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Brettspiel Chase

Feuertraum

Auf Abenteuer
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Alter
55
Titel: Chase
Autor: Tom Kruszewski
Verlag: TSR
Empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Spieleranzahl: 2
Spieldauer: Circa 30 Minuten
Empfohlen für: Strategen
Noch erhältlich: nein (nur noch gebraucht)

Um es vorwegzunehmen: Wer bei Brettspielen auf APPs app... äh abfährt, der braucht ab hier nicht mehr weiterlesen. Auch wer von einem Brettspiel wunderschöne Illustrationen und hochwertiges Material erwartet, sollte sich spätestens jetzt einer anderen Brettspielrezension zuwenden.
Die Ausstattung von Chase kann man als schlicht bezeichnen, ein Pappspielplan mit neun mal neun Hexfeldern und je zehn rote und zehn blaue Würfel.
Jeder der beiden Spieler nimmt sich neun davon und stellt sie in der Reihenfolge 1,2,3,4,5,4,3,2,1 auf die jeweils erste/unterste Reihe seiner Seite.
Dann wird noch ausgewürfelt, welcher Spieler anfängt (keine Sorge, der zehnte Würfel ist für eine andere Situation gedacht), und dann geht es auch schon los.
So schlicht das Spielmaterial ist, so schlicht ist auch das Spieziel: Wer die Augenzahl der Startaufstellung zusammengerechnet hat, kommt auf die Summe 25. Aufgabe der Spieler ist es, seinen Gegner auf unter 25 Augenpunkte zu bringen.
Klingt nach vorsichtigem Lavieren, auf einen Fehler seines Gegenübers zu warten um dann bei einem solchen brutal zuzuschlagen.
Leider kam der Autor auf die dumme Idee, äußerst uncoole Regeln zu entwickeln, dank denen die Kontrahenten … vorsichtiger Blick nach links, vorsichtiger Blick nach rechts, erneuter vorsichtiger Blick nach links, erneuter vorsichtiger Blick nach rechts. (im Flüsterton) ...denken müssen.
Und dies nicht zu knapp!
Es ist ja nicht nur, dass man mit den Würfeln soweit ziehen muss, wie die Würfelzahl anzeigt. Es ist ja nicht nur, dass man die eingeschlagene Richtung beibehalten muss und diese nicht während des Zuges ändern darf. Nein, wenn zwei Würfel eines Spielers nebeneinanderstehen, darf dieser als seinen Zug einen so genannten Geschwindigkeitstausch ausführen. Dafür verringert er bei einem Würfel die Augenzahl und schlägt diese bei dem anderen drauf. Es müssen ja 25 Punkte bleiben.
Leider – oder sollte man in diesem Fall Gottlob sagen? - kommt eine Art Geschwindigkeitstausch auch beim Schlagen eines gegnerischen Würfels zustande: Wird ein gegnerischer Würfel geschlagen – und dies geht nur, wenn man mit der genauen Augenzahl des Würfels auf ein Feld ziehen kann, auf dem ein gegnerischer Würfel liegt – dann bekommt der Spieler den Wert des geschlagenen Würfels auf den Würfel mit dem kleinsten Wert. Hat der Spieler mehr als einen Würfel mit dem kleinsten Wert, darf er sich aussuchen, auf welchen von diesen er den Wert draufschlägt. Und sollte der draufzuschlagende Wert über die Augenzahl 6 gehen, wird er auf die 6 gedreht, die Differenz auf den nächsten Würfel mit der kleinsten Zahl draufgeschlagen. Erst wenn ein Spieler nur noch vier Würfel auf dem Spielfeld stehen hat, kann man nicht mehr auf 25 kommen
Übrigens darf man mit einem seiner Würfel auf ein Feld ziehen, auf dem ein eigener Würfel steht. Doch wird dieser nicht geschlagen, sondern er wird auf das Feld dahinter geschubst. Das kann zu einer Kettenreaktion führen und vielleicht sogar einen gegnerischen Würfel schlagen.

Bleibt noch die Frage, was es mit dem zehnten Würfel auf sich hat; dieser ist für eine weitere Regel zuständig: Es gibt ein einziges rotes Hexfeld auf dem Spielplan, die so genannte Kammer.
Wenn ein Spieler mit einem seiner Würfel genau auf das rote Feld zieht (und das ist auch die einzige Möglichkeit. Man darf weder durch das Feld hindurch noch darf man es überspringen; es ist sozusagen eine Sperre) und die Augenzahl ist größer als 1, dann „teilt“ sich der Würfel. Der zehnte Würfel kommt ins Spiel, die beiden Würfel bekommen Werte, die dem Wert des Würfels entsprechen, der ins rote Hexfeld gezogen hat. Dabei darf zwischen den beiden maximal 1 Punkt Unterschied liegen (Würfel 5 = 3 und 2. Ein 1 und 4 hingegen ist nicht gestattet).

Fazit: Chase gehört nicht zu den Spielen, die man „mal eben so“ runterspielen kann. Es ist weder zum Appetizer noch zum Absacker geeignet, und auch als „Lass uns vor dem Essen schnell eine Partie spielen“ sollte es nicht auf den Tisch kommen. In meinen Augen sind die auf der Verpackung angegeben 30 Minuten Spielzeit stark untertrieben.
Und darin liegt das Problem bei diesem abstrakten Zweierspiel: Es gibt Dank der ausgeklügelten Spielmechanik viele – sehr viele – Möglichkeiten, die es zu beachten gilt. Allein der Geschwindigkeitstausch – freiwillig oder gezwungen – verändert die Dynamik und zwingt zum Umdenken, zwingt zu neuen Strategien.
Und das ist das Manko an Chase, führt es doch zu einer üblen Downtime. Darum ist es unter Umständen sinnvoll, eine Zeitbegrenzung zu veranschlagen oder eine Fernpartie in Angriff zu nehmen (erfreulicherweise steht im Regelheft eine Anleitung zur Notation).
Unabhängig davon ist Chase ein Hammerspiel, und auch, wenn ich mir jetzt den Zorn vieler Schachspieler auf mich ziehe, aber Chase ist eine ernstzunehmende Konkurrenz für das königliche Spiel.

[40/50] - Spielspaß
[11/20] - Aufmachung
[12/20] - Spielmaterial
[- /10] - Preis-/Leistungsverhältnis (wenn es überhaupt noch zu bekommen ist, dann nur noch gebraucht. Darum kein P/L-Verhältnis)

[63/90] Weil kein P/L-Verhältnis, habe ich mir erlaubt, diese 10% von den 100% abzuziehen
 
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