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    Umsäumt auf der Südseite vom Geschäftsbezirk und auf der Westseite vom prachtvollen Colosseum, entspannt sich ein Wirrwar von kleinen Gassen und Straßen. Wer sich hier nicht auskennt, der kann schon Mal in die falsche Richtung laufen, versehentlich. Aber spätestens am Swontje Hafen oder an der Stadtmauer, die das Wohnviertel umzäunt oder auch begrenzt, ist kein weiteres Verlaufen möglich. Auf der nördlichen Seite grenzt der Wohnbezirk dann an den herrlichen Öffentlichen Platz und den Tempelbezirk, die aber durch die Prachtstrasse abgetrennt sind.

Der verlassene Turm

Neben der Eingangstür bildete sich ein kleines Portal, man könnte es mehr als Tür bezeichnen. Hindurch trat Thevita, die offensichtlich informiert war, dass jemand geklopft hatte. Sie sah den Kurier und Bobs grantiges Gesicht und winkte Bob fröhlich zu. "Hallo Bob, ich kümmere mich schon darum. Ich wusste ja, dass du nicht gern an die Tür gehts. Darum habe ich mir ein Klingelweiterleitung eingerichtet. Danke, dass du nachgeschaut hast, wer geklopft hat."
Sie wendet sich an den unbehaglich drein blickenden Kurier. "Guten Tag, ihr kommt von Mercutio?"
 
Die über ihm erscheinende Steinfratze wäre schon der erste Grund gewesen, das Weite zu suchen.
Auch dass sie ihn finster blickend anschrie tat nichts um die Situation zu bessern.
Als sich dann noch neben der Tür ein Höllenportal öffnete und eine Frau mit pechschwarzer Haut und glühenden Augen vor ihn trat,
drückte er ihr das Paket in die Hand und lief um sein Leben.
Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, das Gehöft seines Vaters zu verlassen und sich Arbeit in der Stadt zu suchen...
Da er allerdings ein gut erzögener Junge war und der Schneider ihn mit etwas mehr Geld als erwartet entlohnte,
verschwand er mit einem "Einen schönen Abend noch!" in die Dunkelheit.
 
Schlauer Bursche, dachte sich Bob, hatte genau die richtige Entscheidung getroffen.
Jedenfalls soweit es den Elementargeist betraf.
Die rennende Gestalt würde sicherlich auch keine Werbung für den Turm machen. Wirklich ein schlauer Bursche. Wäre fast schade um ihn gewesen, wenn Bob ihn hätte in den Keller stecken müssen.
Aber das beste war, das er in Zukunft nichtmehr würde an die Tür gehn müssen. Das gefiel ihm und deshalb grummelte er auch irgendwas in seinen Stein. Man konnte es nicht verstehen, aber da es weder gebrüllt noch irgendwie schlechtgelaunt klang, mußte es wohl etwas positives sein, womit Bob wenig Erfahrung hatte. Deshalb sprach er unverständlich, damit ihn hinterher keiner drauf festnagelte.
Das Steingesicht bastelte sich wieder in den Turm zurück und verschwand. Hoch zu Adamantu. Schließlich gabs noch eine Menge zutun.
 
Und schließlich war es getan.
Bob, Adamantu und all die kleinen Steinlinge, welche mit Bröckchen zusammen hier eingezogen waren, standen, lagen und guckten kritisch vor dem nagelneuen Fenster. Der magische Kristall war, naja... kristallklar eben. Ein dutzend Steine beäugten jeden Zentimeter sehr genau und suchten mit fachmännischem Blick nach Fehlern im Fenster, aber nach sehr sorgfältiger Überprüfung, nickten sich die Steine zu und gratulierten sich gegenseitig.
Das Werk war getan.

Bob: "So, und jetzt will ich meine Ruhe. Jetzt kann wenigstens keiner mehr hier reinfliegen und nerven. Obwohl...
Das konnte vorher eigentlich auch keiner... "


Adamantu: "Fang nicht wieder mit dem jammern an, Bob. Die Tür wurde auch gemacht, der Keller ist wieder vorzeigbar und der Gestank ist nächstes Jahr vielleicht auch weg, dann ist er genauso vorriechbar."

