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Brettspiel Forces of Warmachine - Cryx

DarkNarf

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Hätte mir vor 3 Jahren jemand gesagt, dass ich je wieder ein Tabletop spielen würde, nachdem ich schon damals als Schüler mein Taschengeld für Warhammer in die Kassen der Händler geschmissen habe, hätte ich wohl nur gelächelt und abgewunken. Dann aber wurde ich von einem Freund auf Warmachine aufmerksam gemacht und das eine oder andere Testspiel beendet. Die taktischen Möglichkeiten, das, im Vergleich zu Warhammer, recht kleine Format und das Figurendesign konnten mich überzeugen. Ich entschied wieder mein Geld für diese kleinen, gegossenen, nicht zusammengebauten und unbemalten Zinnfigürchen in die Kassen der Händler zu stopfen.
Im Juni erschien Forces of Warmachine: Cryx in deutscher Sprache. Aber was ist davon zu halten, braucht man es wirklich und ist es den Preis wert?


Was steht überhaupt drin?


Dieses Buch beinhaltet Informationen zu den Cryx, den untoten, verderbenden Armeen des Warmachineuniversums, die der Spieler wissen muss. Das Buch selbst ist grob gegliedert in 3 Abschnitte. Auf den ersten 27 Seiten wird anhand einer kleinen Geschichte thematisiert, wie die Cryx intern funktionieren. Im Anschluss daran wird beschrieben, wie die Armeen der Cryx entstanden und aufgestellt sind, wie die Befehlsstruktur funktioniert, woher neue Soldaten „rekrutiert“ werden und wie dieses Volk Krieg führt.

Im Anschluss folgt der regeltechnisch relevante Abschnitt des Buches – Die Einheiten. Während im Grundregelwerk von Warmachine nur einige der Einheiten zur Verfügung gestellt werden, findet man hier jede bis jetzt erschiene Einheit. Von Warcastern über Warjacks bis zu den einzelnen Einheiten.
Am Ende des Buches werden anhand von einigen Beispielen noch Bemaltechniken erklärt und jedes Modell gezeigt, wie es auch auf dem Spieltisch stehen könnte.
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Die Einleitung

Die kleine Geschichte zu Beginn trägt den Titel „Gefangen zwischen Unsterblichen“. Im Ersten Kapitel „Ein verworrenes Netz“ wird das Verhältnis der Mächtigsten der Cryx, den sogenannten Lichfürsten zueinander thematisiert. Erzählt wird dies von zwei Orten aus. Der erste verfolgt die Handlungen der Kriegshexe Deneghra, welche im Auftrag des Lichfürsten Asphyxious unterwegs ist. Dabei begegnet sie Fürst Malathrax und es kommt zu einem Gespräch, indem Malathrax seine Pläne verdeutlicht. Gleichzeitig dazu gibt es ein Treffen zwischen Asphyxious, Terminus und Venethrax, drei Lichfürsten.

Ohne näher auf die Handlung eingehen zu wollen, geht es in beiden Handlungssträngen um den verschwundenen Lichfürsten Morbus, der ebenfalls zu dem Treffen der Lichfürsten geladen ist, aber nicht auftaucht. Jedenfalls wird hier deutlich, dass auch Untote Neider und Gönner haben können und intern einiges im Argen liegt.
Das zweite Kapitel „unter Asche und Knochen“ beschreibt einen Einsatz von Venethrax zur Bergung eines Athanc, ein Relikt, dessen Funktion leider nicht erläutert wird.
Leider sind beide Kapitel wenig informativ. Als Leser bekomme ich wenig Hintergrundinformationen über das Warum und Was. Warum zum Beispiel streiten die Lichfürsten, wer ist Morbus und was ist ein Athanc? Die Geschichte ist sehr linear erzählt und ein Spannungsbogen ist wenig bis gar nicht vorhanden. Insgesamt eine recht langweilige Geschichte, die als Einleitung doch spannender hätte sein können. Außerdem gibt es einige Wortfehler, sowie ein falscher Absatz und einige Worte scheinen bei der Übersetzung falsch interpretiert worden zu sein. Drachenbrut hat jedenfalls nicht viel mit Hinweis, Gerücht oder Bericht zu tun, um die es im genannten Zusammenhang geht.


