Rückkehr nach Ababda/ Neue Ziele (Tag 31)
Früh am nächsten Morgen brach man auf. Der Führer war ein vielleicht vierzehnjähriger Junge, der sich als Fahrud vorstellte und der einen Heidenrespekt vor der blassen Halbelfin mitbrachte. Ein Umstand, den Illius sich zunutze machte und den armen Jungen fast vor Angst erstarren ließ, indem er ihm bitterböse Geschichten über Minea erzählte.
Der Weg an der Küste entlang und durch die Palmenhaine war lauschig und angenehm. Kurz vor der Mittagszeit, auf halber Strecke nach Ababda trafen sie einen Reisenden. Frohen Mutes ritt der ältere Mann den Gefährten entgegen und erklärte ihnen, dass heute sein Glückstag wäre. Wenn sie ihm 100 Silberstücke geben würden, würde er auch einen Glückstag für sie daraus machen. Akela, dem das Gebaren des Menschen merkwürdig vorkam, nutzte die Gelegenheit, und gab dem Mann unter anderem den mit Kontaktgift versetzten Meridollar.
Als der im Anschluss ansetzte, den Dreien etwas zu erzählen, begann das lähmende Gift seine Wirkung und er fiel aus dem Sattel. Es schloss sich ein Disput unter den Gefährten an, denn Minea und Illius wollten den Reisenden nicht die Kehle durchschneiden und all sein Geld nehmen. So fügte Akela sich schließlich missmutig, stahl dem Mann nur seinen Geldbeutel – der sich kurze Zeit später als magisch und mit zahlreichen Zähnen bewehrt herausstellte – und sie ritten weiter.
Einige Zeit später erreichten sie eine Brücke, die einen breiten Bewässerungskanal überspannte und von ein paar Wächtern bewacht wurde. Es handelte sich um Soldaten der Rastumen, erkennbar an ihren lila Umhängen. Recht rüde wies der Hauptmann der Truppe die Gefährten zurück, als diese Anstalten machten, die Brücke zu überqueren. Aufgrund aktueller Ereignisse in der Stadt kam niemand hindurch. Zumindest so viel konnten sie den Kommentaren der Soldaten entnehmen. Sie ritten den Weg ein Stück zurück und schickten den Jungen zurück ins Dorf.
Dann suchten sie eine Möglichkeit, abseits des Weges die Stadt zu erreichen. Sie fanden einen Weg, überquerten dafür den Bewässerungskanal im bewaldeten Hinterland mittels eines Seils und erreichten zwei Stunden später das Tor zu Stadt. Wie die Brückenwächter bereits angekündigt hatten, waren viele Soldaten zu sehen, die sowohl diejenigen kontrollierten, die hereingingen, als auch diejenigen, die die Stadt verließen. Auch hielt sich das Aufkommen an den Stadttoren in Grenzen.
Viele Menschen waren wohl ebenso wie die Recken an einer Straße aufgehalten oder abgewiesen worden. Während Akela und Illius sich im Schatten eines Karrens versteckten und auf diese Weise unbemerkt die Stadt betraten, trank Minea einen Unsichtbarkeitstrank und folgte den beiden unbehelligt. Als sie im Anschluss jedoch zwei Männern dabei zusahen, wie diese Fahndungsplakate an einigen Häuserwänden anbrachten, verdüsterte sich ihre Stimmung wieder. Natürlich; es handelte sich um Plakate, die ihr Konterfei zeigten. Zumindest die von Akela und Minea. Von Illius wurde zumindest gesprochen. Gesucht wurden beide wegen des Mordes an der Beraterin des Sultans von Meridot – der Vampirin.
Doch woher wusste der Sultan von der Tat? Hatten sie der Untoten nicht auf hoher See und ohne Zeugen den Gar aus gemacht? Doch bald schon zählten die Gefährten zwei und zwei zusammen. Es existierte eine beständige Verbindung zwischen der Ober-Vampirin und ihren Dienern. Diese mussten gefühlt haben, was vorgefallen war. Akela hatte ihr Ende schließlich auch gespürt. Durch die Ereignisse der letzten Tage wussten die übrigen Vampire wahrscheinlich auch, wer dafür verantwortlich war. Es half alles nichts. Sie mussten ungesehen in ihr Stadthaus zurückkehren. Dankbar nahmen sie Illius Vorschlag auf, den Weg durch die Kanalisation zu nehmen. Schließlich war ihr Haus mit einem geheimen Zugang ausgestattet. Minuten darauf waren sie ungesehen in der Kanalisation verschwunden.