Bob: "Das ist mir egal. Wenn hier ungebetener Besuch kommt, dann sau ich den Keller sowieso wieder ein."

Adamantu: "Denk daran, worüber wir geredet haben, Bob. Kein einmauern, kein zerquetschen, kein steinigen oder sandstrahlen, wenn es nicht unbedingt nötig ist !"

Bob: "Du hast keine Freude am Leben, was Adi ?"

Das das ausgerechnet vom griesgrämigen Bob kam, sorgte für eine weitere Diskussion und als die beiden fertig waren, stellten sie fest, das sie keinen der kleinen Steine mehr sehen konnten. die hatten sich zurückgezogen und versteckt, weil ihnen das Gezeter auf die Mineralien ging.
Bröckchen lag jetzt ruhig und zufrieden im Dunklen unter Thevita's Bett.
Nachdem Obsidianer und Erdelementar mit ihrem "Gespräch" fertig waren, zog sich Bob wieder zurück. Adamantu kritzelte noch schnell ein paar Worte in eine Steintafel, er wußte ja nicht, wielange Thevita bis zu ihrer Rückkehr brauchen würde und hatte schonmal den Fehler gemacht, sich auf die Haltbarkeit von Papier zu verlassen, in der er alles erklärte.

Freundliche Nachtschwarze,
das Fenster ist fertig und es ist gut gelungen. Die Kristallflocke, die ich euch gab, ist nun aktiv und ihr könnt es nun nach Wunsch öffnen, schließen und verdunkeln. Die Wahl der dazu nötigen Worte überlasse ich euch. Beim ersten Gebrauch müßt ihr lediglich das Wort laut aussprechen, danach braucht ihr es nur noch denken.
Bob sollte die nächste Zeit ersteinmal in Ruhe gelassen werden und auch ich werde mich ein wenig entspannen gehen. Es wäre sehr freundlich, wenn ihr derweil ein klein wenig auf meinen Körper aufpassen könntet. Ich bin bald wieder zurück.

Adamantu


Den neumodischen sogenannten Computerkasten wagte er nicht zu benutzen, weil das Eingabebrett und das Ding, das man Maus nannte, so schrecklich zerbrechlich aussahen. Seine Steintafel legte er auf den Schreibtisch und ging dann in den Steingarten, der jetzt aber ziemlich leer war, weil die Steine sich verkrochen hatten.
Aber sie würden wieder zurückkommen. Von allein. Adamantu mußte sie nicht einsammeln, denn er wußte, das sie von selbst wieder an die Plätze zurückkehren würden, die für sie am angenehmsten war.
Der Obsidianerelementarist setzte sich hin und ließ seinen Geist treiben.
 
Tatsächlich hatte die Dunkelelfe keine Lust gehabt, in den Turm zurückzukehren, nur weil der Kurier erschienen war. Wozu gab es immerhin nimmervolle Beutel? Dorthinein wanderte das nicht so wirklich kleine Paket und störte nicht weiter, als Thevita noch ein wenig durch die Stadt wanderte und die Umgebung erkundete. Da Elfen ein wriklich langes Leben haben, konnten sie sich mit solch einer Kleinigkeit eben auch eine Weile beschäftigen.
Und so war dann auch das Fenster fertig, als Thevita sich bequemte zurückzukehren. Sie fand die Steintafel mit der Nachricht des Obsidianers. Da war wohl jemand auf spirituelle (im Gegensatz zu körperlicher) Reise gegangen. Vernünftigerweise hatte Adamantu sich dafür eine ruhige Ecke gesucht, in der ihn auch niemand stören würde. Die Dunkelelfe legte den gewünschten Hut und die Ersatzrobe, die sie für den Obsidianer hatte anfertigen lassen, neben dem nun ruhenden Körper ab.
Dann machte sie sich an die Einrichtung ihres Gartens, was wie erwartet einige Tage in Anspruch nahm.
 
