AW: DSA Charaktere - Paradies der Möglichkeiten oder Illusion
Diese Art von Problemen treten immer dann auf, wenn der SL die ABs zu einseitig gestaltet. Wenn die Vorteile eines Herumtreibers niemals zur Geltung kommen, dann wäre es ja auch unlogisch, sich so einen zusammen zu bauen. Ein guter SL sorgt dafür, dass jeder Typ "seine 5 Minuten Ruhm" bekommt.
Ja und nein.
Natürlich sorgt man als Spielleiter dafür, dass jeder Charakter mal an die Reihe kommt. Und trotzdem gibt es Kampagnen, in denen einzelne Heldentypen keine große Rolle spielen werden - gerade auch unter den offiziellen Publikationen. Um Spoiler zu vermeiden und das ganze für möglichst viele verständlich zu machen, nehme ich jetzt ein allgemeines Beispiel. Der Spielleiter kann noch so gut sein, wenn man im Orkkrieg die Verteidigung einer Stadt gegen immer neue Orkhorden bis Entsatz kommt und den anschließenden Feldzug ins Herz des Orkreiches spielt, werden Händler und Diebe deutlich weniger zu tun haben als Krieger, Magier oder auch Wildnischaraktere (als Späher). Das ist nicht schlimm, solange das allen klar ist und sie ihre Charakterauswahl danach ausrichten.
Auch sollte man dem Spielleiter meiner Meinung nach nicht zu viel aufbürden, denn - und damit bin ich eigentlich schon wieder bei meinem Punkt der Reduktion der Auswahlmöglichkeiten:
Neben den sich in meinen Augen sehr gleichenden Charakteren und den echten Exoten, gibt es auch noch einige, die mit deutlichen Plausibilitätsproblemen außerhalb speziell auf sie zugeschnittener Abenteuer einsetzbar sind. Außer den schon erwähnten Geweihten und Ordenskriegern (nicht allen, aber vielen) wären da z.B. viele Magier, die beliebten Schelme oder einige der gesellschaftlich orientierten Charaktere. Mit all jenen ist sehr intensives und anspruchsvolles Rollenspiel möglich, sobald man sie aber entwurzelt werden sie unplausibel oder vieler ihrer Möglichkeiten beraubt. Und wenn ein Charakter schon nur unter äußerster Strapazierung der inneren Logik der Spielwelt zu einer Gruppe oder in ein Abenteuer passt, wird es sehr schwierig für den Spielleiter.
Allerdings steckt in den von Euch vorgebrachten Einwänden etwas, was ich so noch nicht bedacht habe - die Vielfalt, die DSA bietet kommt vielleicht erst dann zum Tragen, wenn man ebenso vielfältige Abentuer spielt und oft den Charakter wechselt.
Nur - tut man das?
In meinem bisherigen Rollenspielerleben war es eigentlich so, dass ich - egal in welchem System - einen Charakter so lange spielte, bis er entweder das zeitliche segnete (meist), in Ruhestand ging (seltener) oder ich ernsthaft die Lust an ihm verlor (kommt schon mal vor). So ein Charakter hält eine Weile. Zwar haben wir tatsächlich früher gelegentlich für spezielle Abenteuer spezielle Charaktere erschaffen - meist welche, die wir immer schon versuchen wollten. Aber das ist natürlich eine Zeitfrage und - gerade wenn die knapp wird - auch nicht so interessant: Denn um einen Charakter einigermaßen gut zu verkörpern, muss man sich mit ihm beschäftigen - und dann sind 2-3 Spielabende eigentlich zu wenig. Daher weiß ich nicht, ob häufiger Charakterwechsel so toll ist, gelegentlich ein Schnitt ist gut, aber zu häufig führt das doch zu Diskontinuität.
Wann immer alsa Charaktere gefragt waren, die länger im Gebrauch bleiben und verschiedenstes erleben sollten, fanden sich in diesen Gruppen immer ein Gemisch aus Kämpfern, Magiebegabten und Wildniserfahrenen (oder - in anderen Systemen deren Pendants) - gesellschaftliche Fragen übernahm einer der Gebildeteren. Und nie wirkliche Exoten oder spezielle Charaktere, da diese an ihre Grenzen gebracht worden wären. Und dann reduzieren sich die Wahlmöglichkeiten eben doch - ebenso aber auch in anderen Systemen. Bei denen ist das nur nicht so auffällig, da ich beim freien Verteilen von Punkten mich selbst beschränke (oder eben nicht), während ich bei Paketen bewusst welche ausschließen muss.
Die Frage der Ausgewogenheit der Pakete ist damit noch nicht gestellt, passt aber auch nicht hier her.