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Sonstiges W. - Ein missverstandenes Leben

Nahema

Neubürgerlich
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Nach dem Flopp von "Alexander" im Jahr 2004 war es ein wenig still um den Regisseur Oliver Stone ("JFK - Tatort Dallas" und "Nixon") geworden. Pünktlich zur Amtseinführung von Barack Obama erschien nun sein Biopic "W. - ein missverstandenes Leben" auf dem DVD-Markt. Und wieder richtet er sein Augenmerk auf das Leben eines Präsidenten, dem zum Drehzeitpunkt noch amtierenden George Walker Bush.


Der Film skizziert zum einen Bushs ausschweifende jungen Jahre ab 1966, thematisiert seine Alkoholprobleme ebenso wie sein schwieriges Eltern-Sohn-Verhältnis. Die Begegnung mit seiner späteren Ehefrau, der bildungspolitisch interessierten Laura Welch (Elizabeth Banks) und sein Weg zu den christlichen Methodisten bringen eine neue Zielstrebigkeit in sein Leben, die ihn schließlich über den texanischen Gouverneursposten bis ins Präsidentenamt treibt.
Der zweite Erzählstrang von „W.“ beginnt in der Zeit nach dem 11. September 2001 und dreht sich vornehmlich um den amerikanischen Einmarsch im Irak und seine Folgen für das Image Amerikas und Bushs in der Weltöffentlichkeit.

Zuerst einmal wartet „W. – Ein missverstandenes Leben“ mit einem großartigen Schauspielerensemble auf. Allen voran Josh Brolin in der Titelrolle („No Country for Old Men“) gelingt es den Darstellern, in der Verkörperung ihrer Figuren karikative Züge zu vermeiden und authentisch zu bleiben.
Auf technischer Ebene sind Optik und Kameraführung immer gut anzusehen, die Musik ist nie zu aufdringlich, der Ton auf qualitativ hohem Niveau. Einzig die deutsche Synchronisation wirkt manchmal ein bisschen unorganisch, was schade ist, da die Dialogszenen das Herzstück des Filmes darstellen.
Inhaltlich macht der Film einen runden, gut recherchierten Eindruck, auch, wenn es nicht viel Neues zu hören gibt. Die noch immer umstrittene Frage, inwiefern Bush um das Nichtvorhandensein von Massenvernichtungswaffen im Irak Bescheid wusste, wird mit einem Nein beantwortet. Angenehmer wäre es vermutlich gewesen, diese offen stehen zu lassen, ohne eine Entscheidung zu fällen.
Welche Aussage mit „W.“ transportiert werden soll ist nicht leicht zu beantworten. So ambivalent Oliver Stone zu George W. Bush stand (Er war zum einen ein früherer Kommilitone des Expräsidenten, stand aber nie hinter dessen Politik), so zwiespältig ist auch das Werk. Wer nach einem Blick auf das DVD-Cover (Die Hauptfigur lümmelt auf dem Präsidentenpult herum) eine scharfe Abrechnung mit der „Ära Bush“ erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Zwar gibt es satirisch anmutende Momente. Wie zum Beispiel die Diskussion des Regierungsstabes um die Medienwirksamkeit des Begriffes „Achse des Bösen“. Oder Bushs Verzicht auf Süßigkeiten, um seinen Beistand gegenüber den amerikanischen Soldaten im Kriegsgebiet zu symbolisieren. Insgesamt bleibt alles aber relativ brav, läuft manchmal sogar Gefahr, Entschuldigungen für das politische Unvermögen Bushs zu liefern. Zum Beispiel wenn immer wieder der durch den Vater (James Cromwell) ausgeübte Leistungsdruck aufgezeigt wird, unter welchem der Film-George W. zu leiden hat.

Als Extras sind auf der DVD neben Trailern und Fotogalerien auch Biografien zu Regie und Darstellern zu finden. Ebenso einige interessante Interviews mit denselben, welche ein bisschen mehr Aufschluss über Stones Intention geben, „W.“ so zu zeigen, wie er es getan hat – Es gehe ihm nicht darum, George W. Bush mit seinem Biopic zu schaden oder ihn zu entschuldigen. „Sie können seine Politik trotzdem hassen, den Menschen hassen, aber sie werden ihn verstehen.“

Richtig ist, dass „W. – Ein missverstandenes Leben“ erstaunlich objektiv bleibt und kein Urteil fällt. Dies ist gleichzeitig eine Stärke wie Schwäche des Filmes. Dem Klappentext „Ein überaus provokantes und jederzeit überraschendes Biopic“ wird er in jedem Fall nicht gerecht. Etwas mehr Mut zur Polarisierung wäre wünschenswert gewesen. Das Gesamturteil bleibt Dank schauspielerischer Hochleistung „zufriedenstellend“.
 
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