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Sci-Fi / Fantasy Der Aschengeist

Luzifer

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Manchmal ist es wirklich nervig, wenn Autoren neben dem Schriftstellerdasein noch einen „richtigen“ Job bzw. andere Verpflichtungen haben. Insbesondere dann, wenn sie für die Fortführung einer Romanreihe verantwortlich sind, wie bei dem vorliegenden Roman „Der Aschengeist“. Der Umstand, dass der dritte Teil – wie die beiden Vorgänger auch schon – von dem Duo Kathrin Ludwig und Mark Wachholz geschrieben wurde, und die Synchronisation von zwei Terminkalender Vorbedingung war, machte die Wartezeit nicht gerade kürzer. Nach ca. 2 Jahren ist das Werk aber endlich erschienen und die Biographie des Gaius Cordovan Eslam Galotta


Im tiefen Süden taucht Galotta in den Sümpfen des Brabaker Umlandes auf. Eine schicksalhafte Fügung lässt den ehemaligen Hofmagier, welcher dem Tode näher ist als dem Leben, an das Ufer treiben, an dem gerade der Nekromanten Pôlberra von der Brabaker Akademie unterwegs ist. Pôlberra erkennt Galotta und nimmt ihn mit in die Katakomben und unterirdischen Irrwege der Dunklen Halle der Geister zu Brabak. Er pflegt ihn und ihm ist es auch zu verdanken, dass Galotta wieder den Weg ins Leben zurück findet. Nötig dafür sind einige der fähigsten Magister, denn auf dem Gefallenen liegen der Schatten und das Augenmerk einer erzdämonischen Wesenheit. Den Preis für die Austreibung zahlt Galotta in Form seiner Zauberkräfte. Und auch seine Erinnerungen sind unvollständig und verworren.

Die Rettung Galottas kam keine Minute zu spät, denn das gesamte Kaiserreich sucht nach ihm, den Staatsfeind Nummer 1. Mittels eines schwarzen Auges schickte er eine riesige Ogerarmee gegen das Mittelreich und brachte den Menschen dort Krieg, Tod, Hunger und Armut. Auch die Söldner Brander Berre und Gertrude Prutz machen sich auf, um Galotta tot zu sehen und am besten selbst dafür zu sorgen. Das beachtliche Kopfgeld, welches auf den „Feuertänzer“ ausgesetzt wurde, spielt dabei weniger eine Rolle, als das Motiv Rache.

Und Rache ist es auch, die Galotta wieder genesen lässt. Allerdings auf andere Art, als sein Retter Pôlberra es sich wünschen würde. Dennoch ist Galotta angetrieben von Hass und Zorn auf die Zauberin Nahema, welcher er seine Zeichnung auf dem vernarbten und scharlachroten Kahlkopf verdankt. Eine hilfreiche Gespielin findet er auf diesem Weg in der Hexe Aximona, wobei sie es eigentlich ist, die ihn ausgesucht hat.

Während also G.C.E. Galotta danach dürstet, eine Möglichkeit zu finden um Nahema und auch Kaiser Hal zu vernichten, sind die Söldner Berre und Prutz drauf und dran Galotta der göttlichen Gerechtigkeit zu zuführen.


Die mit Abstand tragischste Figur in dem Roman „Der Aschengeist“ ist Brander Berre. Leidend am Tod seiner Gefährtin, orientierungslos in eine Kopfgeldjagd hinein gestolpert und von zehrender Rache getrieben findet er seinen Weg zu Galotta. Und doch ist er nur eine Nebencharakter. Dass er sein Ziel nicht erreicht, dürfte geneigten DSA-Spielerinnen und -Spielern von Anfang an bekannt sein, denn sein Name taucht in einem der legendärsten DSA-Abenteuern auf, die es zu spielen gibt: Die Attentäter. (Natürlich soll hier niemandem das Ende des Buches verraten werden, aber dass Galotta nicht in „Der Aschengeist“ gemeuchelt wird, dürfte keine atemberaubende Erkenntnis sein – insbesondere nicht für DSA-Kenner selbst.)

Galotta selbst ist in „Der Aschengeist“ zunächst lediglich ein Spielball der Mächte, später ein Getriebener, ohne Magie aber auch ohne eigenen Antrieb. Nur die Rachelust ist geblieben, ohne Aussicht auf Erfüllung. Und der Preis hierfür wäre sein Seelenheil, wie er eindringlich gewarnt wird.
Fast könnte man Mitleid mit ihm und seinem Schicksal bekommen, würde man sich nicht seiner Taten in den vergangen Teilen erinnern. Fasziniert verfolgt man im Verlauf der Romanreihe, wie Galotta Stück für Stück dem Bösen erliegt, immer mit der Überzeugung richtig zu handeln. Hin und wieder klingt die Erzählung aber auch wie eine Rechtfertigung, warum Galotta zu dem werden musste, was er später mal werden wird.

Hervorragend beschrieben und in Szene gesetzt wurden die sonstigen Charaktere der Brabaker Akademie. Mit viel Gefühl fürs Detail an der richtigen Stelle und Gespür für wichtige erzählerische Elemente werden die Schwarzmagier sehr bunt dargestellt. Klischees von einsamen, bösen Zauberern in schlanken hohen Magiertürmen werden hier zum Glück nicht bedient.
Bei dem Nekromanten Pôlberra und seiner Einstellung zur Dämonologie und seiner Mythologie des Verschlingers wartet man allerdings ständig auf den (abgewandelten) Satz: „Wut, Zorn, Rache – der Weg zur dunklen Seite der Macht sie sind!