Direkt vor der Eingangstür bildet sich eine kleine Dimensionsspalte durch welche die neue Besitzerin des Turmes tritt. Thevita schließ die Tür auf und geht direkt in das Zimmer in welchem es sich der Obsidianer gemütlich gemacht hat.
Tatsächlich, ein ziemlich großer Riss hat sich im Torso der menschlich anmutenden Gestalt gebildet und die Orichalkumadern, die seinen Körper durchziehen, haben sich tief unter die Oberfläche zurückgezogen.
"Weißt du, woher das kommen könnte, Bröckchen?" fragt die Dunkelelfe ein klein wenig ratlos.
 
Getragen werden ist schön. Eine viel bessere Art der Fortbewegung als selbst zu laufen, findet jedenfalls Bröckchen.
Doch das war jetzt nicht wichtig.

Bröckchen: "Nein. Es war niemand hier. Die Tür war zu und das neue Fenster auch. Aber Tiefensänger gehen nicht so einfach kaputt."

Was hatte der Steinling auch für eine Ahnung von Magie ? Keine.
Nagut, ein bisschen vielleicht, aber das lag nur an seinem früheren Job als Projektil. Irgendwann hatte sich mal eine Zwergensippe gedacht, das es doch recht beschwerlich sei, immer diese sperrigen Kriegsmaschinen mitzuschleppen und war dazu übergegangen, Munition zu entwickeln, die sich selbst abschoß. Als diese Experimente erfolgreich verliefen, ging man noch etwas weiter und belegte sie mit einem starken Haltbarkeitszauber, damit sie nicht zerbrachen, wenn sie sich mit voller Wucht gegen irgendwelche Gegner oder Mauern warfen.
Und schließlich baute man eine intelligente Zwergenwaffe. Das Projektil, das seine Ziele selbstständig suchen und angreifen konnte.
Das nannte man dann Selbstbeschleunigender Repetiersteinling der Belagerungsklasse II.
Aber mehr wußte Bröckchen auch nicht, denn eigentlich machten sich Zwergen nicht viel aus Magie, außer es ging um ihre geliebten Waffen.
Das Experiment schlug insgesamt jedoch fehl. Zwar funktionierten Bröckchen und seine Kollegen einwandfrei, aber es gab wirtschaftliche Probleme. Sowohl Steinhauer, die die Munition für gewöhnlich herstellten, als auch die Holzfäller, die Katapultbauer und der ganze Rattenschwanz an Leuten, die an der bedeutenden zwergischen Waffenindustrie beteiligt waren, gingen auf die Barrikaden, weil diese selbstständig kampfende Munition sie überflüssig machen würde.
Und sich nur auf solchen magischen Kram zu verlassen, das kam für die Zwergen letztlich nicht in Frage, denn schließlich waren sie keine verdammten Elfen.
Punkt.
Also ging das Geheimnis der Herstellung intelligenter Zwergenmunition mit der Zeit verloren. Auch Bröckchen legte man irgendwann in eine Waffenkammer und holte ihn nicht mehr hervor. Da war der Steinling liegengeblieben. Sehr lange sogar. Als er schließlich durch Adamantu wieder animiert wurde, gab es weder die Waffenkammer mehr, noch die Zwergensippe, die sie einst erbaut hatte. Naja, und da war Bröckchen ebend mit dem Obsidianer mitgegangen. Hatte gedacht, das ein Obsidianer, zumal auch noch ein Tiefensänger des flüssigen Kerns, länger halten würde, als ein Fleischling.
Und promt ging dieser nach so kurzer Zeit schon kaputt.
Das war nicht in Ordnung !
Dagegen mußte etwas unternommen werden !

Bröckchen: "Das muß so ein Magiegedöns sein. Damit kennt ihr Elfenfleischlinge euch doch aus. Oder ?"

Zumindest hatten die Zwerge das früher immer gesagt.
 
