• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

Brettspiel Istanbul

Voltan

Heldenhaft
Beiträge
1.504
Punkte
58
Alter
52
Titel: Istanbul
Autor: Rüdiger Dorn
Spieleranzahl: 2-5
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: 40-60 Minuten
Verlag: Pegasus-Verlag
Erscheinungsdatum: 2 Quartal 2014
ASIN: B00ICF0P0U

°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°

Inhalt:

Worum geht´s:
In Istanbul übernehmen die Spieler die Rolle arabischer Kaufleuten. Gemeinsam mit ihren Gehilfen versuchen sie in der gleichnamigen Stadt zu großem Reichtum und hoher Achtung des Sultans zu gelangen. Hierzu stehen ihnen die typischen Strategien eines Händlers zur Verfügung. Also nachgefragte Waren verkaufen, die natürlich vorher beschafft werden müssen. Aber auch der Sultan verlangt nach bestimmten Handelsgütern, die durchaus reich belohnt werden. Außerdem steht den Spielern aber auch das profane Glücksspiel zur Verfügung, um ihr Vermögen zu vergrößern...oder eben zu schmälern...

Da es im Kalifat üblich ist, seinen Reichtum in Form von teuren Edelsteinen zu präsentieren, gewinnt der Spieler der fünf Rubine vorzeigen kann (bei zwei Spieler sechs Rubine).
Istanbul wurde zum Kennerspiel des Jahres 2014 gewählt.


Material

Istanbul ist sehr üppig ausgestattet. Der Karton für die verschiedenen Marker, Spieltableaus und Münzen ist angenehm dick und die Grafiken sind auf sehr hohem Niveau.

Ein festes Spielbrett sucht man hier vergebens. Vielmehr wird das Spielfeld durch 16 Ortsplättchen präsentiert, welche sich natürlich in jedem Spiel neu auslegen lassen und somit eine große Abwechslung garantieren.
Besonders schön gelöst wurde die Mechanik der Handkarren. Jeder Spieler verfügt über einen solchen Karren, auf dem er eine bestimmte Menge unterschiedlicher Waren transportieren kann. Die Menge der Waren, die auf solch einem Handkarren passen, ist zu Beginn bei allen Spielern gleich. Allerdings kann man seinen Wagen vergrößern und somit eine höhere Anzahl an Waren besitzen. Hierzu wird einfach ein neuer Kartonstreifen in das Handkarren-Tableau gesteckt, womit sich die Menge der angezeigten Warenfelder um jeweils eine Ware erhöht. Bis zu drei zusätzliche Streifen können auf diese Weise eingefügt zu werden.

Auf dem Tableau werden auch die verdienten Rubine abgelegt, so dass jeder Spieler einen sehr guten Überblick über seinen eigenen und dem Stand der Gegenspieler hat.
Die Kaufleute und Gehilfen werden mit farbigen Holzscheiben dargestellt. Die Scheibe des Kaufmanns ist dicker und mit einem Sticker beklebt. Die der Gehilfen sind dünner und unfoliert.

Weiterhin gibt es einige Bonuskarten, Würfel, sehr hilfreiche Übersichtskarten und natürlich mehrere rote Rubine (leider keine echten, sondern nur aus Plastik).

Das gesamte Material ist absolut hochwertig und sehr stimmig illustriert.



Erläuterungen und Kritik:

Für die erste Partie empfiehlt es sich, die Ortsplättchen nach der Aufstellung „Kurze Wege“ zu positionieren. Weitere Varianten werden in der sehr übersichtlichen Anleitung beschrieben und richten sich an die erfahreneren Spieler. Aber natürlich kann man in späteren Partien die Plättchen auch nach dem Zufallsprinzip auslegen und muss sich nicht zwangsläufig an die Vorgaben halten.

