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Ort/Region Call of Cthulhu Wien - Dekadenz und Verfall

AchazLord

Auf Abenteuer
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Wien - Dekadenz und Verfall

Ein neuer Quellband für das beliebte Horror-Rollenspiel "Call of Cthulhu" liefert nun erstmals Hintergrundmaterial für Cthulhu im Wien der 1920er.

Das Buch hat einen klar strukturierten Aufbau, der sich in 5 Kapitel unterteilt.
Der Titel des ersten Kapitels ist "Die Stadt Wien". Dieses Kapitel beinhaltet eine ausführliche Beschreibung der Stadt Wien. Angefangen wird mit der Geschichte der Stadt, welche historisch korrekt ist und genau an der richtigen Position im Buch sitzt, sodass sie die perfekte Einleitung ist und richtig Lust auf den nachfolgenden Teil macht. Direkt darauf folgt bereits eine Beschreibung der Stadt, wobei vorallem auf die Zustände in den 1920ern eingegangen wird. Dies ist eine der größten Stärken des Kapitels, denn eine bloße Ortsbeschreibung von Wien findet man nahezu überall. Natürlich wird auch auf Wien als bloße Stadt eingegangen, jedoch nicht Haus für Haus oder Straße für Straße wie bei der "Lovecraft Country collection", sondern werden nur wichtige, besondere oder schaurige Orte genannt, welche allesamt gut ausgewählt sind und sich gut für eigene Abenteuer eignen. Außerdem wird noch auf die Umgebung von Wien (z.B. den Wienerwald) eingegangen.

Das zweite Kapitel des Buches trägt den Titel "Wiener Aspekte" und beschäftigt sich wie schon das erste Kapitel mit der Stadt Wien. Jedoch geht es hier nicht um die Örtlichkeiten von Wien, sondern um Dinge wie Gesundheitswesen, Verkehr, Polizei und "moderne" Technik in Wien. Wie das erste Kapitel ist dieses ein sehr wichtiger Teil des Buches, da hier noch die Umstände ergänzt werden und Wien nochmals vertieft wird. Zusammen mit dem ersten und dritten Kapitel ist dieses Kapitel das Kernstück des Buches.

Denn das dritte Kapitel füllt auch die letzten Lücken an benötigtem Wissen um eine Cthulhu Gruppe nach Wien zu schicken. Dieses Kapitel behandelt Wien aus der Sicht des dort lebenden Spielercharakters. Man lernt über Religion, Weltanschauung der Wiener und das allgemeine Leben in Wien. Dazu gehören Kultur und Musik, Kaffeespezialitäten in Wien, Essen und Trinken, Wiener Sprache und Wiener Lebensart.
Der zweite Teil des Kapitels trägt den für sich sprechenden Namen: "Was tun in Wien?"
Hier werden Freizeitbeschäftigungen wie etwa Museen und Bibliotheken aufgelistet. Außerdem wird auf Zeitungen, mögliche Ausflugsziele, Clubs und Einkaufsmeilen eingegangen.
Der dritte Teil ist der einzige, welcher von spieltechnischer Relevanz ist. Hier werden Berufe editiert, mit mehr oder anderem Hintergrund versehen und an Wien angepasst. Teilweise werden auch einige neue Berufe eingeführt.

Das 4te Kapitel nennt sich selbst "von Spukgestalten und Mythosumtrieben und ist eine große Inspirationsquelle für den Spielleiter. Hier werden "Aufsehen erregende" Kriminalfälle und Wiener Geschichten gelistet, welche leicht als Abenteueraufhänger oder Inspirationen genutzt werden können. Darauf wird noch der Mythos in Wien behandelt, wobei überwiegend jedoch nur "indirekter Kontakt" zum Mythos vorhanden ist. Es geht primär um Mythoswerke aus Wien, Okkultismus, Ghoule und Wiener Persönlichkeiten, welche Kontakt zum Mythos oder sonstigem besonderen Wissen haben.

Das Letzte Kapitel beinhaltet zwei Abenteuer. Auch wenn zwei Abenteuer auf den ersten Blick sehr mager für ein Cthulhu Buch wirken, so legt sich dieser erste Eindruck wieder nachdem man bemerkt hat, dass die beiden Abenteuer zusammen über 80 Seiten des Buches einnehmen. Diese Größe der Abenteuer ist unter anderem auf eine Detailverliebtheit der Abenteuer zurück zu führen. Denn es wird auf sehr viele Details eingegangen, zum Beispiel wie man eine Gruppe am besten in das Abenteuer einführt, wie die aktuelle Stimmung in Wien ist und was nach dem Abenteuer folgen könnte.
Trotzdem besitzen beide Abenteuer eine beachtliche Spiellänge und sind nicht, wie viele andere Abenteuer aus Quellbüchern, an einem Abend gespielt.
Ob man nun diese Länge der Abenteuer gut findet oder sich wieder viele kurze wünscht bleibt jedem selbst überlassen.

Wie für Cthulhu üblich ist das Buch äußerst schön aufgemacht.
Das Covermotiv wirkt wie immer sehr fremdartig und ist aus sehr vielen Motiven zusammengesetzt.
Wie gewohnt sind auch in diesem Hardcover-Buch wieder alle Illustrationen schwarz-weiss und wirken wie Fotos. Nur die Karten weichen von dem Foto-Muster ab und sind sehr ansehnlich und äußerst praktisch. Dabei sollte man vorallem die historische Rekonstruktion der Wiener Stadtkarte erwähnen, welche nicht nur sehr schön ist, sondern auch größer als die meisten Plakate ist. Sie ist ein sehr interessantes Utensil für Wien-Spielleiter und hilft außerdem dabei Wien authentisch an die Spieler zu übermitteln.

Neben den Hauptaspekten des Buches finden sich noch viele kurze Abenteuerideen, welche hier "Geschichten des Grauens" genannt werden. Diese sind meist eine Abenteuer-Inspiration oder eine Grundidee und ein beispielhafter Verlauf. Diese sind sehr ansprechend und können mit ein bisschen zusätzlicher Vorbereitung ziemlich gut gespielt werden. Jedoch sind sie quer im Buch verteilt und da es keinen Index gibt ist es nicht einfach sie zu finden, beziehungsweise wieder zu finden.

Die Absätze sind sowohl stilistisch, als auch inhaltlich perfekt gesetzt und man hat eine gewohnt hohe Qualität des Schreibstils. Nur sind die thematischen Übergänge ziemlich fließend und der fehlende Index erleichtert die Suche nach gewissen Abschnitten auch nicht gerade. Wenigstens ist die Inhaltsangabe zu Beginn des Buches ausführlich.

Im Endeffekt ist dies ein sehr interessantes und hilfreiches Cthulhu-Ergänzungsband. Zwar sind die Informationen dieses Buches auch durch ausgiebige Recherche zu erhalten, jedoch würde dies einen immens langen Zeitraum in Anspruch nehmen und nicht annährend so stimmig erscheinen wie in diesem Band. Trotz des stolzen Preises von 35€ kann man dieses Buch jedem Cthulhu-Spielleiter, der gerne etwas weiter weg vom klassischen Mythos in Arkham und co. Spielt nur wärmstens empfehlen.

Wir bedanken uns herzlich beim Pegasus-Verlag, welcher uns die Rezension dieses Buches ermöglichte.

 
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