Master-Jeffrey
Bürgertum
- Beiträge
- 41
- Punkte
- 6
- Alter
- 46
Schiffsreise nach Meridot (Tag 34-Tag 37)
Die Tage an Bord zogen sich dahin. Das Schiff machte gute Fahrt und die Gefährten fanden endlich einmal Zeit, sich um ihre Regeneration zu kümmern. Akela nutze die Tage zusätzlich, und übte Lesen. Minea lieh ihm für diesen Zweck ihr Monsterkompendium. Akela hatte das Zelt des Fürsten im Laderaum aufgeschlagen und bereits am ersten Abend merkten sie, dass im Inneren des magischen Zelts vom Rollen der Wellen nichts zu spüren war. Die Tage waren angenehm.
Entscheidung auf hoher See (Tag 38)
Früh am achtunddreißigsten Tag ihrer Reise wurden sie von einem Bootsmann geweckt, der sie bat, rasch an Deck zu kommen. Ein Schiff war zum Sonnenaufgang gesichtet worden. Sie folgten dem Mann und sahen den Segler mit eigenen Augen. Entgegen erster Annahmen handelte es sich nicht um das Schiff des Gurgelnden Jonas.
Doch es holte beständig auf und würde sie in spätestens fünf Stunden erreicht haben. Ein Kampf schien unausweichlich. Elbergratz versuchte sich an einem Windzauber, doch der Katechumen scheiterte. Zu allem Überfluss meldete der Mann im Krähennest ein weiteres Schiff, das sich von der Küste her näherte und drauf und dran war, ihnen den Weg abzuschneiden. Das zweite Schiff würde sie bereits in einer oder zwei Stunden erreicht haben. Was sollten sie nur tun?
Sie entschlossen sich nach kurzer Unterredung, die auf dem Schiff vorhandenen Wasservorräte über Bord zu kippen. Das würde das Gewicht ein wenig reduzieren und die Geschwindigkeit erhöhen. Da der Assassine über einen immervollen Wasserschlauch verfügte, würden sie nicht verdursten. Darüber hinaus entschieden sie, den Großteil der Besatzung unter Deck zu verstecken. Damit wäre der Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite, denn wahrscheinlich gingen die Piraten davon aus, auf einen Händler gestoßen zu sein. Während Akela die entsprechenden Anweisungen an Luristan weitergab, versuchte Minea vergeblich, die Flagge des Schiffes zu erspähen, das von der Küste her auf sie zuhielt. Resigniert übergab sie das Fernrohr schließlich an Illius, der nach kurzem Hindurchspähen die schwarze Flagge entdeckte. Sie zeigte einen weißen Ritter mit einem Totenkopf anstelle eines Helms auf schwarzem Grund Es war das Schiff Reginald, des Ritters und es näherte sich rasch.
In aller Vorsicht brachte man zwei der gefürchteten Drachenfeuer Granaten an Deck und postierte sie am Heck, in der Nähe des Steuerrads. Minea, als körperlich kräftigste unter den Gefährten wurde dazu auserkoren, die Tongefäße auf das andere Schiff zu schleudern, sobald es in Reichweite war. Nun hieß es warten. Die Minuten zogen träge dahin, während das feindliche Schiff am Horizont immer größer und größer wurde. Bald konnten sie Einzelheiten an Bord des anderen Seglers ausmachen. Die Piraten waren vollständig an Deck versammelt.
