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Horror / Mystery Das Paket

Luzifer

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Titel: Das Paket
Author: Sebastian Fitzek
Genre(s): Psychothriller
Aufmachung: Gebundene Ausgabe
Verlag: Droemer HC
Erscheinungsdatum: 10/2016
ISBN-13: 978-3426199206

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Der Berliner Sebastian Fitzek gilt in Deutschland als der führende Autor in Sachen Psychothrillern. 2006 erschien mit „Die Therapie“ sein erster Roman und seitdem hat er hat er insgesamt 16 weitere Werke veröffentlicht, darunter auch unter dem Pseudonym Max Rhode. „Das Paket“ reiht sich thematisch in diese Ansammlung von Thrillern und dem Spiel mit psychischen Abgründen nahtlos ein.

„Das Paket“ ist selbst ein Paket. Die beiden Buchdeckel sind aus hartem Karton und wurden in Struktur und Aussehen dem braunen Karton nachempfunden, wie jeder eines schon zig Male vom Paketdienst angenommen hat. Selbst der vordere Aufdruck ist einem Versandetikett nachempfunden. Die Immersion ist hierdurch nahezu perfekt. Der wunderbare Nebeneffekt: Das Buch lässt sich hervorragend halten. Die Buchdeckel sind griffig und fest. Über einen ähnlichen Einband würde ich mich aufgrund der Handhabung bei jedem Buch freuen.

Spoilerhinweis:
Die folgende Inhaltsangabe gibt einige Details der Handlung preis, die als „Spoiler“ gewertet werden können. Allerdings nur so weit, wie auch der Klappentext des Romans Informationen bietet sowie die Anfangskapitel.

Der Klappentext des Buches versetzt den Leser in eine Situation, die mit Sicherheit jeder kennt: Der Postbote bittet an der Tür, ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen. Daraus soll sich in diesem Falle jedoch ein „Alptraum“ für die Protagonistin entwickeln. Die Hauptfigur des Buches ist Emma Stein, von Beruf Psychiaterin. Vielleicht aus gutem Grund. Es gibt das landläufige Klischee, dass Therapeuten oft auch selbst eine psychische Erkrankung mit sich tragen. Und dieses Klischee wird hier voll erfüllt, denn die kleine Emma hat seit Kindestagen an einen imaginären Freund, der auch vor Gewalt in der Familie nicht zurück schreckt. 28 Jahre später – augenscheinlich geheilt und dabei anderen Patienten zu helfen – feiert Emma Erfolge mit ihrer Arbeit. Nach einem Kongress jedoch wird sie in ihrem Hotelzimmer vergewaltigt. Als Opfer des „Friseurs“ zieht sie sich von Paranoia getrieben und in ständiger Angst lebend zurück in ihr kleines Haus, das sie fortan nur unter Medikamenten oder mit der Hilfe ihres Mannes Philipp verlässt. Die Furcht vor dem „Friseur“, der noch frei herum läuft und dessen Identität unbekannt ist, versetzt Emma in eine Starre, die kein normales Leben mehr zu lässt. Kontakte mit Fremden sind ihr kaum noch möglich. Und an dieser Stelle kommt dieses Paket für ihren Nachbarn ins Geschehen, einen Nachbarn, den sie gar nicht kennt, obwohl sie schon seit Jahren in ihrem Haus wohnt.


Fazit

Fitzek spielt – wie schon angedeutet – mit Klischees. Die Hauptfigur Emma hat in ihrer Kindheit psychische Belastungen erfahren und einen imaginären Freund erschaffen und musste in Therapie. Sie selbst wird Therapeutin. Ihr Mann ist beim BKA und dort „Profiler“. Ein Psychopath treibt sein Unwesen in Berlin. In der Vergangenheit der Haupt- und Nebenfiguren lauern haufenweise dunkle Geheimnisse. Es gab Betrug, Enttäuschung, Gewalt, Verrat, Vertrauensbruch, Hass, Liebe, Misstrauen und Vergebung.

Fitzek spielt in seinem Roman auf 335 Seiten aber auch mit dem Leser. Er bietet Möglichkeiten an, die zu einer vermeintlichen Lösung des Puzzles führen könnten. Je offensichtlicher sie angeboten werden, umso unwahrscheinlicher ist es jedoch, dass diese Lösung auch die wirkliche Auflösung darstellt. Kapitel um Kapitel gibt es neue Hinweise und neue Fährten. Gemixt wird das Spiel um die Psyche der Protagonistin mit unvermittelten Actioneinlagen.
Das erwarte ich persönlich auch von einem guten Thriller. Bei „Das Paket“ hatte ich allerdings weniger Freude beim Lesen. Die Actionszenen empfand ich häufig als deplatziert. Als wären sie künstlich eingefügt worden, um neben der Gedankenwelt von Emma auch etwas Action in die Handlung zu bringen.
Den Realismus im Buch lasse ich an dieser Stelle mal außen vor. Ein wenig Übertreibung in diversen Sparten stören bei einem guten Roman nicht. Da dürfen auch mal Kosten für Behörden keine Rolle spielen oder Sondereinheiten der Polizei innerhalb von wenigen Minuten an Ort und Stelle sein.
Mehrfach musste ich beim Lesen aber aufstöhnen, da sich der Plot in meinen Augen sehr künstlich entwickelte. Der unbekannte Nachbar, dessen Paket einige Monate nach der Vergewaltigung von Emma für eine heftige Paranoia Attacke sorgt, ist hiervon nur ein Aspekt. Die Fortführung der Ereignisse um diese Schlüsselstelle ist dabei nicht immer intuitiv nachvollziehbar oder schlicht hanebüchen.


Die Handlungsstränge wirken konstruiert. Der Zwang jedes Kapitel mit einem kleinen oder großen Cliffhanger zu beenden und immer wieder Wendungen in der Handlung herbeiführen zu müssen, führt bei „Das Paket“ zu einer unglaublichen Story. Nicht unglaublich gut. Ich kann sie einfach nicht glauben und dadurch kann ich die Geschichte dem Autor auch nicht abnehmen.
Diese Konstruktion des Thrillers ist mir beim Lesen immer wieder aufgefallen und sie sticht im Vergleich zu anderen Konsorten dieses Genres negativ hervor.
Das nahm mir beim Lesen die Spannung. Der Einfallsreichtum des Autors ist jedoch auch nach 10 Jahren Schreiben durchaus vorhanden. Und die endgültige Auflösung des Romans vermochte durchaus zu überraschen. Allerdings war der Weg zum Ende des Buches leider angefüllt mit Kopfschütteln und Augenrollen.

Herzlichen Dank an den Droemer Knaur Verlag, der diese Rezension durch das Rezensionsexemplar unterstützt hat.

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[20/40] - Handlung
[25/40] - Stil
[09/10] - Aufmachung
[05/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis

60% - gesamt


 
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