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Sci-Fi / Fantasy Silberlicht

Integra

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Dieses schöne Buch ist der Debut-Roman von Laura Whitcomb und ist als solcher sehr ausgereift, sehr rund und fein zu lesen. Entgegen dem Trend zu immer umfangreicheren Romanen, deren Handlung dann trotz ungeheurer Weitschweifigkeit am Ende noch Anknüpfungspunkte für eine Fortsetzung lassen, ist Laura Whitcombs Arbeit in sich geschlossen und erzählt auf 310 Seiten die Geschichte vom verliebten Geist Helen.

Helen ist ein Jahrhunderte alter Geist – ein Licht, wie sie sich nennt. Sie erinnert sich kaum noch an das Leben, das sie führte, bevor sie starb – dafür jedoch an die Menschen, die sie seither als Muse begleitet hat. Die alte Dame, von der sie unbewusst zuerst aus ihrer ganz persönlichen Hölle gerettet wurde, nannte sie “meine Heilige” - sie las und schrieb Gedichte, während Helen ihr zuhörte. Als sie starb, folgte der “Ritter” - ein erfolgloser, weil etliche Jahrzehnte zu früh geborener – Fantasyschriftsteller. Zur Zeit ist Mr. Brown ihr “Bewahrer” – ein Englischlehrer mit schriftstellerischen Ambitionen. Sie folgt ihm überall hin, denn wenn Helen ihn verließe, würde sie wieder in die Hölle fahren.

Eines Tages macht sie die unglaubliche Entdeckung, dass Billy – ein bis dahin für sie unauffälliger Schüler von Mr. Brown – sie sehen und mit ihr reden kann und damit ihre Jahrhunderte währende Isolation beendet. Als sie erfährt, dass in Billys Körper ein Geist namens James steckt, dem ein ähnliches Schicksal wie ihr beschieden ist, ist sie fasziniert und neugierig.

Sowohl James, als auch Helen sind davon überzeugt, für einander bestimmt zu sein und so verfolgen sie den abenteuerlichen Plan, auch für Helen einen Körper zu finden. Mit Jenny, der braven Tochter aus streng religiösem Elternhaus, meinen sie, ein passendes Gefäss für Helen entdeckt zu haben. Während Billys Seele seinen Körper nach einer Überdosis Drogen verlassen hat und so Platz für James gemacht hat, erfährt der Leser den Grund für Jennys “Leere” erst sehr viel später – aber die Beschreibung ihrer scheinheiligen weiß-rosa Welt läßt viel Raum für Vermutungen.

Obwohl nun auch Helen einen Körper hat, wird die zuvor schon schwierige Liebesbeziehung zwischen James und ihr nun geradezu unmöglich. Die beiden brauchen eine Menge Einfallsreichtum, um gegen die Konventionen der grundverschiedenen Gesellschaftsschichten ihrer “Wirte” immer wieder zueinander zu finden.

In wunderschöner, poetischer Sprache, die immer wieder Bezüge zu anderen literarischen Werken herstellt, erzählt Laura Whitcomb eine reine, romantische Liebesgeschichte – unkitschig und ernsthaft und von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Es ist eins von den Büchern, das noch “nachwirkt” und das man nicht gleich wieder vergißt, wenn man es ausgelesen hat.

Die Aufmachung des Buches passt ausgezeichnet zum Inhalt: Der zart lavendel und golden schimmernde Einband in Leinenoptik mit stilisierten floralen Ornamenten, die sich auch am Anfang der einzelnen Kapitel wiederfinden, könnte kitschig aussehen – ist aber gerade noch so dezent, dass er einfach nur schön und elegant ist.

Die Autorin:

Laura Whitcomb wuchs in Pasadena, Kalifornien auf. Sie studierte an der California State University bis 1993 in Northridge. Sie unterrichtete in Kalifornien und Hawaii und lebt jetzt mit ihrem Sohn in Wilsonville, Oregon. Für "Silberlicht", ihren ersten Roman, gewann sie 4 Literaturpreise und war für weitere fünf Awards nominiert.

Mein Dank geht an den PAN Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.
 
AW: Silberlicht

Ich kann mich Intregras Rezension nahezu komplett anschließen. Das Buch besticht durch eine sehr elegante und tlw. sogar poetische Sprache. Manche mögen bei der Liebesgeschichte auch manchmal an "Twillight", bzw. "Biss zum Morgengrauen usf." denken. Aber hier wirkt diese selten kitschig und benötigt auch keine Effekthascherei in Form von besonderen Horrormomenten oder ähnlichem.
Einiges bleibt im unklaren (wie z.B. wer oder was diese dunklen Geister sind...woher stammen sie, was ist ihr Ziel?). Da aber die Geschichte aus der Sicht von Helen beschrieben wird (und sie die Hintergründe genauso wenig kennt), ist dieses Stilmittel sehr passend und regt außerdem den Leser an, selbst darüber nachzudenken.

Silberlicht ist ein leises, ein einfühlsames Werk. Es hat nichts mit den aktuellen Horror-Liebes-Romanen gemein, sondern entfaltet Seite für Seite eine sehr intensive, glaubhafte und wunderschöne Geschichte, die auf den Leser ein-und lange Zeit auch nachwirkt.
 
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