Besorgt machten die Gefährten eine Reihe Bogenschützen aus, die sich an der Reling postiert hatte. Akela versicherte sich, dass ihre Männer unter dem Kommando Luristans bereit standen. Dann war der Segler der Piraten auf Pfeildistanz heran. Schon erhob sich eine dunkle Wolke vom anderen Schiff und Sekunden später gingen die Geschosse auf dem Achterdeck nieder. Auch wenn die meisten Pfeile wirkungslos im Deck stecken blieben, trafen manche ihr Ziel. Nach kurzem Zögern zog Akela eine Nebelgranate aus seiner Tasche und schleuderte sie zu Boden. Im Anschluss erwiderten sie das Feuer. Immer näher kam das Schiff Reginalds und ein Zusammenprall schien unausweichlich, auch wenn der Steuermann das langsamere Schiff geschickt zu manövrieren verstand. Doch steckte bereits ein Pfeil in seinem Arm und nur durch pures Glück wurde er vom zweiten Pfeilhagel verschont, den die Piraten blindlings in den Nebel feuerten. Das feindliche Schiff war noch mehrere Dutzend Meter entfernt, als die beiden Diebe und die Waldläuferin sich entschlossen, den Schutz des Nebels zu verlassen.
Um das Feuer vom Steuermann und Kapitän Elbergratz abzulenken, schwangen sich Akela und Illius über die Reling und sprangen hinab auf Zwischendeck. Dabei sahen sie, wie am Bug des anderen Schiffs eine Plane zurückgeworfen wurde. Darunter kam eine Scorpio, eine überdimensionierte Schiffsarmbrust, zum Vorschein. Minea schnappte sich eine der beiden Tongranaten und eilte zum Vorderdeck. Dort war die Distanz zum anderen Schiff kleiner. Als die Piraten sahen, wie drei Gestalten aus dem Nebel hervorstürzten, schossen sie Pfeile in ihre Richtung. Doch unbeirrt sprintete Minea weiter und wich dabei geschickt den Geschossen aus. Akela und Illius, die Deckung suchten, taten es ihr gleich. Ein verirrter Pfeil jedoch bohrte sich in den Oberschenkel des Assassinen. Die Schützen der Scorpio hatten es hingegen auf den Steuermann abgesehen.
Mit einem lauten, knallenden Geräusch schoss der riesige Bolzen heran, verfehlte den Mann jedoch und bohrte sich stattdessen in die Aufbauten des Achterdecks. Sehr zum Missfallen der drei Recken, denn am Ende des Bolzens war ein Seil befestigt. In diesem Augenblick gab Akela den Befehl „Alle Mann an Deck“. Sofort sprangen die Männer unter Luristans Anweisungen hinaus ins Sonnelicht. In Windeseile formierten sie sich auf dem für sie ungewohnten Terrain. Pfeile wurden in Sehnen eingelegt, Bögen gespannt und das feindliche Feuer erwidert. Immer näher kam das Piratenschiff. Minea auf dem Vorderdeck nahm die Granate in eine Hand, wartete auf den richtigen Augenblick und entzündete sie mit zitternden Händen. Zum Glück hatte sie an das Zunderkästchen gedacht. Mit einem lauten Zischen entflammte die Schnur und brannte in Windeseile ab. Jetzt nur keinen Fehler machen.
Entschlossen richtete sich Minea auf und schleuderte das Drachenfeuer in Richtung des gegnerischen Schiffs. In hohen Bogen flog das Tongefäß über das Meer und schlug im nächsten Moment klatschend auf der Wasseroberfläche auf. Kurz auflodernd ging es unter. Die Waldläuferin hatte zu kurz geworfen und das feindliche Schiff verfehlt. Die Götter verfluchend, stürzte sie zurück aufs Achterdeck, um die zweite Granate zu holen. Doch es war zu spät.
Mit einem durch Mark und Bein gehenden Geräusch rammte das feindliche Schiff das ihre. Ein Ruck ging durch das Deck und einige der Männer gingen haltlos zu Boden. In der nächsten Sekunde bereits schwangen sich die Piraten hinüber. Der Kampf entbrannte mit kaltem Stahl und wuterfüllten Schreien, voller Zorn, Angst und Agonie. Zwar waren die Piraten in der Unterzahl, doch besaßen sie den Vorteil, zu wissen, wie man in maritimem Umfeld kämpft. Minea, die ursprünglich die zweite Granate an sich nehmen wollte, sah sich plötzlich einem Piraten gegenüber, der an einem Seil aufs Achterdeck geschwungen war.
