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Hintergrund Traveller Buch 2: Raumflotte

sonic_hedgehog

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Mit Traveller Raumflotte legt der 13Mann Verlag nun die deutsche Übersetzung der „High Guard“-Erweiterung Travellers auf, die mit Detailregeln zu Charakteren aus der Raumflotte, der Konfiguration von Raumschiffen verschiedenster Größen sowie zum Raumkampf aufwartet.

Nach den Regeln des Grundregelwerks existierte lediglich eine Karriere in der Raumflotte, die man entweder als Besatzung, Ingenieur/Schütze oder als Pilot absolvierte. Dies wird nun durch weitere Wege deutlich erweitert und den Charakteren aus der Flotte auch der langsame Aufstieg vom Matrosen bis in die Führungsebene ermöglicht. Raumflotte liefert 10 neue Karrierepfade (plus üblicher Untergliederungen) mit allen erforderlichen Würfeltabellen, vom Flugpersonal über den Befehlsstab bis hin zu Geheimdienst oder Oberkommando. Nicht zuletzt da Wechsel zwischen den Karrieren leicht möglich und Regelungen zur Erlangung von Orden voll integriert sind, ermöglicht das Buch eine wesentlich detaillierte Ausgestaltung solcher Charaktere.

Auch die Regeln für den Bau von Raumschiffen werden nun ergänzt. Nachdem die bereits erschienene Erweiterung II – Händler und Kanonenboote schon über das Grundregelwerk hinausgehende Designmöglichkeiten in seinen Beispielen verwendet hatte, stehen nun auch die genauen Regeln dafür zur Verfügung. Für alle Schiffgrößen, von den an die Battlestar Galactica oder Imperiale Kreuzer gemahnenden Großschiffen über die Mittelklasse bis hin zu Klein- und Kleinstschiffen wie Raumjägern und –bombern, werden Erweiterungen und Erläuterungen präsentiert. Insbesondere für die Erläuterungen ist man als Leser an dieser Stelle dankbar, denn die Komplexität der hier vorliegenden Regeln schreit geradezu nach Beispielen, welche dankenswerterweise auch geliefert werden. Auch die Kapitel zu Bewaffnung, Raumkampf und taktischer Bewegung gewinnen durch Beispiele an Plastizität und vor allem an Verständlichkeit.

Wer sich aber trotz all dieser Erklärungen am Ende wie der Ochs am Berg vorkommt, dessen Gesicht hellt sich spätestens dann auf, wenn er die schon fast üblichen Beispielentwürfe samt Deckplänen entdeckt, die auch in diesem Band natürlich nicht fehlen dürfen. Gemeinsam mit den Schiffsbeispielen aus dem Grundregelwerk und aus Händler und Kanonenboote dürfte so nur selten die Notwendigkeit bestehen ein eigenes Schiff nach allen Regeln der Kunst zu berechnen. Und trotzdem – es ist durchaus beruhigend es zu können – auch wenn man den Aufwand nicht unterschätzen sollte!

Wie schon gewohnt bei den Produkten des 13Mann Verlags, sind Optik und Qualität des Werks gelungen. Gebunden in das typische elegante Schwarz, ergeben die stabile Verarbeitung, hochwertiges Papier und ein meist gut lesbarer Satz ein rundes Gesamtpaket. Einzig in Details verliert das Buch, auch im direkten Vergleich mit seinen Vorgängern. Ein schon fast traditioneller Kritikpunkt ist, dass unterschiedliche Schiffsgrößen in den Plänen alle auf dieselbe Größe gebracht werden (was sinnvoll ist), dabei aber die Schriftgrößen der Beschriftungen nicht vereinheitlicht werden (was unsinnig ist). Wer sich fragt, ob das wirklich so schlimm ist, dem sei bei dämmrigem Licht ein Blick auf die Seiten 111 oder 128 empfohlen. Eigenartig gesetzte Tabellen (zweizeilig, mittig über beide Spalten hinweg) und einzelne Fehler in der Kursivstellung der Beispiele fallen zwar auf, werden wohl aber nur von Pedanten bemängelt werden. Anders ist das bei der konsequenten Vermeidung des Genitivs zugunsten des Dativs, die hier extreme Blüten treibt – als Beispiel möge folgende Satzkonstruktion von Seite 132 dienen:
… können sich also bis zu 80 von den 40t-Jägern auf einem leichten Trägerschiff befinden.
Überhaupt wird zu oft wörtlich aus dem Englischen übersetzt, wo eine Paraphrasierung angebracht gewesen wäre. Ein Beispiel sei hier von Seite 45 zitiert:
Die Abwurftanks sind relativ anfällig, und wenn sie installiert sind, während das Schiff angegriffen wird, sind sie leicht entflammbar.
Man kann sich hier für die Zukunft nur eine sorgfältigere Übersetzung und ein aufmerksameres Lektorat wünschen.

Davon abgesehen jedoch ist Traveller Raumflotte, wie schon erwähnt, eine gelungene Erweiterung. Wer Kampagnen mit Raumflottencharakteren (oder auch aktiv in der Raumflotte spielen will), kommt um das Buch und das Kapitel mit Hinweisen zu eben diesem Ansatz kaum herum. Auch wer eher den Schmuggler-/Händleransatz für seine Kampagne bevorzugt, wird die Regelergänzungen gerade wegen deren Verwendung in Händler und Kanonenboote sehr schätzen. Ganz allgemein sind diese Regeln schlüssig und passen ins Gesamtkonzept Travellers – nur einfach sind sie nicht. Das aber ist angesichts der Tatsache bis zu welcher Schiffsgröße sie anwendbar sind verständlich. Einzig wer für Raumschlachten einen cineastischeren Ansatz schätzt und bisher mit den Grundregeln gut gefahren ist (und diese u.U. mit Deckplänen aus anderen Quellen kombiniert, wobei er in Bezug auf Kosten und Leistung Fünfe gerade sein lässt) kann vermutlich auch zukünftig auf diese Erweiterung verzichten.

Für alle anderen eine zweifellos sinnvolle Ergänzung der Travellersammlung und ja auch Teil der Kernregelwerke, auf die sich sicher auch künftige Bücher beziehen werden.

Unser Dank gilt an dieser Stelle dem 13Mann Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte.
 
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