Das Militär

Nach dem Intro des Buches folgt eine historische Erzählung, welche die Entstehung und Verbreitung des cryxischen Reiches, sowie die Militärische Struktur zum Thema hat. Dieser Text ist berichtender Natur, wenig reißerisch dafür faktisch und gut unterteilt. Wenn auch fürs Tabletopspiel eher marginal wichtig, so kann bei Interesse für die Hintergründe relativ schnell die passende Textpassage gefunden werden, dank passender Überschriften. Allerdings wird nur relativ grob und Oberflächlich erläutert, auf Einzelpersonen wird nicht eingegangen und Kriegsberichte einzelner Schlachten gibt es nicht. Hier wurden auch nur 9 Seiten investiert. Außerdem findet sich zusätzlich ein Strukturgramm der Armee, ihrer Befehlshabe und Fürsten, sowie eine Seite über die schwarze Flotte und das größte Nekrofaktorium, die Hauptproduktion für neue Soldaten.



Spielrelevantes – Die Einheiten


Der Spielrelevante Teil, also der größte Teil des Buches, in welchem die Einheiten der Cryx vorgestellt und Werte zur Verfügung gestellt werden, beginnt zu allererst mit den Themenarmeen. Dies sind Armeen, welche von einem bestimmten Warcaster geführt werden und nur bestimmte Einheiten Typen besitzen dürfen. In halbseitigen Boxen werden hier für jeden Warcaster die Bedingungen und Vorzüge dieser Themenarmeen erläutert. Durch die praktische Anordnung schnell zu finden und einfach zu verstehen.

Direkt danach werden die einzelnen Warcaster vorgestellt, jeder mit eigener Geschichte über durchschnittlich einer halben Seite. Jedem der Warcaster wurde ein einseitiges Artwork gegönnt, einigen sogar zwei, wie Goreshade oder dem Hexenzirkel. Auf diesen Seiten befinden sich zusätzlich zu den Werten des Warcasters natürlich noch sein Talent und seine Zauberliste, sowie oft Taktische Tipps, welche unter Umständen nicht einfach zu verstehende Fähigkeiten erläutern. Die Taktischen Tipps finden sich im ganzen Buch und werden gut sichtbar mit einer grauen Box hinterlegt und heben sich damit von den Regelteilen optisch gut ab.
Das Prinzip der Vorstellung, findet im Übrigen bei jeder der Einheiten Anwendung. So hat jede Einheit ein eigenes Artwork, welches zusammen mit den Werten und Fähigkeiten eine ganze Seite spendiert bekommen hat. Eine kurze Beschreibung in Form einer Geschichte findet sich ebenfalls bei jeder Einheit. Dies ist ausreichend Platz, übersichtlich und wirkt optisch ansprechend. Allerdings wäre hier eine Randmarkierung hilfreich gewesen, da teilweise doch arg geblättert werden muss. Wenigstens eine optische Abgrenzung zwischen Warcastern, Warjacks, Einheiten, Solos wäre gut gewesen. Was allerdings wirklich störend ist, ist die mangelnde Sortierung der Einheiten. Zwar sind Warjacks schon beisammen, genau wie Solos und Units, allerdings untereinander nicht sortiert. Hier fehlt eine alphabetische Sortierung.
Die Änderungen der Errata zum englischen Buch finden im Deutschen bereits Anwendung. Hier wurde wohl sofort nachgebessert, was auch gut ist, denn die ersten Errata zum englischen Buch kamen bereits, als selbiges Buch noch nicht im Handel war.
Fehlerfrei ist das Buch trotzdem nicht. Der Cephalyx Versklaver Gewährt seiner Einheit Vereinten Fernkampfangriff. Leider hat seine Einheit keine einzige Fernkampfwaffe. Hier sollte wohl eher Vereinter Nahkampfangriff stehen.