"Na ja, mit Obsidianern hatte ich vorher noch nie zu tun, weißt du. Aber ich werde sehen, was ich tun kann."
Thevita
geht kurz in ihr Labor und holt etwas Ton, den sie in die Form des Obsidianers bringt, nur ohne Riss. Dann murmelt sie einige Worte und presst die Form an Adamantus Körper, nur um überrascht mit den Fingern zurückzuzucken. Der Ton in ihrer Hand ist im Handumdrehen zu Staub zerfallen, aber der Riss ist ein wenig kleiner geworden. Hätte der Zauber ordnungsgemäß gewirkt, hätte der Riss ganz verschwinden sollen.
"Hm, das könnte etwas komplizierter werden. Es scheint fast so, als würde er die rohe magische Energie aufsaugen, bevor der Zauber seine Wirking überhaupt entfalten kann. Meinst du, er wäre böse, wenn ich ihn mit ein wenig magischer Energie beschieße?"
 
Magischer Beschuss ?
Bröckchen war die Personifizierung der zwergischen Vorstellung von magischem Beschuss. Deshalb fand der Steinling die Idee überhaupt nicht gut. Auch wenn die Elfe wahrscheinlich etwas anderes im Sinn hatte, so war es ebend elfischer, magischer Beschuss und das hatten Bröckchen's Erschaffer immer seeeehr schlecht gefunden.
Auf der anderen Seite war der Obsidianer natürlich äußerst magisch und diese Tonschmiere, die Thevita auf Adamantu gepappt hatte, tat wirken. Vielleicht nicht so gut, wie die elfe gedacht hatte, aber das mochte daran liegen, das die Magie von Fleischlingen anders auf Steinlinge wirkte, als auf deren eigene Art. Doch, der Riss WAR kleiner geworden, also sollte die Elfe vielleicht doch ihren Beschuss durchführen. Aller Anfang war schwer, das wußte Bröckchen genau. Wenn man anfing, eine Festung zu stürmen, da dachte man auch, das die Mauern uneinnehmbar waren und man niemals durch deren dicke Befestigung kommen würde. Doch mit Eifer, Kraft, Disziplin und Ausdauer konnte man es schaffen.
Also sagte der Steinling...

Bröckchen: "Ich meine schon, das er böse wäre. Wer will denn schon mit magischer Energie beschossen werden ? Aber wenns hilft, dann bin ich dafür und Adamantu sicher auch. Also mach es, sonst kann er am Ende garnicht mehr böse werden, wenn er im Schlaf zerbricht."

Der Obsidianer, zu diesem Schluß kam Bröckchen, wäre schließlich froh, wenn er wieder böse sein könnte. Aber dafür mußte man ihn erstmal reparieren.
 
"So viel Schaden richtet der Zauber auch nicht an, aber ich hoffe, dass er in diesem Fall vielmehr hilft. Und unbelebten Objekten kann er gar nichts anhaben. Also wenn Adamantu aus irgendwelchen Gründen die Verbindung zu seinem Körper verloren hat, dann dürfte der Zauber keinen Schaden anrichten, weil der Körper dann wahrscheinlich als unbelebt zählen würde."
So ganz überzeugt war die Dunkelelfe von ihrer Argumentation zwar nicht, aber es war die beste Chance, die sie im Moment sah. Also machte sie eine schmörkelige Bewegung und sagte ein leises Wort. Dann deutete sie auf Adamantu und fünf kleine Geschosse aus reiner magischer Ernergie schossen auf den beschädigten Körper zu und wurden von diesem förmlich aufgesaugt. Der Riss schloss sich jedes Mal ein wenig mehr und beim fünften kommte man sogar ein leichtes Glühen der Orichalkumadern zumindest erahnen. Drei Mal wiederholte Thevita die Prozedur. Der Riss sah jetzt mehr aus wie ein Kratzer, aber das war schon ein beachtlicher Erfolg.
"Schade, noch einmal kann ich den Zauber nicht wirken, ich muss mich erst ausruhen. Ich werde morgen weiter machen, dann kann ich den Riss bestimmt schließen. Wahrscheinlich muss ich das so lange machen, bis Adamantu den Ort, an dem er sich befindet, wieder verlässt. Ich hoffe, er plant dort keinen ausgedehnten Urlaub, schließlich habe ich keine Ahnung, ob die äußerliche Magiezufuhr nicht auch ihre Nebenwirkungen hat."
 
Bröckchen: "Ich auch nicht, aber ich werde aufpassen, das dich keiner beim ausruhen stört."