Unmittelbar nach der Landung ging er zum Angriff über. Ein tödlicher Tanz entspann sich zwischen den beiden. Auch auf dem Zwischendeck war das Kampf in vollem Gange. Illius wurde von einem kleinen Piraten mit gnomenhaften Gesichtszügen gestellt, der mit einem Echsenbeil auf den Assassinen losging. Akela sah aus den Augenwinkeln Reginald, der in vollständiger Ritterrüstung seinen Männern Befehle zubrüllte und ihnen hinterher schritt. In der Hand hielt er einen magischen Anderthalbhänder, der blutige Wunden auf Seiten der Verteidiger schlug.
Doch ein Pirat, der über das Vorderdeck kommend versuchte, ins Innere des Schiffs vorzudringen, nahm Akelas Aufmerksamkeit ein. Jedoch nur kurz, denn von hinten eilte Leondir Elbergratz bereits heran und machte sich an die Verfolgung des Mannes. Als der Fürst der Diebe sich abermals suchend nach dem Ritter umschaute, musste er feststellen, dass Reginald geradewegs auf ihn zuhielt. Schweren Herzens stellte er sich dem Kampf gegen den schwer gepanzerten Gegner. Währenddessen beendete Minea das Duell auf dem Achterdeck durch einen wohlgezielten Hieb gegen den Hals ihres Kontrahenten.
Dann wandte sie sich wieder dem Geschehen auf dem Zwischendeck zu und wurde Zeuge, wie Akela und Reginald aufeinanderprallten. Der riesenhafte Ritter überragte den schmächtigen Sharakinen um fast einen halben Meter. Es war offensichtlich, dass der lediglich mit einem Nunchaku bewaffnete Akela die Rüstung des Ritters nicht überwinden konnte. Minea beobachtete, wie er ein ums andere Mal getroffen wurde. Schnell jagte die Waldläuferin die Treppen herab, ihrem Begleiter zu Hilfe zu eilen.
Während sie zusehen musste, wie Reginalds Schwert sich einen Weg durch die Verteidigung des Sharakinen bahnte und ihn schwer am Kopf traf, stellte sich ihr plötzlich einer der Piraten in den Weg. Ungestüm preschte der junge Mann vor, doch Minea wich ihm fast beiläufig aus und enthauptete ihn im Vorbeilaufen.
Mit Verzweiflung im Blick beobachtete sie, wie der Sharakine, vom Treffer Reginalds schwer verletzt, auf die Knie ging. Der Anführer der Piraten nutzte die Gelegenheit und schwang den Anterhalbhänder zum entscheidenden Schlag. In letzter Sekunde hielt die Waldläuferin ihr Katana dazwischen. Verwirrt und zornig blickte Reginald die Klinge entlang, hin zu seinem neu aufgetauchten Gegner. Doch seine Verwirrung währte nur kurz. Erbarmungslos ging er in der nächsten Sekunde auf die junge Frau los.
Akela hatte sich dringend notwendige Zeit erkauft. Blut strömte aus seiner Wunde im Gesicht. Doch wischte er es achtlos weg, griff seine fallengelassene Waffe und richtete sich ächzend wieder auf. Illius kämpfte währenddessen mit dem gnomenhaften Echsenbeilträger und musste schwere Treffer einstecken. Mit der zornigen Miene eines Mannes, der auf sein Recht pochte, alle Schiffe im Golf von Ababda zu entern, hieb Reginald auf Minea ein und brachte in seiner ersten Angriffserie einen schweren Treffer an. Scheinbar selbständig stieß der Anderthalbhänder vor und gegen den Hals Mineas. Röchelnd taumelte diese zurück. Nur dank ihrer außerordentlich guten Kettenhaube blieb ihr der vorzeitige, letzte Gang eines Helden erspart. Der wieder zu Kräften gekommene Akela schlug nun auf die ungeschützte Seite des Anführers der Piraten ein. Einmal, zweimal, aber ohne erkennbaren Effekt. Der dritte Hieb jedoch traf den Piraten am Kopf. Zwar trug Reginald einen Rundhelm mit Nasenschutz, doch die dreiste Attacke zwang ihn, sich wieder dem Diebesfürsten zuzuwenden.
