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Sci-Fi / Fantasy Eden Log

sonic_hedgehog

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„Der Überraschungserfolg vom Fantasy Film Fest 2008“ titelt die DVD des SF(?)-Films des französischen Regisseurs Franck Vestiel. Und in der Tat, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser Film auf dem Festival mit Begeisterung aufgenommen wurde.
Aber von Anfang an:

Da auch ich den Film ohne Vorkenntnisse gesehen habe und der Meinung bin, dass dies durchaus förderlich ist, werde ich mich bemühen, nicht zu viele Details zu enthüllen. Trotzdem hier eine kurze Zusammenfassung der Handlung:
Ein namenloser Mann erwacht, über und über mit Schlamm bedeckt in einem düsteren Tunnel. Er weiß weder wer, noch wo er ist und benötigt einige Zeit, sich in seinem Körper zurechtzufinden. In diese Situation wirft Vestiel seinen Hauptdarsteller Clovis Cornillac (vielleicht bekannt als Asterix aus „Asterix bei den Olympischen Spielen“) und mit ihm den Zuschauer, denn mehr Information erhält auch dieser nicht. Während der Hauptdarsteller sich durch das Gangsystem wühlt, stolpert und kämpft, ergeben sich erste Erkenntnisfetzen. So finden sich verlassene und zerstörte technische Einrichtungen, die zu einer Gesellschaft namens Eden Log gehören zu scheinen. Auch Leichen finden sich an verschiedenen Stellen. Erst nach einiger Zeit trifft der Protagonist auf andere Lebewesen, zuerst auf einen Mann, der (Erinnerungen an „Alien“ werden wach) eingesponnen an einer Wand hängt, dann auf seltsame Gestalten in Schutzanzügen, Monster und schließlich auf eine Biologin… Aber immer noch ergibt sich kein Bild des ganzen – der Protagonist kämpft sich weiter nach oben, fügt Puzzleteil an Puzzleteil und endlich, in den letzten Minuten des Films offenbart sich die ganze Wahrheit – sowohl über Eden Log als auch über den Protagonisten…

Vestiels Film hinterlässt einen leicht zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist er beeindruckend und verstörend, andererseits fesselt er nicht vollkommen.
Gelungen ist vor allem die Bildführung – alles ist in ein tiefes Grau getaucht, das die dunkle, bedrückende Atmosphäre des Tunnelsystems perfekt einfängt. Die Beklemmung, die auch der Protagonist verspüren muss, wird durch die in weiten Teilen sehr passend gewählte Musik und Geräuschkulisse noch verstärkt. Auch gelingt es dem Hauptdarsteller, den Eindruck eines verwirrten, gehetzten Mannes sehr gut zu transportieren – und dies obwohl die düstere Umgebung und die Schlammverklebtheit es schwer machen, allzu viel seiner Mimik zu erkennen. Beeindruckend ist auch die Kameraführung: Konsequent klebt diese am Protagonisten, so dass der Zuschauer nie mehr erkennen kann als dieser. Diese Kameraführung passt auch hervorragend, dass der Zuschauer auch nie mehr weiß als der Protagonist. Diese Unwissenheit ist mitunter quälend, trägt aber zur besonderen Atmosphäre des Films bei. Vollendet wird dies dadurch, dass auch die Auflösung gegen Ende des Films nicht eindeutig ausfällt, sondern Raum für Interpretationen lässt.
All das sind hervorragende Eingangsvoraussetzungen, und trotzdem fesselt der Film nicht vollkommen. Das Problem scheint mir die leider etwas dürre Geschichte, die der Film erzählt und die Tatsache, dass er sie fast in Echtzeit erzählt. Große Teile des Films sind gefüllt mit dem ziellosen und relativ handlungsarmen Umherirren des Protagonisten, wobei zu erkennende Details erst nach der Auflösung verständlich werden. Dadurch ergeben sich einige Längen, was die bedrückende Atmosphäre stört.

