• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

Brettspiel Battlestar Galactica, das Brettspiel

SoulReaper

Gelehrt
Beiträge
2.933
Punkte
128
Überall schwirren Zylonenjäger durch den Raum und zerlegen reihenweise die Schiffe der zivilen Flotte. Die Viper sind größtenteils zerstört oder stehen ramponiert auf dem Reparaturdeck. Auf der Galactica sieht es auch nicht viel besser aus. Mehrere Decks sind beschädigt und ein Zylonenenterkommando kämpft sich langsam voran. Zu allem Überfluss muss man immer wieder neue Krisen bewältigen, die an den allzu knappen Ressourcen der Flotte zehren. Und dann bleibt noch dieses ungute Gefühl, ob vielleicht der trotz allem so gut gelaunte Mitspieler links neben einem nicht doch ein Zylon ist...

So oder so ähnlich lässt sich eine typische Spielsituation beim Brettspiel zur Erfolgsserie Battlestar Galactica beschreiben. Dabei wird man in zwei Lager eingeteilt, die gegeneinander antreten müssen. Die Menschen versuchen ihre knappen Ressourcen zusammenzuhalten und möglichst in einem Stück den Planeten Kobol zu erreichen, wohingegen die Zylonen genau dies zu verhindern versuchen. Der Clou dabei ist, dass man zu Beginn des Spiels geheim und per Zufall in eine der beiden Gruppen eingeteilt wird. Die Zylonen müssen dann möglichst unauffällig gegen die Menschen agieren, ohne dass sie enttarnt werden, während die Menschen möglichst schnell versuchen sollten, gerade jene Zylonen ausfindig zu machen und in die Brig zu sperren, bevor sie allzu viel Schaden anrichten können. Dies führt sehr schnell unter den Mitspielern zu den wildesten Spekulationen, wer denn nun für die andere Seite arbeitet.
Ganz sicher sein kann man sich allerdings erst dann, wenn der Zylonenspieler sich freiwillig zu erkennen gibt. Dann wird er zwar aus der Flotte entfernt, bekommt aber seine eigene Flotte und kann von dort aus den Menschen viele fiese Stolpersteine in den Weg legen. Doch wer anfangs aufatmet, da er zu den Menschen gehört, kann später noch eine Überraschung erleben. Denn ist die Hälfte des Spielziels erreicht, werden erneut die sogenannten Loyalitätskarten verteilt, durch die man in eine der beiden Seiten eingeteilt wird.