Der Steinling war recht zufrieden. Die Beschädigung Adamantu's war fast behoben, zumindest soweit Bröckchen es erkennen konnte. Thevita's Vorhaben, sich ersteinmal hinzulegen, zu ruhen und dann mit neuer Energie und frischen Ideen ans Werk zu gehen, kam dem Steinling sehr vernünftig vor. Das kam seiner Mentalität entgegen, die nichts von übereiltem Handeln hielt. Außerdem hatte er jetzt eine Aufgabe. Er hatte eine Festung zum beschützen, auch wenn die nur aus einem einzigen Turm bestand, und Leute, die nett zu ihm waren. Personen und ein Heim, das es wert war, das man sich um sie kümmerte.
Demonstrativ wanderte der Steinling auf seinen kurzen Beinen zu Thevita's Bett und legte sich daneben, fest entschlossen, sich jedem entgegenzuschleudern, der die Ruhe der Elfe stören wollte.
 
Thevita musste schmunzeln, als Bröckchen sich vor ihr Bett legte, dann konzentrierte sie sich. Das mag ungewöhlich klingen, wenn man vorhatte zu schlafen. Aber wenn man es genau nahm, wollte Thevita das auch gar nicht tun. Die Elfen ihrer Welt schliefen nämlich nicht, sie versanken in eine tiefe Trance, die dem Schlaf der Menschen sehr ähnlich war. Nur dass sie tiefer und erholsamer war, weshalb man nur vier Stunden Ruhezeit benötigte und man träumte nicht, es sei denn, man begab sich auf die verschlungenen Pfade seines Unterbewusstseins. Thevita aber wollte diesmal etwas anderes, sie wollte während der Ruhephase in ihrer Erinnerung kramen und zwar in einer ganz bestimmten. Also lenkte sie ihre Gedanken vor der Trance in die richtige Richtung.
Und als sie ausgeruht erwachte, waren ihr ihre Studien zu Konstrukten wieder präsent. Nicht, dass es ihr sehr viel weiter half, denn Adamantu blieb in ihrem Erfahrungsschatz einzigartig. Aber der Stein, aus welchem sein Körper bestand, war ohne die Seele des Obsidianers eben nur unbelebter Stein. Daher konnte sie wohl mit dem gestern verwendeten Zauber wirklich nichts falsch machen und sie beschloss, die Behandlung wie gestern begonnen fortzusetzen. Und so nahm ihr Buch mit ihren Zaubern und machte sich daran, das Magische Geschoss, wie der Zauber hieß, in ausreichender Menge vorzubreiten.
 
Diesmal ließ sie die magische Energie direkt in Adamantus Körper fließen, was den Riss diesmal schloss.
Danach widmete sie sich der Pflanze, welche sie am Vortag aus dem Hafenbecken gefischt hatte und natürlich ihren anderen Aufgaben.
 
So, endlich hatte sie es geschafft. Die Dunkelelfe sah sich zufrieden in ihrem Gewächshaus um. Es hatte länger als erwartet gedauert, alle Pflanzen entsprechend ihren Bedürfnissen zu versorgen. Einige Bereiche waren nun abgedunkelt, andere sehr feucht. Ein großes mit Wasser und bestimmten Mineralsalzen gefülltes Becken beherrbergte nun einige Wasserpflanzen. Sie hatte auch schon einen Lieblingsplatz gefunden an der Scheibe aus diesem interressanten magischen Kristall zwischen den Orchideen, ihren Liegblingspflanzen. Von hier aus hatte sie einen wunderbaren Blick über die Stadt. Der Steingarten machte sich inzwischen auch hervorragend, auch wenn Bröckchens Cousins sich den Platz mit ein paar Sukkulenten teilen mussten. Dafür wurden sie aber regelmäßig in verschiedene Muster geharkt und bis jetzt schien es ihnen hier zu gefallen.
Bob hatte sich eine Weile schon nicht mehr blicken lassen, aber Thevita machte sich keine Sorgen um ihn, er würde sich schon melden, wenn er etwas hatte. Nur der leblose Körper von Adamantu machte ihr weiterhin Sorgen. Zwar verhinderte eine ordentliche Dosis magische Energie ein erneutes Auftreten der Risse, aber ob der Obsidianer nach einer so langen Trennung in diesen Körper zurück finden würde, das konnte sie nun wirklich nicht einschätzen. Vielleicht sollte sie einen magisch bewanderten Arzt aufsuchen? Sie hatte auf einem Wegweiser etwas von einem Krankenhaus gelesen, vielleicht würde sie dort einmal vorbei schauen. Es war ja auch mal wieder an der Zeit auszugehen.
Also sagte sie kurz Bröckchen Bescheid, damit er sich keine Sorgen machte und schon war sie zur Tür hinaus.
 