Der Aufbau dauert gerade als Anfänger etwas länger. Verschiedene Plättchen, Rubine und Holzwürfel müssen auf die unterschiedlichen Ortsplättchen verteilt werden. Auch die Spieler müssen ihr eigenes Material (Handkarren z.B.) vor Beginn des Spiels organisieren.
Dann stapelt der Spieler seinen Kaufmann und seine Gehilfen zu einem kleinen Turm, wobei die Gehilfen unter dem Kaufmann kommen. Die Stapel aller Spieler werden auf das Ortsplättchen „Brunnen“ gelegt, welches gleichzeitig das Startfeld ist.

Jedes Ortsplättchen ermöglicht es dem Spieler, bestimmte Handlungen durchzuführen. So kann ein Spieler in der Wagnerei seinen Handkarren erweitern (also einen zusätzlichen Streifen in sein Handkarren-Tableau einfügen), oder auf einem Tuch-, Gewürz-, oder Obstlager die entsprechende Ware auf seinen Handkarren laden. Im kleinen oder großen Markt, kann der Spieler die Ware dann auch wieder verkaufen. Die Nachfrage und damit der Preis der Ware, wird mittels eines aufgedeckten Nachfrage-Plättchens ermittelt.

Ebenso können sich die Spieler gewisse Vorteile durch Moschee-Plättchen verdienen. Die Vorteile reichen von einem zusätzlichen Gehilfen, bis zu kleine Vergünstigungen im Schwarzmarkt.
Auf einigen Orten können auch Rubine erworben werden. Entweder, weil man dem Sultan die gewünschten Waren liefern konnte, oder auch weil man bestimmte Dinge erreicht hat (z.B. den letzten Streifen des Handkarrens erworben). Aber natürlich kann man Rubine auch ganz profan beim Edelsteinhändler erwerben...wenn es nur nicht so verdammt teuer wäre...

Ebenso können auch Bonuskarten erworben werden. Diese geben dem Besitzer einen Vorteil, welcher allerdings nur einmal pro Karte verwendet werden kann. Danach kommt die Karte auf den offenen Ablagestapel, der sich auf der Karawanserei befindet.

In der Teestube können sich die Spieler an ein Glücksspiel wagen. Hierzu müssen sie eine Zahl zwischen 3 und 12 ansagen und danach die beiden Würfel werfen. Moschee-Plättchen können hierbei das Glück etwas zu Gunsten des Spielers beeinflussen. Ist die gewürfelte Zahl mindestens so hoch, wie die Ansage, erhält der Spieler Geld in Höhe der angesagten Zahl.

Die Bewegung der Spielfigur(en) ist eine zentrale Aktion des Spiels, die sich durchaus knifflig gestalten kann und das eigentliche Herzstück des Spiels darstellt. Der Spielerstapel kann sich immer ein bis zwei Orte weit bewegen (diagonal ist nicht erlaubt). Allerdings kann der Spieler die Orts-Aktion nur dann durchführen, wenn er einen Gehilfen dort stehen lassen kann – seinen Stapel also um eine Holzscheibe verkleinert. Den Gehilfen kann der Spieler irgendwann später wieder einsammeln, wenn er erneut mit seinem Kaufmann auf dem Ort landet. Er kann aber auch alle Gehilfen gleichzeitig zurückrufen, wenn er seinen Kaufmann auf den Brunnen bewegt.
Insofern müssen die Spieler ihre Bewegungen genau vorplanen. Insbesondere, da man gezwungen ist, eine Art „Wegegeld“ an die Gegenspieler zu zahlen, wenn man seinen Kaufmann auf einen Ort stellt, auf dem schon Kaufleute anderer Spieler stehen.

Zu lange Wege sollte man vermeiden, da man sonst wertvolle Zeit verliert. Vielmehr sollte man seinen Weg so planen, dass man möglichst viele Dinge in kurzer Zeit erledigen kann. Die Planung der optimalen Laufwege entscheidet in den meisten Fällen über Sieg oder Niederlage.

Eine weiteres Detail sind die Familienmitglieder, mit denen man ebenso Ortsaktionen durchführen kann. Allerdings muss ein Familienmitglied wieder zurück zur Polizeiwache, wenn sich ein gegnerischer Kaufmann auf den Ort bewegen sollte. Der Spieler, dem es gelingt ein gegnerisches Familienmitglied gefangen zu nehmen, erhält hierfür entweder Geld oder eine Bonuskarte.

