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Autor Interview mit Markus HEITZ

Tufir

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Aufgrund der Neugier, die mich beim Lesen des Romans Collector von Markus Heitz gepackt hatte, bat ich den Autor um ein Interview, welches ich euch nun hier präsentiere:

RPG-Foren: Guten Tag, Herr Heitz! Vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit nehmen, sich unseren Fragen zu stellen. Wir, die RPG-Foren.com sind ein Forum, das sich die Verbreitung von Informationen rund um das Rollenspiel zum Ziel gesetzt hat. Aus diesem Grunde rezensieren wir auch Belletristik, die in irgendeiner Form einem Rollenspielgenre zugeordnet werden kann. Von daher war es für mich sehr interessant im Nachwort zu Collector zu erfahren, was Sie beabsichtigen. Kommen wir aber zu den Fragen.

MH: Hallo, hallo und SCHÖN, dass es noch Menschen gibt, die sich um das klassische RPG kümmern.


RPG-Foren: Markus Heitz und Rollenspiel! Das ist sicherlich für niemanden aus der Szene eine Überraschung. Können Sie uns mehr über ihre RPG-Karriere erzählen? Wie heißt/hieß ihr Lieblingssystem? Was war/ist ist Lieblingscharakter?

MH: O Wunder, eingestiegen bin ich mit ein paar Kumpel über das DSA, damals noch von SchmidtSpiele und nicht sonderlich gut, was Regeln und Hintergrund anging. Daraus wurde dann ja im Laufe der Jahre ein veritables Rollenspiel. Mit erweiterten Englischkenntnissen wuchs auch das Rollenspieluniversum, und wir haben so ziemlich alles gespielt, von SR bis StarWars, Vampire, Warhammer, (A)D&D, Twilight (nein, keine Vampire, sondern Endzeit) und eben auch Justifiers. Justifiers gehörte zu meinen Lieblingssystemen, wegen des Spielspaß, weniger wegen der Regeln. Bei SR war ich prinzipiell fast immer Rigger.


RPG-Foren: Spielen Sie auch heute noch und falls ja, welche Systeme?

MH: Nein, keine Zeit mehr. Ich beschäftige mich natürlich viel mit dem Background zu Justifiers, und das ist ein Eintauchen in die "alte" Zeit.


RPG-Foren: Eine Henne-Ei Frage: Was kam zuerst – RPGs oder das Schreiben?

MH: Das Lesen. Das stand am Anfang. Danach das Geschichtenerzählen, danach das RPG.


RPG-Foren: Im „Da Capo“ von Collector beschreiben Sie, mit welchen Science-Fiction TV-Sendungen Sie „aufgewachsen“ sind. Die Ausstrahlung dieser Sendungen lag ja teilweise deutlich vor ihrer Autorenkarriere. Woher kam dann der Schwenk zur Fantasy? Der Fantasy TV Einfluss war zu Zeiten von Star Trek und Babylon 5 nicht besonders groß.

MH: Das war dem Rollenspiel geschuldet. Wenn man mit DSA beginnt und geprägt wird, bleibt man vorerst bei der Fantasy.


RPG-Foren: In Collector weichen Sie von Ihrer „Tradition“ ab und lassen den eingeführten Charakter nicht bereits nach 30 Seiten sterben. Wie kam es dazu?

MH: Hat Sie das überrascht? Sehr schön! Dann habe ich mein Ziel ja erreicht!


RPG-Foren: In vielen SF Romanen kann man auch heute noch die Tendenz feststellen, dass vom Autor wenig Wert auf exakte Physik gelegt wird oder aber wenn diese korrekt ist, dann fehlt dem Roman der inhaltliche Wert. Bei Ihrem Roman hatte ich nicht diesen Eindruck und empfand ihn in beiden Aspekten rund. Wie sind Sie bei der Verwendung physikalischer Gegebenheiten in Ihrem Roman vorgegangen?

