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Leserunde Cixin Liu - Die drei Sonnen

sonic_hedgehog

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Ich bin übrigens durch - will es aber noch sacken lassen, bevor ich mich hier äußere. Bis dahin ein Link zu einem meiner Lieblings-Blogs, den ich leider viel zu selten besuche und beileibe nicht in jedem Fall verstehe:
Astrodictum - Das Dreikörperproblem
Selbst wenn ihr noch nicht am Ende seid - da das Buch auf englisch The Three-Body-Problem heißt, ist der Zusammenhang klar.
 

Tufir

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Ich denke, ich werde das Buch erst einmal zur Seite legen. Ich habe mich in den letzten Wochen mehr mit Sachthemen verschiedenster Art (hauptsächlich Geschichte) auseinandergesetzt und bin überhaupt nicht gut auf Belletristik zu sprechen. Sorry!
 
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Rhizom

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Ich fürchte, ich habe auch gar keine Lust, das zuende zu lesen. Inzwischen gibts auch zwei neue Bände vom Spiel der Götter, auf die ich viel heißer bin. Also lass Dich meinetwegen ruhig aus, sonic.
 

sonic_hedgehog

Geweiht
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Na dann.

Ich bin etwas enttäuscht. Tatsächlich ärgere ich mich auch ein wenig, dass ich das Buch tatsächlich in der Printausgabe gekauft habe - denn jetzt steht es da rum und braucht Platz...

Dabei muss ich sagen: Die Geschichte hat etwas. Ein mathematisches Problem, das natürlich insbesondere in der Astronomie eine Bedeutung hat, als Grundlage einer Geschichte zu nehmen - das spricht den kleinen Nerd in mir an.
Basierend auf dem Zufall, dass SETI oder besser gesagt METI tatsächlich erfolgreich ist, menschelt es massiv. Ausgerechnet eine von ihrem Regime im Speziellen und der Menschheit im Allgemeinen enttäuschte Forscherin empfängt die Antwort und beschließt, dass allein die Außerirdischen den Saustall Menschheit ausmisten.
Und da ist ja was dran: Warum sollten Außerirdische denn so viel anders sein als die Menschheit? Als die Menschheit entdeckte, dass es jenseits des großen Ozeans Land zu finden gab, hat man ja mitnichten versucht freundschaftliche Beziehungen zu den Bewohnern dieser Länder aufgebaut. Und ob die kulturelle Entwicklung tatsächlich mit der technischen Schritt hält und zu friedlicherem Verhalten führt, auch daran darf man ja Zweifel haben.
So auch hier - die durch ihre Heimat gebeutelten Wesen sehen in den Nachricht von der Erde einzig eine Chance und bereiten die Invasion systematisch vor. An der Stelle wird es physikalisch hoch spekulativ und für mich nicht überprüfbar - ob und wie realistisch diese Vorstellung sein könnte. Aber so ist SciFi eben auch.
Bis hier hin: Eine nicht in allen Teilen, aber in doch großen Teilen innovative Kombination aus bewährten Tropen und selteneren. Also genau das was ich möchte.

Etwas schwierig finde ich die Illustration des Dreikörper-Problems im Online-Spiel: Im Sinne einer Illustration möglicher Ergebnisse der Bewegungen der Körper - sehr gelungen. Aber ehrlich: Ob sich auf einer solchen Welt überhaupt Leben entwickeln kann? Mehr als eines der Szenarien beinhaltet die komplette Vernichtung des Planeten oder zumindest seiner Atmosphäre - ob die tatsächlich wieder und wieder entsteht und dann tatsächlich eine kontinuierliche Besiedlung ermöglicht. Ich habe da gewisse Zweifel.
Aber im Sinne der Geschichte kann ich derartiges akzeptieren.

Insofern: Alle Voraussetzungen für einen guten Sci-Fi Roman erfüllt.

Wäre da nicht der Schreibstil. Dieser dröge Berichtstil, dieser extrem einfach Satzbau (der im krassen Gegensatz zur Wissenschaftlichkeit der Geschichte steht) - ich falle immer wieder aus der Immersion, verliere den Fokus auf die Geschichte, fühle mich nicht angesprochen.

Letztlich hat mich die Geschichte gepackt und die Sprache abgestoßen - was am Ende dazu führt, dass ich gerne wüsste, wie der Faden weitergesponnen werden wird - gleichzeitig aber nur schwer die Motivation finde, das Buch ein weiteres Mal anzuheben. Ein Jammer...