Als sie einige Zeit später zu Hause angekommen waren und vorsichtig die Treppe zum Innenhof empor schlichen, entdeckten sie den in schwarzes Leder gekleideten Sklavenhändler, der ihnen als Agent Lucius Seleukis im Gedächtnis geblieben war. Er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Stuhl im Schatten, rauchte versonnen ein Pfeifchen und hatte die Gefährten noch nicht entdeckt. Da der Mann zu Lucius gehörte, entschieden sie, sich ihm zu erkennen zu geben. Detrok, so stellte er sich nunmehr vor, war von Lucius geschickt, um Ausschau nach ihnen zu halten. Rasch setzte er sie über die Geschehnisse der vergangenen Tage in Kenntnis. Offenbar, und das hatten die Recken bereits selbst bemerkt, befand sich die Stadt nach dem Tod der Beraterin des Sultans in Aufruhr.
Die Familien wussten nicht, was es damit auf sich hatte und in welchem Auftrag der Mord erfolgt war. Und das beunruhigte viele Menschen sehr. Mit kurzen Worten teilte Detrok ihnen mit, dass die Pläne sich geändert hätten. Neue Informationen würden jedoch bald folgen. So lange sollten sie sich bedeckt halten. Mit diesen Worten verließ er das Riad und Minea, Akela und Illius konnten sich des Gefühls nicht erwehren, wie Ratten in der Falle zu sitzen. Kurz nachdem Detrok gegangen war, hörte Minea ein charakteristisches Geräusch an der Hintertür des Hauses. Als sie zu dritt und mit gezückten Waffen nachschauten, fanden sie einen Brief, der unter der Tür hindurch geschoben war. Zurückgekehrt in den Innenhof öffneten sie ihn mit spitzen Fingern und behandschuhten Händen. Man wusste ja nie! Doch der Brief war nicht vergiftet. Es war vielmehr eine Reihe aus Zetteln, die offenbar zusammen ein Ganzes ergaben. So setzten sie sich an den Tisch und puzzelten die geheime Botschaft zusammen. Am Ende kam folgender Text heraus:
Wir werden uns heute Abend zur XXI Stunde des Tages zu einem persönlichen Gespräch treffen müssen. Die Lage hat sich seit unserem letzten Gespräch maßgeblich verändert. Nicht nur hier, auch in Meridot. Trefft mich in der zweiten Etage des alten Hauses in der Straße der Schreie. Tragt Sorge dafür, dass euch niemand sieht und lasst nichts zurück. Tötet die Sklaven..
L.
Tötet die Sklaven! Nein, das wollte Minea sicher nicht. Sogleich suchte sie Möglichkeiten, das Leben ihrer beiden Diener zu retten, doch weder Illius noch der Sharakine beteiligten sich sonderlich bei der Suche nach einem Ausweg. Sie kamen überein, ihre Sachen zu packen und zur zwanzigsten Stunde des Tages das Haus zu verlassen. Jokesch, der Schiffsjunge der „Braut des Windes“, den sie vom Schiff des Gurgelnden Jonas gerettet hatten, sollte mit ihnen gehen. Zwar wollten sie ihn nicht mit zum Treffen in der Straße der Schreie nehmen, doch ihn im Haus zurückzulassen war auch keine Option. Kurz vor ihrer Abreise zog sich Minea in ihr Zimmer zurück.
Währenddessen beschlossen Akela und Illius, der Aufforderung Lucius zu folgen und die potentiellen Zeugen zu beseitigen. Da sie ihrer Arbeit jedoch äußerst stümperhaft nachgingen, hallten kurz darauf Wehklage und Schmerzensschreie über den Hof. Nach endlosen Sekunden hatten die beiden Schurken endlich ihr mörderisches Werk vollbracht und die wehrlosen Sklaven ermordet. Kurz darauf verließen sie zu viert das liebgewonnene Stadthaus zum letzen Mal.
