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Sci-Fi / Fantasy Die Übermacht

Tufir

Drachling
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Die Übermacht – David Weber

Klappentext schrieb:
Das neue Abenteuer der Nimue-Alban-Reihe! Spektakuläre Abenteuer-SF um den Neubeginn der menschlichen Kultur auf einer fremden Welt. Die Anwendung fortschrittlicher Technik ist untersagt, denn die Menschen dürfen nicht aufgespürt werden: Eine feindliche Spezies hat sie von der Erde vertrieben und dabei fast ausgelöscht. Die ehemalige Offizierin Nimue Alban führt auf der neuen Welt einen harten Kampf gegen die totalitäre Kirche - mit Dampf- und Turbinentechnik. Doch wie soll sie einen Feind bezwingen, der ihr um das 15-fache überlegen ist?

Manches Mal machen es die Umstände notwendig, eine Sache entgegen aller Gewohnheiten anders anzugehen als sonst. In diesem Fall sind es die konsequente Ignoranz des Verlages, die englischen Original-Bücher wieder und wieder in zwei deutsche Teile zu splitten und des Autors Talent, seine Leser über große Strecken zu langweilen, die mich die Bewertung dieses Buches deutlich anders angehen lässt als sonst bei mir üblich.

Die Geschichte an sich: Nach wie vor ist es interessant und spannend, wie Weber seine Geschichte vom Neuanfang der Menschheit entwickelt. Der Hintergrund eines theokratischen Staatsgebildes in einem Pseudo-Christentum bietet viel Spielraum für Intrigen, Konflikte und ähnliche Szenarios. Es bleibt spannend, wie Safehold seine Probleme lösen wird und die Menschheit hoffentlich erneut eine raumfahrende Zivilisation wird.

Seine Charaktere hat Weber dagegen sehr gut im Griff. Nach nun mehr über 4000 Seiten Geschichte aus Safehold kann der Autor hier aus dem Vollen schöpfen. Alle seine Protagonisten sind und detailreich ausgearbeitet, der Leser kann ihre Handlungsmotivationen immer sehr gut nachvollziehen. Die Länge der Geschichte hat nun auch einen großen Pool an Handlungsträgern hervorgebracht, die Weber zum einen sehr gut zu nutzen und einzusetzen versteht, als er auch diesen Pool durch Sterben alter und Heranreifen neuer Charaktere ständig verändert, wobei die Basis um Nimue Alban alias Merlin, Cayleb und Sharleyan eine Grundmauer darstellt, um die sich alles orientiert. Ohne diese Charaktere wäre Webers Gesamtwerk auch längst nicht mehr lesbar!

Der Inhalt von Teil neun bietet leider wieder viel Langeweile. Webers Talent sein Wissen über Seefahrt, Militärgeschichte und Religion in vielfältiger Hinsicht darzustellen, wird erneut total ausgelebt. Ein Segelschiff auf gefühlt über 50 Seiten durch einen Sturm zu schicken und dabei zu beschreiben, mit welchen technischen und menschlichen Schwierigkeiten diverse Besatzungsmitglieder von Kapitän bis zum Matrosen zu kämpfen haben, mag für einen C. S. Forrester angehen, hat aber in einem modernen SF Roman wenig zu suchen. Auch die Dialoge, warum nun dieses oder jenes politische Mittel recht sei oder nicht und die langen Diskussionen darüber, wer nun die wirkliche n Ketzer sind, öden mittlerweile mehr als an.

Webers Schreibstil hat sich logischerweise auch hier gegenüber den Vorgänger-Romanen nicht verändert. Er ist also wieder gut, flüssig und ohne stilistische oder pseudowissenschaftliche Auslassungen und weist – wie bereits oben erwähnt immer noch – einen klar erkennbaren Hang zu ausschweifenden „Belehrungen“ in politischen, theologischen und militärtechnischen Belangen auf. Das Buch besteht erneut aus vielen Dialogen und anderen Gesprächen zwischen zwei oder mehr Menschen aus den entsprechenden thematischen Lagern, und dies ist für manchen Geschmack definitiv zu viel des Guten. Die Handlung und die Fortsetzung der Geschichte leidet erneut deutlich unter diesen Aspekten. Immer noch gilt, dass wer an derlei Dingen keinen Spaß hat, vermutlich auch bei diesem Teil schnell die Notbremse ziehe und das Buch zur Seite legen wird. Allerdings schafft es Weber trotz dieser für die meisten Leser wohl eher „negativen“ Schreibwut, die Geschichte von Safehold und der letzten menschlichen Gesellschaft in der Milchstraße immer wieder spannend fortzusetzen. Ob er jedoch auch dieses Mal lesenswert zu nennen ist, muss wieder jeder für sich entscheiden. Für Weber-Fans und Liebhaber solcher detaillierten Erzählungen ist auch diese Fortsetzung möglicherweise erneut ein Highlight. Aber in zunehmenden Maße ermüdet der Autor erneut auch seine treue Leserschaft mit diesen in die Länge gezogenen Sequels. Allerdings verbleibt wie bereits vorher die Hoffnung, dass eines schönen Tages die Geschichte Safeholds auch direkter und mit deutlich weniger Schnörkeln fortgesetzt werden könnte und auch die Hoffnung, dass der Verlag ein Einsehen haben möge und die Originale nicht zweigeteilt veröffentlichen möge.

In diesem Sinne hier nun auch eine kurze Erklärung meiner Wertung:

  • Preis-/Leistungsverhältnis: unnötige Zweiteilung des Originals - 5 von 20 Punkten
  • Inhalt/Handlung/Idee: nach wie vor gut – 35 von 40 Punkten
  • Umsetzung: zu viel Geschwafel – 20 von 30 Punkten
  • Layout/Cover Art: wenig Zusammenhang mit dem Inhalt - 3 von 10 Punkten
Trotzdem viel Spaß beim Schmökern wünscht
Euer Tufir


David Mark Weber (* 24. Oktober 1952 in Cleveland, Ohio) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction- und Fantasyautor. Sein Hauptfach während des Collegestudiums war Geschichte. Als Nebenfächer belegte er Politikwissenschaft, Englische Literatur, Englisch, Vergleichende Religionswissenschaft und Soziologie. Sein Hauptinteressengebiet ist die Militärgeschichte. Weber lebt in Greenville (South Carolina). Seine Geschichten spielen meist in Szenarien mit wohl durchdachten und rational erklärten Technologien und Gesellschaften. Selbst magische Kräfte werden im Handlungskontext durch rationale Gesetze und Prinzipien gestützt und erklärt. Viele seiner Geschichten behandeln militärische Themen und gehören in das Genre der Militär-Science-Fiction. Dabei lässt er immer wieder militärhistorische Fakten und Daten einfließen. Ein besonderes Augenmerk richtet er auf die Geschlechterrollen im Militär. Dies setzt er um, indem er weibliche Hauptfiguren in traditionell männliche Bereiche platziert und sie mit Herausforderungen für Frauen in Militär und Politik konfrontiert.

Unser Dank geht an den Bastei-Lübbe-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte.

Links zu Rezensionen der anderen Teile:

 
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