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Sci-Fi / Fantasy Das letzte Einhorn - Die Graphic Novel

Illister

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Das letzte Einhorn hört ein paar Jäger davon reden, dass seit langer Zeit keine Einhörner mehr gesehen wurden. Nach anfänglichem Zögern, begibt sie sich auf die Suche nach seinen Artgenossen und verlässt zum ersten Mal ihren Fliederwald. Auf dieser Suche wird sie bald von Schmendrick, einem Magier ohne wahre Magie, und Molly Grue, der Lebensgefährtin eines Robin-Hood-Abklatsches, begleitet. Bald erfahren sie, dass der rote Stier die Einhörner aus ihren Wäldern jagte und auch das letzte Einhorn jagen wird. Die Befreiung der Einhörner wird gefährlich – nicht nur wegen des Stiers, sondern auch, weil das letzte Einhorn droht sich selbst zu vergessen...

„Das hier ist die jüngste Inkarnation – nach einem Trickfilm und einem Theaterstück“ schreibt Peter S. Beagle, der Autor des Romans „Das letzte Einhorn“, in seinem Vorwort zu dieser Graphic Novel. Beagle lobt auch das „herrliche Artwork“ und die Adaption, die er sich aus seiner „Feder niemals hätte vorstellen können“. Der Autor der Vorlage hat gesprochen und die Kritiker richten sich alle nach ihm. Und das zu recht. Das Artwork ist grandios. Renae de Liz und Ray Dillon erschufen zusammen wundervolle Bilder, farbintensiv und dynamisch oder auch mal stimmungsvoll melancholisch. Alles –Farben, Linienführung, Bildkomposition- ist auf die jeweilige Situation und den Erzählmodus abgestimmt und kreiert die Atmosphäre des Romans auf eigene Art und Weise neu wieder. Der Zeichenstil ist nicht dem Trickfilm entlehnt, die Figuren wirken erwachsener und sind näher an den Beschreibungen Beagles; wer nur den Film kennt, hat aber keine Schwierigkeiten die Figuren wiederzuerkennen und neu lieb zu gewinnen. Die Ausgestaltung der Charaktere ist detailreich und ihre Entwicklung spiegelt sich auch durch äußere Veränderung wieder.

Die Adaption des Textes ist ebenfalls gelungen. Peter B. Gillis entnahm Textstücke aus dem Originaltext und hat sie neu arrangiert, aber nicht verfälscht. Nicht übernommene Textpassagen wurden durch passende Illustrationen ersetzt und dadurch hat man bei dieser Graphic Novel nie das Gefühl, dass viel Text oder Handlung ausgelassen wurden. Das Erzähltempo orientiert sich an der Romanvorlage: Der Anfang plätschert vor sich hin, die Reise ist zügig, beim Leben in der Burg scheint die Zeit still zu stehen, am Ende überschlagen sich die Ereignisse und der Epilog ist wieder ruhig. Die Geschichte ist verständlich, enthält alle wichtigen Textpassagen und wirkt alles in allem rund.

Für die englische Ausgabe darf man also ruhig den Worten auf dem Umschlag glauben – „Es gibt nur ein Wort für diesen Comic... perfekt!“ steht dort und verführt zum Kauf. Für die deutsche Ausgabe stimmt das leider nicht. Der Druck und das Format sind annährend gleich, festes, griffiges Papier und ein etwas festerer Umschlag, als man bei gewöhnlich broschirten Comics gewohnt ist. Jedoch wurde ein anderes und schlechteres Coverbild, welches nicht von den Zeichnern des Comics stammt, gewählt. Hinzu kommt, dass die Biographie und das Interview mit Beagle, welche beide im englischsprachigen Comic enthalten sind, leider in der deutschen Ausgabe entfielen. Dafür wurden die zusätzlichen Illustrationen weiterer Künstler auch in der deutschen Übersetzung übernommen. Der größte Kritikpunkt ist aber die Übersetzung. Es scheint so, als hätte die Übersetzerin Claudia Fliege niemals den Roman gelesen und ihre Übersetzung auch nicht gegenlesen lassen. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso sie wiederholt „(im)mortal“ – (un)sterblich jeweils mit der Gegenbedeutung übersetzt, das hässliche Wort „vergällen“ benutzt und auch noch mehrere Zeichensetzungsfehler sowie Wortdopplungen übersah. Als deutscher Leser fühlt man sich bei dieser lieblosen Übersetzung mehr als vernachlässigt.

Die wirklich schönen Illustrationen und die gelungene Adaption machen aus dieser Graphic Novel ein Meisterstück, welches sich würdig neben den Roman und den Trickfilm in die „Das letzte Einhorn“-Welt reihen kann. Es ist nicht nur für Fans des Romans ein Muss, sondern auch für Leser, die gerne wirklich gute Fantasy-Comics lesen. Leider verliert dieses Meisterstück durch die lieblose deutsche Ausgabe an Glanz.

An dieser Stelle möchte ich dem Panini Verlag dafür danken, dass er diese Rezension ermöglichte.
 
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