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Sci-Fi / Fantasy Catalina

sonic_hedgehog

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Markus Orths' Catalina befindet sich nun schon länger in meinem Besitz, nur wie es so ist – manchmal kommt man einfach nicht dazu. Und manchmal fragt man sich danach, warum eigentlich…



Markus Orths beginnt seine Geschichte im Jahr 1585 in Spanien, im Baskenland, mit der Geburt Catalinas. Das Leben der Catalina de Erauso ist, und das ist historisch verbürgt, war ein nicht nur für die damalige Zeit ungewöhnliches. Geboren als sechstes Kind eines baskischen Geschäftsmannes sind und ihr Bruder sie seit frühester Kindheit unzertrennlich. Unzertrennlich bis zu dem Tag, als ihr Bruder nach Südamerika aufbrechen sollte. Enttäuscht, dass sie seinen Weggang nicht verhindern konnte, beschließt Catalina ins Kloster zu gehen. Doch auch das Kloster kann sie nicht halten und so flieht sei einige Zeit später nach einen Konflikt daraus. Da sie jedoch als Frau wenig Möglichkeiten sieht, unbelästigt weitere Wege zurückzulegen, fasst sie einen Beschluss, der weitreichende Folgen haben soll: Sie verkleidet sich als Mann. Als solcher verdient sie ihr Geld zuerst als Gehilfe eines Arztes, lernt kämpfen, spielen, schauspielern und erlangt schließlich die Möglichkeit eine Passage in die Kolonien zu bekomme. Anschließend bereist sie Südamerika, das sie bis dahin nur aus den Erzählungen ihres Vaters und ihres Bruders kannte. Doch auch als Mann ist das Leben nicht einfach, noch weniger, wenn man darauf achten muss, dass niemand ihre Verkleidung durchschaut. Und auch die Zeit lässt niemanden unbeschadet, weder Catalina, noch ihre Freunde und Verwandten…

Markus Orths hat sich mit der Geschichte Catalina de Erausos, aka Francisco Loyola einen interessanten Stoff aufgegriffen. Nicht nur, dass es schier unglaublich scheint, in der damaligen Zeit als Frau das Leben eines Mannes zu führen, auch so ist die Zeit der spanischen Eroberung Südamerikas eine sehr bewegte. Doch Orths hält sich nicht allein mit der Geschichte dieser Zeit auf, er erzählt auch davon, wie sehr eine Maske das Leben bestimmen kann. Auch Catalina erlebt, dass ihr die erfundene Person des Francisco bald näher ist als die verdrängte Catalina. Und der Autor schafft es, den Leser das eindrucksvoll miterleben zu lassen.

Eindrucksvoll ist auch die Art, in der Orths die Geschichte erzählt. In der Person des Chronisten bleibt er, nach allem was ich bisher recherchieren konnte, nahe an der historischen Überlieferung, schmückt jedoch auch einiges aus und würzt seinen Bericht immer wieder mit kleinen satirischen Episoden, die insbesondere auf den Katholizismus des 17. Jahrhunderts abzielen. Das alles erzählt Orths in einer fulminanten Sprache, die jedoch auch an ein paar Stellen über das Ziel hinaus geht und dann gekünstelt wirkt. Je mehr jedoch die Geschichte den Leser packt, desto weniger fällt dies ins Gewicht.

Mehr ins Gewicht fällt, das Orths Erzählung am Ende stark einbricht. Sein Hauptaugenmerk liegt sichtlich auf der Zeit, in der Catalina durch Spanien zieht und auf der Zeit, in der sie in Südamerika ihrem Bruder nachforscht. Den schnellen Anfang verzeiht man dabei dem Autor gerne, dass er jedoch auch am Ende in sehr großen Schritten voranschreitet, bis er dann (augenscheinlich mangels historischer Quellen) den Bericht relativ abrupt beendet, mag im Sinne der historischen Akkuratesse zwar angemessen sein und ist trotzdem etwas unbefriedigend. Nicht zuletzt, dass es aus dem Roman eine Art hybrid macht: Zwar schildert er nicht wie eine Novelle nur die Zeit des Umbruchs im Leben des Protagonisten und ist auch zu lang, doch führt er im Gegensatz zum typischen Roman auch nicht die Handlungsstränge wirklich zu Ende und konzentriert sich eben doch sehr auf den Umbruch im Leben Catalinas.

Insgesamt ist Catalina einer der besseren historischen Romane, die ich lesen durfte: Der Autor versucht weder, eine moderne Geschichte in ein historisches Gewand zu pressen, noch verliert er sich in Effekthascherei. Er erzählt einfach eine spannende Geschichte, die nebenbei auch die Zeit der um 1600 auferstehen lässt.
 
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