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Sci-Fi / Fantasy Codename: Merlin

Tufir

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Codename: Merlin – David Weber

Nach „Operation Arche“ und „Der Krieg der Ketzer“ setzt David Weber seine Geschichte um Nimue Alban mit dem vorliegenden Roman konsequent fort. Im letzten Teil wurde der von der Weltkirche angezettelte Seekrieg von Charis dank überlegener Waffen und Seefahrtstechnik und dem sorgfältig abgwogenen Einsatz der technischen Möglichkeiten Nimues alias Merlin haushoch gewonnen und die feindlichen Königreiche in ihre Schranken verwiesen. Nun setzt ein für Charis erfolgreiches Freibeuterwesen ein und die politisch Verantwortlichen beginnen ihr eigenes Intrigenspiel und versuchen mit Überzeugungsarbeit die Reiche auf ihre Seite zu ziehen, die ohnehin nur unwillig der Verfügung der Weltkirche gefolgt sind. Nachdem der König im letzten Seegefecht seinen Tod fand, hat nun Kronprinz Cayleb die Macht übernommen und strebt eine Allianz mit der Herrscherin des Nachbarreiches, Sharleyan von Chisholm, an. Gleichzeitig wird immer mehr klar, dass die Weltkirche von einer korrupten und machthungrigen Vierergruppe aus dem Rat der Vikare, dem höchsten Entscheidungsgremium der Kirche, beherrscht wird und diese somit das Konstrukt der Kirche in Frage stellen und eher weltliche Absichten verfolgen. Die Kirche von Charis spaltet sich offen ab vom Tempel in Zion und unterstellt sich der weltlichen Macht. Merlin dagegen verbreitet als Sejinn in Charis immer weiterhin fortschrittliche Ideen und sorgt dafür, dass der technische Vorsprung des Reiches erhalten bleibt.

David Weber verlässt mit „Codename: Merlin“ erstmalig seinen in den ersten beiden Teilen eingeschlagenen Weg und legt ein Buch vor, in dem es kein einziges Seegefecht gibt. So geht es diesmal darum die Auswirkungen der Schlachten aus dem letzten Band zu bewerten und zu verarbeiten. Alle Konfliktparteien versuchen, sich für die kommenden Kämpfe strategisch bestmöglich zu positionieren. Diplomatie, Spionage und Intrigen sind die vorherrschenden Handlungselemente. Die beschrieben Kirchenspaltung lässt nicht ganz unvermutet Parallelen zu angelikanischen Kirchengeschichte aufkommen und die ganze Historie sieht plötzlich dem englisch-spanischen Krieg aus dem Zeitalter Elizabeth I. sehr ähnlich. Weber beschreibt in diesem Roman, wie technische Errungenschaften und militärische Erfolge zwangsläufig auch gesellschaftliche Änderungen mit sich bringen und in seinem Fall sind dies zumeist positive. Die Wirtschaft Charis beginnt zu boomen. Schlaue Unternehmer lassen Betriebsräte zu und bezahlen ihre Leute besser, um so auch an die „besseren“ Arbeitskräfte zu kommen. Sie legen Wert auf Ausbildung und verschaffen sich somit eine gute Position im neuen, immer größer werdenden Machtgefüge auf Savehold.
Weber beweist in seiner Erzählung, dass er nicht nur gut und fesselnd schreiben kann, sondern sich auch Gedanken um das Gesamtbild einer sich weiter entwickelnden Zivilisation gemacht hat und setzt dies hervorragend um. Nach den Seeschlachtenepos aus Band 2 bietet dieser Teil erfrischende Abwechslung und macht Lust auf mehr. Aufkommende Langeweile ob immer gleichartiger Handlungsstränge ist somit nicht zu erwarten. Ebenso ist "Codename: Merlin" ohnehin auch weniger handlungs- als vielmehr dialogorientiert, was ebenfalls zur Abwechslung beiträgt.

Doch wirklich überraschend und völlig unerwartet für den Leser kommt gegen Ende des Romans der Ansatz zur Auflösung der religiösen Oberherrschaft über Savehold: Alte Aufzeichnungen werden präsentiert, die eine ganz andere Geschichte erzählen, und damit kommt eine Art "Deus ex machina" ins Spiel, die die Kirchenspaltung in Zukunft durch eine "Säuberung" der Dogmen der Kirche bedeuten.

Mit diesem dritten Teil beweist David Weber, dass er in der Lage ist, die Spannung einer Handlung zu steigern, wenn der Leser dies am wenigsten erwartet. Wer soweit gekommen ist, wird auch vor den nächsten Teilen nicht halt machen.

David Mark Weber wurde am 24. Oktober 1952 in Cleveland, Ohio geboren und ist ein US-amerikanischer Science-Fiction- und Fantasyautor.
Sein Hauptfach während des Collegestudiums war Geschichte. Als Nebenfächer belegte er Politikwissenschaft, Englische Literatur, Englisch, Vergleichende Religionswissenschaft und Soziologie. Sein Hauptinteressengebiet ist die Militärgeschichte. Weber lebt in Greenville (South Carolina)

Seine Geschichten spielen meist in Szenarien mit wohl durchdachten und rational erklärten Technologien und Gesellschaften. Selbst magische Kräfte werden im Handlungskontext durch rationale Gesetze und Prinzipien gestützt und erklärt.
Viele seiner Geschichten behandeln militärische Themen und gehören in das Genre der Militär-Science-Fiction. Dabei lässt er immer wieder militärhistorische Fakten und Daten einfließen. Ein besonderes Augenmerk richtet er auf die Geschlechterrollen im Militär. Dies setzt er um, indem er weibliche Hauptfiguren in traditionell männliche Bereiche platziert und sie mit Herausforderungen für Frauen in Militär und Politik konfrontiert.

Mein Dank gilt dem Bastei-Lübbe-Verlag, der diese Rezension ermöglichte.
 
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