.
 
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