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Sci-Fi / Fantasy 2012: Das Ende aller Zeiten

Tufir

Drachling
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2012: Das Ende aller Zeiten

Der deutsche Titel dieses Romans ist – wie leider nur allzu oft – nicht ganz treffend mit dem Inhalt des Buches verbunden. Im Original heißt das Buch "In the Courts of the Sun: The Sacrifice-Game" und ist der erste Teil einer Trilogie.

Schon auf der allerersten Seite des Romans wird die Zuordnung des Buches zum Science-Fiction Genre klargestellt. Es beginnt, wie viele gute Bücher mit einem Kapitel, dessen Handlung eigentlich in der zeitlichen Abfolge weiter hinten angesiedelt sein müsste. Es weckt Neugier, hebt die Spannung und macht Lust auf mehr. Also der Reihe nach: Protagonist des Buches ist Jed DeLanda - ein in Guatemala geborener Maya mit einer mathematischen Inselbegabung. Als er noch ein Kind war, wurden seine Eltern im guatemaltekischen Bürgerkrieg verschleppt und getötet. Jed landete als Pflegekind bei einer Mormonen-Familie in Utah, USA.

Aus seiner Kindheit in Guatemala hat er aber das Wissen um das "Opferspiel" mitgenommen, das ihm seine Mutter gelehrt hat. Dieses alte mesoamerikanische Brettspiel dient unter anderem auch als eine Art Orakel. Als Erwachsener arbeitet Jed gemeinsam mit einem Spieltheoretiker zusammen, der dieses Opferspiel akribisch und mit wissenschaftlicher Methodik untersucht und daraus ein Computermodell zur Katastrophenvorhersage ableitet (das aber nie wirklich dramatisch gut funktioniert). Mit der ganzen Maya-Esoterik hat Jed aber ebenso wenig am Hut wie sein Mitstreiter:

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich ungefähr seit der siebten Klasse mit diesem Datum [21.12.2012] ein gewaltiges Problem hatte. Ständig fragte mich jemand darüber aus, und ich musste erklären, dass es eine riesige Überinterpretation sei, wenn man es als Datum des Weltuntergangs bezeichnet. Der 21. Dezember sei ohne Frage ein wichtiger Tag, aber nicht notwendigerweise das Ende von irgendetwas, geschweige denn von allem. Zur großen Sache wird es nur deswegen, weil sich zu viele hochspirirtuelle Idioten herumtreiben, die tief enttäuscht sind, weil die christliche Jahrtausendwende ohne jede Katastrophe verstrichen ist und der 11. September ihre Gurus völlig überrascht hat. Also suchen sie sich einen neuen, bequemen Stichtag. Sobald die Welt endet, nehmen die Spenden an die Kirchen zu. Sie wissen schon - wozu sparen? Es ist ein uralter, ewiger Schwindel.
Wenn sie zufällig auch nur ein Achtel Indianerblut in sich haben sollten, kennen Sie das ja selbst: Diese Hohlköpfe kommen zu Ihnen und führen sich auch, als hätten sie irgendeine spirituelle Aura.
Als Jed schließlich erkennt, dass an der Sache doch etwas dran ist, benutzt er selbst das Spiel, um sich am Aktienmarkt kleine Vorteile zu verschaffen, und wird dabei und eventuell auch dadurch einigermaßen wohlhabend. Dann wird er durch eine Nachrichtenmeldung aus seinem Alltagsleben gerissen: Forscher haben einen alten Maya-Codex, der schon lange in einem Museum lag, entziffert.

Dieser Codex scheint neue Informationen über das Opferspiel zu enthalten und seine Erforschung wird von einem multinationalen Konzern (geleitet von einem Mormonen, der in deren Familienhierarchie eine hohe Position bekleidet) finanziert, die auch noch einige andere, sehr seltsame Forschungsgebiete fördert. Auch der Spieltheoretiker, mit dem Jed früher zusammengearbeitet hat, wird von dieser Firma gesponsert.

