Tufir
Drachling
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Der Verrat – David Weber
Wie bereits beim Vorgänger angesprochen, kann ich es nur wiederholen: Nach wie vor ist es ein Unding, die englischen Original-Bücher wieder und wieder in zwei deutsche Teile zu splitten. Dagegen hat in diesem Teil doch tatsächlich des Autors Talent, seine Leser über große Strecken zu langweilen, deutlich nachgelassen und die Spannung wurde von ihm wieder etwas erhöht.
Die Geschichte an sich: Nach wie vor ist es interessant und spannend, wie Weber seine Geschichte vom Neuanfang der Menschheit entwickelt. Der Hintergrund eines theokratischen Staatsgebildes in einem Pseudo-Christentum bietet viel Spielraum für Intrigen, Konflikte und ähnliche Szenarios. Es bleibt spannend, wie Safehold seine Probleme lösen wird und die Menschheit hoffentlich erneut eine raumfahrende Zivilisation wird.
Seine Charaktere hat Weber dagegen sehr gut im Griff. Nach nun mehr über 4500 Seiten Geschichte auf Safehold kann der Autor hier immer noch oder auch erst recht aus dem Vollen schöpfen. Alle seine Protagonisten sind detailreich ausgearbeitet, der Leser kann ihre Handlungsmotivationen immer sehr gut nachvollziehen. Die Länge der Geschichte hat nun auch einen großen Pool an Handlungsträgern hervorgebracht, die Weber zum einen sehr gut zu nutzen und einzusetzen versteht, als er auch diesen Pool durch Sterben alter und Heranreifen neuer Charaktere ständig verändert, wobei die Basis um Nimue Alban alias Merlin, Kaiser Cayleb und Kaiserin Sharleyan sowie deren Gegenspieler, die 4 mächtigen Kirchenfürsten eine Grundmauer darstellt, um die sich alles orientiert. Ohne diese Charaktere wäre Webers Gesamtwerk auch längst nicht mehr lesbar!
Der Inhalt von Teil zehn bietet tatsächlich nicht ganz so viel Langeweile wie de letzten drei oder vier Vorgängerteile. Webers Talent sein Wissen über Seefahrt, Militärgeschichte und Religion in vielfältiger Hinsicht darzustellen, wird erneut total ausgelebt. Mehrere Seegefechte und deren Ableger wie zum Beispiel Schiff gegen Landbaterrie bieten ausführlich Gelegenheit dazu und dabei zu beschreiben, mit welchen technischen und menschlichen Schwierigkeiten diverse Besatzungsmitglieder von Kapitän bis zum Matrosen zu kämpfen haben, mag für einen C. S. Forrester angehen, hat aber immer noch nichts in einem modernen SF Roman zu suchen. Auch die Dialoge, warum nun dieses oder jenes politische Mittel recht sei oder nicht haben sich wenig verändert und die langen Diskussionen darüber, wer nun die wirklichen Ketzer sind, öden nun doch mehr an als je zuvor.
Webers Schreibstil hat sich logischerweise auch hier gegenüber den Vorgänger-Romanen nicht verändert. Er ist also wieder gut, flüssig und ohne stilistische oder pseudowissenschaftliche Auslassungen und weist – wie bereits oben erwähnt immer noch – einen klar erkennbaren Hang zu ausschweifenden „Belehrungen“ in politischen, theologischen und militärtechnischen Belangen auf. Das Buch besteht erneut aus vielen Dialogen und anderen Gesprächen zwischen zwei oder mehr Menschen aus den entsprechenden thematischen Lagern, und dies ist für manchen Geschmack definitiv zu viel des Guten. Die Handlung und die Fortsetzung der Geschichte leiden – trotz der „Verbesserungen“ – erneut deutlich unter diesen Aspekten. Immer noch gilt, dass wer an derlei Dingen keinen Spaß hat, vermutlich auch bei diesem Teil schnell die Notbremse ziehe und das Buch zur Seite legen wird. Allerdings schafft es Weber auch hier trotz dieser für die meisten Leser wohl eher „negativen“ Schreibwut, die Geschichte von Safehold und der letzten menschlichen Gesellschaft in der Milchstraße wieder spannend fortzusetzen. Ob er jedoch auch dieses Mal lesenswert zu nennen ist, muss wieder jeder für sich entscheiden. Für Weber-Fans und Liebhaber solcher detaillierten Erzählungen ist auch diese Fortsetzung möglicherweise erneut ein Highlight. Aber in zunehmenden Maße ermüdet der Autor doch immer noch auch seine treue Leserschaft mit diesen in die Länge gezogenen Sequels. Allerdings hat sich die Hoffnung, dass eines schönen Tages die Geschichte Safeholds auch direkter und mit deutlich weniger Schnörkeln fortgesetzt werden könnte, mit diesem Werk wieder ein wenig erhöht und auch die Hoffnung, dass der Verlag ein Einsehen haben möge und die Originale nicht zweigeteilt veröffentlichen möge, kann man ja getrost weiter verfolgen.
