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Sci-Fi / Fantasy Und übrigens noch was...

sonic_hedgehog

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„Und übrigens noch was…“ beginnt, wo „Einmal Rupert und zurück“ endete – mit der Zerstörung der Erde in allen Dimensionen durch die grebulonischen Todesstrahlen. Vorkenntnisse der Anhalterromane sind daher wenn auch nicht zwingend mehr als hilfreich.

Arthur Dent, Trillian, Random und Ford Perfekt waren am Ende des Romans nicht etwa gestorben, sondern in letzter Sekunde vor dem Untergang durch den Anhalter Mark II in eine Geistwelt gerettet worden, wo sie ihr Leben nach ihren jeweiligen Wünschen weiterleben konnten. Nun aber enden die Energievorräte des Fremdenführervogels und er entlässt sie in die grausame Realität, mitten in den Weltuntergang. Doch gerade weil die Situation verzweifelt und Rettung unmöglich scheint, erscheint in letzter Minute die durch den unendlichen Unmöglichkeitsdrive angetriebene Herz aus Gold unter dem Kommando des Expräsidenten Zaphod Beeblebrox und rettet die Protagonisten ein weiteres Mal – sehr zur Verärgerung der Vogonen unter Prostetnik Jeltz. Deren Auftrag, die Menschheit in allen Dimensionen auszurotten kann so schließlich nicht erfüllt werden! Doch damit nicht genug: Erschwerend kommt hinzu, dass die Vogonen von Gerüchten erfahren müssen, eine Gruppe von menschlichen Flüchtlingen sei auf einen von den Magraethanern erschaffenen Planeten entkommen – zufällig auch das Ziel der Herz aus Gold, oder vielmehr der Tanngrísnir unter dem Kommando Wowbaggers des Unendlich Verlängerten, die die Herz aus Gold und deren Passagiere an Bord nahm. Und eine Reise an Bord eines Schiffes aus dunkler Materie ist für de beteiligten mindestens ebenso überraschend wie die mithilfe des Unwahrscheinlichkeitsdrives.

Doch auch ohne die Ankunft all dieser Schiffe steht die neue menschliche Kolonie vor Problemen – ohne die Führung eines Gottes scheint sie in Chaos und Unordnung zu versinken, weswegen der Gründer der Kolonie die Stelle eines Gottes ausgeschrieben hat. Eines richtigen Gottes aber, keine Stelle für Gottheiten, die schon früher versagt haben oder die eigentlich tot sind und sich selbst nur noch träumen, weswegen die Vorstellungsgespräche Cthulhus oder Gaia scheitern. Einen Gott der ersten Kategorie also.
Einen ebensolchen sucht auch Wowbagger, der sein unendliches Leben damit verbracht hat, die Bewohner des Universums zu beleidigen und den dieses Leben inzwischen angefangen hat zu nerven und der sich eigentlich nur nach dem Tod sehnt. Doch wer kann einen Unsterblichen töten?
Und so kommt es, dass Zaphod nach Asgard aufbricht um seinen alten Bekannten Thor zu einem Comeback zu überreden, während die Übrigen weiter gen Nano, der neuen Kolonie fliegen, wo weitere Verwicklungen ihrer harren...

17 Jahre nach der Veröffentlichung des 5. Bandes der 4-teiligen Trilogie und 8 Jahre nach dem überraschenden Todes des Autor Douglas Adams erscheint nun ein sechster Band zu „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Eoin Colfer. Schon Douglas Adams selbst war laut Interviews mit dem Ende der Anhalter-Serie im von vielen als schwächstes Buch bezeichneten „Einmal Rupert und zurück“ unzufrieden und plante einen würdigeren Abschluss in einem sechsten Band. Eoin Colfer hat sich nun – mit Erlaubnis der Witwe Adams – daran gewagt, den von diesem hinterlassenen Faden aufzunehmen. Und auch wenn man jedes Buch für sich betrachten und unabhängig beurteilen sollte, fällt dies hier sehr schwer. Colfer stand vor der Herausforderung, nicht nur ein eigenständiges und unterhaltsames Werk zu schaffen, sondern auch sich dem Erbe Adams würdig zu erweisen. Keine leichte Aufgabe, aber man liegt eben so wie man sich bettet.

