Mein älterer Cousin hatte ein neuartiges Spiel namens "Das Schwarze Auge" (damals noch ohne Nummerierung) geschenkt bekommen. Als wir einmal über das Wochenende zu Besuch waren haben wir ein beigelegtes Einstiegsabenteuer gespielt, weiß nicht mehr, was es war, außer dass ich es ziemlich blöd fand, dass man bei schwierigen Sachen eine "Probe" ablegen musste, statt einfach über die dämliche Wand zu klettern (wir haben das am Ende, wie alle Probleme, mit einer sehr sachlichen Diskussion geklärt, inklusive Hauen, Beißen und Haareziehen).
Als wir in den folgenden Sommerferien alle (mein Bruder, zwei Cousins und ich) drei Wochen bei meinen Großeltern verbracht haben hatte er es nicht dabei, aber wie haben schnell auf einem A5-Block von der Sparkasse ein eigenes System geschrieben, die Yatzee-Würfel meiner Oma zweckentfremdet und Karten von fremden Ländern gezeichnet. Ich weiß noch, dass ich ziemlich beleidigt war, weil ich bei der Charaktererschaffung eine 5 gewürfelt hatte und (ich war die jüngste) deswegen eine Zwergin spielen sollte (... sachliche Diskussion ...). Es hat dann aber doch noch ziemlich viel Spaß gemacht.
Ein Jahr später konnten wir mit einem anderen Cousin und zwei Mitschülern, dank zusammengelegtem Taschengeld, die "MERS- Abenteuer in Mittelerde"-Box in unseren Besitz bringen, die ich außerordentlich faszinierend fand, weil ich kurz vorher ein bekanntes dreibändiges grünes Buch aus der Schulbibliothek in einem Rutsch durchgelesen hatte. Die nächsten Monate haben wir damit verbracht (es müssen hunderte von Schnittchen gewesen sein, die meine Tante uns geschmiert hat), uns durch das komplette Bestiarium zu schnetzeln, weil es für Ungeheuer gegen die man vorher noch nicht gekämpft hatte doppelte Erfahrungspunkte gab. Da war auch irgendeine Rahmenhandlung, an die kann ich mich aber nicht mehr erinnern.
Man sieht: es braucht unbedingt ein mehrere hundert Seiten starkes, "realistisches" Regelwerk und einen erfahrenen Spielleiter, bevor man sich ans Rollenspielen wagen kann