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Diskussion Das Cypher System und Ableger

honeycoffee

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Hi, was haltet ihr von dem Cypher System?
Als Audiodrama Fan ist mir der Name erst über den Weg gelaufen, als ich von dem The Magnus Archives TTRPG gelesen habe. Ich wurde gerne wissen, was eure Erfahrungen sind. Was sind die Stärken und die Schwächen dieses Systems?
Wie ist es als Spieler? Und als SL?

(Ich hoffe, das ist das richtige Forum dafür)
 
Ich hab ein paar Test Runden mit Numenera gespielt. Die Charaktererschaffung ist wirklich sehr chillig und man hat sich fix etwas zusammen gebastelt. Mir hat meine Jacky* durchaus Spaß gemacht, die paar Attribute und Fertigkeiten sind rasch zusammen gesucht und falls man Simuntanübersetzung als Fertigkeit braucht, schreibt man sie einfach dazu, vergibt einen Wert und fertig. Dazu ein/zwei Würfeltabellen für den Hintergrund, falls die einen so anlachen oder man Inspiration braucht.

Eine Besonderheit am System ist, dass die SL gar nichts würfelt, sondern nur die Spielenden. Wenn ich ganz klassisch im Kampf angegriffen werde, dann würfel ich auf Verteidigung. Wenn ich angreife würfel ich auf Angriff. Als SL braucht man deshalb nur den Schwierigkeitsgrad im Kopf haben, den man überwürfeln muss. Bei Treffen die Rüstung/Verteidigung des Gegners und ähnliches.

Man hat so etwas wie 'Karma, Gummipunkte, Bennies', das man beim Werfen einsetzen kann. Mehr oder weniger davon, je nach Gewichtung des Charakters. Wichtige Würfe kann man also verbessern.

Mein Wermutstropfen man würfelt sehr beliebt 1w20 und dessen Varianz ist weiterhin recht hoch, sodass alle Würfe doch wieder recht Glück abhängig sind. Wir standen mal vor einer verschlossenen Tür, bei der wir uns vor allem Öffnungsmöglichkeiten ausgedacht haben bis endlich mal jemand über eine 5 gewürfelt hatte, das wurde etwas albern.

Uns als Gruppe war die wertetechnische Individualisierung des Charakters auf Dauer allerdings doch zu wenig. Man bekommt ein paar Pünktchen, die man auf verschiedene Bereiche verteilen muss, um dann wieder eine Stufe aufzusteigen bei der man sich aus bestimmten Klassentalenten eines aussuchen kann. So als Few-Shot völlig ausreichend als langjährige Kampagne eher nicht so - zumindest nicht bei uns.

Bei Numenera speziell war unserer SL auch zu wenig Hintergrund der Welt vorhanden, aus dem er Inspiration sammeln konnte. Durch die vielen vergangen Welten und Artefakten ist da theoretisch alles möglich. Bietet viele Freiheiten, aber eben auch viel Leerraum zum Selbstfüllen.

Eine nette Kleinigkeit war noch, dass bei der Charaktererstellung, jeder irgendwas bekommt was mit einem der anderen SCs zu tun hatte. Unsere Eismagierin-Ärztin konnte unseren Holzfäller ebenso plus eins durch ihre Eisrüstungsding geben. Wobei diese Geschichte nicht ganz ausgeglichen war. Mein Vorteil war nämlich, dass meine Reitkatze die Ärztin nicht leiden kann (klar Tierarzt). Hm. Wir hatten dadurch nettes Rollenspiel, aber +1 auf Verteidigung ist schon auch nett. ;)

*Jack of all Traits als Klasse, es gibt nur drei 'Magierin', 'Kämpferin', 'Diebin'.
 
Ich leite das CS seit 6 Jahren in verschiedenen Kampagnen und One- /Fewshots. Es ist ein System, das etwas zwischen klassischen, stark verregelten Systemen wie D&D und erzählerischen Systemen wie Fate oder PbtA steht.

