AW: Westwind: Kapitel 1 - Ankunft
" Nein, nein, nicht heute, aber in nächster Zeit, " meinte der Nepalese. " Um unser Elysium auf uns einzustimmen, brauche ich auch einen Diener des Yang. Ich möchte uns der hiesigen Geisterwelt vorstellen und den ehrwürdigen Toten meine Aufwartung machen. Das war eigentlich schon alles.
Ach ja, eins vielleicht noch. Meine Entscheidung über die Zukunft des Elysiums ist nun gefallen. Wir werden ein Restaurant behalten, wenn auch mit einer vernünftigen Küche, ohne festgelegte Orientierung. Eine Art Talentschmiede, verstehen sie ? Keine Küchenhilfen, nur richtige Köche. Nachwuchstalente, die sich hier profilieren können.
Jede Woche ist ein anderer der Küchenchef und die Küche wechselt mit ihm. Eine Woche vietnamesisch, dann japanisch und die Woche drauf wieder Spezialitäten aus Thailand oder Nordchina. Nur eine kleine Standardkarte mit 08/15 Gerichten. Alles frisch und hausgemacht.
Dafür brauchen wir natürlich Köche. Ungefähr ein Dutzend. Einen Japaner, einen Koreaner, einen Vietnamesen, usw.
Da sie nun schon eine Weile hier sind, dachte ich mir, sie könnten in dieser Sache vielleicht etwas helfen. Die Umbauten werden größtenteils oberflächlicher Natur sein und somit schnell fertig. Wir sollten also schon nächste Woche die Neueröffnung feiern können. Es wäre nicht schlecht, wenn wir bis dahin schon 5 oder 6 brauchbare Köche hätten. Kellner sollten kein Problem sein... "
So verlief das Gespräch und war in einer knappen halben Stunde erledigt. Es wurde also langsam Zeit für die eigentliche Arbeit.
" Miyuki, " schnitt Takari's ruhige, tiefe Stimme durch die Stille des Restaurants, " ich bin in ein zwei Stunden zurück. Du wirst solange die Fähigkeiten dieser Leute überprüfen und sie kochen lassen. Die Unfähigen werden hier keine Zukunft haben. "
Diese Eröffnung ließ die Angestellten ziemlich schlucken, dachten sie doch noch an die Toten. Es sah ganz so aus, als sei schlecht kochen keine Option.
Mit einer beiläufigen Handbewegung erschuf die Knochenblume einen Schatten aus dunkler Energie, in Form eines großen Hundes, den Takari zur Begrüßung hinter den tiefschwarzen Ohren kraulte.
" Du paßt hier solange auf, mein Junge, " sagte er zu dem Yin-Wesen.
" Ja, Herr, " antwortete dieses mit kalter, verzerrter Stimme und sein unnatürlicher Atem kondensierte dabei, wie im tiefsten Winter.
" Und sogar sie können noch nützlich sein, DiMaggio. "
Der Nosferatu wußte nicht, was er davon halten sollte und lächelte noch etwas unsicher.
" Wollen wir doch mal sehen, was sie so zubereiten können. "
Man mußte ihm zugute halten, das er nicht wie wild herumstrampelte und auch keinen sonstigen Aufstand machte. Wang Yu hatte mit seinem Exempel an Harry DiMaggio's Brut offenbar Erfolg gehabt und so entzog Takari dem Vampir einen Teil seiner Energien, um sich selbst zu stärken.
Und es schmeckte gut.
Dann verließ er das Restaurant, den geschwächten DiMaggio, die restlichen Angestellten und Miyuki zurücklassend, um ein paar wichtigeren Leuten hallo zu sagen. Es bestand kein Zweifel daran, das dieser Besuch gemacht werden mußte und auch nicht daran, das ihn Takari machen mußte, das Problem war nur, das die Knochenblume nicht wußte, wer ihn empfangen würde und wie.
Es dauerte nicht lange und Takari hatte einen kleinen Schrein gefunden, der wie für ihn gemacht schien. Vier schwarze Buddhas mit goldenen Gewändern, die aus ihrem Vorhang aus Duftrauch heraus nach Westen schauten, thronten über einer kleinen Ansammlung leicht welker Blumen, die jemand anläßlich einer Beerdigung dort hingelegt hatte.
Deutlicher konnte ein Zeichen kaum sein.
Hier war genau der richtige Ort, um den Geistern seinen Respekt zu bezeugen. Allerdings war es viel höflicher, sie selbst zu besuchen, als sie in arroganter Anwandlung in die Welt der Sterblichen zu zitieren. Diesen Fehler machten viele der jüngeren Knochenblumen.
Takari konzentrierte sich, in einem unbeobachteten Augenblick verwandelte er seinen Körper in ein Miasma schwarzer Yin-Energie und betrat die Welt der Toten.
Still war es hier und sah ganz anders aus, als der Nepalese es von zu Hause gewohnt war. Der Schrein war auch hier präsent, was ein Zeichen dafür war, das er wirklich benutzt wurde und keine Touristenattraktion war.
Sein dunkler Astralkörper kniete vor dem Schrein nieder und fing an zu beten. Lang demütig und höflich bat er um Führung und berief sich auf die 24 vorzeitigen Buddhas.
Dipamkara, Kondanna, Mangala, Sumana, Revata, Sobhita, Anomadassi, Paduma, Narada, Padumuttara, Sumadha, Sujata, Piyadassi, Atthadassi, Dhammadassi, Siddhattha, Tissa, Phussa, Vipassi, Sikhi, Vessabhu, Kakusanda, Konagammana, Kassapa und Gotama.
Er rief sie nicht nur in pali an, sondern auch in sanskrit und chinesisch.
Daraufhin folgte die ausführliche Anrufung der Acht Großen Bodhisattvas des Mahayana.
Manjushri, Vajrapani, Padmapani, Maitreya, Ksitigarbha, Nirvanaviskambin, Akashagarbha und Samantabhadra.
Takari war gerade dabei Maitreya, den Buddha der Zukunft, zum dritten Mal, diesmal chinesisch, um einen Führer für den Westen zu bitten, da hört er endlich eine Stimme.
Allerdings sagt sie nicht die selben Sachen, die ein Geist zu Hause sagen würde.
" Ist ja gut, ist ja gut. Ich bin ja schon da. Grundgütiger kannst du seiern. Sag mal, kaust du einem immer so die Ohren ab ? Also wenn ja, dann ist das Erste, was du dir mal merken kannst, KOMM AUF DEN PUNKT !
Ist ja eine hübsche Show und alles, aber hier tust du echt keinem einen Gefallen, mit dem langatmigen Traditionskram.
Ach ja, ich bin Lee Jun Fan und hab den Kurzen gezogen. Das macht mich dann wohl zu deinem Führer in der hiesigen Geisterwelt.
Also gut, dann schieß mal los. Was hast du für Probleme ?
Und versuch dich kurz zu fassen, ja. "
Die Stimme gehörte zu einem jungen Mann in moderner Kleidung mit Sonnenbrille, der aus dem Dunkel hinter dem Schrein aufgetaucht war. Offenbar war das Aussehen der Geister im Westen genauso andersartig wie ihr Benehmen.