Nimmt man das Buch in die Hand fällt als erstes das schöne Cover (Künstler: Larry Rostant – Bearbeitung: Hauptmann & Kompanie) ins Auge, das auch die Originalausgabe zierte. Ein erstes Durchblättern enthüllt einen nicht immer gelungenen Satz, bei dem man sich insbesondere ein besseres Absetzen der Anhalter-Kommentare gewünscht hätte, der aber trotzdem sehr angenehm zu lesen ist.

Und beim Lesen stellt der Leser schon bald fest: Colfer kommt dem Stil Adams sehr nahe, bringt aber doch eine Portion Eigenständigkeit mit, im Positiven wie im Negativen. Adams Sprache zeichnete sich durch einen Ideenreichtum aus, der durch seine Sprunghaftigkeit und auch die Tatsache, dass man der Geschichte oft den Ursprung im Hörspiel anmerkte, mitunter schwer für den Leser war. Insbesondere „Einmal Rupert und zurück“ ist dafür berühmt berüchtigt. Colfers Sprache ist wesentlich runder aber (dadurch?) auch etwas biederer. Während Adams teilweise ein Feuerwerk an Ideen abbrannte, zünden Colfers Scherze nicht immer. Andererseits merkt man jedoch, dass Colfer sich viel Mühe gegeben hat, die Figuren Adams zu verstehen und in seinem Geist weiterzuführen. An vielen Stellen hat man daher tatsächlich das Gefühl, der Roman könne auch ein Alterswerk Adams sein, das seine Erben in einer Schublade seines Schreibtisches gefunden haben und das durch einen anderen Lektor und einen anderen Übersetzer (hier: Gunnar Kwisinski) bearbeitet wurde. Auffällig ist in jedem Fall, wie oft Colfer zum Werkzeug der Anhalter-Notizen greift, um Hintergrundwissen zu präsentieren. Auch wenn die Anhalter-Artikel traditionell mit Seitenhieben gespickt sind, wirkt ihre Häufung mitunter etwas gezwungen, wenn auch nur im direkten Vergleich.

Hat man dann die letzte Seite umgeblättert (die die Serie ebenfalls nicht endgültig abschließt), das Buch zugeklappt und angefangen, das Gelesene Revue passieren zu lassen, beschleicht einen das Gefühl, als habe man gerade die Reunion seiner alten Lieblingsband erlebt. Man hört davon als man nicht mehr damit gerechnet hätte (in meinem Fall in der ARD-Sendung Druckfrisch) und kann es kaum glauben. Doch je näher der Termin rückt, desto mehr überkommen einen Vorfreude, aber auch Zweifel. Doch davon unbeeindruckt zieht man los um sich das neue Album und Konzerttickets zu besorgen. Und als man die Lieder hört, ist es wie früher, alle Erinnerungen sind so frisch als wäre es gestern passiert. Und man genießt dieses Gefühl. Bis es endet und man sich zurücklehnt und beginnt, über das Erlebte nachzudenken. Und man stellt fest, dass trotz allem dem neuen Album und den neuen Liedern etwas fehlt. Und dass man künftig, wenn die Nostalgie wieder aufsteigt, zu einem der alten Alben greifen wird.

Genau so ist es auch mit „Und übrigens noch was…“. Es ist ein Nachsatz, den zu lesen Spaß macht. Und der trotzdem beweist, dass nur der Autor selbst seine Bücher zu einem Ende führen kann. Man glaubt Colfer seinen Wunsch, im Einverständnis mit Adams Erben die Serie würdig weiterführen zu wollen, man glaubt ihm den Spaß, den es macht in Adams Anhalter-Universum zu spielen und man ahnt auch, dass ein solcher Roman in einem anderen Setting äußerst kritisch aufgenommen worden wäre. Man versteht die Motivation aller Beteiligten und glaubt fast, dass auch Adams selber sich nicht dagegen ausgesprochen hätte. Und trotzdem kommt man zu dem Schluss, dass „Per Anhalter durch die Galaxis“ seinen Abschluss in „Einmal Rupert und zurück“ gefunden hat, egal ob dieser befriedigend war oder nicht. Und dass „Und übrigens noch was…“ „nur“ der Versuch sein kann, etwas Eigenständiges zu schaffen und am Ende des Buches nicht klar ist, ob dies gelungen ist. Ich bin leider nicht überzeugt, bin aber der Meinung, dass Eoin Colfer es verdient hat, dass jeder selbst ein Urteil fällt. Eine erste Möglichkeit dazu bietet der Heyne Verlag, dem mein Dank für das Ermöglichen dieser Rezension gilt, in einer Leseprobe auf seiner Homepage [Link zum pdf].
 
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