Draußen war es bereits dunkel. Möglichst unauffällig ging es durch die belebten Straßen der Stadt, bis sie den „Grillenden Eber“, eine kleine Taverne in einer Seitenstraße, erreichten. Kurzentschlossen gab Minea, Jokesch einige Münzen und trug ihm auf, dort bis zu ihrer Rückkehr zu warten.
Danach begaben sie sich ohne weitere Umwege zum Ort des Treffens. Die gesuchte Straße befand sich direkt an der Stadtmauer. Ihr Name leitete sich wahrscheinlich von den zahlreichen verurteilten Sklaven ab, die dort in Ketten geschlagen, den Unbillen der Natur und der Bösartigkeit der Anwohner schutzlos ausgeliefert waren.
Ohne diesen bemitleidenswerten Kreaturen einen zweiten Blick zu schenken, machten die Drei sich auf die Suche nach besagtem Haus. Dort angekommen, bemerkten sie allerdings unmittelbar zweierlei. Zum einen schlug ihnen sofort der urtümliche Geruch von verbranntem Haingais entgegen. Zum anderen standen drei Gestalten in der Nähe des Hauseingangs, die offenbar die bewusstseinserweiternde Droge zum Kauf anboten. Akela versteckte sich im Schatten, schlich leise zur Eingangstür und öffnete dessen Schloss binnen Sekunden.
Dann gab er den beiden anderen ein Zeichen und verschwand im Haus. Illius folgte ihm einen Augenblick später unbemerkt. Minea gelang es nicht, sich im Schatten zu verstecken. Als sie auch auf die Zurufe der Verkäufer an der Ecke nicht reagierte und weiter auf das Haus zuhielt, sahen diese sich zum Handeln veranlasst. Wer nichts kaufen wollte, hatte an ihrer Ecke nichts verloren. Doch als die drei Drogen-Verkäufer die Eingangstür des Hauses erreicht hatten, war die Waldläuferin spurlos verschwunden.
Im Inneren des Hauses hielten die Gefährten ihren Atem an und langsam nahm Akela die Hände vom kurz zuvor wieder verschlossenen Riegel. Dann schlichen sie nach oben, in die zweite Etage und hofften, dort Lucius Seleukis vorzufinden. Und das taten sie. Lucius und seine beiden Begleiter saßen in einem kleinen Raum, dessen Möbel unter Tüchern verborgen waren. Eine einzige Kerze brannte.
Mit einer Geste hieß der Sklavenhändler die Gefährten, sich zu setzen. Dann begann er zu reden. Die Neuigkeiten, die er mit sich brachte, verschlugen den Dieben und der Waldläuferin den Atem. Der Tod der Vampirin hatte noch weitaus höhere Wellen geschlagen, als sie vermutet hatten. Kurz nach der Vernichtung der Untoten war der Sultan von Meridot tot in seinem Schlafgemach aufgefunden worden und nun befand sich die Ordnung in der Hauptstadt in Auflösung. Der einzig legitime Nachfahre, sein Bruder, war der Sultan von Ababda. Und der hatte nach dem Tod seiner Beraterin ebenfalls alle Hände voll zu tun, die Ordnung in seiner Stadt aufrecht zu erhalten. Andere Adelsfamilien streckten nun in Meridot die Hand nach der Macht aus. Lucius Informationen zufolge sollte hinter all dem der Vampir aus Meridot stammen. Der Sklavenhändler hatte vor, die Gunst der Stunde zu nutzen. Vom Anschlag auf Hector, dem berühmten Sklaven, wollte er deshalb nichts mehr wissen. Viel mehr lag ihm daran, die beiden Diebe samt seiner Männer sobald als möglich in Meridot zu wissen.
Lucius und seine Familie hatte schließlich umfangreiche Interessen in der Hauptstadt des Reiches und Akela und Illius sollten dafür Sorge tragen, dass diese auch in Zukunft geschützt blieben. Natürlich sagte Akela seine volle Unterstützung zu. Um die Umsetzung von Lucius Plänen zu forcieren, übergab er dem Fürsten der Diebe einen kleinen Lederbeutel, dessen Inhalt aus 150 Sternmetall Münzen bestand. Die von Akela angeforderten Männer würden zur Mittagszeit am nächsten Tag bereit stehen und sich auf den Weg zum Küstendorf machen.
