Linda nickt zu Jachaels Ausführungen und begibt sich mit ihr zurück zum Tresen, wo sie sich sofort wieder, abermals mit Feder und Tinte bewaffnet, an ihre Notizen macht. "Wie gut, dass ich ein neues Buch mitgebracht habe. Hier kommt wahrlich viel zusammen." Als sie die Feder wieder absetzt, blickt sie nachdenklich auf ihre Hände, die gedankenverloren Sand über die noch feuchte Tinte streuen. Als sie nach ein paar Augenblicken diesen vorsichtig von der nun trockenen Schrift wischt und zurück in das Beutelchen sammelt - eine scheinbar recht meditative Tätigkeit für sie - setzt sie zur Antwort an.
"Mein Volk ... ich bin mir nicht sicher, ob das die der richtige Terminus für das ist, was ich und meinesgleichen sind. Über die Jahrhunderte seit damals vielleicht, aber so recht >ein Volk< ... es ist ... zwiespältig." Der Sand ist größtenteils wieder verstaut, also wischt sie geistesabwesend den restlichen Staub auf den Boden und klopft die Hände aneinander ab. Diese ruhen anschließend locker gefalten in ihrem Schoß. Ihre Stimme ist im Gegensatz zu bisher recht monoton geworden, bewahrt dennoch die angenehme Melodik einer geübten Erzählerin. "Wir entstammen einer teils freiwilligen teils erzwungenen Verbindung Sterblicher mit Wesen aus der Unterwelt, Teufeln und sogar Dämonen. Manche Sterbliche wollten Macht erringen, andere fanden sich als unfreiwilliges Ziel unheiliger Begierde wieder. Zu beginn waren wir geächtete, versklavte, Ausgeburten, Wechselbälger, Strafen der Götter ... viele Namen zieren die Anfänge unserer Geschichte. Viele tun es heute noch. Als die alten Kriege langsam in Vergessenheit gerieten, waren wir immer noch da, ebenso die Angst vor dem, was uns hervorgebracht, und die Wut darüber, was unser Erscheinen begleitet hatte."
Eine kurze Pause, ein tiefer Atemzug, straffen der Gestalt. Dann kommt ihr übliches Lächeln langsam wieder, aber mit einer Prise Wehmut. "Was blieb meinen Vorfahren übrig, als sich von seiner besten Seite zu zeigen? Entgegen unserer Ur-Abstammung können wir sehr umgänglich sein und bemühen uns ständig darum, als friedfertig wahrgenommen zu werden. Nicht, dass uns das vor den Verfehlungen anderer Sterblicher bewahren würde, nein, auch da haben wir alle überraschend viel gemein. Und unsere Erscheinung ist den meisten anderen Völkern nicht geheuer. Oft sind wir Flüchtlinge, nicht immer zu unrecht. Meine Eltern flohen als ich noch ein Baby war und stießen auf die Angst und das Vorurteil eines jungen Menschen. Wie so viele in seinem Alter wollte er sich etwas beweisen, was meine Mutter das Leben kostete. Im Gegenzug erschlug mein Vater ihn und dessen Vater den meinen."
Eine tiefe Traurigkeit beherrscht kurz ihren Ausdruck, doch dann verfliegt diese und weicht einer ganz eigenen Art von Freude und Stolz. "Die Mutter des Jungen war es, die als erste erkannte, wie falsch all das ist - Angst um der Angst willen, Hass um des Hasses willen. Sie beendete die Kette von durch Unrecht verursachtem Unrecht und die Eltern des von meinesgleichen erschlagenen Jungen nahmen mich als ihr Kind auf, die Tochter jener, die ihren Sohn erschlagen hatten. Und so wurde ich zum lebenden Beweis dafür, dass ALLES enden kann, auch das Ewige."
Sie lächelt verträumt und schüttelt dann den Kopf. "Welch ein Pathos. Die letzten Worte stammen von meinem Onkel. Er brachte mir die Kunst des Wortes bei. Aber trotz seiner Übertreibung ... er hatte Recht. Und deshalb sehe ich es als meine Aufgabe in der Welt an, Unrecht durch Wissen vorzubeugen. Hass entsteht aus Angst, Angst aus Unwissenheit."
Schließlich richtet sie ihren Blick wieder voll auf Jachael und strahlt diese an. "Was mich zu euren möglicherweise Artverwandten führt." Und mit diesen Worten beginnt auch ihr Körper wieder in vollem Umfang ihre Worte mit Gesten zu unterstreichen. "Die Elfen, oder in ihrer eigenen alten Sprache auch >Tel'Quessir< genannt, sind lange vor den Menschen die Herren der sterblichen Ebene gewesen, haben sich aber zu einem großen Teil auf eine geheimnisvolle Insel zurückgezogen oder sind in die Ebene der Fae zurückgekehrt, von denen sie abstammen. Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende, haben sich mehrere verschiedene Arten herausgebildet, grob kategorisierbar in Hochelfen (Teu' und Ar'Tel'Quessir - also Mond- und Sonnenelfen), Waldelfen (Sy'Tel'Quessir) und Dunkelelfen (Drow). Es gibt aber noch weitere Arten und Unterarten die ich jetzt nicht auswendig kenne, aber bei Interesse kann ich diese gerne für euch nachschlagen."
Wieder ein tiefes Einatmen. "Und? Gibt es hier Parallelen zu eurem Volk, den Elben? >Das alte Volk< klingt ja schon mal sehr ähnlich zu dem, was ich über die Elfen weiß." Die Feder ist sofort wieder in ihrer Hand, fast wie ein magisch herbeigerufener Gegenstand.