MH: Ganz ehrlich - ich habe Physik in der Oberstufe abgewählt. Wenn ich mir aber vorstellen kann, was alles möglich ist oder wäre, beschreibe ich es. Bereits heute sind die Forscher in Sachen Genetik, Kybernetik und anderen Disziplinen sehr weit - die Öffentlichkeit erfährt es nur selten. Freut mich, dass ich dabei glaubwürdig klinge. Ach ja, die Anleitung zum Bau eines schwarzen Lochs könnte übrigens funktionieren. Das habe ich aus einem Astrophysikbuch.


RPG-Foren: Generell wirkt der gesamte Roman naturwissenschaftlich gesehen ein wenig wie ein Werk, das aufzeigen soll, was biologisch, genetisch und kybernetisch mal möglich sein wird, ohne dass die Darstellung eines erhobenen Zeigfingers und Ängste unwissender Menschen fehlt. Ist dies eine Fehlinterpretation oder lag Ihnen schon etwas in der Art im Sinn?

MH: Sicherlich möchte ich eine Welt in tausend Jahren aufzeigen. In manchen Bereichen hat die Menschheit Fortschritte gemacht, in anderen ist sie nicht ganz so vorangekommen. Manche Dinge bleiben, sie werden nur modernisiert.


RPG-Foren: Politisch und ethisch stellt sich der Roman so dar, dass es kaum eine Änderung zu den heutigen Gesellschaftsformen gibt. Die Probleme der Menschheit sind lediglich ins All portiert worden und die Erde kämpft offensichtlich nach wie vor mit ihren Umweltproblemen und kleinbürgerlichen Konflikten. Die Nähe zur Gegenwart in dieser Hinsicht ist ziemlich nachvollziehbar. War dies ihre eigene Absicht oder haben Sie dies aus den Ihnen zur Verfügung stehen Materialien portiert?

MH: Zum einen kommt ein Teil der Infos aus dem alten Justifiers-RPG, zum anderen habe ich viel Neues hingefügt. Die Nähe soll Absicht sein, damit man sich als Leser und Rollenspieler nicht ganz so fremd vorkommt und gleichzeitig genug Möglichkeiten hat, andere Seiten zu entdecken.


RPG-Foren: Die letzten beiden Fragen implizieren die nächste: Haben Sie dies alles nur als Fiktion und für den Start eines neuen Rollenspiels geschrieben oder möchten Sie gerne auch als jemand gesehen werden, der sich Gedanken um unsere Welt macht und andere aufrütteln möchte?

MH: Es ging mir um das RPG, das mir damals viel Spaß gemacht hat. Es hatte eine Neuauflage verdient, wie ich fand. Ob ich mit Belletristik aufrütteln kann, das wage ich zu bezweifeln, zumal es nicht die Intention des Romans ist. Das einzig Philosophische darin war natürlich die Frage: Was passiert, wenn eine überlegene Rasse daherkommt und den Mensch so behandelt wie der Mensch die Tiere. Da ist Absicht und kann gerne als Spiegel gesehen werden.


RPG-Foren: Die Auflösung des Rätsels um die Obhut Planeten ist für manchen Leser sicherlich ein kleiner Schock. Auf der anderen Seite geben Sie recht früh in der Geschichte einen sehr subtilen Hinweis darauf! War dieser Hinweis geplant oder ergab es sich einfach so?

MH: Das sollte schon alles so sein. Zumal ... die Obhut an sich aus der Sicht der einen Abteilung der Collector nichts Schlechtes. Es wurde nur von der anderen Abteilung missbraucht.


RPG-Foren: Hatten Sie beim Schreiben dieses Romans bestimmte Vorbilder unter bekannten SF Autoren oder sogar bestimmte Romane im Hinterkopf?

MH: Nein. Ich mag es nur, kleinere Anspielungen zu machen.


RPG-Foren: Angesichts von Megakonzernen, Cyberwesen und Hybriden – spielte das Rollenspielsystem Shadowrun eine Rolle beim Verfassen des Werkes?

MH: Grundlage ist das Rollenspiel Justifiers, und ich kann nicht mal genau sagen, wer zuerst auf dem Markt war. Was mir aber auch reichlich egal ist.


