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Sci-Fi / Fantasy Hundstage (Fünfteilige Novellenreihe)

Luzifer

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Nach der fünfbändigen Reihe „Der Kristall von Al`Zul“ brachte FanPro dieses Jahr erneut eine fünfteilige DSA-Novelle von insg. 4 verschiedenen Autoren heraus: Hundstage. Die broschierten Hefte sind im Din A6-Format, hochglanz-coloriert und führen den Leser tief hinein in die Schwarzen Lande.

Hundesöhne - Carolin Möbis


Ein Borongeweihter schickt eine Gruppe von todgeweihten Taugenichtsen, Meuchlern, Mördern und skrupellosen Söldnern aus dem Mittelreich nach Schwarztobrien. Das Ziel ist es den jungen Travin zu finden, welcher unschätzbares Wissen über die Heptarchien besitzen soll. Und obwohl der Trupp aus einer göttergefälligen Anzahl an Mitglieder besteht, befinden sie sich bald auf götterverlassenem Boden und verfallen auch bald der dunklen Seite des Landes. Zank, Missgunst und Unverständnis bringen die Gruppe nicht so gut voran, wie es eigentlich geplant war. Und dann gibt es ja auch immer noch zahlreiche Schwarzmagier, Paktierer und letztlich auch dämonisches Pack auf dem Weg zwischen den Hundesöhnen und ihrem Auftrag.


Die Autorin des Auftakts, wie auch des großen Finales ist auch gleichzeitig die Lektorin der Zwischenbände und hielt somit vermutlich die Fäden, unter anderem auch den roten, in ihrer Hand. Von der gleichen ging ihr ein gut beschriebener Erster Eindruck von den Protagonisten der Novellenreihe. Auch wenn die Anzahl der vermeintlich wichtigen Personen in dem doch eher dünnen Büchlein zunächst etwas hoch gegriffen ist und leicht verwirrt. Dank einiger unfreiwilliger Tode, welche in den Schwarzen Landen nun mal an der Tagesordnung stehen, verringert sich aber die Zahl der Antihelden und der Leser erhält einen besseren Überblick. Schön an der Novelle ist, dass sie ohne Umschweife startet und direkt zur eigentlichen Handlung über geht. Die Tiefe der Protagonisten bleibt hierbei zwar etwas auf der Strecke, aber zumindest einer kleinen Zahl an (Anti)Helden, wie z.B. dem späteren Anführer der Gruppe Anturon, kann Caroln Möbis schon mal ein buntes Gesicht geben. Mit erfrischender Nebensächlichkeit vermag sie es dann auch noch das Auftauchen eines Dämons in den Schwarzen Landen herunter zu schreiben, als ob es ein Niesen wäre.



Hundswache - Henning Mützlitz


Travin ist befreit, aber etwas ist schief gelaufen und der Rest der Söldnergruppe kann nicht wie geplant aus den verfluchten Landen fliehen. Neben Zwist innerhalb der Gruppe, die sogar in Mord endet, was die Kampfkraft des Trupps nicht unwesentlich verringert, legt sich auch eine Aussichtslosigkeit an den Tat. Anturon, ein Söldner aus Al’Anfa, versucht fortan etwas Struktur in die Bande von Tunichtguten zu bringen. Unterstützung erhält er dabei von einem ehemaligen Ritter namens Gladius. Da der Weg über das Wasser scheiterte ziehen die Dezimierten zusammen mit Travin, welcher sich in den Künsten Peraines geübt hat, in Richtung Warunkei, das Land des untoten Drachens Rhazzazor. Und irgendwo im Schatten verbirgt sich zudem noch ein verfluchter Verfolger.


Die Geschichte wird vom ersten Teil nahtlos aufgenommen und weitererzählt. Veränderungen in der Art und Weise der Erzählung sind zwar zu erkennen, allerdings geht der Handlungsfaden in gleicher Geschwindigkeit weiter.



Hundeleben - Christian Humberg


Alle Vorsicht hat nichts genutzt und Anturon, Gladius, Travin und der klägliche Rest sind gefangen genommen worden. Die Gefangenschaft führt sie in Kurzgans Arena in der Warunkei. Um dort zu überleben, sind sie gezwungen das sadistische Spiel des Arenaleiters mitzuspielen. Aber viel Zeit haben sie nicht, denn sie müssen Travin mehr denn je aus den Schwarzen Landen bringen. Zumal der vermeintliche Kor-Geweihte und Kriegstreiber Wulf Korninger hinter Travin und seinem Wissen her ist, und bereits mit seinem Heerwurm auf Kurzgans Arena zuhält.


Was wäre die Warunkei ohne ihre Arenen. Fast schon klischeehaft verschlägt es die erneut stark verkleinerte Gruppe in die fast schon Rollenspieltypische Sklaverei, mit Endstation Zweikampf in einer Arena. Die Art und Weise, wie der Autor allerdings einen Lösungsweg aus dieser scheinbar hoffnungslosen Lage vorgibt ist neu.

