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Sci-Fi / Fantasy Die Ordenskrieger von Goldberg - Die Zerrissenen Reiche 2

Luzifer

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Die Ordenskrieger von Goldberg“ ist der zweite Teil der Fantasyromanreihe von Thomas Plischke um die Zerrissenen Reiche der Menschen. Direkt an den Auftaktroman „Die Zwerge von Amboss“ anschließend führt der Autor seine Geschichte fort und leitet den Leser dabei weg aus der Heimat der Zwerge auf den Kontinent der Menschen, die im tief sitzenden Zwist zerstritten sind.

Garep, der ehemalige Sucher – was im Lande der Zwerge ungefähr dem Beruf eines Kriminalkommissars entspricht – ist zum Gejagten geworden. Zusammen mit seiner menschlichen Geliebten, der Predigerin Arisascha von Wolfenfurth, musste er aus dem Zwergenbund flüchten. Und zwar zur See. Nachdem er eine Verschwörung innerhalb höchster Ämter des Bundes, die bis zu Teilen der Regierung reichten, ansatzweise aufgedeckt hatte, war Garep seines Lebens nicht mehr sicher. Mit der Bundessicherheit als Feind, welche ausschließlich von Halblingen geleitet wird, war an ein weiteres Ermitteln nicht mehr zu denken.
Nichts anderes blieb ihm übrig, als sich auf ein Schiff in die Zerrissenen Reiche zu begeben und möglicherweise ein neues Leben unter Menschen zu beginnen. Mit Hilfe von Arisascha wird er langsam in die Traditionen und die Lebensweise der götterfürchtigen Menschen eingeführt, was bei einem sturen Zwerg natürlich nicht heißt, dass er diese Regeln akzeptiert. Ist für einen Zwerg einzig und allein die Vernunft maßgebend und keine Ehrfurcht vor den „Herren“, wie die sechs Götter der Menschen bezeichnet werden.

Auch Arisaschas Bruder, Siris, musste sein Heil in der Flucht suchen, nachdem sie sich von Arisascha und Garep trennten. Zusammen mit Himek, dem Leiböffner (= Chirurg) und Sohn von Garep, schlossen sie sich heimlich der zwergischen Armee an, die in dieser Zeit mehr Rekruten denn je suchte. Schließlich hatte die Regierung den Zerrissenen Reichen den Krieg erklärt und mobil gemacht. Damit reagierte der Oberste Vorarbeiter (entspr. einem Kanzler oder Präsidenten) auf die jüngsten Morde durch Menschen an Zwergen und die vermeintliche Revolution der Menschen im Zwergenreich. Hierdurch wurde eine derart große Gefahr für dir Ordnung im Bund gesehen, dass es nur vernünftig sein konnte die Wurzel des Übels auszumerzen – und die wächst in den Landen der Menschen.
So ein Zufall, dass durch diesen Krieg die steigende Arbeitslosigkeit unter den Zwergen, sowie die drohende Rezension der Wirtschaft keine Rolle mehr spielten.

Ein Ziel der technisch überlegenen Streitmacht der Zwerge ist Goldberg. Ein Kloster der Sekte der „Bewahrer“, einer Glaubensrichtung, die sehr radikalen Dogmen folgt und sie auch lebt. Dazu kommt, dass sie im Goldberg selbst unzählige Artefakte und Schätze der „Herren“ selbst behüten, was ihnen eine besondere Bedeutung zukommen lässt.
Siris, der Bestienjäger, ist an der Belagerung des Goldbergs zunächst selbst beteiligt, spielt aber ein doppeltes Spiel. Sind ihm die „Bewahrer“, insbesondere ihre Anführerin, nicht unbekannt.
Und während im Bund die ehemalige Sucherin Karu Schneider (und zuvor Auszubildende unter Garep) weiter nach den Drahtziehern der Verschwörung forscht, welche viel größer zu sein scheint und länger in der Geschichte zurück reicht, als dass sich ein Zwerg das vorstellen könnte, kommt es zum Kampf am Goldberg. Siris muss sich für eine Seite entscheiden, und auch Himek – sein ständiger Begleiter – muss zu sich selbst finden.

Garep macht währenddessen durch einen großen Zufall, gestrandet auf einer Insel, eine Begegnung mit einem menschlichen Denker, der die Rätsel um die Götter auflösen möchte. Hierbei werden er und Arisascha mit in eine gefährliche Unternehmung gezogen.