Für die Spielleitung steht der erzählerische Ansatz ganz klar im Vordergrund. Als SL habe ich einen sehr überschaubaren Grundstock an Regeln, von denen ich alles andere ableiten kann. Im einfachsten Fall muss ich für jedes Element des Abenteuers, egal ob es ein Monster, ein NSC, ein Gift, ein Item oder sonst etwas ist, einfach nur eine Stufe von 1 - 10 festlegen, und weiß damit alles, was es regeltechnisch über dieses Element zu wissen gibt. Ob eine SC-Handlung unmöglich ist, erschwert oder erleichtert wird, etc. entscheide ich aus der Logik der Situation heraus (das Regelwerk macht hier z.T. Vorschläge, legt aber nichts fest), und wenn ich Spannung und unerwartete Wendungen erzeugen will, kann ich die (großartige) Mechanik der GM Intrusion dafür verwenden.

Gleichzeitig macht der erzählerische Ansatz auf SL-Seite das CS weniger geeignet für SL, die klar festgelegte Regeln brauchen, oder Spielende, die sich auf jederzeit nachvollziehbare und nachlesbare Regeln verlassen möchten, und denen "Spielleiterwillkür" ein Gräuel ist.

Auf Seiten der Spielenden geht die Regelkomplexität eher in Richtung eines D&D: Man hat einzelne Charakterfähigkeiten, die Punkte kosten; es ist definiert, wie man Punkte wieder regeneriert, wieviel man pro Kampfrunde machen kann, etc. Damit kann das CS durchaus auch für Fans traditioneller Systeme interessant sein (solange sie sich nicht an der erwähnten "Spielleiterwillkür" stören).

So richtig lohnt sich das System für Spielende meiner Ansicht aber nach nur, wenn auch diese Spaß daran haben, über die festgelegten Aktionen ihrer Charaktere hinaus in die Handlung einzugreifen. Das CS bietet hier viele schöne Mechaniken (GM- und Player Intrusions; Spezialeffekte bei hohen Würfen, die über bloße "Crits" hinausgehen; XP als "Bennie" oder "Fate Point"- ähnliche narrative Währung; offene Skillsliste; selbst wählbare Charakter Arcs...), mit denen Spielende Mitautoren der Geschichte werden können.

Mein Wermutstropfen man würfelt sehr beliebt 1w20 und dessen Varianz ist weiterhin recht hoch, sodass alle Würfe doch wieder recht Glück abhängig sind. Wir standen mal vor einer verschlossenen Tür, bei der wir uns vor allem Öffnungsmöglichkeiten ausgedacht haben bis endlich mal jemand über eine 5 gewürfelt hatte, das wurde etwas albern.
Dazu würde ich gerne ergänzen, dass sich die Abhängigkeit von der "Swinginess" des W20 bei längeren Kampagnen sehr relativiert. Eine Kernmechanik ist, dass Spielende Punkte aus den Pools ihrer Charaktere ausgeben können (die erwähnten Gummipunkte), um die Schwierigkeit von Aufgaben zu senken. Das schlägt bei einem Anfangscharakter tatsächlich nur wenig zu Buche; im Zuge der Charakterentwicklung bekommen die SC aber mehr Punkte und können mehr davon auf einmal einsetzen, so dass ein Rang 4- Charakter z.B. aus einer Erfolgschance von unter 50% einen automatischen Erfolg machen kann, wenn dies der spielenden Person wichtig genug ist, um eine Menge ihrer Punkte darin zu investieren.
 
Danke für die Antworten!

Ich habe das Gefühl, dass das System richtig gut zu den Konzepten von The Magnus Archives passt. Jetzt kann ich ruhig schlafen in dem Wissen, dass mein Geld in der Backerkit Kampagne nicht verschwendet ist ?
 
Achtung: Das folgende Posting wird eher OFF-Topic:
Ich habe mir das Cyphersystem (auf Englisch, leider, wo mein Englisch doch so wahnsinnig toll ist ... nicht) zugelegt, wenngleich nur aufgrund dessen, dass ich megascharf war/bin auf "We are all mad here", welches Märchenfiguren als Spielfiguren hat (so ich die Beschreibung richtig verstanden habe).
Eigentlich wollte ich mich ja erst darum kümmern, dass ich mit "Midgard" ausarbeiten mal fertig werde und dazu noch ein Kaufabenteuer ausarbeite. Nun juckt es mich in den Finger, mir doch das CS näher anzuschauen ...:-/
 
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