Spannend finde ich, was andere sagen:
Deutschlandradio:
Lius Prosa, übertragen von Martina Hasse, ist so sanft wie kraftvoll. Wo andere Städte explodieren lassen, lässt Liu das Universum erzittern. Und wo andere flache Witze und zwischenmenschliche Banalitäten notieren, setzt Liu zur philosophischen Allegorie an. "Die Drei Sonnen" ist kein Buch für Nerds. "Die Drei Sonnen" ist ein Buch für Fans intelligenter Literatur.
Der Spiegel:
"Die drei Sonnen" ist hard science fiction mit einem klassischen Alien-Plot, auf den ersten Blick also vielleicht etwas althergebracht. Aber wie Liu das alles verbindet, die Kulturrevolution, die Geschichte der menschlichen Zivilisation und die Frage nach den Grenzen der Wissenschaft: Das ist meisterlich.
Deutsche Welle:
Lius Roman ist Science-Fiction im Großformat, die mehrere vielfach verwobene Geschichten parallel erzählt. Typischerweise versucht der Roman auch, die alte chinesische Historie und die Verheerungen der Kulturrevolution aus einer SF-Perspektive neu zu erzählen. Das führt zu Stories in der Story, die Galaxien, Philosophien und alle denkbaren Zeiträume umfassen, und bei denen es letztlich - wie bei jeder guten Science-Fiction - um das geht, was auf der Erde passiert. Wie lässt sich in der Begegnung mit den "Trisolariern" die Zerstörung unserer Welt - vor allem durch uns selbst - verhindern? Dass dieses 'Star Wars mit chinesischem Antlitz' endlich auch auf Deutsch vorliegt, noch dazu in einer hervorragend zu lesenden Übersetzung, ist ein Glück für alle Freunde der Zukunftsliteratur.

Da stelle ich mir fast die Frage, ob es an mir liegt und ich die Meisterhaftigkeit nicht erkennen kann. Fast beruhigend, was so nebenbei andere schreiben.
Die Welt:
In diesem ambitioniert entworfenen, wenn auch psychologisch simpel und arg schematisch erzählten Szenario steckt am Ende ebenfalls eine Begegnung zweier Welten.
 

Tufir

Drachling
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Also mein Kindle ist bei 22% stehen geblieben. Mal abgesehen davon, dass ich seit ca. 2 Jahren keine Belletristik mehr richtig angepackt habe, fehlte dem Roman komett das, was mich hätte mitreissen können. In diesem Sinne war es wie der 8. oder 9. Novik Drachenroman oder andere Bücher, die ich angefangen und bislang nicht beendet habe.

Da mir das aber eigentlich gewaltig stinkt, hoffe ich bei der nächsten Leserunde auf einen echten Knaller. ;)
 

Rhizom

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Ich hab jetzt übrigens absurderweise doch weitergelesen. Wozu lange Bahnfahrten einen doch so alles treiben können :D

So richtig doll Spaß macht es mir immer noch nicht. Aber seit etwa Seite 250 bin ich dann doch so sehr im Flow drin, dass ich es jetzt heute wohl zuende lesen werde. Es passieren auch tatsächlich überraschende Sachen, die durchaus konsequent sind, und auf erstaunliche Art die Rätsel vorher ein bisschen erhellen. Ich habe das Gefühl, alle verschiedenen Fäden, also Videospiel, Zeit der Kulturrevolution und Zusammenbruch der Naturwissenschaftlichen Gewissheit werden recht gut zusammengeführt. Allerdings nervt mich trotzdem noch vieles, aber jetzt lese ich erstmal zuende, bevor es ein Final Verdict gibt....
 

Rhizom

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So, jetzt habe ich es durch. Ich muss zugeben, ein kleines bisschen gespannt bin ich jetzt doch, wie es weitergeht. Das Ende hat tatsächlich alle Stränge recht gut zusammengeführt. Wobei für mich die weiterentwickelte Behandlung von Materie (Aufklappen der Dimensionen) extrem unwahrscheinlich wirkt. Aber vielleicht liegt das an meiner mangelnden physikalischen Bildung. Wenn Sonic allerdings sagt:
An der Stelle wird es physikalisch hoch spekulativ und für mich nicht überprüfbar - ob und wie realistisch diese Vorstellung sein könnte. Aber so ist SciFi eben auch.
... dann finde ich das nicht ganz. Gut finde ich (Hard-)SciFi, deren physikalische Innovationen immerhin nicht völlig absurd wirken. Ebenfalls gut finde ich SciFi, die eben nicht "Hard" ist, und wo eben die Zukunftstechnik ein bisschen wie Magie funktioniert. Da kann ich dann auch mit Absurdem leben. Aber das hier will halt Hard-SciFi sein und wirkt für mich weit entfernt von plausibel. Das finde ich dann doof. (Wie gesagt: Vielleicht ist da aber meine mangelnde Bildung schuld...)

