Na dann.
Ich bin etwas enttäuscht. Tatsächlich ärgere ich mich auch ein wenig, dass ich das Buch tatsächlich in der Printausgabe gekauft habe - denn jetzt steht es da rum und braucht Platz...
Dabei muss ich sagen: Die Geschichte hat etwas. Ein mathematisches Problem, das natürlich insbesondere in der Astronomie eine Bedeutung hat, als Grundlage einer Geschichte zu nehmen - das spricht den kleinen Nerd in mir an.
Basierend auf dem Zufall, dass
SETI oder besser gesagt
METI tatsächlich erfolgreich ist, menschelt es massiv. Ausgerechnet eine von ihrem Regime im Speziellen und der Menschheit im Allgemeinen enttäuschte Forscherin empfängt die Antwort und beschließt, dass allein die Außerirdischen den Saustall Menschheit ausmisten.
Und da ist ja was dran: Warum sollten Außerirdische denn so viel anders sein als die Menschheit? Als die Menschheit entdeckte, dass es jenseits des großen Ozeans Land zu finden gab, hat man ja mitnichten versucht freundschaftliche Beziehungen zu den Bewohnern dieser Länder aufgebaut. Und ob die kulturelle Entwicklung tatsächlich mit der technischen Schritt hält und zu friedlicherem Verhalten führt, auch daran darf man ja Zweifel haben.
So auch hier - die durch ihre Heimat gebeutelten Wesen sehen in den Nachricht von der Erde einzig eine Chance und bereiten die Invasion systematisch vor. An der Stelle wird es physikalisch hoch spekulativ und für mich nicht überprüfbar - ob und wie realistisch diese Vorstellung sein könnte. Aber so ist SciFi eben auch.
Bis hier hin: Eine nicht in allen Teilen, aber in doch großen Teilen innovative Kombination aus bewährten Tropen und selteneren. Also genau das was ich möchte.
Etwas schwierig finde ich die Illustration des Dreikörper-Problems im Online-Spiel: Im Sinne einer Illustration möglicher Ergebnisse der Bewegungen der Körper - sehr gelungen. Aber ehrlich: Ob sich auf einer solchen Welt überhaupt Leben entwickeln kann? Mehr als eines der Szenarien beinhaltet die komplette Vernichtung des Planeten oder zumindest seiner Atmosphäre - ob die tatsächlich wieder und wieder entsteht und dann tatsächlich eine kontinuierliche Besiedlung ermöglicht. Ich habe da gewisse Zweifel.
Aber im Sinne der Geschichte kann ich derartiges akzeptieren.
Insofern: Alle Voraussetzungen für einen guten Sci-Fi Roman erfüllt.
Wäre da nicht der Schreibstil. Dieser dröge Berichtstil, dieser extrem einfach Satzbau (der im krassen Gegensatz zur Wissenschaftlichkeit der Geschichte steht) - ich falle immer wieder aus der Immersion, verliere den Fokus auf die Geschichte, fühle mich nicht angesprochen.
Letztlich hat mich die Geschichte gepackt und die Sprache abgestoßen - was am Ende dazu führt, dass ich gerne wüsste, wie der Faden weitergesponnen werden wird - gleichzeitig aber nur schwer die Motivation finde, das Buch ein weiteres Mal anzuheben. Ein Jammer...
Spannend finde ich, was andere sagen:
Deutschlandradio:
Lius Prosa, übertragen von Martina Hasse, ist so sanft wie kraftvoll. Wo andere Städte explodieren lassen, lässt Liu das Universum erzittern. Und wo andere flache Witze und zwischenmenschliche Banalitäten notieren, setzt Liu zur philosophischen Allegorie an. "Die Drei Sonnen" ist kein Buch für Nerds. "Die Drei Sonnen" ist ein Buch für Fans intelligenter Literatur.
Der Spiegel:
"Die drei Sonnen" ist hard science fiction mit einem klassischen Alien-Plot, auf den ersten Blick also vielleicht etwas althergebracht. Aber wie Liu das alles verbindet, die Kulturrevolution, die Geschichte der menschlichen Zivilisation und die Frage nach den Grenzen der Wissenschaft: Das ist meisterlich.
Deutsche Welle:
Lius Roman ist Science-Fiction im Großformat, die mehrere vielfach verwobene Geschichten parallel erzählt. Typischerweise versucht der Roman auch, die alte chinesische Historie und die Verheerungen der Kulturrevolution aus einer SF-Perspektive neu zu erzählen. Das führt zu Stories in der Story, die Galaxien, Philosophien und alle denkbaren Zeiträume umfassen, und bei denen es letztlich - wie bei jeder guten Science-Fiction - um das geht, was auf der Erde passiert. Wie lässt sich in der Begegnung mit den "Trisolariern" die Zerstörung unserer Welt - vor allem durch uns selbst - verhindern? Dass dieses 'Star Wars mit chinesischem Antlitz' endlich auch auf Deutsch vorliegt, noch dazu in einer hervorragend zu lesenden Übersetzung, ist ein Glück für alle Freunde der Zukunftsliteratur.
Da stelle ich mir fast die Frage, ob es an mir liegt und ich die Meisterhaftigkeit nicht erkennen kann. Fast beruhigend, was so nebenbei andere schreiben.
Die Welt:
In diesem ambitioniert entworfenen, wenn auch psychologisch simpel und arg schematisch erzählten Szenario steckt am Ende ebenfalls eine Begegnung zweier Welten.