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Sci-Fi / Fantasy Die Brautprinzessin

sonic_hedgehog

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Zum 40-jährigen Jubiläum der Hobbit-Presse veröffentlicht Klett-Cotta eine überarbeitete Auflage des im Original 1973 und in dieser Form 2003 auf Deutsch erschienenen Romans „Die Brautprinzessin“ - S. Morgensterns klassischer Erzählung von wahrer Liebe und edlen Abenteuern.

William Goldman hat mit „Die Brautprinzessin“ ein kleines Juwel geschaffen – eine Erzählung, die obwohl sie im Kern eine Fantasy-Geschichte darstellt, gesamt betrachtet wesentlich mehr ist.
Worum aber geht es?
Diese einfache Frage ist schwieriger zu beantworten als man dies auf den ersten Blick vermutet, was in der besonderen Erzählstruktur begründet ist.

Aber eines nach dem anderen:
„Die Brautprinzessin“ ist die Geschichte von Butterblume und Westley, die durch wahre Liebe verbunden sind, aber durch die Umstände getrennt werden. Beide leben in Florin, einem Königreich irgendwo in Europa, dessen alternder König nur einen Sohn hat. Dieser muss eines Tages, Westley hat Butterblume gerade verlassen um sein Glück in Amerika zu machen, eine passende Braut finden – um nach dem zu erwartenden Tod seines Vaters wieder für einen Thronerben zu sorgen. Butterblume findet sich so in der Situation wieder, Prinz Humperdinck heiraten zu müssen:
„Ich bin Dein Prinz, und Du musst mich heiraten“ sagte Humperdinck.
„Ich bin Eure Dienerin und lehne ab“, flüsterte Butterblume.
„Ich bin der Prinz, und Du kannst nicht ablehnen.“
„Ich bin Eure sehr ergebene Dienerin, und ich habe eben abgelehnt.“
„Weigerung bedeutet Tod.“
„Dann tötet mich.“
„Ich bin der Prinz und so übel doch auch wieder nicht – wieso willst Du lieber tot sein als mit mir verheiratet?“
Doch bevor es zur Hochzeit kommt, wird die frischgebackene Prinzessin von drei Verbrechern entführt. Der Prinz, aber auch ein vorerst noch rätselhafter Schwarzgekleideter, machen sich zu Ihrer Befreiung auf – was zu neuen Verwicklungen führt. Denn die Befreiung der Prinzessin führt auch zur Aufdeckung eines perfiden Plans, Sadismus und großen Abenteuern! Auf dieser Ebene wäre „Die Brautprinzessin“ eine klassische Erzählung, wären da nicht die ironischen Randbemerkungen und die vielen Anspielungen – sowie die erwähnte Erzählstruktur.
Der Autor William Goldman erschafft hier den (weitgehend fiktiven, aber an einigen Stellen auch an den realen angelehnten) Erzähler William Goldman, der wiederum nur ein Buch des (vollkommen fiktiven) Autoren Simon Morgenstern kürzt, in dem dieser ein Episode florinischer Geschichte wiedergibt.
William Goldmans Welt ist eine Persiflage unserer Welt. Als Kind las ihm sein Vater, selbst aus Florin stammend, während einer schweren Krankheit eines der großartigsten Bücher seiner Heimat vor – die Brautprinzessin von Morgenstern. Allerdings muss Goldman, als er selbst das Buch seinem Sohn zu lesen gibt und dieser ihm Langeweile bescheinigt, feststellen, dass ihm sein Vater nur die interessanten Teile vorgelesen hat und das Buch in seiner eigentlichen Form quasi unlesbar ist (wenn auch, was für Ärger sorgen wird, äußerst beliebt bei den Florinern). William beschließt, eine gekürzte und kommentierte Ausgabe der Brautprinzessin zu produzieren – die erste Auflage der Brautprinzessin.