Bevor Minea nachsetzen konnte, ließ ein gutturaler Schrei sie herumfahren. Keine Sekunde zu spät, denn vor ihr tauchte ein dunkelhäutiger, massiger Kerl auf, der eine Barbarenstreitaxt schwang und sie in einen tödlichen Zweikampf verwickelte. So tobte der Kampf auf dem Deck des Schiffs hin und her. Langsam aber sicher drängten die Männer der Gesichtslosen die Piraten zurück, doch solange ihr Anführer durchhielt, solange würden auch sie durchhalten. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht schlug Reginald nun wieder auf Akela ein, in der Absicht, die Echse einfach über Bord zu werfen. Doch Akela zog hastig einen magischen Trank aus seinem Gürtel hervor und schüttete dessen Inhalt in seine Kehle. Umgehend tat der Waffenfertigkeitstrank seine Wirkung.
Mit neuem Eifer und Elan führte der Sharakine im Anschluss eine rasche Folge aus Angriffen, umtanzte die wilden Attacken seines Kontrahenten und setzte den ein- oder anderen Treffer an. Das Blatt schien sich endlich zu wenden. Illius seinerseits verzweifelte an seinem Gegner. Er wusste, er war schneller als dieser gnomenhafte Pirat. Doch ein jedes Mal, wenn er eine Attacke führte, die sein Gegenüber nicht parieren konnte, bewegte sich dieser in eine falsche Richtung oder die Waffe prallte wirkungslos an der Rüstung ab. Dann unterlief Minea im Kampf mit dem dunkelhäutigen Piraten ihren Gegner, wirbelte herum und enthauptete auch diesen mit einem einzigen Streich ihres magischen Katanas. Ungehindert schritt sie nun schweren Schrittes auf Reginald zu.
Wie es sich in den vergangenen Wochen bereits dutzende Male gezeigt hatte, waren die Gefährten im Team unschlagbar. Und so war es auch dieses Mal. Der vereinten Kampfkraft der beiden Recken war Reginald nicht gewachsen. Doch mit der Wut der Verzweiflung wehrte der Piratenfürst die auf ihn nieder prasselnden Attacken ab, bis ein wohlgeführter Schlag Akelas sein Ziel traf und ihn ein für allemal niederstreckte. Mit einem dröhnenden Krachen schlug der Mann samt Ritterrüstung schwer auf dem Deck auf. Endlich versetzte auch Illius seinem Gegner den tödlichen Streich. Sofort erlahmte der letzte Widerstand der Piraten. Das Deck des Schiffs war rot von Blut, als der Lärm des Kampfs verklang.
Erschöpft blickten die Recken sich um. Von den Piraten waren nur noch zwei am Leben. Sie selbst hatten vierzehn Mann verloren, darunter vier von der Besatzung. Die restlichen zehn entstammten der Familie der Seleukis. Doch zum Ausruhen blieb keine Zeit. Schließlich gab es ein zweites Schiff, das sie verfolgte und nur noch knapp drei Stunden hinter ihnen zurück war. Elbergratz übernahm das Kommando. Er ließ die Flagge ihres Schiffs am Mast des Piratenseglers hissen und dessen Segel setzten. Die toten Piraten wurden über Bord geworfen. Dann setzten sie die Segel und hofften, ihren Verfolger täuschen zu können. Mit Erfolg. Bald konnten sie beobachten, wie der zweite Piratensegler dem Kurs des anderen Schiffs folgte. Der Abstand wurde größer und größer, bis das Schiff in der Abenddämmerung am Horizont verschwand. Sie waren ihren Häschern entkommen. Zwar hatten sie einen hohen Blutzoll bezahlt, doch nun lag vor ihnen die freie See. Am Abend bestattete man die Toten und Leondir Elbergratz sprach als Kleriker des Nemirs ein paar letzte Worte, bevor man die Verstorbenen dem Meer übergab.
