AW: Große Schlachten
Ich hab gerade eben ein wenig rumgesurft und bin dabei per Zufall auf das Buch "Heroes of Battle" gestoßen. Das soll angeblich große Schlachten für DnD 3.5 darstellbar machen. Hat schonmal jemand damit Erfahrungen gesammelt?
Ist zwar etwas spät, aber ja, ich habe damit Erfahrungen gemacht. Als Leiter kommt es natürlich darauf an, inwieweit man die darin vorgeschlagenen Dinge übernimmt/gut findet. Mir persönlich gefiel in diesem Zusammenhang besonders die Umsetzung für indirekten Beschuss mit Fernwaffen.
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Meine Herangehensweise für Schlachten bei D&D war, dass ich mir zunächst Gedanken machte über die Größe und Zusammensetzung der Armeen auf jeder Seite, also wieviele der Truppen Durchschnitt sind, Elite oder nur mangelhaft ausgebildetes Kanonenfutter. Ich gebe zu, dass ich dabei auch ein bisschen von dem System bei Arcane Codex inspiriert wurde.
Ausgehend davon entwickelte ich Einheiten für jede dieser drei Gruppen pro Armee mit einer gewissen Mannschaftsstärke sowie Werten für Qualität, Angriff und Verteidigung. Die drei Letzteren orientierten sich am Durchschnitt der vorhanden Soldaten, Waffen und Rüstungen, die Werte kommen im Kampf dann als Boni oder Mali auf den Angriffswurf (AW) zum Einsatz, welcher dann mit dem gegnerischen Rüstungswert (RK) verglichen wird. Dazu gleich mehr.
Beispiel:
Bei einer Kompanie Zwerge zu 100 Mann kann man davon ausgehen, dass die Soldaten eine gute Ausbildung genossen haben (+2 auf den AW, sehr gut wäre +3, ausreichend +1, Mindestmaß +0, kaum ausgebildet -1, etc). Ist eine ausreichende Versorgung gewährleistet, wird ihre Ausrüstung auch in entsprechend gutem Zustand sein (+2), genauso wie ihre Moral...
Man sieht, da kommt eventuell einiges an Boni zusammen, wenn man eine Eliteeinheit hat und entsprechend Mali bei einer unterversorgten Milizeinheit, wenn man überall Werte zwischen "sehr gut = +3" und "sehr schlecht = -3" nimmt. Macht natürlich am Anfang einiges an Arbeit im Bereich der Wertermittlung, gebe ich zu.
Der Rüstungswert einer Einheit wird dagegen wie der eines einzelnen Charakters berechnet, wobei hier einfach der Wert der Durchschnittsrüstung in der Einheit herangezogen wird. Eine Gardeeinheit in Plattenpanzern (+8) und Turmschilden (+4) mit dem maximal möglichen GE-Bonus (in dem Fall +1) käme zuzüglich des Grundwertes von 10 auf immerhin 23 und wäre ein sehr schwieriger Gegner für eine Einheit, die nur einen AW von beispielsweise +5 hat.
Kampfablauf:
Wenn es zur Schlacht kam, bestimmte ich zunächst die Formation auf beiden Seiten und die generelle Taktik, wobei die SC's hier eventuell eingreifen konnten mit eigenen Meinungen/Überlegungen, wenn sie hoch genug im Rang standen. Oder man schob vorher ein Spähtruppunternehmen für sie ein, wo sie den gegnerischen Schlachtplan in Erfahrung zu bringen oder den gegnerischen General auszuschalten versuchten, mit den jeweiligen Konsequenzen.
Wenn nun die Einheiten aufeinander trafen, kam der W20 mit den entsprechenden Boni als Angriffswurf zum Einsatz, eventuell noch modifiziert aufgrund von Sturmangriffen, Gelände, Befestigungen, Fernbeschuss durch Bogen (oder anderen Waffen) oder Flankenmanövern, was die Vorstellungskraft halt hergibt.
Die Schlacht läuft nun in Schlachtrunden ab, wobei jede davon etwa 10 Minuten dauert, der Zeitrahmen kann aber variabel gehandhabt werden. Jedes Gefecht wird dabei parallel ausgewürfelt, wobei die Einheiten versuchen müssen, so weit wie möglich die RK des Gegners zu übertreffen. Lag der Wurf 20+ über dessen RK, waren dort Verluste von 50% zu verzeichnen, 15+ = 40%, 10+ = 30%, 5+ = 20% und bei 0-4 10%. Unterschritt man die RK um maximal 4, erlitt der Gegner lediglich 5% Verluste, ab -5 verpuffte der Angriff wirkungslos.
Die Verluste wurden dann auf die Mannschaftsstärke der jeweiligen Einheit aufgerechnet und in der folgenden Runde ihr Angriffswurf im selben Maße reduziert. Bei den Verlusten war zusätzlich der Schlüssel anzuwenden, dass lediglich die Hälfte davon tot und der Rest nur kampfunfähig durch Verwundung war. Gerade bei längeren Kampagnen mit mehreren Schlachten wirkt das sehr realistisch, da die Einheiten sich partiell von allein "erholen" können und erst massive Verluste eine dauerhafte Schwächung eintreten lassen, bis Ersatz eintrifft. Natürlich kann man auch die Moral im Gefecht entsprechend leiden lassen mit Abzügen auf die folgenden Würfe, etc...
Irgendwann hat dann jede Einheit einen Punkt erreicht, wo sie sich zurückzieht oder gar die Flucht antritt und passiert das auf einer Seite oft genug, gilt die Schlacht als verloren.
Charaktere im Gefecht:
Falls die SC's direkt am Schlachtgeschehen als Angehörige einer der Einheiten teilnehmen, bekamen sie pro Schlachtrunde eine genügend große Gegnertruppe anhand der gegenüberstehenden Einheit, die es zu besiegen galt. Ausgehend vom Erfolg ihrer Einheit drumherum kamen dann in der darauffolgenden Schlachtrunde entweder eine größere (wenn's schlecht lief) oder kleinere Gegnertruppe (wenn's erfolgreicher lief), die es dann zu bekämpfen galt. Dabei hatte der jeweilige Erfolg der SC's in "ihrem" Gefecht auch Auswirkungen auf den Kampfverlauf zwischen ihrer Einheit und der gegnerischen mit einem vom Leiter zu bestimmenden Modifikator des Angriffswurfes.
Meine Grundidee dabei war, dass es immer wieder zwischen den einzelnen Schlachtrunden kurzzeitige Gefechtspausen gibt, wo sich beide Parteien neu formieren und Verstärkungen eventuell eintreffen. Zwischenzeitlich kann auch mal der Beschuss durch gegnerische Bogenschützen zu erdulden sein, was im
"Heroes of Battle" ja gut dargestellt ist.
Nach dem obigen Muster hatte es meine Spielergruppe mal mit mehreren
"Wellen" von Orks zu tun bekommen, die es zurückzuschlagen galt. Eine der Wellen war aufgrund des negativen Schlachtenglücks besonders groß gewesen (Überzahl von 4:1 oder so), aber aufgrund der guten taktischen Zusammenarbeit war ihnen doch noch die Wende gelungen.
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Ich gebe natürlich zu, dass dieses System von mir ziemlich aufwendig ist (manchen sicher zu viel) und entsprechende Übung verlangt, wenn man nicht Erfahrungen aus beispielsweise Tabletops oder Cosims (historische Schlachten mit Einheiten als Vielzahl kleiner Papp-Markern auf Karten mit Sechseck-Feldern) mitbringt.