Dort würde das Schiff Elbergratz bereits auf sie warten. Denn es war verabredet, dass der Kapitän am Mittag des Tages nach Morgen wieder dort auftauchen würde. Lucius beendete das Treffen, indem er abermals einen Schrumpfungstrank einnahm und sich ungesehen in einer Kiste aus dem Haus tragen ließ. Kurze Zeit später folgten ihm die Gefährten.
Draußen hatten sich die Straßen mittlerweile geleert. Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Stadt in ein milchiges Zwielicht. Flugs eilten sie zurück zur Taverne, in der sie Jokesch zurückgelassen hatten. Während die steckbrieflich Gesuchten draußen warteten, betrat Illius den „Grillenden Eber„ und blickte sich suchend um. Viele Gäste waren zu dieser Stunde nicht mehr anwesend. Bei keinem handelte es sich um den gesuchten Schiffsjungen.
Illius seufzte. Nicht auch das jetzt noch. Eine kurze, durch einige Münzen initiierte Zwiesprache mit dem Wirt förderte allerdings interessante Informationen zutage. Jokesch war wohl kurz nach seiner Ankunft von einer Gruppe jugendlicher Straßenkinder angesprochen worden, die häufiger in der Taverne verkehrten. Nach einiger Zeit hatte er dann mit ihnen zusammen die Taverne verlassen.
Der Wirt selbst wusste nicht, wohin die Gruppe gegangen war. Allerdings gab es einen weiteren Gast, der wohl mit einigen Mitgliedern der Bande bekannt war. Der musste, laut Aussage des Wirts, mehr wissen. Leider hatte der besagte Gast vor einigen Minuten die Taverne verlassen. Illius erinnerte sich an den Mann, der bei ihrer Ankunft offenbar gegen eine Mauer in der Nähe der Taverne uriniert hatte. Umgehend verließ er die Taverne. Akela und Minea hatten den Mann beobachtet und wussten, wohin er gegangen war. Ganz am Ende der langen Straße erkannten sie noch schemenhaft die Silhouette des ganz offensichtlich Betrunkenen. Schnell eilten sie ihm hinterher.
Doch bei den Göttern! Unerwartet stießen sie bei ihrer Verfolgung auf einen Trupp Stadtwachen, der einige Dutzend Meter vor ihnen aus einer Seitenstraße marschierte. Rasch versteckten sie sich hinter einer Mauer. Der Mann am Ende der Straße war bereits fast ihrem Blickfeld entschwunden. Kurzerhand beschlossen Akela und Illius, sich an den Wachen vorbei zu schleichen und ihm weiter zu folgen. Minea sollte warten, bis die Soldaten verschwunden waren. Doch es kam alles ganz anders. Die Wachen waren keine tumben Tore und als die beiden Schurken den Trupp bereits fast passiert hatten, fielen einem der Soldaten die in den Schatten lungernden Gestalten auf. Da weder Akela noch Illius den Wunsch verspürten, den Rest ihres Lebens in den finsteren Kerkern unter dem Palast des Stadtfürsten zu verbringen, nahmen sie die Beine in die Hand. Die Stadtwachen folgten ihnen wie ein Mann.
Minea, die aus ihrem Versteck das Schauspiel beobachtet hatte, machte sich an die Verfolgung des Trunkenbolds. Als sie bereits glaubte, den Mann verloren zu haben, erblickte sie ihn plötzlich, wie er wankend vor dem Tor eines Mietshauses in der Nähe stand und im nächsten Moment darin verschwunden war.
Währenddessen jagten der Assassine und der Dieb durch die Straßen der Stadt und hatten bereits einen kleinen Vorsprung vor den Wachen herausgearbeitet. In einer Seitengasse pressten sie sich in eine Toreinfahrt. Akela öffnete das Schloss und beide huschten ungesehen hinein. Sekunden später hörten sie die Wachen draußen vorbeilaufen.