Bröckchen wollte Thevita zuerst nicht alleine gehen lassen, aber erstens konnte die Dunkelelfe sehr überzeugend sein und zweitens sich einfach wegteleportieren, was die Sache dann auch vereinfachte. Infolge dessen war der kleine Steinling wieder alleine, denn Bob konnte er auch nirgendwo sehen. Doch das war nicht schlimm, denn Bob war eh immer schlecht gelaunt.
Kurz plauderte Bröckchen noch mit einer Orchidee, die Thevita bisher noch nicht verraten hatte, das sie sprechen konnte, aber dann legte er sich vor Adamantu's ruhenden Körper und machte auch die Augen zu.
 
Im Turm von Thevita und Bob knackte es wieder. Bröckchen ließ sein Gesicht erscheinen und guckte nach, nur um festzustellen, das Adamantu's Körper schonwieder beschädigt war. Genau an der selben Stelle. Das war doch wirklich zum verrückt werden. Diese blöde Sache schien immer zu warten, bis die Elfe weg war, um wieder hervorzubrechen.
Das es diesmal genau umgekehrt war, das konnte der Steinling nicht wissen.
Und wer sich jetzt fragt, was da jetzt umgekehrt war, dem sei gesagt, das es an Thevita's Hilfe lag, das es jetzt nochmal geknackst hatte. Eben jene magische Energie, welche das magische Loch im Körper des Obsidianers gestopft hatte, platzte jetzt wieder heraus, weil die Verbindung Adamantu's zu seinem Körper wieder ihren Platz einnahm.
Für die magische Geschosse der Drow war da kein Platz mehr, also schossen sie wieder raus.
Doch das wußte Bröckchen nicht. Er wußte bloß, das der ganze Mist wieder von vorn losging und er erneut nach der Elfe suchen mußte.
Für einen angeblichen Steingarten ging es hier aber reichlich hektisch zu, fand Bröckchen, aber weil er ein verantwortungsbewußter Steinling war, machte er sich wieder auf den Weg. Aber irgendwie lustlos. Deshalb ließ er diesmal auch nicht seine Beinchen erscheinen, sondern kullerte los. Wenn er sich schon wieder bewegen mußte, dann aber vernünftig kullern, wie es sich für einen Stein gehörte und nicht so rumlaufen, wie die Kohlenstoffmatschwesen.
 
Zuverlässig öffnet sich die andere Seite des Portals vor dem Turm. Während Thevita die Tür öffnet und in den ersten Stock steigt, wendet sie sich noch einmal an Bröckchen. "Tut mir Leid, dass es mit meiner ersten Lösung nicht funktioniert hat. Aber um ehrlich zu sein, habe ich nicht viel Erfahrung und auch nicht viel Wissen über Adamantus Magie. Ich meine, er ist auf Reisen durch den Astralraum, ohne das Silberband, das seine Seele mit seinem Körper verbindet. Reiner Selbstmord, wenn du mich fragst. Vielleicht hat er auch dadurch Schaden genommen. Das kann ja nicht gut gehen, wenn beides nicht verbunden ist. Du hast gesagt die ganze Magie kommt wieder raus? Dann fangen wir sie erst einmal ein und dann werde ich versuchen, die Verbindung zu seiner Seele zu stärken. Dann bin ich mit meinem Wissen aber erst einmal am Ende, denn der ganze Vorgang scheint anders zu funtionieren, als ihn kenne."
 