Die Tage an Bord zogen sich dahin. Das Schiff machte gute Fahrt und die Gefährten fanden endlich einmal Zeit, sich um ihre Regeneration zu kümmern. Akela nutze die Tage zusätzlich, und übte Lesen. Minea lieh ihm für diesen Zweck ihr Monsterkompendium. Akela hatte das Zelt des Fürsten im Laderaum aufgeschlagen und bereits am ersten Abend merkten sie, dass im Inneren des magischen Zelts vom Rollen der Wellen nichts zu spüren war. Die Tage waren angenehm.
Entscheidung auf hoher See (Tag 38)
Früh am achtunddreißigsten Tag ihrer Reise wurden sie von einem Bootsmann geweckt, der sie bat, rasch an Deck zu kommen. Ein Schiff war zum Sonnenaufgang gesichtet worden. Sie folgten dem Mann und sahen den Segler mit eigenen Augen. Entgegen erster Annahmen handelte es sich nicht um das Schiff des Gurgelnden Jonas.
Doch es holte beständig auf und würde sie in spätestens fünf Stunden erreicht haben. Ein Kampf schien unausweichlich. Elbergratz versuchte sich an einem Windzauber, doch der Katechumen scheiterte. Zu allem Überfluss meldete der Mann im Krähennest ein weiteres Schiff, das sich von der Küste her näherte und drauf und dran war, ihnen den Weg abzuschneiden. Das zweite Schiff würde sie bereits in einer oder zwei Stunden erreicht haben. Was sollten sie nur tun?
Sie entschlossen sich nach kurzer Unterredung, die auf dem Schiff vorhandenen Wasservorräte über Bord zu kippen. Das würde das Gewicht ein wenig reduzieren und die Geschwindigkeit erhöhen. Da der Assassine über einen immervollen Wasserschlauch verfügte, würden sie nicht verdursten. Darüber hinaus entschieden sie, den Großteil der Besatzung unter Deck zu verstecken. Damit wäre der Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite, denn wahrscheinlich gingen die Piraten davon aus, auf einen Händler gestoßen zu sein. Während Akela die entsprechenden Anweisungen an Luristan weitergab, versuchte Minea vergeblich, die Flagge des Schiffes zu erspähen, das von der Küste her auf sie zuhielt. Resigniert übergab sie das Fernrohr schließlich an Illius, der nach kurzem Hindurchspähen die schwarze Flagge entdeckte. Sie zeigte einen weißen Ritter mit einem Totenkopf anstelle eines Helms auf schwarzem Grund Es war das Schiff Reginald, des Ritters und es näherte sich rasch.
In aller Vorsicht brachte man zwei der gefürchteten Drachenfeuer Granaten an Deck und postierte sie am Heck, in der Nähe des Steuerrads. Minea, als körperlich kräftigste unter den Gefährten wurde dazu auserkoren, die Tongefäße auf das andere Schiff zu schleudern, sobald es in Reichweite war. Nun hieß es warten. Die Minuten zogen träge dahin, während das feindliche Schiff am Horizont immer größer und größer wurde. Bald konnten sie Einzelheiten an Bord des anderen Seglers ausmachen. Die Piraten waren vollständig an Deck versammelt.
Besorgt machten die Gefährten eine Reihe Bogenschützen aus, die sich an der Reling postiert hatte. Akela versicherte sich, dass ihre Männer unter dem Kommando Luristans bereit standen. Dann war der Segler der Piraten auf Pfeildistanz heran. Schon erhob sich eine dunkle Wolke vom anderen Schiff und Sekunden später gingen die Geschosse auf dem Achterdeck nieder. Auch wenn die meisten Pfeile wirkungslos im Deck stecken blieben, trafen manche ihr Ziel. Nach kurzem Zögern zog Akela eine Nebelgranate aus seiner Tasche und schleuderte sie zu Boden. Im Anschluss erwiderten sie das Feuer. Immer näher kam das Schiff Reginalds und ein Zusammenprall schien unausweichlich, auch wenn der Steuermann das langsamere Schiff geschickt zu manövrieren verstand. Doch steckte bereits ein Pfeil in seinem Arm und nur durch pures Glück wurde er vom zweiten Pfeilhagel verschont, den die Piraten blindlings in den Nebel feuerten. Das feindliche Schiff war noch mehrere Dutzend Meter entfernt, als die beiden Diebe und die Waldläuferin sich entschlossen, den Schutz des Nebels zu verlassen.
