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Sci-Fi / Fantasy Dune I: Der Wüstenplanet Teil 1 von 2

SoulReaper

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Der 1965 erschienene Roman um den Wüstenplaneten hat seinem Autor Frank Herbert zu einem Weltstar unter den SciFi-Autoren werden lassen. Unzählige Leser haben sich seitdem in diese geheimnisvolle und gleichzeitig so vertraute Welt entführen lassen und haben die Geschichte von Paul Atreides miterlebt. Bei diesem Erfolg war es nur eine Frage der Zeit, bis man dieses Epos auch als Hörbuch umsetzt.

Dune entführt einen in eine außergewöhnliche Zukunftsvision. Hier herrscht der Padishah-Imperator über ein riesiges, interstellares Imperium, dessen Planeten wiederum von Adelshäusern verwaltet werden. Eine Vereinigung, die sich die Raumfahrergilde nennt, besitzt speziell ausgebildete Navigatoren, die mit ihren hellseherischen Fähigkeiten die sichere Reise zwischen den Sternen ermöglichen. Intelligente Maschinen, die über elektronische Gehirne verfügen, wurden vor vielen Jahren während Butlers Djihad zerstört. An ihre Stelle sind Mentaten und die Bene Gesserit getreten. Erstere sind dazu ausgebildet, als menschliche Denkmaschinen aus den ihnen gegebenen Informationen logische Schlüsse zu ziehen und dienen den meisten adligen Herrschern als Berater. Die Bene Gesserit dagegen haben die Fähigkeit, mit Hilfe einer bestimmten Droge in Zukunft und Vergangenheit zu sehen. Und jede dieser Organisationen verfolgt ihre ganz eigenen Ziele, wofür ihnen oft genug fast jedes Mittel recht zu sein scheint. Schon alleine die Macht der einzelnen Adelshäuser wird immer wieder mit Kriegen neu ausgelotet.
Doch wie mächtig die einzelnen Gruppierungen auch zu sein scheinen, sind sie doch alle von einem kleinen, unscheinbaren Planeten namens Arrakis abhängig. Denn nur dort wächst das Spice, eine lebensverlängernde und bewusstseinserweiternde Droge, die es den Navigatoren und den Bene Gesserit ermöglicht, in die Zukunft zu blicken.
Und genau diesen Planeten erhält Leto Atreides, Herzog eines kleineren Adelshauses vom Imperator als Lehen. Allerdings ist ihm klar, dass seine Erzfeinde und vorherigen Lehensträger von Arrakis, die Harkonnen, nicht kampflos diesen lukrativen Wüstenplaneten aufgeben werden und ihm wahrscheinlich schon eine Falle gestellt haben, um ihn zu beseitigen. Tatsächlich erfolgt sehr bald ein Angriff, bei dem der Herzog getötet wird. Doch geht nicht alles nach Plan, sodass das Schicksal seiner Frau und seines Sohnes Paul ungewiss bleibt. Können sie die gnadenlose Natur der Wüste überleben? Werden sie von den Fremen aufgenommen? Oder enden sie irgendwo in den endlosen Dünenmeeren ihrer vermeintlichen, neuen Heimat?

Frank Herbert schuf mit diesem Werk ein außergewöhnliches Science Fiction Epos, das gekonnt Elemente aus allen möglichen Quellen adaptiert. So findet man mittelalterliche Elemente wie das feudalistische Herrschaftsgerüst neben Ideen und Motiven aus den verschiedenen Weltreligionen (heiliger Krieg, Erlöser, etc.). Daneben gibt es noch die teils an orientalsche Legenden angelehnte Welt von Arrakis, mit den nomadisch lebenden Fremen. Und nicht zu vergessen die riesigen Sandwürmer, wohl eines der imposantesten Merkmale dieses außergewöhnlichen Planeten. Dies alles wird eingebettet in ein Universum mit Raumschiffen, Laserwaffen und Schilden. Doch trotz des wild anmutenden Mix wirkt alles wie aus einem Guss und schafft so eine Welt, die vielschichtig, aber trotzdem durchgehend logisch und daher so stimmungsvoll erscheint.
Zusätzlich dazu besitzt Herbert einen außergewöhnlichen Schreibstil. So sind auschweifende und detaillierte Beschreibungen der Umgebung wie auch von dem, was sich vor dessen geistigen Auge der Protagonisten abspielt, keine Seltenheit.
Wer hier allerdings ein schnelles und actiongeladenes Spektakel erwartet, wird enttäuscht werden. Denn stattdessen werden die Figuren des Buches durch zahlreiche Dialoge ausgeschmückt. Dabei schafft er es, sie so greifbar zu machen, dass sie durchaus real erscheinen. Kritiker bemängeln hierbei die starke schwarz/weiß Malerei von Herbert. So sind die Atreides durchweg edle, gutaussehende und bewundernswerte Menschen. Der Baron Wladimir Harkonnen stellt dagegen das krasse Beispiel dar: fett, berechnend, hinterhältig, hässlich. Das gerade er homosexuell ist, kann man als ein Klischee der Zeit Herberts werten. Allerdings wird der Baron so ekelerregend dargestellt, dass dies mehr oder weniger als belangloses Detail in den Hintergrund rutscht.
Neben den zahlreichen Dialogen sind die ausführlichen Monologe und Gedankengänge der Personen, die ebenfalls alle vorgetragen werden, zu erwähnen. Sie geben dem Leser (oder wie in diesem Fall dem Hörer) einen noch tieferen Einblick in die Charaktere. Allerdings wird dadurch ebenso wie durch den häufigen Gebrauch, spezieller und teils auch älterer Begriffe, die Sprache manchmal etwas schwer verständlich.