Das Spiel beginnt damit, dass man sich als erstes einen aus der Serie bekannten Charakter aussucht. Dieser hat eine Reihe von Vor- und Nachteilen und darf jeweils eine bestimmte Anzahl verschiedener Fertigkeitskarten pro Runde ziehen. Dann werden unter den Spielern noch der Admiralstitel (dieser kann entscheiden, wo die Flotte nach dem Sprung hinfliegt und hat die Kontrolle über die Atombomben) und das Amt des Präsidenten (dieses kann Zwölferratskarten ziehen, die in bestimmten Situationen Boni geben können) vergeben.
Anschließend bewegt man sich pro Runde auf eines der verschiedenen Felder der Galactica oder der Colonial One und kann die dort beschriebenen Aktionen ausführen. Alternativ dazu stehen auf den Charakterblättern sowie einigen der Fertigkeits- und Zwölferratskarten verschiedene Aktionen, die der Spieler ausführen kann. Sollte der Charakter Pilot sein, kann er sich auch in das Cockpit einer Viper schwingen und auf Zylonenjagd gehen.
Nach der Aktion wird eine Krisenkarte gezogen. Diese können einen bestimmten Spieler vor eine Entscheidung (und damit vor einen Würfelwurf) stellen, der meist Auswirkungen auf eine oder mehrere der Ressourcen hat, oder einen Angriff der Zylonen darstellen, wobei dann meist mehrere Zivilschiffe und eine ganze Reihe von Zylonenschiffen auf den Plan gestellt werden. Als dritte Option kann die Karte einen sogenannten Fertigkeitscheck enthalten. Dieser hat eine Beschreibung, die meist zu einer aus der Serie bekannten Szene oder einer ganzen Episode passt. Daneben steht auf der Karte ein Wert, der die Schwierigkeit des Checks darstellt und eine Farbmarkierung, welche der fünf Fertigkeitskarten für den Check hilfreich sind. Dann wirft jeder Spieler soviele Fertigkeitskarten verdeckt auf einen Stapel, wie er will. Danach werden die hilfreichen Fertigkeitskarten (also denen, deren Farben auf der Krisenkarte abgebildet war) von den schlechten getrennt und die Zahlenwerte auf den Karten jeweils addiert. Nachdem man nun die Summe aller schlechten Karten von der Summe aller hilfreichen Karten abgezogen wurde, sollte das Ergebnis mindestens so hoch sein wie der Wert der Krise, um diese erfolgreich zu bestehen. Andernfalls gibt es negative Auswirkungen für die Flotte, die je nach Krise variieren können. Dieses Prinzip ist besonders spannend, da man die Fertigkeitskarten verdeckt dazu wirft und zwei Zufallskarten dazu gegeben werden. Man kann also nie sicher sagen, welcher Spieler welche Karten auf den Stapel geworfen hat. Trotzdem versucht man darüber herauszufinden, wer ein versteckter Zylon ist und wer nicht. Außerdem ist es immer wieder eine schwierige Entscheidung, wieviele Karten man auf den Stapel wirft, da man sich untereinander nicht konkret absprechen darf. So kann es passieren, dass man viel zu viele Karten für eine Krise ausgegeben hat, obwohl man die darauf beschriebenen Aktionen später noch für andere Sachen hätte gebrauchen können.
Auf den meisten Krisenkarten steht ein Symbol, das bedeutet, dass man weiter in der Vorbereitung für einen Sprung vorangekommen ist. Wenn man weit genug vorangeschritten ist, springt die Flotte in ein neues Gebiet, wobei der Admiral entscheidet, wohin der Sprung geht. Auf jeder Sprungkarte steht eine Zahl, die angibt, wie weit der Sprung war. Wenn man insgesamt eine Entfernung von mindestens acht erreicht hat und dann noch einen Sprung durchführt, haben die Menschen das Spiel gewonnen. Die Zylonen gewinnen dagegen, wenn eine der vier Ressourcen auf null reduziert wird, insgesamt sechs Felder auf der Galactica zerstört sind oder wenn ein Enterkommando per schweren Jäger auf der Galactica landen und auf dem Spielfeld bis zum letzten Feld für Zylonenenterkommandos vorrücken konnte.