Um das Feuer vom Steuermann und Kapitän Elbergratz abzulenken, schwangen sich Akela und Illius über die Reling und sprangen hinab auf Zwischendeck. Dabei sahen sie, wie am Bug des anderen Schiffs eine Plane zurückgeworfen wurde. Darunter kam eine Scorpio, eine überdimensionierte Schiffsarmbrust, zum Vorschein. Minea schnappte sich eine der beiden Tongranaten und eilte zum Vorderdeck. Dort war die Distanz zum anderen Schiff kleiner. Als die Piraten sahen, wie drei Gestalten aus dem Nebel hervorstürzten, schossen sie Pfeile in ihre Richtung. Doch unbeirrt sprintete Minea weiter und wich dabei geschickt den Geschossen aus. Akela und Illius, die Deckung suchten, taten es ihr gleich. Ein verirrter Pfeil jedoch bohrte sich in den Oberschenkel des Assassinen. Die Schützen der Scorpio hatten es hingegen auf den Steuermann abgesehen.
Mit einem lauten, knallenden Geräusch schoss der riesige Bolzen heran, verfehlte den Mann jedoch und bohrte sich stattdessen in die Aufbauten des Achterdecks. Sehr zum Missfallen der drei Recken, denn am Ende des Bolzens war ein Seil befestigt. In diesem Augenblick gab Akela den Befehl „Alle Mann an Deck“. Sofort sprangen die Männer unter Luristans Anweisungen hinaus ins Sonnelicht. In Windeseile formierten sie sich auf dem für sie ungewohnten Terrain. Pfeile wurden in Sehnen eingelegt, Bögen gespannt und das feindliche Feuer erwidert. Immer näher kam das Piratenschiff. Minea auf dem Vorderdeck nahm die Granate in eine Hand, wartete auf den richtigen Augenblick und entzündete sie mit zitternden Händen. Zum Glück hatte sie an das Zunderkästchen gedacht. Mit einem lauten Zischen entflammte die Schnur und brannte in Windeseile ab. Jetzt nur keinen Fehler machen.
Entschlossen richtete sich Minea auf und schleuderte das Drachenfeuer in Richtung des gegnerischen Schiffs. In hohen Bogen flog das Tongefäß über das Meer und schlug im nächsten Moment klatschend auf der Wasseroberfläche auf. Kurz auflodernd ging es unter. Die Waldläuferin hatte zu kurz geworfen und das feindliche Schiff verfehlt. Die Götter verfluchend, stürzte sie zurück aufs Achterdeck, um die zweite Granate zu holen. Doch es war zu spät.
Mit einem durch Mark und Bein gehenden Geräusch rammte das feindliche Schiff das ihre. Ein Ruck ging durch das Deck und einige der Männer gingen haltlos zu Boden. In der nächsten Sekunde bereits schwangen sich die Piraten hinüber. Der Kampf entbrannte mit kaltem Stahl und wuterfüllten Schreien, voller Zorn, Angst und Agonie. Zwar waren die Piraten in der Unterzahl, doch besaßen sie den Vorteil, zu wissen, wie man in maritimem Umfeld kämpft. Minea, die ursprünglich die zweite Granate an sich nehmen wollte, sah sich plötzlich einem Piraten gegenüber, der an einem Seil aufs Achterdeck geschwungen war.