Gemeinsam mit diesem alten Spezi, und dem neuen aktualisierten Computermodell versucht Jed nun mittels des Opferspiels vorherzusehen, was an bestimmten Tagen in naher Zukunft passieren wird. Denn laut des Maya-Codex sollen der Menschheit schließlich noch diverse Katastrophen bevorstehen, bevor die Zeiten dann für immer enden..

Als sich eine der Katastrophen, die Jed prognostiziert hatte, tatsächlich ereignet, will die Firma nun alles daran setzen, herauszufinden, was sich an diesem ominösen Datum des Maya-Kalenders, dem 21.12.2012, ereignen soll. Dazu ist es aber nun doch nötig, noch mehr über das Spiel herauszufinden und darüber, wie es von den Maya in der Vergangenheit tatsächlich eingesetzt und benutzt wurde.

Hier kommt nun die tatsächliche Science-Fiction ins Spiel: die Firma der Mormonen hat nämlich eine Möglichkeit gefunden, durch die Zeit zu reisen. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um eine Zeitmaschine a la "Zurück in die Zukunft" oder "The Time Machine". D'Amato hat sich für die Zeitreise eine im Rahmen eines Science-Fiction Romans sehr wissenschaftliche Erklärung ausgedacht (im Buch werden sogar die entsprechenden Differentialgleichungen der Kerr-Newman-Metrik abgedruckt!).

Jed‘s Geist soll also in die Vergangenheit reisen und direkt bei den Maya das Opferspiel erlernen bzw. seine Fähigkeiten darin verbessern. Allerdings ist die Vergangenheit nicht ganz das, wie Jed es sich vorgestellt hatte. Oder, um es mit seinen eigenen Worten zu sagen:

Verdammt. Ich hatte erwartet, dass die Vergangenheit lässiger wäre!
Ansonsten soll hier nicht zu viel verraten werden. Das Buch ist wirklich hervorragend und sticht aus der Alltagskost anderer SF-Romane deutlich heraus. Prinzipiell könnte man das Werk durchaus auch als eine Mischung aus Science-Fiction und Historien-Roman beschreiben, denn für beide Genres ist es sehr originell ausgearbeitet und bietet weitaus mehr als einfache Durchschnittskost. Brian D’Amato schreibt darüber hinaus in der „Ich“-Form, die solche Erzählungen besonders schwierig macht und er löste diese Aufgabe sehr gut. Auch sollte man sich von den 896 Seiten nicht täuschen lassen, da der Verlag einen deutlich kleineren Schriftsatz wählte, als es sonst in Taschenbüchern üblich ist. Die Länge des Textes entspricht also durchaus einem „normalen“ Buch mit mehr als 1000 Seiten.

"2012 - Das Ende aller Zeiten" ist das ideale Buch für einen aufregenden Urlaub!

Brian D’Amato war Mitorganisator einer Ausstellung in New York, die erstmals das Medium der „virtuellen Realität“ erkundete, und seine Werke wurden unter anderem im Whitney Museum of American Art in New York ausgestellt. Er hat Artikel für Harper’s Bazar, Index, Vogue, Flash Art und Artforum geschrieben und an verschiedenen Universitäten, darunter in Yale, Kunst und Kunstgeschichte unterrichtet. Sein Debütroman „Der Preis der Schönheit“ war ein internationaler Bestseller.

Brian D’Amato lebt wahlweise in New York, Michigan oder Chikago.

Vielen Dank auch an die Verlagsgruppe Lübbe, der diese Rezension ermöglichte.

Nebenbei erwähnt:

Am 12. November 2009 starte in Deutschland der Film „2012“, den das schwäbische Actionkind Roland Emmerich als Regisseur für Sony Pictures abdrehte. Dieser Film ist an D’Amatos Buch angelehnt. In den Hauptrollen werden John Cusack, Amanda Peet, Danny Glover, Thandie Newton, Oliver Platt zu sehen sein.


 
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