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Sci-Fi / Fantasy Splitter

Tufir

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Splitter – Sebastian Fitzek

Marc Lucus verliert bei einem selbst verschuldeten Autounfall seine geliebte Frau und seinen ungeborenen Sohn. Zurück bleibt nur ein winziger Splitter in seinem Nacken, der aufgrund seiner Nähe zur Halswirbelsäule nicht entfernt werden kann. Das folgende Trauma beutelt ihn so schwer, dass er sich entschließt, auf eine Anzeige zu antworten, die ihm verspricht, dass er Lernen wird, zu vergessen. Nach einem Aufklärungsgespräch, dem Ausfüllen einiger Formulare und ein paar medizinischen Untersuchungen im Vorfeld zu diesem sogenannten Memory-Experiment (MME), ändert sich Marcs Leben schlagartig. Sein Auto ist verschwunden, seine Kreditkarten ungültig, sein Wohnungsschlüssel passt nicht mehr. Als er klingelt, öffnet ihm seine verstorbene Frau, die ihn nicht mehr erkennt. Damit beginnt für ihn eine Odyssee, die Marc an die Grenzen seines Bewusstseins führt, und ihn schließlich selbst die beiden existentiell wichtigen Fragen stellen lässt: „Bin ich verrückt?“, „Existiere ich überhaupt?“

Sebastian Fitzek, der seit ein paar Jahren als der neue Stern am deutschen Psychothriller-Himmel gilt, legt mit Splitter einen Roman vor, der mehr als nur einen Ansatz zum Bestseller hat. Vorsicht: Wer dieses Buch aufschlägt und zu lesen beginnt, dessen Leben wird sich verändern. Genau wie im Buch beschrieben, wird sich das Dasein des Lesers umgestalten. Das Buch wird seinen Alltag beherrschen und es aus der Hand zu legen, bevor man den letzten Buchstaben in sich aufgesogen hat, wird schier unmöglich.

Die klare Sprache mit dem beklemmenden Tiefgang und der ultimativen Spannung des Plots fesseln von der ersten Seite bis zum letzten Absatz.

von Seite 268 schrieb:
“Ich rede nicht gerne darüber, aber ich litt einmal für eine kurze Zeit an einer nahezu vollständigen Amnesie. Ein Gedächtnisverlust, ausgelöst durch ein Trauma, das ich unbedingt verdrängen wollte.“ Der Professor rieb sich wieder die Handgelenke. „Der Weg, den ich gehen musste, um mein Gedächtnis zu finden, war furchtbar. Aber er hat mich eines gelehrt.“
„Was?“
„Dass die Wahrheit oft genau das Gegenteil dessen ist, was wir glauben.“

Genauso, wie dieses kurze Zitat die Verwirrung der Protagonisten im Roman beschreibt, so verwirrend und verzweifelt läuft der Leser der Auflösung des Rätsels hinterher. Immer dann, wenn man denkt, dem wahren Hintergrund auf der Spur zu sein, schiebt Fitzek ein neues Detail ins Spiel, welches die Sache vollkommen verdreht. Er entführt dabei den Leser in eine Parallelwelt des heutigen Berlin, wie sie realer nicht sein könnte. Ständig beschleicht ihn dabei das Gefühl, dass diese beschriebenen Geschehnisse real sind, dass sie bereits geschehen sind, dass sie jederzeit einem selbst zustoßen können. Die Welt, die der Autor dabei vor dem geistigen Aug entstehen lässt, ist schlicht und einfach real und wahr. Dazu tragen dann auch solche Absätze bei, von denen man nicht nur glaubt, sie bereits selbst erlebt zu haben.

von Seite 265 schrieb:
Der See bildete einen U-förmigen Bogen um die kleine Blockhütte im Wald. Als sie durch die Hintertür in die frische Luft traten, zog gerade ein Greifvogel seine Runden über das aufgewühlte Gewässer. Mehrere Enten und ein Schwan wurden aufgeschreckt durch den alten Hund, der ans Ufer stürmte und mit den Vorderpfoten in das Wasser tapste. Sie glucksten, flatterten hektisch mit den Flügeln, doch dann entschieden sie, dass die neuen Besucher keine Gefahr darstellten, und beruhigten sich wieder.

Fitzek bietet auf diese Weise Identifikationspotential genug für Leser fast jeden Alters und Liebhaber diverser Genres. Das Ende ist dann auch so wie das gesamte Buch: Hart und unerbittlich wie das reale Leben, unumstößlich und vor allem wirklich überraschend. Die Spannung flacht sich wie bei einem guten Film kurz vor dem Ende etwas ab um dann noch einmal mit Wucht nach oben zu stoßen. Von Fitzeks früheren Romane wurden bereits Rechte an Filmstudios verkauft. Es würde doch sehr verwundern, sollte es mit diesem Werk anders sein. Dürfte man einen Regisseur für diese Verfilmung empfehlen, dann sollte es M. Night Shyamalan sein. Für das Buch selbst kann man abschließend nur eines sagen: Sollte es einen Liebhaber von Psychothrillern geben, der Sebastian Fitzek (noch) nicht kennt, dann wird es aber ziemlich Zeit, das Kennenlernen nachzuholen. Splitter ist dazu bestens geeignet!


Sebastian Fitzek lebt in seiner Heimatstadt Berlin und arbeitet bis heute in der Programmdirektion eines Berliner Radiosenders. Er studierte Jura bis zum ersten Staatsexamen, promovierte im Urheberrecht und arbeitete dann als Chefredakteur und Programmdirektor für verschiedene Radiostationen Deutschlands.
Fitzek schrieb als Co-Autor gemeinsam mit dem Namensforscher Jürgen Udolph das Sachbuch „Professor Udolphs Buch der Namen“, das 2005 bei Bertelsmann erschienen ist. Der Spiegelbestseller war Vorlage für das Fernsehformat Deutschland - deine Namen, an deren Entwicklung Fitzek beteiligt war. Die Sendung wurde im März 2006 vom ZDF unter der Moderation Johannes B. Kerners ausgestrahlt.

Seit 2006 schreibt Fitzek Psychothriller, die allesamt zu Bestsellern wurden. Sein Erstlingswerk „Die Therapie“ erschien im Juli 2006 im Droemer Knaur Verlag, wie auch seine darauf folgenden. Die Filmrechte an dem Buch kaufte die Odeon Film AG. Im Jahr 2007 wurde „Die Therapie“ als bestes Krimi-Debüt für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Fitzeks nächster Thriller „Amokspiel“ erschien im April 2007, für den die Goldkind Film AG die Filmrechte kaufte.

Fitzeks Werke sind bislang in 20 Sprachen übersetzt. Als einer der wenigen deutschen Thrillerautoren wird er auch in England und den USA verlegt.

Fitzeks vierter Psychothriller „Der Seelenbrecher“ erschien im Herbst 2008.


Vielen Dank an den Droemer/Knaur Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte.
 
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