Nachdem alle Protagonisten im ersten Teil sehr schnell zusammen gefunden hatten, werden sie für „Die Ordenskrieger von Goldberg“ zu Beginn wieder getrennt. Neben den bekannten Figuren werden zusätzlich noch weitere wichtige Charaktere eingeführt, wie z.B. Esavintje von Goldberg, der Anführerin der Bewahrer. Die Kapitel sind jeweils aus Sicht eines dieser Protagonisten. So spaltet sich der Plot an manchen Stellen in bis zu sechs unterschiedlichen, parallele Handlungssträngen auf. Das führt gelegentlich zu einem geringen Verlust der Übersichtlichkeit. Der allgemeinen Spannung ist diese Art der Erzählweise zwar einerseits förderlich, denn jedes Kapitel endet mit einem Aufhänger, der erst im nächsten Kapitel des jeweiligen Charakters aufgeklärt wird. Diese Vorgehensweise erinnert andererseits sehr an die Werbeeinblendungen im Fernsehprogramm und beginnt, genauso wie im TV, auch im Buch nach einer gewissen Zeit an zu nerven.

Leider bleibt der erhoffte Höhepunkt am Ende des Romans nahezu aus. Der zuvor aufgebaute Spannungsbogen flacht ab und wird in den folgenden dritten Teil getragen.

Thomas Plischke hat mit der Reihe um die Zerrissenen Reiche nicht nur eine Kontinent, sondern eine ganze Welt erschaffen, die er bis ins kleinste Detail farbenfroh, nachvollziehbar und facettenreich ins Leben gerufen hat. Einmalig ist das Gesellschaftssystem der Zwerge herausgearbeitet. Mit psychologischer und soziologischer Raffinesse hat er der vordergründigen Vernunft der Zwerge das religiöse Verständnis der Menschen entgegen gestellt, was zu vielen eingängigen Vergleichen und Schlussfolgerungen führt – wenn der Leser sie auch meistens selbst ziehen muss.

Nach wie vor unerreicht ist die sprachliche Vielfalt, mit denen der Autor das Selbstverständnis der Zwerge und Halblinge, aber auch den religiösen Kult der Menschen zum Leben erweckt. Auf simple Art und nur durch den Gebrauch von Bezeichnungen wie zum Beispiel die militärische Rangeinteilung verschafft dem Leser eine tatsächliche Vorstellung von den Abläufen und der gewachsenen Struktur der Zwerge. So ist eine „Hand“ ein Trupp aus 4 Soldaten und einem „Daumen“ – dem Truppführer. Zwei Truppführer sind dem Kommando der „Axt“ unterstellt, welche die Hand symbolisch hält. Und die Kommandeure im Range einer „Axt“ sind dem „Schärfer“ unterstellt. Diese und weitere auf Anhieb logischen Wortspiele, ohne dabei auf neue oder fremdsprachliche Wortkreationen angewiesen zu sein, ziehen sich durch den gesamten Roman und bereichern ihn.


Die Ordenskrieger von Goldberg“ ist eine gelungene Fortsetzung in der Romanreihe um die Zerrissenen Reiche. Durchaus spannend und unterhaltsam weist das Buch aber leider hin und wieder weniger eindringliche Passagen auf. Es führt insgesamt dazu, dass man den Roman als Brückenstück zum dritten Teil versteht. Der Autor platzt geradezu vor Ideen und lässt den Leser an seiner fantastischen Welt teil haben. Allerdings ist manchmal weniger mehr und der Leser hat Mühe nicht den Anschluss zu verlieren. Das Gesamtbild verliert man aber nie aus dem Auge und es ist einfach gut gelungen.

Wer „Die Zwerge von Amboss“ gelesen hat, wird den zweiten Teil ohnehin verschlingen. Wer die Romanreihe noch nicht kennt, dem kann sie getrost empfohlen werden. Sie wird hoffentlich im Sommer 2010 fortgeführt. Ein Titel des Nachfolgers ist noch nicht bekannt. Näheres zu dem Projekt kann auf der Homepage des Autors in Erfahrung gebracht werden.

Thomas Plischke, deine Arbeit wird Bestand haben!

 
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