RPG-Foren: Schwenken wir nun ein wenig zum größeren Ganzen hinter dem Roman. Wie zu erfahren war, planen Sie die Einführung des Justifiers Rollenspiel zusammen mit Ulisses zur diesjährigen Spielmesse in Essen. Was darf der interessierte Rollenspieler denn zu Anfang erwarten? Regelwerke, Hintergrundmaterial, vorgefertigte Abenteuermodule?

MH: Wir starten mit einem Hintergrundbuch mit viel Hintergrund, einer Kurzgeschichte, einer Handvoll Grundregeln und einem Abenteuer.
Danach wird in monatlichen Updates über ein Abo-System von Ulisses via PDF-Daten eine Erweiterung um die nächste folgen. Ein gemischter Strauß aus zusätzlichen Regeln, Waffen, Planeten, Konzernen, Erfindungen, und alle zwei bis drei Monate kommt ein neues Abenteuer. Vielleicht auch schneller. Am Ende des Jahres kann man sich entscheiden, ob man die PDFs als gedrucktes Buch haben möchte oder nicht. Es ist die schnellste und einfachste Lösung für alle. Abgesehen davon macht es uns auch leichter, Errata zu beheben, falls sich welche einschmuggeln. Und das tun die kleinen Biester meistens!


RPG-Foren: Werden Sie selbst Abenteuermodule für Justifiers entwerfen und anbieten?

MH: Möchte ich nicht ausschließen.


RPG-Foren: Haben Sie bereits bestimmte Autoren aus der RPG-Szene bereits mit im Boot oder zumindest im Auge?

MH: Das liegt in den Händen von Ulisses. Ich habe Autoren für die Justifiers-Taschenbuchreihe angesprochen. Christoph Hardebusch macht den Auftakt, und das finde ich super!


RPG-Foren: Wird es mehr Romane zum Justifier Universum aus der Heitz’schen Feder geben?

MH: Es wird in allen Justifier-Romanen eine Kurzgeschichte von mir geben... man kann sich denken, dass es eine Sache gibt, die alle verbindet.


RPG-Foren: Kurz vor Schluss noch ein paar generelle Fragen an den Menschen Markus Heitz. Welches literarische Genre ist ihr persönliches Lieblingsgenre?

MH: Phantastik.


RPG-Foren: Gibt es generell literarische Vorbilder für Sie? Wenn ja, wen bzw. welche Werke?

MH: Nein, gibt es nicht.


RPG-Foren: Welches war ihr erster Roman und wurde dieser veröffentlicht?

MH: Schatten über Ulldart. Frühjahr 2002, bei Heyne.


RPG-Foren: Kaffee oder Tee?

MH: Tee. Assam (Plantagen: u.a. Mokalbarie) oder kräftige Mischungen, wie Ostfriesen- oder Englische Mischung; kein Darjeeling, kein weißer Tee, schon gar keinen Roibusch-Tee!!!


RPG-Foren: Frühstück süß oder herzhaft?

MH: Herzhaft.


RPG-Foren: Bier oder Wein?

MH: Beides. :) Ich tendiere eher zu Bier, schwarz.


RPG-Foren: Kino oder TV?

MH: TV, weil im Kino leider viele Menschen sind, die mit offenem Mund kauen, Nachos knuspern, den Film kommentieren, mit den Beinen wackeln, SMS schreiben ....


RPG-Foren: Eigenes Auto oder „Busse und Bahnen“?

MH: Bahn. Super Arbeitsplatz zum Buchschreiben!


RPG-Foren: Ganz zum Schluss noch eine persönliche Frage: Mein Frau bat mich in Erfahrung zu bringen, ob Sie sich Hoffnung auf einen dritten Teil der Geschichte um Silena, Grigorji und Lady Snickelway machen darf? Werden Sie Ihren Lesern diese Freude machen?

MH: Es wird einen dritten Teil geben, aber ohne dass ich einen Termin nennen kann. Es muss passen.


RPG-Foren: Herr Heitz, vielen Dank für das Interview!

MH: Sehr gerne!


Viele Grüße
Tufir
 
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