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Sci-Fi / Fantasy Todesstille

Luzifer

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Todesstille“ heißt der 106. Roman in der Rollenspielwelt des „Schwarzen Auges“ . Kenner dürften anhand des Titels erahnen können, dass es sich in dem Roman um den Totenkult schlechthin in Aventurien dreht, nämlich die Kirche BORons. Bernard Craw entführt den Leser mit seinem Buch in die Wildnis und wagt dort verschiedentlich den Blick nach Innen.


BORon ist im Pantheon der Götter auf Aventurien der Herr des Todes, der Stille und des Vergessens. Seine Geweihtenschaft wird allerorts benötigt, ist aber trotzdem nirgends wirklich gerne gesehen, so auch nicht im Bornland, in dem die Winter gnadenlos sind und das Leben der Leibeigenen noch härter.

Vielleicht um den Gott des Todes im letzten Moment noch etwas milder zu stimmen, vermacht der Bronnjar von Ebnitzar, ein Adliger des Bornlandes, auf dem Sterbebett mit seinen letzten Atemzügen der Kirche des BORon die Burg Dornblut. Sie liegt in den Rotaugensümpfen, welche verdorben, erbarmungslos und schlichtweg eine lebensfeindliche Umgebung sind.
Zusammen mit der oberen Geweihten, Mütterchen Maboria, zieht eine Gruppe Boronsgeweihter in die Sümpfe, um dort das neue Eigentum der Kirche standesgemäß zu beziehen und zu weihen. Dem Willen seines Vaters folgend, zieht auch Wulfjew von Ebnitzar als Novize mit. Obwohl das adlige Blut der Theaterritter in ihm fließt, einem alten adligen Bund, der das Bornland mit kühnem Sinn Untertan gemacht hatte, ist Wulfjew nicht zum Rittertum geboren. Und so fügt er sich in den Willen seines Vaters.

Und wo selbst drittgeborene Söhne keine Wahl haben, können Leibeigene erst recht nicht aufbegehren. Doch gerade das tun Lonnet und Svetjana, beides Diener von zwei verschiedenen Bronnjaren, welche verfeindet sind und den Leibeigenen unter sich keine Liebe gönnen. Gemeinsam fliehen sie mit dem Schutze TRAvias, der Herrin der Ehe, in ein unbestimmtes Leben. Ihr Weg führt sie, nahe am Tode vorbei, durch die Rotaugensümpfe und dort auf Burg Dornblut.

Die Geweihten, die geflohenen Diener und auch die Bewohner des Dorfes versuchen sich in der unliebsamen Umgebung ein neues Leben aufzubauen. Neben affenähnlichen Rantzen, einem unnachgiebigem Winter und einem Stamm Goblins lauern aber noch viel bedrohlichere Gefahren in den Nächten, die vom vollen Schein der Mada (= Mond) erhellt sind.

Eine leidvolle Geschichte liegt in den Mauern der Burg und des Dorfes und sie ist noch nicht vorbei. Aus der Vergangenheit strecken böse Mächte ihre Klauen nach dem Leben der neuen Bewohner Dornbluts aus. Erscheinungen werden Gesichtet, Schreie hallen durch die Nacht – die in den Wahnsinn treiben können, Schändungen am Tempel werden entdeckt, ein alter Bund wird gelöst… Die Diener BORons müssen all ihre Kraft aufbringen, um diesen ungleichen Kampf zu bestehen. Und welcher Geweihter hat schon Angst vor dem Tod? Letztendlich wird die alles entscheidene Frage sein: Was ist mächtiger? Der Tod oder die Liebe?


Bernard Craw nutzt in seinem Roman den Kult des Borons in all seinen Facetten aus, um nicht nur dem Leser die Geweihtenschaft an sich näher zu bringen, sondern auch gekonnt deren Seelenleben und ihre Beweggründe darzustellen. Hierbei darf der Leser einen Blick in das Innere der Romanfiguren werfen, wie es selten der Fall ist. Sehr klar werden die tieferen Beweggründe, aber auch spontane Handlungen absolut nachvollziehbar dargestellt. Bei manchen Figuren wird man dagegen bewusst im Ungewissen gelassen. Und selbst auf die Gefühlswelt fremder Wesen, wirft der Bernard Craw einen interessantes Licht.

Der Autor schreibt verständlich und klar, ohne dabei auszuschweifen oder sich in Details zu verlieren. Dies gilt für Beschreibungen von Orten und Objekten, als auch auf Sachverhalte, was manchmal dazu führt, dass der Leser überrascht wird von dem Abschluss der Erklärung. Eine Präzision, die abwechselnd erfrischend ist.

Jedes Kapitel im Buch ist einem aventurischen Gott zugeordnet, welcher auch einen Monat benennt. So streckt sich die Handlung auf fast genau ein Jahr. Trotzdem hat der Roman insgesamt 17 Kapitel, mit Epilog. Die 5 zusätzlichen Kapitel sind einzelnen Tagen zugeordnet. Der geneigte Leser mag erraten, um welche 5 Tage es sich dabei handeln könnte.
Durch diese Aufteilung teilt sich auch die Spannung ziemlich auf und es entstehen einige Längen. Diese Stellen sind zwar an und für sich auch gut geschrieben, interessant und für das Verständnis notwendig, aber der Spannung selbst sind sie abträglich. Insgesamt ist der Showdown im Sumpf auch vorauszusehen, nur die Form selbst, die der Autor ihm gegeben hat, muss abgewartet werden.
Überraschend allerdings ist, dass der Roman kein Happy End bietet, wie man es normalerweise gewohnt ist. Und das macht ihn besonders.


Für Aventurienkenner und –liebhaber ist es der Roman auf jeden Fall ein Blick wert. Auch wer nicht auf Wildnisromane steht, kann bei „Todesstille“ durch den interessanten Seelenstrip der Figuren auf seine Kosten kommen. Auch wenn nicht immer die Spannung gehalten werden kann, liest sich der Roman flüssig und regt zum Nachsinnen an. Personen, die nicht mit dem „Schwarzen Auge“ und insbesondere mit dem Kult des BORon vertraut sind, werden anfangs einige Verständnisschwierigkeiten haben, da das Buch klar für die DSA-Fangemeinde geschrieben wurde.

Ich gebe dem Buch 6,5 von 10 Punkten.


Über den Autor

Bernard Craw wurde 1972 in Bramsche geboren und ist passionierter Rollenspieler. Er studierte nach der Bundeswehrzeit Wirtschaftsinformatik. Heute lebt er in Köln. Mit ersten Gehversuchen in Fanzines und im Web engagierte er sich auch in einem überregionalen Fantasyclub.
Von ihm sind neben vielen Kurzgeschichten, Gedichten und anderen Veröffentlichungen in unterschiedlichen Medien vor „Todesstille“ noch der Battletech-Roman „Karma“ und der Vampir-Thriller „Sanguis B.“ erschienen.
Wer sich weiter über Craws schriftstellerischen Aktivitäten informieren möchte, kann dies auf seiner Homepage tun: www.bernardcraw.net


Diese Rezension entstand in freundlicher Zusammenarbeit der RPG-Foren und DSA-Fantasy.de. Vielen Dank auch an den FanPro-Verlag.
 
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