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Brettspiel Das letzte Bankett

Voltan

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Das letzte Bankett


Worum geht´s?

Das letzte Bankett ist ein kommunikatives Gruppenspiel für 6 bis 25 Spieler. Ja, ihr habt richtig gelesen. Tatsächlich können bei diesem Spiel bis zu 25 Spieler mitmachen. Das ist bei Gesellschaftspielen eine unglaubliche Anzahl, die ihresgleichen sucht.

Die Spieler werden in unterschiedliche Gruppen aufgeteilt, die je nach Szenario ihre eigenen Ziele verfolgen. Das können Intrigen am Königshof sein, Nacht und Nebel-Aktionen als Kuriere, Erbschaftsangelegenheiten oder auch Geistererscheinungen, mit denen man konfrontiert wird. Ein Szenario zum Beispiel spielt während eines mittelalterlichen Banketts. Dieses Bankett wird vom König und seiner Familie gegeben und soll wohl das Reich vereinen. Leider befinden sich aber am Tisch einige Personen, die den König gerne unter der Erde sehen würden. Hierzu müssten sie nur nahe genug an ihn herankommen. Dann könnten sie zum Beispiel Gift in sein Essen oder Trinken geben oder ihn hinterrücks erdolchen.
Der König jedoch ist, aufgeschreckt durch seine Informanten, sehr wachsam geworden und achtet genau darauf, wer neben ihm sitzt. So kommt es, dass alle Beteiligten versuchen im Laufe des Abends ihre Position an der Tafel durch Schmeicheleien, Intrigen oder Zauberei zu verändern und dem König möglichst nahe zu kommen. Doch nur einige Spieler besitzen tatsächlich die entscheidende Waffe, die anderen sollen in erster Linie den König verwirren und versuchen, den tatsächlichen Attentäter unbemerkt neben ihn zu positionieren...

Sobald die erste Fraktion ihr Spielziel (z.B. die Ermordung des Königs) erreicht hat, endet das Spiel und alle Spieler dieser Fraktion haben gewonnen….zumindest bei diesem Szenario. Ebenso gibt es auch Szenarien, in denen ein Kurier eine Depesche überbringen muss oder die Fraktionen versuchen müssen, Schenkungen eines reichen, aber nun toten, Gönners zu erhalten.



Inhalt

In "Das letzte Bankett" gibt es keinen Spielplan im klassischen Sinne. Dafür findet man Unmengen an Pappmarker und große Charakterkarten aus überaus dicken und stabilen Karton. Die Marker stellen mehrere Gegenstände dar, wie einen Siegelring, einen Dolch oder eine Phiole Gift. Außerdem werden noch die Fraktionen durch mehrere Fraktionsmarker symbolisiert. So gibt es beispielweise 12 Fraktionszeichen mit einem Einhorn oder 8 Fraktionszeichen mit einer Axt. Diese Zeichen werden mit den beiligenden Schnurbändchen versehen und können so von jedem Spieler wie ein Orden umgehängt werden. Auf diese Weise kann jeder Spieler sofort erkennen zu welcher Fraktion sein Gegenüber gehört.
Außerdem findet man noch 10 Vetomarker für den König, ein Szepter und 25 große Charakterkarten. Diese Charakterkarten zeigen auf der Vorderseite eine Zeichnung des Charakters und auf der Rückseite die spielspezifischen Werte und Aktionsmöglichkeiten.
Die Zeichnungen sind alle sehr gut gelungen und überaus stimmig gehalten.



Das Spiel

Zuerst muss erwähnt werden, dass es durchaus schwierig ist eine ausreichende Spieleranzahl für "Das letzte Bankett" zu finden. Selbst die Mindestanzahl von 6 Spielern stellt eine gewisse Herausforderung dar. Eine große Runde von 10 und mehr Spielern ist dagegen für die meisten kaum zu schaffen.
Unser erstes Testspiel fand dann auch nur mit 6 Spielern statt, da eine größere Runde zeitweise einfach nicht zustande kam. Die maximale Anzahl an Spieler, die für eine Testrunde gefunden werden konnte, lag bei immerhin 11 Personen.