Und was die Elfe da erzählte war garnicht mal so gut.
Nicht viel Wissen, nicht viel Erfahrung, reiner Selbstmord, Wissen am Ende und es funktionierte anders, als sie es kannte. UND dann auch noch keine Zeit, weil Myrun ein Freund geklaut worden war. Ein Mist aber auch. Selbst hatte er von diesem Magiekram doch auch keinen Schimmer. Bloß weil die Magie einen belebte, machte sie noch lange keinen Zauberer aus dir. Das war aber auch das einzige, das klar war.

Bröckchen: "Silberband ? Keine Ahnung, was du meinst. Aber fang die Magie ruhig ein, wenn du meinst, das das hilft. Du hast immernoch tausendmal mehr Ahnung als ich."

Und so war das auch. Zwar hatte der Steinling schon eine sehr lange Existenz, aber auch die zwergische Abneigung gegen Rumhexerei. Sich damit näher zu beschäftigen hatte niemals zur Debatte gestanden.
Wenn Thevita den ruhenden Obsidianer diesmal erneut askennte, dann würde sie feststellen, das das silberne Band wieder da war. Blaß zwar, aber doch vorhanden. Außerdem lief dem großen Steinkolloss eine blaugraue und etwas zähe Flüssigkeit aus der Nase, die Wesen seiner Art als Blut dienen mochte. Es machte den Eindruck, das er massiv im Astralen gezaubert hätte und der Entzug nun mit dem silbernen Band zusammen, den Körper wieder erreicht hatte.
Die Rückkehr des silbernen Bandes mochte auch die Energie von Thevita's Zauber verdrängt haben, was den erneuten Riss erklärte. Doch diese graublaue Melasse aus der Nase war neu und wenn man ganz genau hinsah, dann erkannte man auch ein paar kleine zähe Tränen in der selben Farbe.
Was auch immer der Elementarist dort im Astralen auch trieb, es mußte wahnsinnig anstrengend sein und wohl noch nicht vorbei.
 
Thevita seufzte, sie hasste es keine Ahnung zu haben. Aber erst einmal wollte sie der knistenrden magischen Energie den garaus machen, die über den Körper des Obsidianers zuckte. Also stellte sie sich etwas drei Meter von Adamantu entfernt auf, webte einige komplexe Gesten in die Luft, murmelte dabei einige Worte und warf zum Schluss eine Prise Eisenstaub in die Luft, wo er hängen blieb und eine Blase um die Dunkelelfe bildete, welche sich rasch auf einen Radius von drei Metern ausdehnte. Normalerweise unterdrückte diese Blase magische Effekte in ihrem Inneren nur, ohne sie aufzuheben. Aber normalerweise blieb die Energie der magischen Geschosse auch nicht erhalten und kam schon gar nicht wieder aus einem Körper heraus. Sie wusste nicht, ob es etwas nützen würde, aber die Magie bannen wollte sie nicht, da sie befürchtete Adamantu damit zu schaden. Angespannt trat sie also auf den Obsidianer zu, bis die Blase seinen Körper gerade berührte.
Aber was sie gehofft hatte, passierte auch. Die Energie, die gerade nicht wusste wohin, ließ sich problemlos über das Feld ableiten und verpuffte einfach, wie sie es sonst auch tat. Erleichtert ließ Thevita den Zauber fallen. Dann betrachtete sie Adamantu noch einmal genauer. Er sah wirklich nicht gut aus. Aber die Dunkelelfe hatte keine Ahnung von Entzug, ihre Zauberkraft wurde mit dem Vorbereiten der Zauber aufgebraucht. Das Vorbereiten war ein sanfter Vorgang und verursachte keine körperlichen Schäden. Also hatte sie keine Ahnung was ihm fehlen konnte, aber zum Glück gab es Zauber, die fast alles wieder in Ordnung bringen konnten.
Sie verließ das Zimmer und man hörte sie in ihrem Labor kurz herum kramen, dann kam sie mit einem langen Stab zurück. Ein kleiner Smaragd funkelte an der Spitze des Eichenholzes während das andere Ende mit Bronze beschlagen war. "Drück mir die Daumen Bröckchen, dass der Stecken funktioniert." Viel anfangen konnte der Steinling mit der Aussage wahrscheinlich nicht. Aber der Zauberstecken enthielt göttliche Magie, weshalb ihn eigentlich nur ein Kleriker benutzen konnte, der mit dem Umgang dieser Magie geübt war. Thevita war das nicht, aber sie war geübt darin, vorzugeben etwas zu sein, was sie nicht war. Sie entspannte sich also und brachte ihren Körper in einen meditativen Zustand. Indem sie mit dem Stecken kurz herumwirbelte und wieder ein kurzes Wort sprach, machte sie zwar nicht das, was normalerweise zur Aktivierung notwendig war, überzeugte den Stecken aber davon, dass sie Ahnung hatte und so gab er den Heilzauber frei. Die heilende Energie des Zaubers floss durch den Körper des Obsidianers. Aber nicht nur seine Wunden heilte er, sondern gab dem Körper neben reiner Lebensernergie auch seine Frische und Widerstandskraft zurück. "Ich hoffe, es wirkt bei Adamantu, wie bei allen anderen. Wenn ja, sollten nun Körper und Geist so wie nach einer schönen Ruhephase erfrischt sein. Aber besser sieht er schon aus. Ich weiß, du möchtest, dass ich gut auf Adamantu aufpasse, Bröckchen. Aber von hier aus kann ich nicht mehr machen. Alles, was seinem Körper hier schadet, entspringt seiner astralen Reise und da ich nicht weiß, wo er sich befindet, kann ich nicht wirklich auf ihn aufpassen. Daher werde ich jetzt auch erst einmal Myrun helfen."
Die Worte der Dunkelelfe waren sanft, mitfühlend, aber auch bestimmt. Sie würde sich nicht umstimmen lassen, so viel war klar. Sie sammelte noch ein paar Sachen ein und verstaute sie in einem Beutel. Drei seltsam aussehende Flaschen verschwanden darin und sogar der seltsame Stecken verschwand ganz einfach in den von außen kleiner wirkenden Beutel. Dann winkte sie Bröckchen noch einmal zu und machte sich auf den Weg Myrun zu treffen.
 