Minea ihrerseits ließ sich nicht lange bitten, kramte ihren Dietrich hervor, öffnete das Tor zum Innenhof der Mietskaserne und folgte dem Mann. Vor seiner Wohnungstür stellte sie ihn. Unbemerkt hatte sie sich in der Finsternis an ihn herangeschlichen und trat dann ins Licht der funzligen Öllampe, die der Betrunkene entzündet hatte. Als er sie bemerkte, ließ er vor Schreck seinen Wohnungsschlüssel fallen. Mit knappen Worten schilderte die „Waldläuferin“ dem Mann ihr Anliegen. Währenddessen ruhte eine Hand unübersehbar am Heft ihres Katanas, während die andere einige Münzen hielt. Rasch entschied sich der Mann für die Hand mit den Münzen. Er erzählte ihr, dass sich die Jungen wahrscheinlich in der Schreinerei des alten Nabil aufhalten würden. Der Schreiner war mittlerweile fast blind und taub und einer der Jungen war ein entfernter Verwandter von ihm. So hatten sie die Schreinerei zu ihrem Hauptquartier erkoren.
Nachdem Minea die gewünschten Informationen erhalten hatte, verschwand sie übergangslos wieder im Schatten und ließ den Mann mit einer Handvoll Silber zurück. Auf der Straße traf sie die beiden Schurken wieder, denen es gelungen war, die Stadtwachen abzuschütteln. Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Schreinerei. Da keiner der drei übermäßige Sympathien für die potentiellen Entführer Jockeschs hegte, packten sie Begriffe wie Nachsicht und Freundlichkeit ganz nach unten in den Rucksack und Akela öffnete leise und ungesehen das Tor zum Innenhof.
Dort erkannten sie umgehend vier junge Männer, die in der Mitte des Innenhofs ein kleines Feuer aus Brettern entzündet hatten und um einen Tisch herumlungerten. Ein wenig abseits erblickten sie auch Jokesch, gefesselt auf einem Stuhl sitzend. Aus den Gesprächen der Vier entnahmen die Gefährten, dass die Jungen Jokesch als Sklaven verkaufen wollten. Weißhäutige Sklaven brachten auf dem Markt der Tränen gutes Geld und das wollten sich die Nachwuchs-Sklavenhändler nicht entgehen lassen.
An diesem Punkt sahen sich die Gefährten gezwungen, einzugreifen. Im Schutze der Nacht schlichen sich Akela und Illius an die angetrunkenen Jugendlichen heran. Dann tauchten sie wie Geister aus der Unterwelt hinter ihnen auf. Während Illius den Kuss des Todes perfektioniert hatte und seinem Kontrahenten den Dolch zielsicher tief in die Kehle stieß, verschätzte Akela sich um einige Zentimeter. Mit der Energie der Verzweiflung riss sich sein vermeintliches Opfer von ihm los, doch das Chaos war perfekt. Überrumpelt aber nicht gewillt, kampflos aufzugeben, griffen die verbleibenden Drei ihre Waffen und stellten sich zur Gegenwehr.
Das war der Moment, in dem Minea mit gezogenem Katana in das Geschehen eingriff. Nur Sekunden später lagen drei der vier verhinderten Sklavenhändler tot in ihrem Blut. Der vierte klammerte sich, aus diversen Wunden blutend, an sein Leben. Schnell befreite man den offensichtlich angetrunkenen Jokesch, der von alle dem nichts mitbekommen hatte, da er tief und fest schlief. Auch der alte Nabil, der Besitzer der Schreinerei, der sich in der Dachwohnung über der Schreinerei aufhalten sollte, schien über einen tiefen Schlaf zu verfügen. Besser hätten die Recken es nicht treffen können.
So beschlossen sie, den Rest der Nacht hier zu verbringen und am nächsten Morgen aufzubrechen. Akela nutzte die Gelegenheit und schlich sich ins Haus Nabils und verschloss alle Türen, damit sie in der Dunkelheit keine bösen Überraschungen erleben würden. Die Leichen zog man in eine Ecke und den blutenden Überlebenden fesselten sie. Dann stellten sie dem Jungen einige Frage, denn die Gefährten wollten die Stadt so schnell als möglich verlassen. Und wirklich, der Junge verfügte über Kontakte zur örtlichen Diebesgilde und wurde nicht müde, zu beteuern, diese für die Recken einzusetzen. Da die Drei jedoch nach kurzer Unterhaltung zum Schluss kamen, dass es zu gefährlich wäre, weitere Außenstehende einzuweihen, nahmen sie Abstand von der Idee, bei den Dieben der Stadt nachzufragen. So warfen sie den Verwundeten in den Keller und sperrten dessen Türen ab. Wenn er die Nacht überlebte, gut, wenn nicht, auch gut.