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Sci-Fi / Fantasy Der wilde Planet

Tufir

Drachling
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Klappentext schrieb:
Die Menschen haben die Galaxis besiedelt und beuten die Rohstoffe der Planeten nach Kräften aus. Für den Prospektor Jack Holloway ein einträgliches Geschäft, wird er doch an den Gewinnen beteiligt. Als auf Zara 23, einem paradiesischen Planeten, ein fossiles, in der Galaxis äußerst seltenes Material entdeckt wird, winkt plötzlich das große Geld. Aber keiner hat mit den geheimnisvollen Bewohnern dieser Welt gerechnet – und auch der Planet selbst hält noch einige Überraschungen parat …

Nachdem er in seiner Karriere als Jurist auf der Erde Schiffbruch erlitten hat, hält sich Jack Holloway dem Heimatplaneten lieber fern. Er verdient sich den Lebensunterhalt als Prospektor. Im Auftrag der mächtigen Zarathustra Corporation untersucht er Planeten auf Bodenschätze, die lukrativ im großen Maßstab abgebaut werden können. Derzeit ist Jack auf Zara XXIII tätig, einem erdähnlichen Planeten, dessen Fauna vor allem aus raubgierigen Reptilien und die Flora aus Dschungel mit Stachelbäumen besteht. Jack findet zufällig eine Ader wertvoller Sonnensteine, die ihn zum Milliardär machen werden. Kurz nach dieser Entdeckung hat Jack eine seltsame Begegnung. In seinem Baumhaus bekommt er Besuch von einer einheimischen Spezies, die bislang niemand entdeckt hatte. Die „Fuzzys“, wie Jack sie nennt, sind katzengroße, affenähnlich geschickte Wesen, die rasch Zutrauen zu ihm fassen und durch einen erstaunlichen Nachahmungstrieb verblüffen.

Als freundliche Geste informiert Jack die Biologin Isabel Wangai, seine ehemalige Lebensgefährtin, über die Fuzzys. Sie kommt zu dem Schluss, dass diese Fuzzys Intelligenzwesen sind, was fatale Auswirkungen hätte, weil die Zarathustra Corporation dann den Planeten räumen müsste. Doch Wheaton Aubrey VII., ein Chef der Corporation, gedenkt dies keineswegs zu tun. Sollte ein Heer gekaufter Anwälte Wangai nicht mundtot machen können, gibt es immer noch Joe DeLise, einen korrupten Sicherheitsmann, der Jack hasst – was auf Gegenseitigkeit beruht - und dem Skrupel unbekannt sind: Keine Fuzzys – kein Förderungsstopp, kein Jack Holloway – kein Wissen über die Fuzzys, so Aubreys brutale Logik, der rasch entsprechende Mordversuche folgen. Auf Zara XXIII steht Holloway mit einer kleinen Schar aufrechter Verbündeter auf verlorenem Posten, bis Unterstützung aus gänzlich unerwarteter Richtung naht!

So viel zum Inhalt des Buches. John Scalzi, spätestens seit „Agent der Sterne“ als ein Humorist unter den Science-Fiction Autoren bekannt, nimmt sich hier eines Themas an, welches zu den großen ethischen und moralischen Themen der SF gehört. Darf die Menschheit einen Planeten ausbeuten, auf dem es einheimische Leben gibt? Scalzi gibt am Anfang des Buches zu, dass er mit diesem Roman nicht seine eigene Idee verfolgt und eigentlich sogar inhaltlich abgekupfert hat und die Story um die Fuzzys bereits ein paar Jahrzehnte alt ist. Doch mal ehrlich: Was einem Hollywood Regisseur recht ist, kann einem SF-Autor doch nur billig sein. Wer den „Altroman“ um die Fuzzys nicht kennt, wird ohnehin keine Vergleichsmöglichkeit haben und wer doch, der hat wenigstens die Möglichkeit festzustellen, dass John Scalzi eben moderner ist als sein Vorschreiber.

Und so schafft der Autor es auch in seinem einmaligen Stil, aus einer moralischen und ethischen Geschichte einen humorvollen Roman zu machen, der am Ende sogar noch ein wenig den Anklang eines Hollywood gleichen Kitsch-Endes findet. Die Art wie sich der Roman von einer SF-Welt Beschreibung über eine Geschichte mit krimihaften Ansätzen zu einer ethischen Lehrstunde entwickelt ist gut. Die Methoden, die von beiden Seiten, als der Gruppe um Jack und Isabel als auch von seinen Gegnern der Zarathustra Corporation eingesetzt werden, sind jedes Mal moralisch zweifelhaft bis verbrecherisch. Seine Protagonisten zeichnet Scalzi äußerst glaubwürdig ohne Heldenklischees und mit Selbstzweifeln behaftet. Und auch wenn am Ende für die Fuzzys alles gut ausgeht und Jack auf seine Milliarden Credits verzichten muss, bleibt doch die Allerweltsfrage offen: Rechtfertig ein moralisches Ziel unmoralische Mittel?

Egal, „Der wilde Planet“ ist erneut ein absolut lesenswerter Scalzi!

Viel Spaß beim Schmökern wünscht euch
Euer Tufir

John Michael Scalzi II (* 10. Mai 1969 in Kalifornien, USA) ist Autor und Online-Schriftsteller. Bekannt wurde er durch seinen für den Hugo-Award nominierten Science-Fiction Roman Krieg der Klone (Old man's war), erschienen 2007 im Heyne-Verlag. Darüber hinaus hat er eine Anzahl Non-Fiction Bücher verfasst. Für sein Sachbuch Your Hate Mail Will Be Graded: Selected Writing, 1998–2008 erhielt er 2009 einen Hugo-Award.
John Scalzi wurde in Kalifornien geboren, wo er seine Kindheit verbrachte - vor allem in Vororten von Los Angeles, z. B. Covina, Glendora und Claremont. 1987 ging er mit dem Blogger Josh Marshall in die High School. Nach einem Pensum an den Webb Schools of California besuchte er die University of Chicago. Dort ging er in dieselbe Klasse wie der Dramatiker und Pulitzer-Preis-Gewinner David Auburn und hatte für kurze Zeit Saul Bellow als akademischen Betreuer.

Nach seinem Abschluss 1991 arbeitete Scalzi als Filmkritiker für die Zeitung Fresno Bee, worauf er schließlich Humor-Kolumnist wurde. 1996 war er In-House-Writer und Editor für America Online, wofür er nach Sterling, Virginia umzog. Seit 1998 ist er selbstständiger Schriftsteller und Autor. Scalzi lebt heute mit seiner Frau und einer Tochter in Bradford, Ohio. 2009 gab er bekannt, für die neue TV-Serie Stargate Universe als Berater tätig zu werden.

Im August 2006 wurde John Scalzi mit dem John W. Campbell Best New Writer Award als bester neuer Science Fiction-Autor ausgezeichnet.
John Scalzi ist entfernt verwandt mit John Wilkes Booth.

Vielen Dank an den Heyne-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte.
 
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