In diesem Sinne hier nun auch eine kurze Erklärung meiner Wertung:
Euer Tufir
David Mark Weber (* 24. Oktober 1952 in Cleveland, Ohio) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction- und Fantasyautor. Sein Hauptfach während des Collegestudiums war Geschichte. Als Nebenfächer belegte er Politikwissenschaft, Englische Literatur, Englisch, Vergleichende Religionswissenschaft und Soziologie. Sein Hauptinteressengebiet ist die Militärgeschichte. Weber lebt in Greenville (South Carolina). Seine Geschichten spielen meist in Szenarien mit wohl durchdachten und rational erklärten Technologien und Gesellschaften. Selbst magische Kräfte werden im Handlungskontext durch rationale Gesetze und Prinzipien gestützt und erklärt. Viele seiner Geschichten behandeln militärische Themen und gehören in das Genre der Militär-Science-Fiction. Dabei lässt er immer wieder militärhistorische Fakten und Daten einfließen. Ein besonderes Augenmerk richtet er auf die Geschlechterrollen im Militär. Dies setzt er um, indem er weibliche Hauptfiguren in traditionell männliche Bereiche platziert und sie mit Herausforderungen für Frauen in Militär und Politik konfrontiert.
Unser Dank geht an den Bastei-Lübbe-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte.
Links zu Rezensionen der anderen Teile:
Klappentext schrieb:
Wie bereits beim Vorgänger angesprochen, kann ich es nur wiederholen: Nach wie vor ist es ein Unding, die englischen Original-Bücher wieder und wieder in zwei deutsche Teile zu splitten. Dagegen hat in diesem Teil doch tatsächlich des Autors Talent, seine Leser über große Strecken zu langweilen, deutlich nachgelassen und die Spannung wurde von ihm wieder etwas erhöht.
Die Geschichte an sich: Nach wie vor ist es interessant und spannend, wie Weber seine Geschichte vom Neuanfang der Menschheit entwickelt. Der Hintergrund eines theokratischen Staatsgebildes in einem Pseudo-Christentum bietet viel Spielraum für Intrigen, Konflikte und ähnliche Szenarios. Es bleibt spannend, wie Safehold seine Probleme lösen wird und die Menschheit hoffentlich erneut eine raumfahrende Zivilisation wird.
Seine Charaktere hat Weber dagegen sehr gut im Griff. Nach nun mehr über 4500 Seiten Geschichte auf Safehold kann der Autor hier immer noch oder auch erst recht aus dem Vollen schöpfen. Alle seine Protagonisten sind detailreich ausgearbeitet, der Leser kann ihre Handlungsmotivationen immer sehr gut nachvollziehen. Die Länge der Geschichte hat nun auch einen großen Pool an Handlungsträgern hervorgebracht, die Weber zum einen sehr gut zu nutzen und einzusetzen versteht, als er auch diesen Pool durch Sterben alter und Heranreifen neuer Charaktere ständig verändert, wobei die Basis um Nimue Alban alias Merlin, Kaiser Cayleb und Kaiserin Sharleyan sowie deren Gegenspieler, die 4 mächtigen Kirchenfürsten eine Grundmauer darstellt, um die sich alles orientiert. Ohne diese Charaktere wäre Webers Gesamtwerk auch längst nicht mehr lesbar!
Der Inhalt von Teil zehn bietet tatsächlich nicht ganz so viel Langeweile wie de letzten drei oder vier Vorgängerteile. Webers Talent sein Wissen über Seefahrt, Militärgeschichte und Religion in vielfältiger Hinsicht darzustellen, wird erneut total ausgelebt. Mehrere Seegefechte und deren Ableger wie zum Beispiel Schiff gegen Landbaterrie bieten ausführlich Gelegenheit dazu und dabei zu beschreiben, mit welchen technischen und menschlichen Schwierigkeiten diverse Besatzungsmitglieder von Kapitän bis zum Matrosen zu kämpfen haben, mag für einen C. S. Forrester angehen, hat aber immer noch nichts in einem modernen SF Roman zu suchen. Auch die Dialoge, warum nun dieses oder jenes politische Mittel recht sei oder nicht haben sich wenig verändert und die langen Diskussionen darüber, wer nun die wirklichen Ketzer sind, öden nun doch mehr an als je zuvor.