In dem schön designten Karton findet man eine ganze Menge an Spielmaterial: einen dicken Kartonbogen, auf dem eine ganze Reihe herauslösbarer Pappmarker aufgedruckt sind, mehrere Stapel mit insgesamt fast 200 Karten in unterschiedlichen Größen und natürlich den eigentlichen Bodenplan, auf dem die Felder der Galactica, der Colonial One und der Zylonenflotte und zusätzlich noch die Schieber für die Ressourcenanzeigen aufgedruckt sind. Dann gibt es noch ein Tütchen mit insgesamt 32 kleinen Plastikraumschiffen. Diese beinhalten Viper, Raptor, Zylonenjäger und die schweren Jäger der Zylonen, die alle sehr schön gearbeitet wurden und schon ein kleiner Blickfang während des Spiels sind. Leider fehlt in dem Karton eine Möglichkeit, die Karten so zu lagern und zu transportieren, dass sie nicht durcheinanderfliegen. Hier wäre eine Kartoneinlage mit einzelnen Taschen für die Karten angebracht gewesen. Die hier verwendete Einlage nimmt sogar gut zwei Drittel des Platzes im Karton weg, weswegen die Charakterkarten nicht optimal in den Karton passen. Hier wäre eine andere Lösung wirklich angebracht gewesen.
Viele der Karten beziehen sich auf Szenen in der Serie und beinhalten dazu ein passendes Bild und ein kleines Zitat. Das spricht natürlich besonders diejenigen an, die die Serie bereits kennen, ist aber nicht Vorraussetzung um das Spiel zu verstehen. Generell fällt auf, dass sehr viele Details aus der Serie ihren Weg mit in das Spiel gefunden haben. So gibt es für Fans immer wieder kleine Aha-Erlebnisse und man kann während des Spiels viele seiner Lieblingsszenen selber meistern.
Das Spielmaterial ist sehr hochwertig und schön gearbeitet. Die Bilder und Zitate sind gut ausgewählt und die Beschreibungen auf den Karten und dem Spielplan sind gut und einfach verständlich geschrieben. Vor allem in den ersten Runden fällt allerdings auf, dass der Text auf dem Spielfeld sehr klein gedruckt wurde. Man kann ihn nur von einer Seite aus vernünftig lesen und selbst das fällt manchmal schwer. Wenn man dann noch den Spielplan vor sich auf dem Kopf liegen hat, wird es wirklich anstrengend, sollte man noch nicht die Funktion aller Felder auswendig kennen.

„BSG- das Brettspiel“ ist vom Spielverlauf sehr flexibel aufgebaut, sodass es oftmals verschiedene Möglichkeiten gibt, das Spiel zu gewinnen (zumindest, wenn man auf der Seite der Zylonen spielt). Dies macht das Spiel in der Anfangsphase noch etwas verwirrend. Man hat sehr viele verschiedene Karten, auf denen fast überall Text steht. Zusätzlich steht auch relativ viel auf dem Spielplan selbst. Und alles will gelesen und berücksichtigt werden. Dann hat jeder Spielzug viele Einzelschritte, die alle in der richtigen Reihenfolge abgehandelt werden sollen. Ganz nebenbei muss man sich noch eine Taktik zurechtlegen, wie man möglichst effektiv den Sieg der eigenen Partei voranbringen kann. Nach ein paar Spielzügen hat man jedoch die meisten Abläufe verinnerlicht, was sich auch direkt auf die Geschwindigkeit des Spiels auswirkt. Außerdem hilft das sehr gut geschriebene Handbuch mit den gut gesetzten Abbildungen und Beispielen die Regeln verständlich zu erläutern. Zusätzlich hat es eine Liste mit häufig vergessenen Regeln, was eine sehr gute Idee ist. Während des Spiels lassen sich in dem Heft einfach und schnell Regeln mit Hilfe des Registers nachschlagen. Außerdem steht auf der letzten Seite eine Zusammenfassung der wichtigsten Regeln.
Sobald man die Regeln dann aber verinnerlicht hat (was meistens noch während der ersten Runde passiert) gewinnt das Spiel erst richtig an Fahrt.
Dann kann man nach Herzenslust taktieren und intrigieren. In den Testspielen ist dabei aufgefallen, dass die Runden meist sehr langsam und beschaulich angefingen, dann aber im Spielverlauf immer dramatischer und spannender wurden, sodass man meist erleichtert aufatmen konnte, wenn zum Schluss die eigene Taktik doch noch funktionierte und die eigene Partei den Sieg davongetrug.

Ich war anfangs etwas kritisch, habe ich doch ein maues Spielprinzip hinter einer gut ziehenden Lizenz erwartet. Doch wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Die Spannung während der Testrunden konnte man praktisch über dem Spieltisch knistern spüren und die Zeit verging wie im Flug. Dabei war kein Testspiel wie das andere. Wenn man also noch in letzter Minute ein Weihnachtsgeschenk für jemanden sucht, der spannende Brettspiele mag oder ein Battlestar Galactica Fan ist, liegt man hiermit garantiert goldrichtig.

Die Rezension entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Spieleverlag.
 
Zurück
Oben Unten