Unmittelbar nach der Landung ging er zum Angriff über. Ein tödlicher Tanz entspann sich zwischen den beiden. Auch auf dem Zwischendeck war das Kampf in vollem Gange. Illius wurde von einem kleinen Piraten mit gnomenhaften Gesichtszügen gestellt, der mit einem Echsenbeil auf den Assassinen losging. Akela sah aus den Augenwinkeln Reginald, der in vollständiger Ritterrüstung seinen Männern Befehle zubrüllte und ihnen hinterher schritt. In der Hand hielt er einen magischen Anderthalbhänder, der blutige Wunden auf Seiten der Verteidiger schlug.
Doch ein Pirat, der über das Vorderdeck kommend versuchte, ins Innere des Schiffs vorzudringen, nahm Akelas Aufmerksamkeit ein. Jedoch nur kurz, denn von hinten eilte Leondir Elbergratz bereits heran und machte sich an die Verfolgung des Mannes. Als der Fürst der Diebe sich abermals suchend nach dem Ritter umschaute, musste er feststellen, dass Reginald geradewegs auf ihn zuhielt. Schweren Herzens stellte er sich dem Kampf gegen den schwer gepanzerten Gegner. Währenddessen beendete Minea das Duell auf dem Achterdeck durch einen wohlgezielten Hieb gegen den Hals ihres Kontrahenten.
Dann wandte sie sich wieder dem Geschehen auf dem Zwischendeck zu und wurde Zeuge, wie Akela und Reginald aufeinanderprallten. Der riesenhafte Ritter überragte den schmächtigen Sharakinen um fast einen halben Meter. Es war offensichtlich, dass der lediglich mit einem Nunchaku bewaffnete Akela die Rüstung des Ritters nicht überwinden konnte. Minea beobachtete, wie er ein ums andere Mal getroffen wurde. Schnell jagte die Waldläuferin die Treppen herab, ihrem Begleiter zu Hilfe zu eilen.
Während sie zusehen musste, wie Reginalds Schwert sich einen Weg durch die Verteidigung des Sharakinen bahnte und ihn schwer am Kopf traf, stellte sich ihr plötzlich einer der Piraten in den Weg. Ungestüm preschte der junge Mann vor, doch Minea wich ihm fast beiläufig aus und enthauptete ihn im Vorbeilaufen.
Mit Verzweiflung im Blick beobachtete sie, wie der Sharakine, vom Treffer Reginalds schwer verletzt, auf die Knie ging. Der Anführer der Piraten nutzte die Gelegenheit und schwang den Anterhalbhänder zum entscheidenden Schlag. In letzter Sekunde hielt die Waldläuferin ihr Katana dazwischen. Verwirrt und zornig blickte Reginald die Klinge entlang, hin zu seinem neu aufgetauchten Gegner. Doch seine Verwirrung währte nur kurz. Erbarmungslos ging er in der nächsten Sekunde auf die junge Frau los.
Akela hatte sich dringend notwendige Zeit erkauft. Blut strömte aus seiner Wunde im Gesicht. Doch wischte er es achtlos weg, griff seine fallengelassene Waffe und richtete sich ächzend wieder auf. Illius kämpfte währenddessen mit dem gnomenhaften Echsenbeilträger und musste schwere Treffer einstecken. Mit der zornigen Miene eines Mannes, der auf sein Recht pochte, alle Schiffe im Golf von Ababda zu entern, hieb Reginald auf Minea ein und brachte in seiner ersten Angriffserie einen schweren Treffer an. Scheinbar selbständig stieß der Anderthalbhänder vor und gegen den Hals Mineas. Röchelnd taumelte diese zurück. Nur dank ihrer außerordentlich guten Kettenhaube blieb ihr der vorzeitige, letzte Gang eines Helden erspart. Der wieder zu Kräften gekommene Akela schlug nun auf die ungeschützte Seite des Anführers der Piraten ein. Einmal, zweimal, aber ohne erkennbaren Effekt. Der dritte Hieb jedoch traf den Piraten am Kopf. Zwar trug Reginald einen Rundhelm mit Nasenschutz, doch die dreiste Attacke zwang ihn, sich wieder dem Diebesfürsten zuzuwenden.