Zu Beginn des Spiels muss zuerst das Szenario ausgewählt werden. Ein eigenes Heft liefert einige abwechslungsreiche Szenarien, so dass auch auf längere Sicht für genügend Abwechslung gesorgt ist. Trotzdem wären neue Szenarien, die man eventuell sogar zum Download bereitstellen könnte, sicherlich eine schöne Sache.
Danach werden, je nach Szenario, zwei oder mehr Fraktionen gebildet. Die jeweiligen Fraktionen erhalten ihre eigenen Fraktionsmarker, die sich die Spieler um den Hals hängen. Dann darf sich jeder Spieler einen Charakter aussuchen und die entsprechende Charakterkarte nehmen. Jeder Charakter besitzt ein anderes Verhalten und auch unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten.
Nun sollten sich die Spieler mit dem Spielziel auseinandersetzen und in ihrer Fraktion im Geheimen Pläne und Kombinationen zum Erreichen des Ziels besprechen. Diese erste Absprache ist enorm wichtig und sollte auch Ausweichpläne enthalten. Denn eine spätere Kommunikation stellt sich als recht schwierig dar. Immerhin sitzen meist die Gegenspieler in unmittelbarer Nähe.
In dieser ersten Phase entscheiden sich die Spieler auch (beim Szenario "Das letzte Bankett") wer von ihnen der Attentäter sein soll. Verhalten sich die Spieler hier nicht besonders geschickt, könnte der König-Spieler zum Beispiel schon jetzt erkennen, wer den Marker mit dem Dolch erhält und im Spiel diesen Spieler nie in seine Nähe lassen. Genauso kann man aber den König durch eine geschickte Finte (in Wahrheit hat ein Spieler nur ein gefaltetes Blatt Papier in die Hand bekommen und ein anderer ist der Dolchträger) zu täuschen versuchen.

Nachdem die Vorbereitungen beendet wurden, wird ein Stuhlkreis (ja....wie im Kindergarten) gebildet und die Spieler stellen sich nach eigenem Gusto an je einen Stuhl. Am Ende entscheidet jedoch der König auf welchen Stuhl er sitzen möchte und kann den Spieler der ggf. davor steht auf den letzten unbesetzten Stuhl verscheuchen. Danach stellen sich alle Spieler vor (natürlich die Charakter, die sie verkörpern), bleiben jedoch weiterhin stehen. Dies sollte, wie auch später im Spiel, mit recht blumiger und mittelalterlicher Aussprache erfolgen. Nachdem auch der letzte Spieler seinen Charakter vorgestellt hat, beginnt das Spiel mit dem König. Dieser übergibt nun sein Szepter an einen Spieler zu seiner Linken oder Rechten und bestimmt hiermit den Startspieler und die Laufrichtung dieser Runde. Der aktive Spieler kann nun mittels seiner Aktionen dafür sorgen, dass Spieler ihre Plätze tauschen oder aus aktiven Spielern inaktive werden (jeder Spieler, der auf seinem Stuhl sitzt ist inaktiv und kann in dieser Runde keine eigenen Aktionen mehr tätigen). Einige Charakter können direkt ihren Platz mit einer anderen Person tauschen. Ein anderer Charakter kann aus einer sitzenden Person, eine stehende Person machen (also diesem eine weitere Aktion ermöglichen). Ein anderer Charakter kann alle stehenden Personen auffordern in die Mitte zu gehen, die Augen zu schließen und sich zweimal im Kreis zu drehen. Dann müssen sich die Personen in der Mitte einen freien Platz suchen.
Jeder Charakter hat stets zwei Aktionsmöglichkeiten, von denen er sich eine pro Runde aussuchen darf.
Ziel ist es natürlich den eigenen Attentäter auf einen Platz neben dem König zu verhelfen und somit das Spiel zu gewinnen.
Auch können die Spieler versuchen eine Gunst zu erwirken. Beim ersten Szenario muss der König diese Gunst gewähren.
Allerdings besitzt der König auch einige Vetomarker mit denen er zur Not eine Gunst abwehren kann, falls sie ihm zu gefährlich erscheint.