Das Mysterium, wieso der Roman ausgerechnet den Namen „Der Aschengeist“ trägt, wird auf Seite 250 und den darauf folgenden offenbar. Dabei wird der Name nicht nur erklärt, sondern auch die doppeldeutige Beziehung zu der Hauptfigur.

Der Sprachstil des Autorenduos ist stimmig, den aventurischen Örtlichkeiten und Institutionen durchaus angepasst, ragt aber nicht besonders hervor – anderen Romanen gegenüber. Beim Lesen merkt man nicht, dass zwei Autoren die Kapitel geschrieben haben. Ein Glossar und eine Dramatis Personae dürfen zur Erläuterung am Ende des Buches natürlich nicht fehlen.

Die 400 Seiten des Buches lesen sich flüssig. Leider ist ein Spannungsbogen nur in flachen Ausmaßen vorhanden. Der Roman spielt in einem Zeitraum von ca. 3 Jahren, nachdem er direkt an das Ende des zweiten Teils angesetzt hat. Von diesen Jahren werden lange Zeiträume innerhalb eines Satzes zusammengefasst bzw. bloß erwähnt. Die wichtigen Passagen im Leben Galottas, innerhalb dieses Zeitraums, setzen sich zu dem Roman zusammen. Dies führt dazu, dass man beim Lesen das Gefühl bekommt, nicht zu wissen, worauf die Figuren hin steuern. Es gibt kein Ziel, nur eine grobe Richtung.
Einen wirklichen Höhepunkt gibt es in der Geschichte hauptsächlich in Form von der Entwicklung Galottas. Allerdings entwickelt er sich nicht sehr viel weiter. Genaugenommen fängt er am Anfang des Buches bei sozusagen Null an und ist am Ende von „Der Aschengeist“ fast wieder auf dem gleichen Niveau, wie bei „Der Feuertänzer“ mit der einen oder anderen Erkenntnis mehr und einer neuen kristallklaren Möglichkeit seine Rache in die Tat umzusetzen.
Beim Showdown des Buches, welches – passend zum Rest des Buches – eher unverhofft auftaucht, drängt sich geradezu die Assoziation zum vierten Indiana Jones Film auf. Ob das Zufall war bleibt fraglich.


Fazit:

Der Aschengeist“ ist eindeutig schwächer als die beiden Vorgänger. Das mag an der gestückelten Handlung liegen, oder aber auch an der Tatsache, dass in den 3 Jahren, von dem das Buch erzählt zu wenig passiert. Als Leser (und vielleicht auch DSA-Spieler/in) hat man vielleicht mehr erwartet. Große Ereignisse (wie z.B. das erste Treffen mit Borbarad) müssen dann wohl in den kommenden Romanen Einzug halten, oder wurden weg gelassen (wie z.B. das Treffen mit Tarlision v. Borbra).
Die Autoren können bislang und bis auf weiteres wohl auch keine Auskunft darüber geben, wie viele Teile es insgesamt geben wird. Das soll aus marktwirtschaftlichen Gründen von Buch zu Buch entschieden werden. Während „Hofmagier“ und „Feuertänzer“ noch zusammen einen groben Abschluss gaben, hängt man bei „Der Aschengeist“ am Ende noch etwas in der Luft. Da muss noch was kommen, denkt man sich. Und das wünscht man sich auch. Denn obwohl der dritte Teil eigenständig nicht alle Erwartungen erfüllen kann, macht er im Gesamtkontext durchaus Lust auf den vierten Teil.


Über die Autoren:

Kathrin Ludwig wurde 1981 in Neumünster geboren. Sie studierte Latein und Deutsch auf Lehramt und arbeitete während der Entstehungszeit zu diesem Roman und darüber hinaus an ihrer Promotion im Fach Latein.
Sie nahm ab der frühen Jugend erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben teil, im Schreiben von Gedichten und Erzählungen. Seit den 90er Jahren hat sie die Welt der Fantasy für sich entdeckt und befasste sich dabei auch mit dem Schwarzen Auge. Um 2000 entstand der erste Plan für eine Biographie Galottas. Das Coverbild des Taschenbuchs wurde nach ihrer Vorlage gefertigt.

Mark Wachholz wurde 1976 in Berlin geboren und arbeitet dort noch heute als freischaffender Autor für Buch, Film und Computerspiele. Seit Ende 2003 ist er Mitglied der DSA-Redaktion und war an zahlreichen Publikationen beteiligt. Für Drakensang scrieb er als Co-Autor den Plot und für Drakensang – Am Fluss der Zeit betätigte er sich als Berater.

Der Aschengeist“ ist für beide der dritte Roman aus der Welt des Schwarzen Auges.


Vielen Dank an den FanPro-Verlag, welcher diese Rezension ermöglichte. geht in die nächste Runde.
 
AW: Der Aschengeist

Besonders gut hat mir bei dem Buch die Beschreibung der Akademie zu Brabak gefallen und natürlich Polberra! Der Typ ist einfach cool.
 
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