AW: Wann und warum und wieviel KP-Abzüge
Voltan im Thread Zwölfgötterpantheon schrieb:
Und genau da bekommt das "KP-Abzugsprinzip" in meinen Augen einen Knick. Warum sollte jemals ein Geweihter in Aventurien von seinem Weg abkommen, wenn er es SOFORT aufgrund geringerer KP oder schwererer Regeneration derselben, spürt???
Leider habe ich mal wieder kein Regelwerk zur Hand, allerdings bin ich mir auch ohne nachzuschlagen bei folgender Behauptung relativ sicher:
Karmaenergie regeneriert sich nicht wie Lebensenergie oder Astralenergie einfach durch eine Pause, sondern doch nur nach Rückzug an einen einsamen Ort (möglichst wohl einen tempel o.ä.) und dortige Meditation. Und damit gibt es aus aventurischer Sicht viele Gründe für ein Scheitern dieser Regeneration. Der Geweihte muss nicht immer sofort darauf schließen, dass er etwas falsch macht und was.
Bleiben wir beim Beispiel des Inquisitors:
Da er inzwischen in seiner Verblendung soweit ist, dass er neben "bösen" Hexen auch unschuldige Hexen und Normalsterbliche verfolgt, hat er Nähe zu Praios eingebüst und bekommt daher weniger Karmaenergie regeneriert. Soweit unsere Sicht, für ihn mag sich das aber anders darstellen:
Er merkt nur, dass er während seiner Meditationen nicht in der Lage ist, dieselbe Nähe zu Praios zu fühlen wie früher. Daraus schließt er, dass irgendwas falsch ist, irgendetwas beschäftigt ihn dermaßen, dass er sich nicth fallen lassen kann. Eben da er so verbohrt ist, wird er doch nicht schließen, dass sein Handeln falsch ist, er wird doch wohl eher davon ausgehen, dass die unerledigten Aufgaben seine Konzentration stören und er erst sein Werk vollenden muss.
Voltan schrieb:
Gibt es in Aventurien keine Geweihten, die mit sich selbst hadern? Die sich nicht sicher sind, ob sie ihrem Gott wirklich und wahrhaftig dienen, oder ihm zuwider handeln? Die einfach zweifeln?
Doch, natürlich gibt es die - gerade bei obigem Modell:
Der Geweihte merkt, dass sich nicht mehr dieselbe Nähe zu seinem Gott einstellen will wie früher - aber warum? Neben obigen Überlegungen sollte man auch noch bedenken:
Egal, was der Fehler des Geweihten ist, für den sein Gott ihn bestraft, er wird den lieben langen Tag auch noch viele ander Dinge tun. Und von jedem dieser Dinge (außer den profansten) könnte er vermuten, dass sie das Missfallen seines Gottes erregen. Ich gehe aber davon aus, dass er erst am Ende eines langen Erkenntnisprozesses den richtigen Schluss zieht. Wenn er sofort auf seinen wirklichen Fehler kommt, dann muss er vorher schon eine starke Ahnung gehabt haben, dass sein Handeln nicht ganz koscher ist. Und was ist das für ein Geweihter, der es dann trotzdem macht. Wenn er zweifelt, ob seine Pläne gut sind, würde ein guter Geweihter im Gebet und im Gespräch versuchen, den Willen seines Gottes zu ergründen.
Gerade am Beispiel des Inquisitors lässt sich das schön zeigen:
Er hat ja nun nicht beim Feierabendbierchen beschlossen, dass er ab morgen Hexen verbrennt um zu sehen, was Praios sagt, sonder er hat damit angefangen, weil er sich sicher ist, den Willen Praios damit auszuführen. Vermutlich sieht er darin seinen besonderen Auftrag. Da wird er bei Regenerationsproblemen zuerst an allem möglichen zweifenl, aber doch nicht daran.
Und damit ergäbe sich - wenn wir das auf die Ebene des Spielercharakters runterbrechen - eine wunderbare Möglichkeit zum Rollenspiel. Auch der Spielercharakter sollte, selbst wenn es dem Spieler klar ist, nicht wissen, warum sein Gott ihn straft - aber strafen sollte er ihn trotzdem und der Charakter sollte mit all den zweifeln geführt werden, die Du einforderst. Das ist dann gute trennung von Spieler- und Charakterwissen.
Geweihte zu spielen ist eben schwerer als das Spielen von Laien - und Geweihter zu sein ist, wie schon Siegfried ausführte, sicher kein Zuckerschlecken. Und sei es nur, weil Laien leichter und problemloser irren können und dürfen.