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Sci-Fi / Fantasy Die Artus-Chroniken 02. Der Schattenfürst

Integra

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Dieses Buch bildet den zweiten Teil der Artus-Chroniken. Wie auch schon im ersten Band “Der Winterkönig” erzählt Arthurs ehemaliger Kampfgefährte Derfel, der jetzt seinen Lebensabend als Mönch in einem Kloster verbringt, die Geschichte wie er sie erlebt hat. Es nimmt dabei nicht Wunder, dass auch diesmal seine eigenen Erlebnisse und seine Sicht der Dinge breiten Raum einnehmen und teilweise die mythischen Figuren um Arthur ein wenig in den Hintergrund drängen.

Beginnend mit dem Sieg in der großen Schlacht von Lugg Vale – damit schloss der letzte Band – berichtet Derfel, wie Arthur sich müht, die Stämme Britanniens zu einen und seine Vorstellungen von Gerechtigkeit umzusetzen. Sein Bericht umspannt dabei viele Jahre, in denen Arthur zum einen wieder gegen die Sachsen und deren verfeindete Häuptlinge Cerdic und Aelle zu Felde zieht, zum anderen aber auch mit der Tafelrunde jene Gemeinschaft ins Leben ruft, die Britanniens Frieden garantieren soll.

Diese Zeit des Friedens ist keineswegs ereignislos. Denn obwohl sich Arthur erfolgreich äussere Feinde vom Leib zu halten weiss, übersieht er blauäugig, was vor seiner Nase geschieht: Die Christen sind in Britannien inzwischen zu einer echten Macht geworden und während sie auf die Jahrhundertwende zusteuern, schürt Bischof Sansum ihren Glauben, dass der Heiland im Jahre 500 zurückkehren werde und bis dahin alle Heiden entweder bekehrt oder vernichtet sein müssen: Ein Pogrom bahnt sich an.

Seine Gegenspieler sind Merlin und Nimue, die alles tun, um die Rückkehr der nicht weniger blutdurstigen Alten Götter nach Britannien zu erreichen. Dafür begeben sie sich nach Ynys Mon ins Reich des unheimlichen Irenkönigs Diwrnach, um den sagenhaften Kessel von Clyddno Eiddyn – eines der dreizehn Kleinodien Britanniens – zu finden. Derfel begleitet sie mit einer kleinen Kriegerschar, da er durch einen Eid an Merlin gebunden ist. Entgegen aller Erwartungen, gelingt es tatsächlich, den Kessel zu finden und mit ihm zurückzukehren. Doch nach diesem großen Erfolg muss Merlin eine bittere Niederlage hinnehmen: Sein gesammter Besitz wird niedergebrannt und sämtliche Kleinodien, die er bis zu diesem Zeitpunkt an sich bringen konnte – auch der Kessel - werden gestohlen. Nun zieht er sich zurück und wartet darauf, dass der Kessel in den falschen Händen seine zerstörerische Kraft zeigt und Verderben über Britannien bringt. Eine dunkle, blutige Zeit werde anbrechen, prophezeit er.

War der erste Teil der Saga schon voller dunkler Andeutungen, so ist dieses Buch wahrhaft düster. Mehrere scheinbar unzusammenhängende Geschichten fügen sich zu einem chaotisch-finsterem Panorama. Unter anderem wird auch das Schicksal von Tristan und Isolde (Iseult im Buch) erzählt – wenig romantisch, sehr tragisch, sehr blutig und natürlich ganz anders als in den gewohnten Bearbeitungen dieses Stoffes.

Überhaupt läßt Bernhard Cornwell seine Helden diesmal eine Menge leiden. Keiner wird von Schicksalsschlägen verschont, und so gewinnen selbst Arthur und Merlin menschlichere Seiten. Das hindert aber selbst die scheinbar integersten Protagonisten nicht daran, sich entsprechend den Gepflogenheiten ihrer Zeit zu verhalten und blutige Vergeltung zu üben.

Sehr beeindruckend sind auch diesmal wieder Cornwells Frauenfiguren, die, wenn schon nicht sympathisch, so doch ausgesprochen kraftvoll dargestellt werden. Hin und wieder beschleicht den Leser dabei das Gefühl, dass diese an Leid und Demütigung gewachsenen Charaktere, den recht stumpf handelnden Männern um einiges überlegen und die eigentlichen treibenden Kräfte hinter den Ereignissen sind.

Insgesammt hält man hier ein recht ausgewogenes Buch in den Händen, das zwar mit dem üblichen Nachteilen aller zweiten Teile einer Trilogie zu kämpfen hat – es hängt halt irgendwie in der Luft und bekommt einen Cliffhanger als Abschluss verpasst – aber die Spannung läßt nicht nach, Schlachten und Intrigen halten den Leser in Atem, die Atmosphäre ist stimmig und die Charaktere glaubhaft. Was will man mehr.

Über den Autor:

Cornwell studierte Geschichte an der London University, arbeitete als Lehrer und ging dann zur BBC. Dort arbeitete er zehn Jahre in der Fernsehabteilung. 1980 wanderte er mit seiner amerikanischen Frau in die USA aus, wo er mangels Greencard beginnt als Schriftsteller zu arbeiten.
Cornwell gelang der schriftstellerische Durchbruch mit den Abenteuern von Richard Sharpe, einem britischen Soldaten in den napoleonischen Kriegen. Diese Serie umfasst mittlerweile über zwanzig Bücher und wird ständig erweitert. Darüber hinaus schrieb er weitere Romanserien sowie einzelne Romane mit größtenteils historischen Inhalten, zwei davon gemeinsam mit seiner Frau.
2006 wurde er von der britischen Königin Elizabeth II. mit dem OBE ausgezeichnet.

Mein Dank geht an den Rowohlt Taschenbuch Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.
 
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