Das Spiel geht über drei Runden (beim Bankett sind das die Vorspeise, der Hauptgang und die Nachspeise). Spätestens in der dritten Runde muss das Ziel von einer Fraktion erreicht worden sein.
In jeder Runde kann der König zwei Spieler als Attentäter markieren. Hierzu darf er sich öffentlich mit seiner Familie (falls genug Spieler mitspielen, die seine Familie darstellen) beraten. Diese können ihren Verdächtigen nennen: "Mein König, mich dünkt, dass die Frau Baronin nach Eurer Krone trachtet." Aber natürlich entscheidet am Ende nur der König, wen er als Attentäter verdächtigt.
Sitzen gar am Ende einer Runde die Attentäter beider Fraktionen neben dem König, entsteht ein Patt. Beide Attentäter müssen sich offenbaren, aber ihre Tat verschleiern ("Oh, ich wollte mit dem Dolch nur noch etwas vom Fasan aufspießen"...."Und mein Tonikum sorgt für besonders kräftiges Haar; möchtet ihr es versuchen?"). Der König jedoch überlebt die Runde und die Fraktionen haben es ab jetzt noch schwerer, da nun die Attentäter bekannt sind.

Am Ende der letzten Runde (oder nach einem erfolgreich ausgeführten Attentat) endet das Spiel und die Siegpunkte werden ermittelt.

Der König und seine Getreuen erhalten für jeden erfolgreich markierten Attentäter einen Siegpunkt. Wurde der König nicht ermordet, gibt es für ihn und seine Getreuen einen weiteren Siegpunkt.

Die Spieler der Fraktionen erhalten je einen Siegpunkt, falls sie ihr Attentat erfolgreich durchführen konnten.

Danach kann entweder ein anderes Szenario, oder das gleiche Szenario mit anderer Besetzung oder gar einfach eine genaue Wiederholung (gleiches Szenario und gleiche Besetzung) gespielt werden.

Nach Ablauf des Abends (hier sollte man vorab schon festlegen, wieviele Spiele man machen möchte...wir hielten uns meist an vier Spiele), gewinnt der oder die Spieler, die die meisten Siegpunkte im Laufe des Abends erringen konnten.

Fazit

Nicht alle Regeln konnten hier beschrieben werden. Besonders, da diese sich auch von Szenario zu Szenario unterscheiden können. Aus diesem Grund wurde das Spiel hauptsächlich aus der Sicht des ersten und namengebenden Szenarios beschrieben ("Das letzte Bankett"). Aber schon hier wird eines klar: Es handelt sich um ein hochkommunikatives und rollenspielerisches Erlebnis. Wenn die Spieler versuchen in mittelalterlicher Sprache zu kommunizieren, ihre Entscheidungen zu formulieren und Intrigen zu spinnen, entwickelt sich eine unglaublich dichte Atmosphäre. Ein Spiel dauert dabei nicht besonders lange und kann sogar manchmal schon nach wenigen Minuten zu Ende sein (wenn z.B. ein Attentäter gleich nach der ersten Spielrunde neben dem König landet). Aber dieses Spiel spielt man mehrmals an einem Abend. Dies ist ja sogar auch so gewollt.
Umso mehr Spieler mitspielen, desto mehr Spaß macht es. Einfach, weil es dann noch schwerer wird und noch unberechenbarer.
Allerdings sind die schönsten Seiten des Spiels auch gleichzeitig die größten Hindernisse. Wann bekommt man mehr als 10 Personen zusammen? Ja, an Geburtstagen, Jugendfahrten, Jubiläen, Tagungen oder Seminaren (lt. Handbuch) kann man durchaus so viele Menschen zusammen bekommen. Aber meist wollen dann nicht alle spielen und falls doch, werden sich viele zieren ihre Rolle authentisch zu spielen und dabei wirklich einen Charakter darzustellen.
In einer solchen Runde kann das Spiel schnell abflachen und langweilig werden.

Trotzdem muss bei diesem Spiel die innovative Idee einfach gelobt werden. In der richtigen Runde mit einer ausreichend großen Anzahl von Spielern (ab 11 Personen beginnt es richtig Spaß zu machen) erlebt man einen unvergleichbaren Abend, den man nicht so schnell vergessen wird. Danke hierfür...und bitteschön: "Euer güldener Würfel, Euer Hoheit!"


Wir danken dem Heidelberger Spieleverlag, der uns diese Rezension ermöglicht hat.
 

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AW: Das letzte Bankett

Hört sich interessant an. Ich glaube, ich habe etwas gefunden, das ich mir zum Geburtstag schenken lassen kann...
 
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