• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

Sci-Fi / Fantasy Das zerbrochene Rad - Düsternis

Luzifer

Ältestenrat
Beiträge
5.504
Punkte
133
Was lange währt, währt endlich gut. Ein paar Jahre hat es gedauert, dass die Fortsetzung von Ulrich Kiesows Roman „Das zerbrochene Rad“ vertont und veröffentlicht wurde. So musste manch einer, der sich den ersten Teil „Dämmerung“ kaufte, in Unwissenheit schweben, was mit Thesia von Ilmenstein, Arvid und Algunde und dem gesamten Bornland, ja gar Aventurien passieren sollte. Nun aber ist mit „Düsternis“ endlich der zweite Teil erschienen. Genaugenommen der zweite von drei Teilen. Ehemals waren nur zwei Teile geplant. „Dämmerung“ war bereits erschienen. Nun wurde aufgrund der Länge und vermutlich anderer taktischer Erwägungen der Rest der Geschichte erneut in zwei geteilt: „Düsternis“ und „Nacht“.


Rückblick auf die „Dämmerung“:

Die Schergen Borbarads, des Dämonenmeisters ,verheeren das Land im Süden. Weit weg? Ja, aber das Bornland hat derzeit seine eigenen Probleme: Uriel von Notmark und sein zwielichtiger Berater Mengbillar, planen sich das Land an der Born Untertan zu machen. Thesia von Ilmenstein entkommt der notmärker „Warzensau“ gerade noch in letzter Minute um einen Widerstand zu formieren. Unterstützt wird sie hierbei von Arvid von Geestwindskoje, der seine schöne Frau Algunde zu Hause lassen musste, wo sie eine Affäre mit Matajew beginnt, einem Bauernsohn aus dem Dorf…

Fortan umfängt die Geschichte „Düsternis“:

Eben um von dieser Affäre seinem geliebten Arvid zu berichten, machte sich der Page des Adligen, Wassjew, vom heimischen Hof auf. Den Grafen zu finden und Matajew seiner gerechten Strafe zu zuführen. Er trifft nach einer weiten und beschwerlichen Reise in der Nähe des Schlosses Ilmenstein auf seinen Grafen, wo dieser sich mit Thesia und weiteren Adligen verbündete und sie beschlossen gegen Uriel in den Krieg zu ziehen.

Es kommt zu einem erbitterten Kampf an der Schenke „Ochs und Eiche“, bei der die „Warzensau“ nicht nur menschliche Krieger in die Schlacht führt. Das Ziel ist nicht der Sieg gegen die renitenten Adligen, sondern deren Vernichtung! Und alles findet unter der heimlichen Leitung Borbarads statt.

Währenddessen empfängt Algunge in Geestwindskoje ihre alten Freunde Gerion, den Magier, dessen Freundin Silissa – und ehemalige Freundin von Arvid, sowie deren Begleitung Gilia. Gilia ist die rechtmäßige Erbin des Königinnenthrons der Amazonen. Die Krone hatte sie aber abgelehnt und seit dem als Mietklinge unterwegs, auf der Suche nach einer neuen Richtung im Leben. Auch wenn sie es nicht vermutet, kann sie ihrem Schicksal nicht entkommen. Es verfolgt sie und holt sie ein, in Form von zwei Abgesandten Borbarads.


Das zerbrochene Rad“ gilt als das Vermächtnis von Ulrich Kiesow, den Erfinder von Aventurien und DSA (Das schwarze Auge). Der Roman konnte erst kurz nach seinem Tode veröffentlicht werden. Nicht nur deshalb erhielt er in den Reihen der DSA-Fans eine besondere Bedeutung. Zudem gilt es als das epochale Werk um einen gewichtigen Teil der Geschichte Aventuriens, welches Vergleiche mit „Herr der Ringe“ erwog. Dem kann es zwar leider nicht ganz stand halten, aber es mindert keinesfalls das Lese- bzw. das Hörvergnügen.

Im zweiten Teil „Düsternis“ wird zur Gewissheit, was im Ersten nur erahnt wurde: Borbarad ist zurück und er will den gesamten Kontinent beherrschen. Die Fronten werden abgesteckt und die Charaktere wie Thesia von Ilmenstein, Gilia von Kurkum, Gerion, Arvid und Algunden von Geestwinskoje, Wassjew und viele andere mehr, werden vor schicksalsträchtige Entscheidungen gestellt. Dabei werden die Protagonisten sehr fein dargestellt und ihr Handeln, selbst z.B. das der unbeliebten Tjeika von Notmark, der Tochter der „Warzensau“, wird dem Hörer nachvollziehbar nahe gebracht. Gerade diese Nachvollziehbarkeit und die Authentizität der Charaktere prägen den Roman sehr stark. Der Hörer kann sich in viele der Figuren hineinversetzen oder sich mit ihnen identifizieren, sei es Adliger, Zauberer oder ein einfacher Bauer.