Webers Schreibstil hat sich logischerweise auch hier gegenüber den Vorgänger-Romanen nicht verändert. Er ist also wieder gut, flüssig und ohne stilistische oder pseudowissenschaftliche Auslassungen und weist – wie bereits oben erwähnt immer noch – einen klar erkennbaren Hang zu ausschweifenden „Belehrungen“ in politischen, theologischen und militärtechnischen Belangen auf. Das Buch besteht erneut aus vielen Dialogen und anderen Gesprächen zwischen zwei oder mehr Menschen aus den entsprechenden thematischen Lagern, und dies ist für manchen Geschmack definitiv zu viel des Guten. Die Handlung und die Fortsetzung der Geschichte leiden – trotz der „Verbesserungen“ – erneut deutlich unter diesen Aspekten. Immer noch gilt, dass wer an derlei Dingen keinen Spaß hat, vermutlich auch bei diesem Teil schnell die Notbremse ziehe und das Buch zur Seite legen wird. Allerdings schafft es Weber auch hier trotz dieser für die meisten Leser wohl eher „negativen“ Schreibwut, die Geschichte von Safehold und der letzten menschlichen Gesellschaft in der Milchstraße wieder spannend fortzusetzen. Ob er jedoch auch dieses Mal lesenswert zu nennen ist, muss wieder jeder für sich entscheiden. Für Weber-Fans und Liebhaber solcher detaillierten Erzählungen ist auch diese Fortsetzung möglicherweise erneut ein Highlight. Aber in zunehmenden Maße ermüdet der Autor doch immer noch auch seine treue Leserschaft mit diesen in die Länge gezogenen Sequels. Allerdings hat sich die Hoffnung, dass eines schönen Tages die Geschichte Safeholds auch direkter und mit deutlich weniger Schnörkeln fortgesetzt werden könnte, mit diesem Werk wieder ein wenig erhöht und auch die Hoffnung, dass der Verlag ein Einsehen haben möge und die Originale nicht zweigeteilt veröffentlichen möge, kann man ja getrost weiter verfolgen.
In diesem Sinne hier nun auch eine kurze Erklärung meiner Wertung:
- Preis-/Leistungsverhältnis: unnötiger Zweiteilung des Originals - 5 von 20 Punkten
- Inhalt/Handlung/Idee: nach wie vor gut – 35 von 40 Punkten
- Umsetzung: weniger Geschwafel als beim letzten Mal, aber noch zu viel – 23 von 30 Punkten
- Layout/Cover Art: wenig Zusammenhang mit dem Inhalt - 3 von 10 Punkten
Euer Tufir
David Mark Weber (* 24. Oktober 1952 in Cleveland, Ohio) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction- und Fantasyautor. Sein Hauptfach während des Collegestudiums war Geschichte. Als Nebenfächer belegte er Politikwissenschaft, Englische Literatur, Englisch, Vergleichende Religionswissenschaft und Soziologie. Sein Hauptinteressengebiet ist die Militärgeschichte. Weber lebt in Greenville (South Carolina). Seine Geschichten spielen meist in Szenarien mit wohl durchdachten und rational erklärten Technologien und Gesellschaften. Selbst magische Kräfte werden im Handlungskontext durch rationale Gesetze und Prinzipien gestützt und erklärt. Viele seiner Geschichten behandeln militärische Themen und gehören in das Genre der Militär-Science-Fiction. Dabei lässt er immer wieder militärhistorische Fakten und Daten einfließen. Ein besonderes Augenmerk richtet er auf die Geschlechterrollen im Militär. Dies setzt er um, indem er weibliche Hauptfiguren in traditionell männliche Bereiche platziert und sie mit Herausforderungen für Frauen in Militär und Politik konfrontiert.
Unser Dank geht an den Bastei-Lübbe-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte.
Links zu Rezensionen der anderen Teile:
- Teil 1: Operation Arche
- Teil 2: Der Krieg der Ketzer
- Teil 3: Codename Merlin
- Teil 4: Die Flotte von Charis
- Teil 5: Die Invasion
- Teil 6: Caylebs Plan
- Teil 7: Die eiserne Festung
- Teil 8: Haus der Lügen
- Teil 9: Die Übermacht