Aus so einem gigantischen Werk ein Hörbuch zu schaffen ist wahrlich keine einfache Aufgabe. Vor allem nicht für einen einzelnen Sprecher. Deswegen teilen sich Simon Jäger (Synchronstimme u. a. von Matt Damon und Josh Hartnett), Marianne Rosenberg (bekannt u. a. als Schlagersängerinn) und Jürgen Prochnow (bekannt aus Rollen in „das Boot“ oder „Sakrileg“) diese Aufgabe.
Leider muss man aber sagen, dass nur Frau Rosenberg immer voll überzeugen kann. Dies mag aber auch daran liegen, dass sie mit dem Lesen der Irrulan-Zitate zu Beginn jedes Kapitels eine relativ einfache Rolle bekommen hat. Durch ihre kühle und distanzierte Art zu lesen bringt sie ihre Rolle aber nichts desto trotz sehr gut herüber.
Umso verwunderlicher ist, wie Jäger und Prochnow, eigentlich beides sehr gute Synchronsprecher bzw. Schauspieler, bei ihren Rollen teilweise recht stark abfallen. So fallem einen nicht selten schwere Betonungsfehler auf, die Textpassagen unnötig schwer verständlich machen. Vor allem Prochnow scheint stellenweise große Probleme mit dem Text gehabt zu haben. So spricht er beispielsweise den Baron Harkonnen mit einer viel zu hohen Stimme (wobei er eigentlich einen „polternden Bass“ haben sollte…) und frei von Emotionen. Egal ob der Baron zufrieden, beherrscht oder wütend ist, lässt ihn Prochnow immer mit demselben, unbetonten Singsang daherlabern. Ebenfalls die eigenartigen, zusammenhanglosen Pausen, die er in an einer Stelle einem Fremem in den Mund legt, wirken auf die Dauer eher nervig denn stimmig.
Doch bei einem so gigantischen Umfang kann man die eine oder andere stimmliche Entgleisung verschmerzen. Vor allem, weil der Großteil des Textes tadellos vorgetragen wird. So sieht man über die gelegentlichen Schwächen hinweg und lässt sich lieber von der Geschichte voll und ganz in seinen Bann ziehen.

Der Umfang des Hörbuches ist mit seinen 12 CDs gigantisch, dabei hält man hier nur die Hälfte des eigentlichen Buches in der Hand. Man sollte sich also besser direkt auch den zweiten Teil besorgen, wenn man nicht mitten in der Geschichte unliebsam unterbrochen werden möchte.
Die Verpackung ist ansehnlich gestaltet und hält die CDs tadellos. Dabei sind immer 6 CDs in einer Hülle aus Karton, die wiederum von einem großen Kartonschuber zusammengehalten werden. Das Cover ziert eine Ansicht von Arrakis und seinen beiden Monden. Die Papphülle ist natürlich anfälliger gegenüber Kratzern als eine Jewelcase, macht sich dafür aber im Regal umso besser.
Auf den Innenseiten der Verpackung stehen kleine, informative Texte über den Autor, die Leser und einige der Hauptpersonen des Buches. Doch wäre es teilweise sinnvoller gewesen, diese durch ein Glossar zu ersetzen, dass dem Zuhörer zumindest die wichtigesten der Begriffe, die in dem Buch vorkommen, erklären. Tatsächlich sollte man sich, wenn man das Buch noch nicht kennt, sogar besser davor hüten, die Texte über die Personen im Vorraus zu lesen. Denn hier werden einige Informationen vorweg genommen, die überraschende Momente des Hörbuches vermiesen könnten.

Fazit: Trotz ein paar Schwächen der Vorleser schafft es das Hörbuch schnell den Zuhörer zu begeistern, sodass die Zeit beim Zuhören nur so dahin zu fliegen scheint. Es bietet eine bequeme Art und Weise, einen der größten SciFi Romane des letzten Jahrhunderts zu genießen. Dabei ist es genauso für Leute empfehlenswert, die das Buch noch nicht kennen, wie auch für jene, die es schon mehrmals gelesen haben.

[FONT=&quot]Wir danken Lübbe Audio für die freundliche Zusammenarbeit, mit der diese Rezension enstand.[/FONT]
 
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