Insgesamt würde ich Eden Log als Experimentalfilm bezeichnen, allerdings einen Experimentalfilm, der wohl auch gut als Kurzfilm mit einem Drittel der Zeit funktioniert hätte und dann wohl unglaublich packend gewesen wäre. Der Film erinnert insgesamt an ein Computerspiel vom Schlag „Alone in the Dark“, ist aber deutlich gelungener als die meisten tatsächlichen Verfilmungen solcher Spiele.

Damit qualifiziert sich der Film für ein Festival, auf dem oft Cineasten und in diesem speziellen Fall genrespezifisch begeisterungsfähige Cineasten die Zuschauer stellen, die häufig eher bereit sind, sich auch auf ungewöhnliche Filme einzulassen – auf Filme, deren Handlung sich erst nach Nachdenken erschließt und auch dann noch dank ihrer Bildersprache und versteckten Anspielungen nicht mit letzter Sicherheit zu deuten sind. So verwendet der Regisseur in Eden Log auch biblische Motive, weigert sich aber, eine Deutung vorzugeben. Unter diesen Voraussetzungen funktioniert Eden log trotz der beschriebenen Schwächen sehr gut – wer jedoch entspannendes Popcorn-Kino oder gar Splattereffekte erwartet, wird enttäuscht sein.

Der Rezensionsausgabe lag neben der DVD an sich auch eine Bonus-DVD bei, die Interviews, ein „Making Of“ und Informationen zum Set beinhaltet. Interessant ist insbesondere das Interview mit Frank Vestiel, der sich zwar bedauerlicherweise weigert, seine Intention beim Ende des Films preiszugeben, aber die häufigst genannten Interpretationen schildert und die Entscheidung in die Hände des Zuschauers legt. Trotz dieser Weigerung sieht man am Ende des Interviews etwas klarer und es verleiht dem Film noch ein Quantum mehr Tiefe.

Kein Film für jeden Abend, aber in der richtigen Stimmung mit den richtigen Leuten eine eindeutige Bereicherung!

Diese Rezension entstand in Zusammenarbeit der rpg-foren.com und das-fantasy.de. Mein Dank gilt auch Sunfilm für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Eden Log

Ohja, den habe ich letztens auch geguckt! Anfangs dachte ich: So ein Käse, aber er wurde immer besser und richtig cool.

Allerdings sollte man ihn min 2 Mal ansehen, damit man alles begreift. Ich habe ihn leider nur einmal gesehen und bin mir nicht ganz sicher, ob ich es richtig verstanden habe... zumindest frage ich mich noch, warum die Menschen am Baum hängen? Hat das einen Sinn, denn eigentlich ist alles doch vorher schon passiert ???

Naja, cooler Film!
 
AW: Eden Log

Ja - das meinte ich mit Raum für Interpretationen. Am Ende hat man zwar begriffen, was im großen und ganzen passiert ist - aber über Details kann man noch rätseln.
 
AW: Eden Log

Nun habe ich mir Eden Log auch mal angeschaut. Ich wünschte, ich wäre fitter gewesen, aber leider mangelte es mir an diesem Tag ein wenig an geistiger Aufnahmebereitschaft, die durchaus in konzentrierter Form nötig gewesen wäre.

Gerade das, was sonic als "quälende Unwissenheit" bezeichnete hat mich schier zur Verzweiflung getrieben. Die "Auflösung" am Ende, wenn man sie denn so nennen möchte, ließ mir besagte Interpretation von zwei exakt konträren Szenarien.

Also etwas verstört ließ ich in Gedanken versunken den Abspann durchlaufen. Ich bereue es nicht, den Film gesehen zu haben. Er war interessant, und durchweg beeindruckend. Aber von einem richtig guten Film erwarte ich mehr.

Kameraführung und Licht-, sowie Farbeinsatz waren äußert gelungen. Am nachhaltigsten war aber der Soundtrack! Für das Ambiente und die Stimmung der Szenen war die Hintergrundmusik einfach nur genial. Ich denke ich werde sie für die nächste Rollenspielsitzung (vorzugsweise Dungeon) besorgen.
 
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