Der Steinling drückte auftragsgemäß seine Däumchen und erneut schloß sich der Riss in Adamantu, aber das hatte er schon vorher und so beäugte Bröckchen das Ganze eher skeptisch. Außerdem war es genau so, wie er es befürchtet hatte. Thevita machte husch husch alles schnell und war schon wieder weg, bevor es anders ausging, als sie gedacht hatte.
Es war ja auch schön und gut, das er selbst hier aufpasste, aber wenn er nichts tun konnte, war es herzlich nutzlos. Er würde sowieso wieder losziehen müssen, um Thevita irgendwo aufzutreiben. Das war Blödsinn, da konnte er sie auch gleich begleiten, dann wußte er wenigstens, wo sie sich herumtrieb und mußte sie nicht erst suchen. Außerdem ging die Myrunfreundbefreiungsaktion mit seiner Hilfe sicher viel schneller.
Aufpassen konnte Bob hier auch. Der würde eh keinen hier reinlassen und wenn doch, dann mußte man erstmal eine halbe Tonne Obsidianer die Turmwendeltreppe runterschleppen. Der ließ sich nicht so einfach klauen, wie ein Fleischling, nichtmal im Schlaf.
Bröckchen's Aufgabenliste war also klar.
Myrun's Freund zurückholen, um Myrun zu helfen, um Thevita freizumachen, um zurückkommen zu können und endlich vernünftig Adamantu zu verarzten. Und das alles in weniger als 10 Jahren !
Heiliges Gebirge, um was sich ein einfacher Steinling hier alles kümmern mußte. Unglaublich !
Seine Entscheidung fiel also dementsprechend aus. Kurz und klar.

Bröckchen: "Gut. Ich komme mit."

Fertig und beschlossen. Es kam dem Steinling nichtmal im entfertesten in den Sinn, das die Frauen ihn vielleicht nicht dabei haben wollten oder auch nur zu fragen. Und packen mußte er auch nichts. Er konnte sofort los und würde das auch tun.
 
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