Diese kurze Schilderung wird jedoch der Rahmenhandlung nicht gerecht – Goldman nutzt sie wie gesagt zur Persiflierung unserer Welt und insbesondere der Welt der Buchhändler, Autoren und der Welt Hollywoods. Und das macht er wirklich sehr gut, als Beispiel mag eine Szene rund um den Versuch „Die Brautprinzessin“ zu verfilmen dienen:
Und was dort passiert, in Hollywood, wenn so was passiert, ist dies: Der alte GG wird mit Schimpf und Schande davongejagt und kann sich montagmorgens bei Morton nicht mehr sehen lassen: er verschwindet, steinreich – er hatte natürlich für diese unvermeidliche Eventualität einen Passus im Vertrag -, aber entehrt.
Und der neue GG, der den Thron besteigt, kennt nur ein Gebot, aber das steht fest wie in Stein gemeißelt: nichts, was sein Vorgänger angeleiert hat, darf je fertig werden.
Die vorliegende, erweiterte Auflage enthält neben der „Brautprinzessin“ noch das erste Kapitel des fiktiven Folgeromans „Butterblumes Baby“ und natürlich die Geschichte, wie es dazu kommen konnte, dass Goldman nur das erste Kapitel dieses Romans kürzen und veröffentlichen durfte.

Wie gesagt, „Die Brautprinzessin“ ist ein Juwel – eine literarische Meisterleistung, die neben den schon erwähnten komischen und persiflierenden Komponenten auch durch wunderschön gearbeitete Charaktere besticht. Dies trifft nicht nur auf Butterblume und Westley zu – wesentlich interessanter noch sind die Nebencharaktere – seien es der spanische Meisterfechter Inigo Montoya, der starke aber zurückgebliebene türkische Riese Fezzik, aber auch Prinz Humperdinck selbst. Alle haben wunderbare Marotten, ihre Motivation wird wunderbar verständlich und sie erst machen die Geschichte lebendig. Und die ganze Zeit erzählt Goldman mit einem Augenzwinkern auf die Realität, so auch beider Beschreibung des Wunderheilers und seiner Frau – einer magisch technischen Assistentin (MTA).

„Die Brautprinzessin“ ist schlicht ein kurzweiliges und höchst amüsantes Abenteuer, das nicht nur Fantasy Fans, sondern auch jene Leser begeistern sollte, die normal um dieses Genre einen Bogen schlagen. Nicht umsonst ist es ein Werk, das quer durch die Presse, aber auch quer durch die Fantasy Fans nur Lob erfuhr. Es ist ein Buch, das in keiner Sammlung fehlen sollte.

Am besten lässt sich, wenn man über dieses Buch spricht, mit den Worten Campinos schließen: „Wer das Buch nicht mag, ist nichts für mich.“

Der Autor, William Goldman, wurde William Goldman wurde am 12. August 1931 in Highland Park, Illinois, USA, geboren. Hauptsächlich dürfte er für seine Drehbücher bekannt sein, insbesondere für „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ und „Die Unbestechlichen“, für die er mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Mit der „Marathon Mann“ und „Die Braut des Prinzen“ (=“Die Brautprinzessin“) hat er auch eigene Bücher auf die Kinoleinwand gebracht.

Die Brautprinzessin selbst ist der Legende nach als Gutenachtgeschichte für Goldmans Töchter entstanden, als die eine sich eine Geschichte über Prinzessinnen, die andere über eine Braut wünschte. Der Autor selbst sagt über das Buch das folgende:
„Das einzige meiner Bücher, das ich immer noch ansehen kann, ist die Brautprinzessin. Wirklich. Und die einzigen Filme, die ich liebe, sind die Braut des Prinzen und Butch Cassidy. Bei all dem anderen Zeug habe ich eben mein bestes gegeben, aber wirklich großartig sind diese beiden.“




Dies ist eine Rezension der RPG-Foren.com und DSA-Fantasy.de. Wir danken dem Klett-Cotta-Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplars.
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