Wenn auch das Ende alle Stränge doch recht gut zusammenführt, dann überwiegt für mich doch, ähnlich wie für Sonic, das Negative. Die folgenden Kritikpunkte von Sonic kann ich direkt unterschreiben:

1.
Etwas schwierig finde ich die Illustration des Dreikörper-Problems im Online-Spiel: [...] Ob sich auf einer solchen Welt überhaupt Leben entwickeln kann?
2.
Dieser dröge Berichtstil, dieser extrem einfach Satzbau (der im krassen Gegensatz zur Wissenschaftlichkeit der Geschichte steht) - ich falle immer wieder aus der Immersion, verliere den Fokus auf die Geschichte, fühle mich nicht angesprochen.

Und darüber hinaus:

Dass die Außerirdischen bis auf ihr Aussehen, das keiner kennt, genauso ticken wie Menschen, die gleichen politischen und ökonomischen Systeme kennen, Krieg und Frieden, offenbar sogar Nationen und all das, finde ich extrem unbefriedigend. Ich stelle mir die Verständigung zwischen zwei Zivilisationen, die sich volllständig unabhängig voneinander und unter so verschiedenen Bedingungen entwickelt haben, doch sehr viel schwieriger vor. Nicht umsonst haben die Leute, die Voyager losgeschickt haben, so lange gegrübelt, wie man einer Intelligenz, die NICHTS von einem weiß, allgemeinverständlich menschliche Konzepte verständlich machen kann. Um weniger Allgemeines verständlich zu machen, müsste man erstmal Grundbegriffe der Sprache allgemeinverständlich erklären, um dann auch verständliche Sätze in der Sprache bilden zu können, die Spezielleres aussagen. Jemandem Farben anhand von Frequenzen zu erklären, mag noch funktionieren, aber auch das scheint mir schon eine riesige Menge an Informationen zu benötigen, denn das Gegenüber müsste ja erstmal verstehen, dass es um Frequenzen und um die Auswirkung derselben auf Sinnesorgane geht. Konzepte wie Liebe, Freude, Trauer dagegen sind glaube ich unendlich schwer zu vermitteln, wenn man davon ausgeht, dass die Psychologie dieser Wesen ganz anders tickt. Kurz: Ich nehme denen nicht ab, dass die erste Nachricht, die geschickt wurde, einen so komplexen Sachverhalt wie eine "prächtige Zivilisation", "farbenfrohe Kulturen", "noch immer existieren hass, Vorurteile", "Widersprüche zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen", "schöne Zukunft", "ideale Gesellschaft, "der Wert jedes Einzelnen", und so weiter und so fort auszudrücken in der Lage sein könnte. Ebensowenig übrigens wie die Antwort von Trisolaris. Das hat mich geärgert. Und zwar auch wieder, weil die SciFi des Buchs sich sonst so "hard" gibt. Wäre es ein Weltraummärchen oder eine Space-Opera, dann wäre mir das egal. Aber so. Nee.
 

sonic_hedgehog

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Wobei für mich die weiterentwickelte Behandlung von Materie (Aufklappen der Dimensionen) extrem unwahrscheinlich wirkt. Aber vielleicht liegt das an meiner mangelnden physikalischen Bildung.
Ich habe darüber lange nachgedacht. Mein erster Gedanke war: Klar: Wenn ich eine Origami-Figur nehme und entfalte, ist das Ergebnis flach und deutlich größer als der dreidimensionale Ausgangskörper. Insofern...
Aber nein, Denkfehler! Das Ergebnis ist ein Blatt Papier - und so dünn es auch ist, es ist immer noch dreidimensional. Und ich wüsste nicht, wie ich die Höhe entfernen sollte. Und wenn, wie irgendwo in meinem Hinterkopf ist, die Zeit die vierte Dimension ist, wie sollte ich die wegfalten?
Wie gesagt - vielleicht ist das mangelndes Verständnis für Physik. Daher konnte ich es mir irgendwie als möglich erklären und akzeptieren. Auch wenn es sehr abgehoben scheint.
Dass die Außerirdischen bis auf ihr Aussehen, das keiner kennt, genauso ticken wie Menschen, die gleichen politischen und ökonomischen Systeme kennen, Krieg und Frieden, offenbar sogar Nationen und all das, finde ich extrem unbefriedigend.
Darüber hatte ich ehrlich gesagt nicht genug nachgedacht, aber ja - ich bin bei Dir. Das ist wie StarTrek, wo quasi jede Kultur humanoid ist. Evolutionäre Konvergenz hin oder her - jetzt wo ich mit meiner Nase darauf gestoßen wurde, ist das wirklich ... haarig. Wobei ich hier noch einen (sehr schwache) Hoffnungsschimmer sehe - noch kennen wir die Außerirdischen nicht...
 
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