• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

Sci-Fi / Fantasy Infinity - Der Turm

Tufir

Drachling
Beiträge
17.531
Punkte
358
Alter
63
Infinity – Der Turm

Ein meilenhoher Turm aus der schwarzen Materie einer sterbenden Sonne, der fast an die Grenzen des Weltraums kratzt und nochmals ebenso tief in den Boden der Erde reicht bildet den eigentlichen Mittelpunkt dieses Romans von Wolfgang Hohlbein und steht damit auch ein klein wenig im Gegensatz zum Titel. Während seine Bewohner eine Millionen Jahre alte Technik der menschlichen Rasse beherrschen und fast unsterblich sind wird der R’Archernon, so der Name des Turms von einer gigantischen Stadt, der einzigen auf der ausgebrannten Erde, umgeben und von deren Bewohnern belagert. Diese Bewohner sind sowohl Menschen als auch Fabelwesen und haben nicht das Wissen ihrer Vorfahren geerbt, obwohl manche von ihnen wissen, wie man mit alter Technik umgeht. Alle 200 Jahre begegnen sich der amtierende Kriegsherr der Stadt, die den Namen "Belagerung" trägt, und die Beherrscherin des Turms zu farcehaften Friedensgesprächen. Doch dieses Mal ist alles anders. Als Clansmeister Craiden aus der Stadt auf Prinzessin Infinity, die zukünftige Königin des Turms trifft, läuft nichts mehr nach dem Protokoll, welches die künstliche Intelligenz des R’Archernon überwachen sollte und das Schicksal von Stadt und Turm nimmt seinen Lauf.

Ungefähr 15 Jahre ist es her, dass ich meinen letzten Roman dieses Autors gelesen habe. Wolfgang Hohlbein hatte sich für meinen Geschmack in eine Richtung und auch Qualität entwickelt, die nicht mehr mit meinen Erwartungshaltungen im Einklang war. Doch die im Vorfeld erhältlichen Berichte und Beschreibungen zu diesem Werk führten dazu, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Eines vorweg: Ich habe es nicht bereut!

Wolfgang Hohlbein bedient sich bei seinem neuesten Werk „Infinity“ einer einfachen und verständlichen Sprache und schafft es tatsächlich der Melange von Science Fiction und Fantasy eine neue Daseinsberechtigung zu geben. Die Beschreibung einer hochtechnisierten Zivilisation, die sich mit den ständigen Angriffen einer tolkienhaft anmutenden Fantasywelt auseinandersetzen muss, hat etwas Faszinierendes und Spannendes an sich und der Autor versteht es, diese Faszination und Spannung auch gut umzusetzen. In kurzen Kapiteln eröffnet er vier Handlungsstränge, die den Leser zunächst parallel und teilweise ohne Zusammenhang in diverse Aspekte seiner Romanwelt eintauchen lassen. Nachdem die Spannung den Leser im Griff hat, erweitert er die Zahl der Handlungsebenen und lässt andere Stränge endlich zusammenlaufen, jedoch ohne den Leser seine drängendsten Fragen zu beantworten. Das Ende des Romans ist dann doch trotz aller Vorahnungen und Vermutungen einigermaßen überraschend und zugleich – je nach Geschmack des Lesers – auch frustrierend oder aber stimulierend. Es bleiben Fäden offen und noch mehr auch Fragen nach Erklärungen. Diese aber werden sich die Leser wohl selbst beantworten müssen, denn das Ende lässt eine Fortsetzung äußerst unwahrscheinlich erscheinen.

Alles in allem ein gutes Buch, welches beweist, dass Holhlbein wieder lesenswert(er) wird, einzig und allein das Ende wird die Fangemeinde spalten. Erwähnenswert sei noch ein Trivium: Als sich relativ früh am Anfang des Buches der „schnelle Raumkreuzer Orion“ auf einen Erkundungsflug begibt, musste ich doch schmunzeln. Schade, dass ich nicht mehr solcher Anspielungen entdecken konnte!

Viel Spaß und Spannung in der Welt des R‘Archernon wünscht euch
Euer Tufir


Wir danken dem Piper Verlag für die Zurverfügungstellung dieses Rezensionsexemplares.


Wolfgang Hohlbein (* 15. August 1953 in Weimar) ist ein deutscher Schriftsteller in den Genres Horror-, Science-Fiction- und Fantasyliteratur. Mit 35 Millionen verkauften Büchern zählt er zu den erfolgreichsten Autoren Deutschlands. Sein Durchbruch gelang ihm 1982 mit dem zusammen mit seiner Frau verfassten Roman Märchenmond. Wolfgang Hohlbein lebt in Neuss. Er wuchs in Krefeld in Nordrhein-Westfalen auf. Schon als Jugendlicher begann er, fantastische Geschichten zu schreiben. Nach der Schulzeit machte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Ernsthaft zu schreiben begann er aus Langeweile bei einer Anstellung als Nachtwächter. Nach eigener Aussage wurde diese Leidenschaft durch die Romane von Karl May ausgelöst. Anfangs schrieb er Kurzgeschichten, danach Horrorromane und Wildwestromane. Er veröffentlichte seine Werke unter zahlreichen Pseudonymen. 1974 heiratete er Heike Hohlbein, mit der er heute sechs Kinder hat.

Hohlbein sieht sich nicht als intellektuellen Schriftsteller mit moralischer Botschaft, er bezeichnet sich selbst lieber als Unterhaltungsautor: „Ich schreibe einfach nur die Bücher, die ich selbst gerne lesen würde. Außerdem kann ich mich mit Literaten wie Böll oder Grass nicht vergleichen.“

Hohlbeins Bücher werden nicht selten kritisiert: Er bediene sich oft derselben Ideen und habe manches von anderen Autoren übernommen. Zwar seien die ersten Bücher, die Hohlbein in den 1980er Jahren verfasst hat, gut bis sehr gut; dann habe er aber vom Ruf dieser Erfolge profitiert und eine Unzahl durchschnittlicher bis schlechter Romane veröffentlicht. Gelegentlich können die Werke des Fantasy-Autors jedoch auch strenge Kritiker überzeugen, wie etwa den Zeit-Rezensenten Ulrich Greiner, der die Allegorien der Hohlbeinschen Geschichten als „nicht dumm“ beurteilte.

Mehr über Wolfgang Hohlbein findet man in Wikipedia: Wolfgang Hohlbein
 
Zurück
Oben Unten