Auf diese Art erwirtschaftet jeder Spieler langsam sein Vermögen und erhöht seinen Rubin-Bestand, bis einer irgendwann genügend Rubine besitzt und das Spiel gewonnen hat.


Fazit:

Istanbul hat mich und fast alle meine Mitspieler absolut begeistert. Es handelt sich zwar (wieder einmal) um ein Arbeiter-Einsetz-Spiel, aber die tolle Spielmechanik der Figurenbewegungen und die extreme Vielfalt an Möglichkeiten lassen jeden Spieler das Herz höher schlagen. Dabei ist jedes Spiel etwas anders, was alleine daran liegt, dass man kein statisches Spielbrett vorliegen hat und sich somit die Wege immer wieder ändern. Aus diesem Grund greift nicht immer dieselbe Strategie und man muss sich stets auf die neuen Begebenheiten und Laufwege einstellen.

Istanbul ist nicht einfach zu gewinnen...aber durchaus einfach zu erlernen. Die Regeln lassen sich schnell erklären und stellen kaum jemanden vor besonders hohe Hürden. Nur die Ortsaktionen sind zu Beginn noch etwas unklar, so dass man hier oftmals zur Anleitung greifen muss. Allerdings dauert es nicht sehr lange, bis man sich die Orte eingeprägt hat und der Griff zum Heft immer seltener nötig wird.

Istanbul kommt nicht ohne einen gewissen Glücksfaktor aus. Das Ziehen von Bonuskarten, die Ermittlung der Nachfrage oder auch die Würfel, sorgen für eine recht angenehme Mischung zwischen Glück und Taktik.
Nur in der Teestube nimmt das Glück einen doch sehr hohen Stellenwert ein (welcher nicht jedem meiner Mitspieler gefallen hat). Aber alleine mit diesem Ort ist kein Spiel zu gewinnen (oder zu verlieren). Zur Not ließe sich dieser Ort auch weglassen, wenn es jemandem so stark stören sollte. Wir haben allerdings immer mit der Teestube gespielt und dabei nicht das Gefühl gehabt, dass diese Ortsaktion irgendwie spielentscheidend gewesen wäre.

Man kann durchaus sagen, dass Istanbul eine gewisse Interaktion aufweist. Immerhin können gegnerische Familienmitglieder auf die Polizeiwache gezwungen werden, oder Nachfragen nach bestimmten Waren gedeckt werden, bevor es einem Gegenspieler gelingt.
Wir finden, dass Istanbul hier ein sehr gutes Gleichgewicht hält, zwischen Interaktion und Solitär- Spiel. Man kann zwar recht gut seine Züge vorplanen, muss sich aber doch immer wieder auf die Aktionen der Gegenspieler einstellen und ggf. Strategien kurzfristig abändern.

Es ist einfach ein überaus tolles Spielgefühl, das die Spieler bei ihrem Rundgang durch Istanbul erfahren.
Istanbul kann tatsächlich in knapp einer Stunde gespielt werden. Allerdings ist es gerade bei solch einem Spiel immer stark von den einzelnen Spielern und ihren benötigten Denkphasen abhängig.

Die Jury hat mit Istanbul das richtige Spiel für den Kennerpreis ausgezeichnet. Wir können uns diesem Urteil nur anschließen und gratulieren Rüdiger Dorn für dieses tolle Spiel und dem goldenen Würfel der rpg-foren!


Link zum Basis-Spiel:




Vielen Dank an den Pegasus-Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.

°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°

[48/50] - Spielspaß
[18/20] - Spielthema/-regeln
[20/20] - Ausstattung
[10/10] - Peis/Leistungs-Verhältnis
96% - gesamt

Goldener Würfel der rpg-foren.com

Istanbul_1.jpeg Istanbul_2.jpeg Istanbul_3.jpeg
 
Zurück
Oben Unten