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Sci-Fi / Fantasy Hiobs Brüder

E

Efate

Gast
Hiobs Brüder – Rebecca Gablé

Wie schon in früheren Romanen von Rebecca Gablé begleiten wir zunächst einen Jungen der sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden durch die Tücken seiner Zeit schlagen muss. Doch im Gegensatz zu diesen vorhergehenden Büchern findet dies nicht bei der wohlgeordneten Gilde der Tuchhändler in London oder am Beispiel mehrerer Generationen der Landadelfamilie Waringham statt, sondern wir lernen zunächst das Schicksal derer kennen, die körperlich oder geistig behindert, nicht in der Gesellschaft akzeptiert und aus ihr ausgeschlossen werden. Das bringt uns zu einer trostlosen kleinen Insel vor der Küste Yorkshires, auf der alle abgeladen werden, die gemäß des betreuenden Mönchordens nicht dem Ebenbild Gottes entsprechen. Hierhin verschlägt es nun den jungen Simon de Clare, der an der Fallsucht (Epilepsie) leidet. Dort lernt er Menschen kennen die ihn in den nächsten Jahre seines Lebens begleiten werden. Dazu gehören die siamesischen Zwillinge Godric und Wulfric, Edmund der sich für einen toten Märtyrerkönig hält, Oswald der, leicht zurückgeblieben, zu den liebenswertesten Charakteren des Buches gehört sowie einen mittelalterlichen Hannibal Lektor mit Namen Regy. Für alle diese verlorenen Seelen fühlt sich ein junger Mann verantwortlich, der von den Mönchen den Namen Losian = Verloren erhalten hat, da dieser sich nicht an seine Vergangenheit erinnern kann. Getrieben von furchtbaren Albträumen schafft er es trotz aller bescheidener Umstände auf der Insel eine Gemeinschaft zu formen. Als sich nach einem furchtbaren Unwetter die Gelegenheit zu Flucht ergibt, machen sich die ungleichen Gefährten auf den Weg, um eine bessere Zukunft zu finden.

Die fiktive Handlung um Losian und seine Gefährten wird geschickt in die Ereignisse um den Machtkampf zwischen dem späteren Heinrich II und seinem Widersacher Stephen de Blois eingesponnen. Dabei lernen wir spielend und mit Vergnügen wieder einen neuen Teil der englischen Geschichte kennen. Jeder einzelne der Protagonisten ist liebevoll und detailliert herausgearbeitet und wächst uns beim Lesen ans Herz. Nicht nur eine ungewöhnliche Liebesgeschichte sondern auch das Wohl und Wehe der kleinen verschworenen Gemeinschaft lässt einen nicht mehr los. Der Schreibstil ist wieder einmal ein typischer Gablé-Schreibstil, der diejenigen, die ihre Romane schätzen, einfach nach dem Beginn nicht mehr loslässt und sie flüssig am Ball des Geschehens hält.

Erneut hat Rebecca Gablé ein Buch hervorgebracht, dass ich nur schwer aus den Händen legen konnte und das sicherlich in den nächsten Jahren noch mehrmals von mir gelesen werden wird. Mein bisheriger Favorit „Das Lächeln der Fortuna“ wurde zwar nicht geschlagen, aber auch nach diesem Buch freue ich mich schon auf das nächste von Ihr.

Viel Spaß beim Schmökern wünscht euch
eure Efaté



Über die Autorin:

Rebecca Gablé ist der Künstlername der deutschen Schriftstellerin Ingrid Krane-Müschen (* 25. September 1964 in Wickrath/Mönchengladbach). Bekannt ist Gablé vor allem für mittelalterliche Ritterromane.
Rebecca Gablé machte 1984 ihr Abitur am „Gymnasium an der Gartenstraße“ in Mönchengladbach-Rheydt. Dem Abitur folgte 1984 eine Ausbildung zur Bankkauffrau. In diesem Beruf arbeitete sie eine Zeit lang auf einem Stützpunkt der Royal Air Force. Dort vertiefte sich ihr Interesse an der englischen Kultur.


1991 begann Rebecca Gablé ein Studium der Literaturwissenschaft und Mediävistik in den Fächern Anglistik und Germanistik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dort war sie drei Jahre als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für mittelalterliche englische Literatur tätig. Im Frühjahr 1996 schloss sie das Studium mit dem Magisterexamen ab.

Mehrere Jahre suchte Gablé nach einem Verlag für ihren ersten Kriminalroman „Jagdfieber“. Das Buch erschien 1995 beim Bastei Lübbe Verlag. Der Roman wurde für den Friedrich-Glauser-Krimipreis nominiert. Anschließend folgte ein weiterer Krimi „Die Farben des Chamäleons“. Von dem Honorar der Krimis konnte Gablé nicht leben, deshalb arbeitete sie als Übersetzerin für verschiedene Verlage.

Der Durchbruch kam 1997 mit ihrem ersten historischen Roman „Das Lächeln der Fortuna“, von dem im ersten Jahr nach Erscheinen ca. 200.000 Exemplare abgesetzt wurden. Danach schrieb sie zwei weitere Kriminalromane. Von 1999 bis 2000 nahm sie einen Lehrauftrag an der Heinrich-Heine-Universität in altenglischer Literatur wahr. Im Jahr 2000 folgte mit „Das zweite Königreich“ ein weiterer Historienroman. Seitdem hat sich Gablé dem Verfassen historischer Romane zugewandt, die alle in die Bestsellerlisten aufstiegen.

Gablé trat der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur (dem „Syndikat“) bei, dessen Sprecherin sie drei Jahre lang war. Weiterhin wurde sie Mitglied im Autorenkreis Historischer Roman Quo Vadis. 2006 erhielt sie den Silbernen Lorbeer des Sir Walter Scott-Preises vom Autorenkreis Historischer Roman Quo Vadis für „Die Hüter der Rose“. 2008 veröffentlichte Gablé das belletristische Sachbuch „Von Ratlosen und Löwenherzen“ zur Geschichte des englischen Mittelalters.

Neben der Literatur gilt ihr Interesse der (mittelalterlichen) Geschichte, dem Theater und vor allem der Musik. Sie spielt Klavier und singt seit vielen Jahren in einer Band. Rebecca Gablé und ihr Mann leben in Wickrath.


Wir bedanken uns beim Ehrenwirth Verlag, der uns ein Rezensionsexemplar für diese Besprechung zur Verfügung stellte.
 
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