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Sci-Fi / Fantasy Die sieben Münzen (Das Buch der Zeit 2)

Tufir

Drachling
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Mit ein wenig mehr Seiten als beim ersten Teil setzt Prévost seine Geschichte um das Buch der Zeit fast übergangslos fort. Die Zusammenfassung hält sich in wirklich engen Grenzen, ohne dass man sich gezwungen fühlt, das erste Buch zu lesen, sollte man mit dem zweiten Teil einsteigen, aber auch nicht dermaßen übertrieben, dass man als Kenner von Band eins es als ermüdend und langweilig empfinden würde.

Dieses Mal nimmt Sam seine Cousine Lilly unfreiwillig mit auf die Reise bei der Suche nach seinem in der Zeit verschollenen Vater und erlebt mit ihr gemeinsam erneut haarsträubende Dinge in vergangenen Zeiten und entfernten Orten. So wird der Untergang von Pompeji beim Ausbruch des Vesuvs fast ihr eigener Untergang und beim unbeabsichtigten Kennenlernen ihr Urgroßeltern geraten sie fast in die Fänge der Mafia des Chicago der dreißiger Jahre. Er begegnet erneut dem hohen Priester der alten Ägypter und erfährt so wieder einige Dinge mehr, die ihn näher an sein Ziel bringen, seinen Vater wiederzufinden und zu retten. Blankes Entsetzen erfährt der Leser jedoch am Ende des Buches, als dieses mit einem Satz endet, der alles bis dahin Erfahrene in ein anderes Licht taucht und die Geschichte an der Stelle erst im nächsten Band fortgesetzt wird. Bravo, Herr Prévost, dies ist sowohl literarisch gelungen, als auch marketingtechnisch äußerst raffiniert.

Erneut gelingt es dem Autor die Spannung, die am Ende des ersten Buches keineswegs im Keller war, weiter zu steigern und dafür zu sorgen, dass man die Erzählung weiter verfolgen will. Verflogen ist der auf einen Erwachsenen etwas mäßigend wirkende Eindruck eines Jugendbuchs des ersten Teils und reißt auch einen Menschen mit, der bereits ganz anders angelegte Geschichten derselben Art gelesen hat. Neue Charaktere tauchen nur in kurzen Szenen der Vergangenheit auf, so dass sich der Leser ganz auf das Schicksal von Sam und Lilly konzentrieren kann. Prévost schafft es, auch einen älteren Leser, der sich durchaus mehr als einmal fragt, was da wohl noch kommen kann, zu überraschen und seiner Geschichte immer wieder neue Wendungen zu geben. Dass man dabei zwischendurch interessante Details geschichtlich bekannter Dinge erfährt, nimmt man fast nebensächlich mit in Kauf. Ob diese Dinge den Tatsachen entsprechen, sei dahin gestellt. Es passt einfach zusammen. Interessant ist es auch zu beobachten, wie es der Autor durch die zwischenzeitlichen Aufenthalte seiner Protagonisten in der Gegenwart sehr gut versteht, aktuelle Pop-Gruppen (die man als Erwachsener wohl nur kennt, wenn man eigene Kinder im entsprechenden Alter hat), Nachrichten und Literatur immer wieder in seine eigene Erzählung einzubinden. Man kann nicht umhin, Guillaume Prévost in dieser Hinsicht einen gewissen Hang zum Perfektionismus zu unterstellen.

An dieser Stelle soll auch noch etwas zur Aufmachung der drei Hardcover gesagt werden. Da nun mittlerweile auch der dritte Teil vorliegt, kann der Leser zweifelsfrei feststellen, dass auch die liebevoll gestalteten Einbände ihrer Aufgabe nachkommen, die drei Teile sichtlich auseinander zu halten und das Gefühl vermitteln, dass Buch der Zeit, welches sich im Laufe von Prévosts Erzählung verändert, tatsächlich in Händen zu halten. Die Gestaltung ist dermaßen detailhaft, dass sowohl der Wiedererkennungswert sehr hoch ist, als auch der Eindruck, dass der Zahn der Zeit am Buch nagt. Jedes Mal, wenn man das Buch zum Weiterlesen in die Hand nimmt (sofern man es überhaupt aus der Hand legt), ist man geneigt, liebevoll über den Einband zu streichen und sekundenlang die bis dahin gelesene Geschichte in Gedanken auf sich wirken zu lassen. Christian Broutin, der für den Einband verantwortlich zeichnet, hat hier deutlich ein Extra-Lob verdient.

Alles in Allem darf auch das zweite Buch dieser Trilogie eine gute Punktzahl für sich beanspruchen, wobei es dieses Mal sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche der gleiche Wert ist, vor allem weil sich der hervorragende gestaltete Spannungsbogen diesen Verdienst fast alleine erarbeitet . Acht (8) von zehn (10) Punkten in der berechtigten Hoffnung, dass Band 3 dem ebenso gerecht werden wird.

Viel Spaß beim Schmökern!
wünscht euch Euer Tufir


Über den Autor:
Guillaume Prévost, geboren 1964, ist ein Geschichtslehrer und in Frankreich gefeierter Autor historischer Thriller. „Das Buch der Zeit“ ist sein erstes Kinder-/Jugendbuch. Er lebt nahe Versailles, Frankreich.

Über die Übersetzerin:
Anke Knefel, 1964 geboren, studierte Englisch und Französisch und arbeitete als Lektorin, bevor sie freie Übersetzerin und Texterin wurde. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf an einem großen See in der Nähe von Hamburg.

Layout / Cover Art:
Christian Broutin ist ein französischer Illustrator und Künstler, der am 5. März 1933 in Chartres geboren wurde. Er hat vor allem Einbände für Jugendbücher und Briefmarken für die französische Post gestaltet und dafür auch diverse Preise erhalten. Es gibt einen Wikipedia Eintrag über ihn und er hat eine eigene Homepage. Beides liegt (leider) nur in französischer Sprache vor.


Diese Rezension entstand in freundschaftlicher Zusammenarbeit der RPG-Foren.com und DSA-Fantasy.de - Vielen Dank auch an den Arena-Verlag.
 
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