Auch Christian Humberg hält gewissenhaft die erzählerische Linie der beiden Vorgänger ein und führt auf seinen 60 Seiten die Geschichte weiter. Allerdings findet die mittlerweile übersichtliche Zahl an Personen nun Zeit sich etwas mehr mit sich selbst und ihren Motiven zu beschäftigen. Was soll man auch sonst tun, wenn man nicht gerade kämpft und mit viel Zeit im Kerker sitzt?


Hundeelend - Dorothea Bergermann


Eben noch die Gefangenschaft der Arena hinter sich lassend, müssen sich die Gefährten – zu dem sind sie nämlich mittlerweile, wenn auch unfreiwillig, geworden – einer erneuten Bedrohung gegenüber sehen. Auf Burg Ehrenfried, oder dem was davon übrig blieb, versuchen sie einen ihrer Begleiter zu heilen. Aber Wulf Korninger ist dicht an ihnen dran. Zudem spielen einige andere höhere Mächte in der Burgruine ihr eigenes Spiel, in das die Gruppe geraten ist. Die Frage ist, ob alle ihnen böse gesonnen sind.


Dorothea Bergermann wurde der Part der Geschichte zugeteilt, der etwas mystischer gehalten ist und die Geisterhafte Komponente der Schwarzen Lande darstellt. Die Darstellung dieser Wesen und der Interaktion mit den Gefährten gelingt ihr gut. Und auch wenn manche Handlungen der Gefährten bzw. ihrer Gegenspieler leicht vorauszusehen waren, gibt es dennoch zwei überraschende Offenbarungen im vierten Teil der Reihe.



Hundsfott - Carolina Möbis


Nochmal von der Burg entkommen müssen sich die Gefährten schließlich ganz weltlichen Bedrohungen der Natur und ihrer Bewohner gegenüber sehen, während der Kor-Söldner ihnen unerbittlich auf den Fersen bleibt. In den Trollzacken müssen sie sich ihm und noch anderen Gegnern endlich stellen. Und nicht jeder wird dieses Gebirge lebend verlassen.


Wie in einem PC-Adventurespiel a la „Indiana Jones“ wird der klägliche Rest der ehemals 12 Söldner von Zwängen hin und her geschoben, um endlich in das Mittelreich fliehen zu können: Erledige Auftrag C, um an Objekt B heran zu kommen, um den Troll A zufrieden zu stellen, um das Tor X zu erreichen. Kurz muss man sich hier fragen, ob diese Verwirrungen sein mussten, um einen passenden Abschluss für die fünfteilige Novellenreihe zu finden. Aber ehe man zu einem Entschluss kommt, ist das Finale auch schon erreicht. Leider hat es den Ansatz einer „nahema ex machina“ (abgeleitet von lat.: deus ex machina).



Fazit:


Die Novellen bieten einen tiefen Einblick in die Schwarzen Lande. Insbesondere die Wahl der Protagonisten: Diebe, Meuchler, Schwerverbrecher – wovon der eine oder andere sich einen guten Kern bewahrt hat, ist zwar nichts vollkommen neues, aber hat seinen eigenen Reiz. Anturon, Gladius und Co. sind einfach nicht die typischen Helden einer Romanreihe. Allerdings trifft man auf ihrer Reise auf sehr viele genretypischen Gegner und Vorkommnisse, manche davon grenzen an Klischees. Dennoch sind die 5 Teile interessant geschrieben und über die meiste Zeit auch Spannend. Lediglich der Schluss hätte eine andere Auflösung verdient gehabt.


Jeder der vier Autorinnen und Autoren bedient sich einer eigenen Sprache. Aber dennoch behält man als Leser den Eindruck, dass die Büchlein aus einer Werkstatt kommen. Dies dürfte dem Verdienst von Carolin Möbis zu verdanken sein, welche als Autorin und als Lektorin zugleich fungierte.

Die Novellenreihe Hundstage, bestehend aus Hundesöhne, Hundswache, Hundeleben, Hundselend und Hundsfott kann für DSA-Spieler aber auch Leser empfohlen werden, welche keinen Einblick in die Welt des Schwarzen Auges haben. Beide kommen jeweils auf ihre Kosten.

Lediglich negativ anzumerken sind die tatsächlichen Kosten der einzelnen Novellen. Mit jeweils 5 ,- Euro liegt man am Ende vergleichbar bei einem gebundenen Buch von 600 oder mehr Seiten. Die Büchlein, welche allerdings sauber gebunden und in schönen Hochglanzeinbänden daher kommen, haben jeweils ca. 60 Seiten. Der Preis ist einfach zu hoch für die gesamte Reihe.



Vielen Dank an den
FanPro Verlag, welcher diese Rezension ermöglichte.
 
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