Bevor Minea nachsetzen konnte, ließ ein gutturaler Schrei sie herumfahren. Keine Sekunde zu spät, denn vor ihr tauchte ein dunkelhäutiger, massiger Kerl auf, der eine Barbarenstreitaxt schwang und sie in einen tödlichen Zweikampf verwickelte. So tobte der Kampf auf dem Deck des Schiffs hin und her. Langsam aber sicher drängten die Männer der Gesichtslosen die Piraten zurück, doch solange ihr Anführer durchhielt, solange würden auch sie durchhalten. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht schlug Reginald nun wieder auf Akela ein, in der Absicht, die Echse einfach über Bord zu werfen. Doch Akela zog hastig einen magischen Trank aus seinem Gürtel hervor und schüttete dessen Inhalt in seine Kehle. Umgehend tat der Waffenfertigkeitstrank seine Wirkung.
Mit neuem Eifer und Elan führte der Sharakine im Anschluss eine rasche Folge aus Angriffen, umtanzte die wilden Attacken seines Kontrahenten und setzte den ein- oder anderen Treffer an. Das Blatt schien sich endlich zu wenden. Illius seinerseits verzweifelte an seinem Gegner. Er wusste, er war schneller als dieser gnomenhafte Pirat. Doch ein jedes Mal, wenn er eine Attacke führte, die sein Gegenüber nicht parieren konnte, bewegte sich dieser in eine falsche Richtung oder die Waffe prallte wirkungslos an der Rüstung ab. Dann unterlief Minea im Kampf mit dem dunkelhäutigen Piraten ihren Gegner, wirbelte herum und enthauptete auch diesen mit einem einzigen Streich ihres magischen Katanas. Ungehindert schritt sie nun schweren Schrittes auf Reginald zu.
Wie es sich in den vergangenen Wochen bereits dutzende Male gezeigt hatte, waren die Gefährten im Team unschlagbar. Und so war es auch dieses Mal. Der vereinten Kampfkraft der beiden Recken war Reginald nicht gewachsen. Doch mit der Wut der Verzweiflung wehrte der Piratenfürst die auf ihn nieder prasselnden Attacken ab, bis ein wohlgeführter Schlag Akelas sein Ziel traf und ihn ein für allemal niederstreckte. Mit einem dröhnenden Krachen schlug der Mann samt Ritterrüstung schwer auf dem Deck auf. Endlich versetzte auch Illius seinem Gegner den tödlichen Streich. Sofort erlahmte der letzte Widerstand der Piraten. Das Deck des Schiffs war rot von Blut, als der Lärm des Kampfs verklang.
Erschöpft blickten die Recken sich um. Von den Piraten waren nur noch zwei am Leben. Sie selbst hatten vierzehn Mann verloren, darunter vier von der Besatzung. Die restlichen zehn entstammten der Familie der Seleukis. Doch zum Ausruhen blieb keine Zeit. Schließlich gab es ein zweites Schiff, das sie verfolgte und nur noch knapp drei Stunden hinter ihnen zurück war. Elbergratz übernahm das Kommando. Er ließ die Flagge ihres Schiffs am Mast des Piratenseglers hissen und dessen Segel setzten. Die toten Piraten wurden über Bord geworfen. Dann setzten sie die Segel und hofften, ihren Verfolger täuschen zu können. Mit Erfolg. Bald konnten sie beobachten, wie der zweite Piratensegler dem Kurs des anderen Schiffs folgte. Der Abstand wurde größer und größer, bis das Schiff in der Abenddämmerung am Horizont verschwand. Sie waren ihren Häschern entkommen. Zwar hatten sie einen hohen Blutzoll bezahlt, doch nun lag vor ihnen die freie See. Am Abend bestattete man die Toten und Leondir Elbergratz sprach als Kleriker des Nemirs ein paar letzte Worte, bevor man die Verstorbenen dem Meer übergab.