Eindrucksvoll und herausragend bleiben manche Szenen im Gedächtnis haften, wegen ihrer Eindringlichkeit. Dazu gehört zum Beispiel die Unterredung des Magiers Gerion mit dem Bauern Matajew, der Affäre Algundes. Oder auch der Kampf Gilias gegen die beiden Kopfgeldjäger, welche Borbarad auf sie ansetzte.

Ein leichter Makel der dem zweiten Teil anhaftet ist - und das liegt in der Natur von Trilogien -, dass er dem finalen Showdown, der epochalen Schlacht im dritten Teil lediglich den Weg bereitet. Allerdings ist das Werk sowieso als Einheit zu sehen und die Aufteilung eher willkürlich, weswegen dies nicht all zu sehr ins Gewicht fällt.

Selbstverständlich wird im Falle einer solchen Produktion auch einiges gekürzt. Zum einem aus dramatischen Gründen, zum anderen um das Hörbuch überschaubar zu halten. Für jemanden, der zuvor das Buch gelesen hat, werden sich keine eklatanten Fehlpassagen herauskristallisieren. Und wer den Roman noch nicht kannte, wird nichts vermissen und auch keine Wissensdefizite feststellen.

Gesprochen wird das Hörbuch von Axel Ludwig und die weiblichen Rollen von Carolin Schmitten.
Axel Ludwig galt bis vor kurzem noch als „DIE DSA-Stimme“ und das zu Recht. Mit seinem sanften Brummen vermag er es gekonnt den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Überzeugend setzt er die gesamte Palette an Emotionen hörbar um und vermittelt so ein stimmiges Bild im Kopfe des Zuhörers. Seine Leistung ist wirklich enorm.

Da bereits der Vergleich des Gesamtwerkes mit „Herr der Ringe“ getätigt wurde, liegt im Falle eines Hörbuches natürlich der Vergleich zu dem Vorzeigetitel in diesem Bereich schlechthin nahe: "Harry Potter", gelesen von Rufus Beck.
Leider unterliegt hier Ludwig der Vielfalt, mit der Beck aufwarten kann. Aber nur knapp. Und an Engagement und Sprachvermögen steht er ihm in nichts nach.
Carolin Schmitten verliert hier schon deutlicher. Die Bandbreite ihrer Stimmvariationen ist begrenzt, was allerdings aufgrund der geringeren Anzahl an weiblichen Figuren nicht besonders tragisch ist. Auch bei ihr merkt man den Eifer und die Einfühlung in die Geschichte, wie bei Axel Ludwig.

Akustische Atmosphäre wird durch die Combo „Borbarad Moskitos“ eingespielt. Die Stücke sind nicht besonders eingängig, dazu auch musikalisch etwas dünn. Hier wären vielleicht ein bis zwei Instrumente mehr von Vorteil gewesen, um die Musikstücke massiger klingen zu lassen. Aber als kurze Zwischenspiele erfüllen sie ihren Zweck.

Die 6 CDs sind in einer Kartonbox verpackt, auf dem das teils flammende zerbrochene Rad zu sehen ist. Das Design wurde neu angepasst und während beim ersten Teil das Rad noch intakt ist, wird beim dritten Teil das Rad explodiert sein. Die CDs selbst liegen in Plastikfolien in der Box. Ein Herausholen aus der Verpackung ist somit kaum möglich, ohne mit dem Finger auf der Abspielseite Abdrücke hinterlassen zu haben. Hier wurde leider an der Verpackung und der Handhabung eingespart.

Wer auf Verpackung und eine handfeste CD keinen Wert legt hat die Möglichkeit sich das Hörbuch auf der Homepage des Horchposten Verlags ungeschnitten herunter zu laden (insg. 725 Min), was dann auch wieder etwas teuerer wird.


Für Fans von DSA und Ulrich Kiesow ist „Das zerbrochene Rad“ fast schon Pflichtlektüre. Man will ja mitreden können. Was gäbe es da stimmungsvolleres, als sich den Roman als Hörbuch zu Gemüte zu führen. Allerdings ist hierbei unbedingt geboten mit dem ersten Teil „Dämmerung“ zu beginnen. Und wer bei der „Düsternis“ angekommen ist, wird sich die Fortsetzung „Nacht“ auch nicht entgehen lassen. Dies gilt auch für Nicht-Rollenspieler, welche einfach nur nach einer spannenden Geschichte suchen, die angefüllt ist mit Magie, Tugenden wie Mut, Pflichtgefühl, Ehre, aber auch Liebe und Hass. Als Epos ist das Hörbuch „Das zerbrochene Rad“ jedem zu empfehlen, der Fantasy an sich und vielleicht auch im Speziellen mag.

Vielen Dank an den Horchposten Verlag und Lighthouse Home Entertainment, welche diese Rezension ermöglichten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben Unten