Showroom

Der letzte Teil des Buches gibt dem ambitionierten Maler Tipps und Tricks wie cryxtypisch bemalt werden kann. Hierbei ist natürlich zu beachten, dass es sich um Bemaltipps handelt, welche sich hauptsächlich auf das Farbschema der Figuren aus dem Buch bezieht, aber nichts desto trotz wirklich nützlich und Anwendbar. So wird Schritt für Schritt gezeigt wie man tote und bleiche Haut erstellt oder wie man das Grüne glühen erzeugen kann. Außerdem werden die Farben genau angegeben, allerdings mit den Namen der P3 Farben, welche sich natürlich von GameColor Farben unterscheiden.

Zum Schluss gibt es noch die Galerie, welche jede im Buch behandelte Einheit nochmal als Miniatur zeigt. Von Profis bemalt und wie an einer Schnur aneinandergehängt. Sicherlich nett, wenn man noch eine Idee braucht, allerdings lieblos dargestellt. Mit schönem Hintergrund oder auf dem Spieltisch optisch schön dargestellt, hätte hier sicherlich noch ein bisschen mehr rausgeholt werden können.


Anmerkungen

Ich habe mit Schlimmerem gerechnet. Meist sind schlechte Übersetzung und Fehler bei der Überführung ins Deutsche der Grund warum ich mir direkt das englische Buch bestelle. Dies ist hier nicht der Fall. Ganz im Gegenteil, denn die Errata musste ich mir diesmal nicht extra ausdrucken und immer mitnehmen.

Auch sind die Übersetzungen zum größten Teil in Ordnung. Aber ein paar Dinge sind es dann doch die mich gestört haben.
Der Warjack, welcher auf Englisch Seether (zu deutsch: Kocher) heißt, wurde mit Ingrimm übersetzt. Das ist sicherlich besser als Kocher aber warum wurde hier überhaupt eine Übersetzung vorgenommen? Hier wurde ein Englischer Eigenname mit einem altdeutschen Wort übersetzt, dessen Bedeutung heute Viele nicht mehr kennen. Laut einigen Anglisten gibt es das Wort Seether wohl so gar nicht, sondern nur to seeth. Was so viel heißt wie“ vor Wut kochen“. Ingrimm bedeutet Zorn. Bedeutungstechnisch passt es, aber warum? Ferner wurde Warjack nicht übersetzt, was auch gut so ist. Aber warum wurde aus Deathjack bitte Todesjack? Wieder wurde ein Eigenname genommen, aber diesmal nur zur Hälfte Übersetzt. Während der Seether wirklich in Ordnung ist zu übersetzen, sind Deutsch-Englische-Fantasie-Mischwörter meiner Meinung nach ein No-Go.


Fazit

Ein schönes Buch, für einen hohen Preis. Die Qualität der verwendeten Materialien ist gut und die Bindung scheint stabil. Mal sehen wie lange.

Für Menschen die Warmachine spielen, ein absolutes Must-Have. Leute die sich überlegen damit anzufangen, sollten erst mal nur zum Grundregelwerk greifen und mit den darin enthaltenden Einheiten spielen, bevor nochmal rund 40 Euro investiert werden müssen.
Trotz der Mängel kommt man als Spieler von Cryx nicht drum rum, wenn eine breitere Einheitenwahl gewünscht wird.


Forces of Warmachine: Cryx Dt. Version

Lead Writer: Douglas Seacat

Additional Writing: Simon Berman, David Carl, Matt DiPietro, Jason Soles, Matt Wilson
Deutsche Übersetzung und Lektorat: Benjamin Ade-Thurow, Kai Groflkordt, Anja Hapka, Philipp Jung, Erika Elisabeth Keul, Andreas Kleiner, Henry Lehmann, Joachim Molkow, Thade Naujoks, Christian Otto, Christian Palmer, Trinczek
Deutscher Verlag: Ulisses (www.Ulisses-Spiele.de)
Englischer Verlag: Privateer Press(www.Privateer-Press.com)


Vielen Dank an
Ulisses, welche diese Rezension ermöglichten.
 
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