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Brettspiel Egizia

Tufir

Drachling
Beiträge
17.531
Punkte
358
Alter
63


Die Spielverpackung von Egizia kommt in einem handlichen Format daher, welches man schon mal ohne Probleme zu einem Spieleabend zu Freunden mitnehmen kann. Nach dem Auspacken findet man einen nett und liebevoll gestalteten Spielplan, der groß genug ist, um dem Spielverlauf bequem folgen zu können, ohne dabei durch Übergröße den meisten Platz auf dem Tisch zu beanspruchen. Die 96 Bausteine und 32 Schiffchen, welche den maximal 4 Spielern als „Werkzeuge“ dienen, werden als Holzklötzchen in 4 Farben geliefert. Die sogenannten Nil- und Sphinxkarten sind nicht allzu aufwendig gestaltet, um als herausragend zu gelten, aber sie können sich trotzdem sehen lassen. Dazu kommen noch 4 kleinere Spielertableaus und diverse Marker aus dicker Pappe, die sicherlich einige lange Spielabende halten werden, bevor sie abgegriffen wirken. Die Spielregeln werden in einem DIN-A4 großen Heftchen auf 12 Seiten abgehandelt, was gerade so ausreicht, um sie nach dem ersten Spieldurchlauf einigermaßen verstanden zu haben. Hier hätte man an der einen oder anderen Stelle durchaus etwas ausführlicher sein dürfen.

Die Regeln des Spiels einfach zu nennen, wäre dann mehr als gewagt. Obwohl keine einzige wirklich komplizierte Spielanweisung vorhanden ist, weist die Gestaltung der Spielmechanismen in ihrer Gesamtheit und Vielfalt eine hohe und anspruchsvolle Komplexität auf, der nur echte Taktiker und Strategen von Anfang an vollständig folgen können. Für diese Art Spielertypen ist somit der Grundstein für ein kurzweiliges und interessantes Spielvergnügen gelegt, während andere Charaktere sicherlich zumindest zu Beginn ihre Mühe mit den vielfältigen taktischen und strategischen Möglichkeiten haben werden. Aber letztendlich ist das Durchschauen dieser Spielregeln und Mechanismen durchaus für Kinder ab 12 Jahren – so die Altersempfehlung – machbar.

Das Spielziel ist so simpel wie die Regelvielfalt komplex: Möglichst viele Punkte sammeln. Diese erhält man auf zwei verschiedene Weisen: Zum einen besteht die Möglichkeit seine Bauressourcen an Obelisk, Tempel, Pyramide und alten Gräbern einzusetzen. Dafür gibt es dann direkt Punkte während des Spielverlaufs. Die zweite Möglichkeit ist, seine Ressourcen an der Sphinx zu verwenden. Dort erhält man Karten, die eine Art Wette auf bestimmte Ziele im Spiel beinhalten. Wird dieses Ziel zum Spielende erreicht, erhält man erst dann die dafür versprochenen Punkte. Da man diese Karten vor den Mitspielern geheim halten darf und sollte, ist es kaum möglich, dass diese bewusst gegen einen arbeiten, was an den anderen Bauplätzen durchaus der Fall sein kann.

Seine Bauressourcen, namentlich Bautrupps und Steine, erhält beziehungsweise verbessert man in der ersten Phase eines jeden der insgesamt 5 Spielzüge durch das Setzen seiner bis zu acht Schiffe auf dem Nil, wo am Beginn jedes Zuges neue Nilkarten ausgelegt werden. Die Spielregel, dass jedes eigene folgende Schiff weiter flussabwärts eingesetzt werden muss, als das Schiff davor, sorgt dafür, dass man nicht willkürlich die an den Ufern des Nil befindlichen Karten und Verbesserungsplätze, welche fest auf dem Spielplan vorgegeben sind und die sich nicht pro Zug ändern, abgrast und der Letzte in der Reihe das Nachsehen hat. Die Nilkarten unterteilen sich in „Sofort“-Karten, die man einmalig und sofort nutzen kann, „Jederzeit“-Karten, die ebenso einmalig, aber zu einem beliebigen Zeitpunkt im Spiel eingesetzt werden können und „Permanent“-Karten, die ihre Vorteile in jedem Zug zur Verfügung stellen. Weitere Punkte kann man im Spielverlauf dadurch erhalten, dass man an möglichst vielen Bauplätzen pro Zug mitbaut, was aber durch die Tatsache, dass es stets weniger Bauplätze als Mitspieler gibt, erschwert wird. Ebenso kann man Sonderpunkte dafür erwerben, dass man in der Pyramide pro Reihe die meisten Bausteine zugesteuert hat. Die Erforschung der alten Gräber dagegen bringt erst am Ende weitere Sonderpunkte, welche jedoch durchaus das Zünglein an der Waage sein können.

Eine weitere Spielregel sorgt dafür, dass sich die Reihenfolge der Spieler auf der Basis des aktuellen Punktestandes ändert und zurück liegende Spieler vor den Führenden an der Reihe sind. Auch dies macht das Spiel in jedem Zug von Neuem interessant und sorgt dafür, dass die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt. Als weitere Erschwernis kommt hinzu, dass man nicht willkürlich seine Bautrupps verbessern kann, sondern diese auch ernähren muss – und zwar je besser, je qualifizierter sie sind – und somit in jedem Zug eine Abwägung getroffen werden muss, ob man in Bausteine oder doch lieber in Nahrungsmittel investiert. Dass dabei auch noch die Quantität der Nahrungsmenge in jeder Phase aufgrund der Bewässerungsmöglichkeiten schwankt, erhöht eben auch diese Komplexität.

Die Spieldauer ist mit 90 Minuten angegeben, was jedoch sicherlich erst erreicht wird, wenn man drei oder vier Partien Egizia hinter sich gebracht hat. Doch dann dürfte sich das Spiel zu einem flotten Taktik und Strategiespiel entwickeln, bei dem Glück nur eine sehr kleine Rolle auf dem Weg zu Sieg spielt. Die Interaktion zwischen den Spielern beschränkt sich auf die Möglichkeit, dem Gegner die besten Ressourcenplätze oder –karten vor der Nase wegzuschnappen, was sicherlich denjenigen weniger zusagen wird, die gerne während des Spiels mit ihren Mitspielern kommunizieren.

Alles in allem bietet Egizia aber Spannung, Abwechslung und sicherlich auch viel Variationsmöglichkeiten, so dass der Spielspaß lange erhalten bleibt.

Viel Spaß im alten Ägypten (=Egizia) wünscht euch
Euer Tufir


Mein Dank geht an Verlag Hans im Glück, die uns das Spiel zum Testen zur Verfügung stellten.

 

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